[Indien] Aravind Adiga - Der weiße Tiger

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  • Aravind Adiga - Der weiße Tiger (The white tiger)


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    Der Autor
    Aravind Adiga wurde 1974 in Chennai, Indien geboren. Er arbeitet als Journalist und Schriftsteller. Sein erster Roman, "Der weiße Tiger", gewann 2008 den Booker Prize


    Inhalt
    Balram Halwai schreibt in sieben aufeinanderfolgenden Nächten Briefe an den Premierminister Chinas, in denen er ihm das Leben in Indien erklärt und gleichzeitig seine eigene Geschichte erzählt, wie er von einem Sklaven zu einem reichen Mann mit einer eigenen Firma wurde.


    Meine Meinung
    Balram Halwai ist sicherlich kein großer Sympathieträger, sondern ein rücksichtsloser Geschäftsmann, der nur an sich selbst denkt und dabei weder Rücksicht auf seine Familie nimmt, noch auf seinen gutmütigen Arbeitgeber, durch den es ihm erst möglich war, aus seinem Geburtsort zu entfliehen und nach Delhi zu kommen. Und doch erzählt er sehr spannend und mitreißend und immer mit einem leicht ironischen Unterton seine Geschichte.


    Durch die Tatsache, dass der Erzähler an einen Ausländer, in diesem Fall den Premierminister von China, schreibt, wird auch uns als Leser viel erklärt, was wir noch nicht über Indien wussten. Sei es über das Kastenwesen, die verschiedenen Religionen oder die Demokratie, die in Indien etwas anders funktioniert, als bei uns im Westen.


    Aravind Adiga zeichnet ein Bild von Indien, das nicht ganz mit der glitzernden, schillernden bunten Welt von Bollywood übereinstimmt. Balram Halwai ist dabei einer der wenigen, der vom "Indien der Dunkelheit", der Welt der Sklaven, Armut, Prostitution, in das "Indien des Lichts" gelangen kann, in die Welt der Reichen, in die Welt derer, die genug Geld haben, um durch Bestechung alle auf ihre Seite zu ziehen.


    Fazit: Ein interessantes Buch für alle, die sich für Indien interessieren und eine etwas andere "vom Tellerwäscher zum Millionär"-Geschichte lesen wollen.
    4ratten




    P.S. Ich hoffe ich habe die neue Definition von "Weltliteratur" richtig verstanden und das Buch zu Recht hier eingeordnet. Ansonsten bitte verschieben :winken:


    [size=1]Land im Betreff ergänzt. LG, Saltanah[/size]

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • An dem Tag, an dem Balram Halwai aus der Schule genommen wurde, wurde der Junge als Phänomen bezeichnet: Als weissen Tiger.
    Doch sieht es nicht so aus, als ob aus dem Jungen aus ärmlichen Verhältnissen etwas Grossartiges wird, jedoch hat niemand damit gerechnet, dass mehr in Balram steckt. Mit dem letzten Geld der Familie macht er den Führerschein und schafft es tatsächlich, Fahrer einer hoch angesehenen Familie zu werden! Bald fährt esr sogar durch die Grossstadt.
    Aber Balram will mehr. Er will frei sein!

    Aravind Adiga erzählt seine Geschichte des "white tiger" aus Balrams Sicht und in Form mehrerer E-Mails, die Balram dem Premierminister Chinas schickt, da dieser Geschichten von indischen Unternehmen hören möchte.
    Balram erzählt seine Lebensgeschichte pur und unverblümt, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Man erfährt einiges über Indien und dessen Gesellschaft, was die Politiker und Reiseanbieter wahrscheinlich am liebsten verschweigen würden.

    Die Sprache ist sehr ironisch und es wird nichts verschönt. Wer über fortgeschrittene Englischkenntnisse verfügt, kann das Buch lesen, wird jedoch über einige Wörter stolpern, die uns unbekannt sind.

