Paul Gallico – Schiffbruch

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    Inhalt: Technische Mängel und Fehler eines unerfahrenen und von seinen Reedern unter Druck gesetzten Kapitäns sind Auslöser einer Katastrophe. Auf einer Weihnachtskreuzfahrt kentert das kombinierte Fracht- und Passagierschiff S. S. Poseidon im Atlantik. Die Passagiere, die sich im Speisesaal befanden, wegen allgemeiner Seekrankheit sind das nicht allzuviele, überleben, alles in den höher gelegenen Decks wird sofort überflutet, die Menschen dort, inklusive der Offiziere des Schiffes auf der Brücke, haben keine Chance. Im Restaurant übernimmt der Geistliche Frank Scott, vormals bekannter Sportler, die Initiative. Er schart ein paar andere Passagiere um sich, die bereit sind, ihm auf dem Weg nach „oben“, also zum Kiel hin, zu folgen. Denn wenn Hilfe kommt, bevor das Schiff absäuft, dann kann sie nur über der Wasserlinie und nur dort wirksam werden, wo die doppelte Außenhaut zu einer einfachen wird: ganz am Bug oder am Heck. Der Weg durch das zerstörte Schiff ist nicht einfach, zumal auch die Sinne der Menschen dadurch verwirrt werden, daß alles auf dem Kopf steht, Treppen sind unter diesen Bedingungen nicht mehr benutzbar. Unter Scotts Führung kämpft sich das runde Dutzend Menschen durchs Schiff, Verluste sind zu beklagen. Und die Hoffnung auf Rettung ist trotz allem nur vage ...



    Meine Meinung: Schwierigkeiten über Schwierigkeiten häufen sich vor dem überlebenswiligen Trupp, was angesichts der äußeren Umstände keineswegs verwundert. Das gilt eher schon für die Durchhaltekraft, die hier allgemein von Rentnern, Bürohengsten und ähnlich verweichlichten Typen bewiesen wird. Daß Lebensgefahr besondere Kräfte freisetzt, ist sicher richtig, aber das ein oder andere Mal habe ich hier doch ungläubig mit dem Kopf geschüttelt.


    Interessanter als der eigentliche Weg war es aber, das Verhalten dieser Menschen in einer solchen Extremsituationen zu beobachten, eine psychologische Studie mit einer an sich gut gewählten Kombination von „ganz normalen“ Leuten. Dabei kann man sich auch gut fragen, wie man selbst wohl reagieren würde, auch wenn die Frage in letzter Konsequenz während des Lesens natürlich nicht beantwortet werden kann. Ein bißchen übertrieben hat Gallico für meinen Geschmack mit dem Anführer Frank Scott, der nicht nur einem durchtrainierten Superman-Körper aufweist auch noch ein bezwingender Anführer und geschickter Psychologe ist. Er hat zwar ein etwas merkwürdiges Verhältnis zu seinem Gott, das auch Gallico mehr als einmal mit dem zwischen Sportler und Trainer vergleicht, und das auch Scotts Begleiter irritiert, aber das führt dann auch zu einem recht logischen Ende für ihn. Ohne etwas darüber verraten zu wollen, muß ich aber auch sagen, daß ich das Ende insgesamt betrachtet als eher unstimmig empfand. Vor allem dafür gibt es einen deutlichen Abzug und deshalb


    3ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Hi!


    An das Buch kann ich mich noch erinnern, ich habe es wohl im Alter von 15 oder 16 Jahren mal ein einem Ferienhaus gelesen, wo es im Bücherregal rumlag. Ich fand es damals total spannend und faszinierend - eine Welt, in der alles auf dem Kopf steht und die daraus entstehenden Schwierigkeiten haben mir (neben der Spannung, dass die Gruppe es doch nicht an den rettenden Ort schafft) ein paar vergnügliche Lesestunden beschert.


    Mit 17 Lesejahren mehr auf dem Buckel (also heute) würde ich mich Aldawens Wertung von drei Ratten wahrscheinlich anschliessen. Superman Scott ging mir damals zwar nicht auf die Nerven - da war ich noch voller Bewunderung für (unrealistische) Helden in Romanen -, aber heute würde er es garantiert tun :smile:


    Lieber Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Nach einer Monsterwelle treibt ein Kreuzfahrtschiff kieloben im Meer. Eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von Menschen macht sich auf, um unter der Führung eines Priesters den Weg nach draußen zu finden. Unter dem psychischen und physischen Druck kommen dabei alle an ihre Grenzen.


    Gleich am Anfang fällt auf, dass das Buch für einen Thriller stilistisch ungewohnt ausgefeilt formuliert ist. Es ist also möglich, auch ohne ständig wiederkehrende kurze Sätze Spannung aufzubauen :zwinker:. Und Spannung kommt genügend auf, nicht nur durch die äußeren Bedrohungen des auf dem Kopf treibenden Schiffes, sondern vor allem auch, weil die in die Enge getriebenen Passagiere vor Probleme gestellt werden, die über Leben und Tod entscheiden können. Frank Scott, ein ehemaliger Football-Star, der jetzt Priester ist, hat die Führung der Gruppe übernommen und sich in den Kopf gesetzt, jeden einzelnen von ihnen in den rettenden Schacht der Antriebswelle zu führen. Das bedeutet, dass alle warten und zusammenhelfen müssen, damit auch die Schwächeren unter ihnen nicht zurückbleiben müssen. Manche haben damit ein Problem und müssen ihren Egoismus bekämpfen, andere wachsen dabei über sich selbst hinaus.


    Die psychologische Seite der Geschichte gefiel mir fast noch besser als das waghalsige Rettungsunternehmen. Da auf über 360 Seiten ein Zeitraum von nur wenigen Stunden geschildert wird, bleiben viele Gelegenheiten, auf die einzelnen Passagiere und ihr Seelenleben einzugehen. Auch für viele Details der Katastrophe selbst bleibt viel Raum, so dass ein gutes Bild von den Verhältnissen an Bord entsteht. Die Unwahrscheinlichkeit, wie manche der Hürden überwunden wurden, kritisiere ich weniger, dafür störten mich einige Charaktere, die sehr unrealistisch erschienen. Allen voran Frank Scott, dessen Beweggründe, Priester zu werden, nicht aufgedeckt wurden. Vor diesem unklaren Hintergrund empfand ich sein Handeln unverständlich. Aber der Großteil der anderen Schiffbrüchigen waren ganz normale Menschen, in die ich mich gut hineinversetzen konnte.


    4ratten


    Rein zufällig kam in den Tagen, als ich das Buch las, die Verfilmung unter dem Titel "Poseidon" von Wolfgang Petersen im Fernsehen. Abgesehen von dem Grundgedanken des gekenterten Schiffes hat sie in Bezug auf die Personen und diversen Geschehnisse keine Gemeinsamkeiten mit dem Buch. Aber auch der Film war spannend. Hollywood eben.

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()