    Wer ein reales Bild vom Indien im 21. Jahrhundert erleben möchte, soll zuallererst zu diesem Buch greifen. Jedem Indienreisenden sei es sehr ans Herz gelegt, zeigt es doch auch die dunklen Seite des Landes und vor allem die Unterschiede der Ballungszentren und der Grossstädte.
    Auch niemand, der sich für die gesellschaftlichen Unterschiede in dieser Welt interessiert, soll sich dieses Buch entgehen lassen.
    Ein empfehlenswertes und eindringliches Stück Literatur!


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    4ratten

    //Grösser ist doof//

  • Balram stammt aus einer armen Familie vom Land und als die finanziellen Verhältnisse sich mal wieder verschlechtern wird er von der Schule genommen und muss arbeiten. Eine Uniform zu tragen ist sein Karrierewunsch und er schafft es tatsächlich fahren zu lernen und eine Anstellung als Chauffeur zu finden. Doch durch das „zusammenleben“ mit den Reichen wird ihm langsam klar, dass er nicht länger Diener sein will, sondern ein freier Mann, mit genügend Geld, um unabhängig zu sein.


    Sein Leben erzählt Balram als Rückblick, er ist Geschäftsmann und schreibt das ganze an den chinesischen Ministerpräsidenten, der demnächst Indien besuchen soll. Dieser Punkt gefiel mir am schlechtesten am ganzen Buch, die Rahmenhandlung mit dem ganzen „Sie in China“ und „Wir in Indien“ fand ich vollkommen überflüssig, die ganze Geschichte hätte er auch sonst jemandem erzählen als Erbe hinterlassen können.


    Ansonsten zeichnet Adiga mit dieser Erfolgsgeschichte ein ziemlich umfassendes Bild eines modernen Indien, in dem sich unter der modernen Tünche feudalherrschaftliches Denken auf beiden Seiten verbirgt und die unteren Klassen selbst über die Einhaltung der Grenzen wachen und auch Abweichlertum nicht bewundert, sondern eher verachtet wird.


    4ratten



    Wer ein noch umfassenderes Bild von Indien haben will, dem kann ich übrigens das deutlich(!) längere und auch andere Religionen beinhaltende Vikram Chandra - Der Pate von Bombay empfehlen, an das ich mich hier ab und zu erinnert fühlte.

  • Ein zynisches Buch, in dem der Blick des Lesenden auf die dunkle Seite Indiens gelenkt wird, obwohl es um eine Erfolgsgeschichte geht. So viel Fokus auf das Schlechte der Welt, das Schlechte im Menschen hat mich schnell frustriert. Jede Person ist laut Erzähler nur auf den eigenen Vorteil bedacht oder zu sehr in den vorherrschenden Strukturen gefangen, um ein selbstbestimmtes und vor allem glückliches Leben zu führen. Die Stimme des Erzählers ist abwertend und sein Blick auf Andere von Vorurteilen geprägt. Dabei stellt er sich als anders dar - natürlich als besseren Menschen.

    Passend zum Inhalt sowie den Charakteren zeichnet sich der Erzählstil durch Grobheit aus. Nicht unbedingt im Sinne von "vulgär", sondern tatsächlich durch fehlende Feinheiten der Formulierungen. Einen subtilen, gesellschaftskritischen Blick oder Humor habe ich, im Gegensatz zu anderen Rezensenten (oder der Booker Prize Jury), leider nicht gefunden.


    Irritiert war ich, als ich der Vita des Autors entnahm, wie gut behütet und westlich geprägt er scheinbar aufgewachsen ist. Als Journalist befasst er sich mit Finanzthemen. Umso mehr klingen die Klischees für mich nun genau danach: Klischees, beobachtet von einem Außenstehenden. Es wirkt gar nicht mehr so mutig, ein "ehrliches" Bild von Indien zu zeichnen und all die Unzulänglichkeiten aufzuzeigen, wenn man selbst auf der Sonnenseite lebt.


    2ratten

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges