J. R. R. Tolkien - Der kleine Hobbit

Es gibt 49 Antworten in diesem Thema, welches 14.746 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Imperator T. Validior.

  • Wieso nicht? Das, was ich am "Hobbit" und seinen Nachfolgern so bewundere, ist die enorme Vielschichtigkeit. Man kann ihn fünfmal lesen und entdeckt immer wieder neue Aspekte, die einem bisher entgangen waren. Die Sache mit der Drossel ist ein Element, das ich noch immer nicht so recht verstehe. Die Mondphase und der Durinstag sind nachvollziehbar, wenn auch sehr zufalls- und wetterbedingt - aber wie kommt die Drossel ins Spiel? Hat Thrain ihre Urahnen eigens dafür abgerichtet, am Durinstag vor Ort zu stehen und Schnecken auf Steine zu hämmern, und sie haben das über Generationen weitergegeben? Steckt Gandalf dahinter? Oder interpretiere ich einfach zu viel hinein?

    &quot;Cessent iam nunc rapaces officialium manus, cessent inquam!&quot;<br />&quot;Zurück, ihr gierigen Beamtenhände, zurück, sag ich!&quot;<br />&nbsp;&nbsp; - Konstantin der Große

  • Dein "Wieso nicht" interpretiere ich jetzt mal so, dass du meinst, auf die Hintergrundinfos käme es an.


    Naja, das kann man so und so sehen. Ich stimme dir zu, dass es interessant ist und manche Dinge besser nachvollziehbar bzw. erklärbar sind, wenn man Hintergrundwissen hat. Da beneide ich dich auch zumindest ein wenig drum.


    Aber das schöne an einer Leserunde ist für mich gerade, dass man sich auch und gerade über seine Eindrücke und Gefühle beim Lesen austauscht. Und das fehlte mir an deinen Ausführungen bislang.



    Zum Thema Drossel:
    Da hatte ich wohl auch die Botschaft mit den Mondbuchstaben nicht intensiv genug gelesen :redface:
    Vielleicht fällt mir zu deinen Überlegungen was ein, wenn ich das nochmal lese - aber erst heute nachmittag im Zug :zwinker:
    Die Drossel an sich gilt aber nicht als Vogel mit besonderen Botschaften wie es Krähen oder Raben sind, oder? Ich bin in dem Bereich etwas blank *grübel*

    LG<br />Anne


  • Beorn ist eigentlich ein typischer Berserker. Im HdR kann er nicht vorkommen, weil der 70 Jahre später spielt und Beorn da natürlicherweise tot ist, aber wir hören von seinen illustren Nachfahren, den Beorningern. (Wer mag diesen merkwürdigen Gesellen wohl geheiratet haben?)


    Genau, die Nachkommen. Habe mich auch gefragt, wo die wohl herkommen. Vielleicht hat sich Beorn durch zellteilung wie eine Amöbe vermehrt.


    Die Darstellung der Elben im "Hobbit" finde ich ganz anders als in "HdR" (soweit ich mich an "HdR" erinnere). Hier sind sie irgendwie verspielter. Ich kann sie nicht ganz ernst nehmen. Im "Herrn der Ringe" fand ich sie erhabener, ernster, überlegener. So wie Elben eben sein müssen :smile: .
    Ich lese zur Zeit ein SF-Buch, in dem Weltraumelfen vorkommen. Muss sie immer wieder mit den tolkienschen Elben vergleichen :smile: .


    ***
    Aeria

  • Das mit den Elben ist mir auch so vorgekommen.
    Ich hab mir das damit erklärt, dass es sich um verschiedene Elbenstämme handeln könnte, aber im Nachhinein ist mir eingefallen, dass die Waldelben auch im HdR auftauchen. Also ist meine Erklärung geplatzt :breitgrins:



    Im Übrigen bin ich seit dem Wochenende fertig


    An die "Auflösung" der ganzen Geschichte konnte ich mich sogar noch erinnern. Von Einzelheiten mal abgesehen :zwinker:
    Warum muss es bei Tolkien eigentlich immer ne Schlacht geben? Die gesamte Erzählung ist so poetisch und dann wird es zum Schluss doch noch arg blutrünstig *schüttel*


    Ich muss gestehen, dass mir Gandalf gar nicht mehr so sympathisch ist. Er erscheint immer wie von Zauberhand *kicher* und ist dann ach so allwissend :rollen: Boah, so Leute kann ich nicht leiden.


    Die Gier der Zwerge nach dem Schatz, besonders als sie ihn dann hatten, und auch das Verhalten von Bilbo dem Gold gegenüber erinnerte mich schon an die Wirkung des Rings im HdR. Diese Wirkung an sich scheint hier ja noch nicht gegenüber Bilbo zum Tragen gekommen zu sein, auch wenn er den Ring ja oft und länger aufgezogen hatte. Seltsam eigentlich............


    Insgesamt hat das Buch - soweit ich mich erinnern kann - diesmal ein gespalteneres Gefühl zurückgelassen als bei der Erstlektüre. Nur erklären kann ich das noch nicht genau.

    LG<br />Anne

  • Es gibt im HdR ja nur einen Waldelben, Legolas, und der ist ein Edelmann - und laut "Nachrichten aus Mittelerde" obendrein ein Grauelb von Geblüt, dessen Opa sich nur selber zum Chef aller Waldelben ernannt hat! Dass er sich da zivilisierter benimmt als seine Landsleute, liegt also auf der Hand: Es gibt schließlich sowas wie eine völkische Elite unter den Elben. Und im übrigen steht ihm ja auch ein Lernprozess bevor, was den Umgang mit Zwergen betrifft.


    Die Gier ist natürlich mit der nach dem Ring verwandt, in meinen Augen aber noch mehr mit der nach den Silmarilli im "Silmarillion". Der Arkenstein kam mir eigentlich wie ein Selbstplagiat vor, in dem Tolkien sein damals längst existierendes Silmaril-Motiv recycelt hat. Vergessen wir auch nicht den verfluchten Nibelungenhort - da dürfte die Gier nach Drachengold wohl ursprünglich herstammen?


    Na denn, auf zum HdR! Nachdem ich ihn auf Deutsch und Englisch schon kenne, versuche ich es diesmal auf Slowenisch. Meine Frau behauptet, es sei eine absolut meisterhafte Übersetzung von extremem Qualitätsanspruch. Das kann ich zwar nicht so beurteilen, weil mein Slowenisch dafür zu holperig ist, aber ich bin gespannt!

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  • Ich hinke anscheinend ziemlich hinterher. Ich komme gerade erst so richtig in einen Lesefluss. Ich habe mich am Anfang etwas schwer getan, in die Geschichte hineinzukommen. Das ging mir mit Herr der Ringe genauso, wenn ich mich recht entsinne. Momentan bin ich gerade erst beim 3. Kapitel angelangt :redface: Ich hatte beruflich doch mehr um die Ohren, als ich erwartet hatte...


    Bisher habe ich auch die Lieder eher überflogen, sie sind mir teilweise auch zu lang, um ihnen genügend Aufmerksamkeit zu schenken. Gandalf erscheint mir bisher auch etwas merkwürdig. Ich habe ihn in Herr der Ringe irgendwie anders, sympatischer erlebt. Hier erscheint er plötzlich auf wundersame Weise und ist dann auch wieder sehr rasch wieder weg. Außerdem ist er wie Tami geschrieben hat, auf eine eher nervige Art und Weise allwissend. Bilbo ist so wie ich ihn erwartet hatte: ein merkwürdiger Kauz.
    Bisher konnte ich noch keinen Zugang zu irgendeiner Person finden. Das macht das Lesen für mich eher schwerfällig. Ich hoffe, das wird sich bald ändern. Ich werde heute Abend noch ein wenig weiterlesen. Mal schauen, wie weit ich es noch schaffe.

    Wer Bücher kauft, kauft Wertpapiere! - Erich Kästner<br /><br />SLW 2016 9/30

  • Hallo zusammen,


    ich habe das Buch inzwischen meiner Tochter zuende vorgelesen und kann ein kurzes Fazit ziehen, obwohl ich ja kein offizieller Leserundenteilnehmer bin.


    Auf jeden Fall ist das Buch schon für Zehnjährige geeignet. Wir hatten beide viel Freunde daran: an der Spannung und am Humor. Meine Tochter wollte es nicht selber lesen, weil ihr der Anfang zu schleppend war. Sie erklärte es so: sie dachte beim Lesen des Buchanfangs, im ganzen Buch geht es nur darum, wie Leute zusammen Tee trinken, und das fände sie langweilig. Aber wenn sie gewußt hätte, wie spannend es noch wird, hätte sie durchgehalten. :smile:


    Die Unfreundlichkeit der Elben habe ich mir damit erklärt, daß sie einfach nicht gut auf Zwerge zu sprechen sind.


    Warum weder Gandalf noch Elrond die Reisegesellschaft vor dem Hinterhalt der Orks in den Bergen gewarnt haben, wird im Buch damit erklärt, daß die Orks früher einen anderen Pass belagert haben und erst seit sehr kurzer Zeit auf ebendiesen gewechselt waren, weil der erstere mittlerweile als unsicher bekannt war und nicht mehr genutzt wurde.
    Das habe ich so geschluckt.


    Auch Nachkommen von Beorn kann ich mir durchaus vorstellen, er wird ja eigentlich recht sympathisch geschildert, in seiner Sorge um die Ponys und um Tiere allgemein.


    Die Übersetzung vom Wolfgang Krege war nicht so schlimm, wie ich erwartet hatte. Stellenweise schien die Satzstellung etwas zu holpern, was beim Vorlesen etwas gestört hat, aber ob das in anderen Übersetzungen besser ist, weiß ich ja nicht.



    Die Gier der Zwerge nach dem Schatz, besonders als sie ihn dann hatten, und auch das Verhalten von Bilbo dem Gold gegenüber erinnerte mich schon an die Wirkung des Rings im HdR.


    Genau diesen Gedanken hatte ich an dieser Stelle auch.
    Als ich den Hobbit vor Jahren das erste Mal las, habe ich das nicht so empfunden, weil ich den HdR noch nicht kannte.



    Diese Wirkung an sich scheint hier ja noch nicht gegenüber Bilbo zum Tragen gekommen zu sein, auch wenn er den Ring ja oft und länger aufgezogen hatte. Seltsam eigentlich............


    das stimmt natürlich auch wieder. Ist es nicht so, daß die Macht des Ringes später (also beim Beginn der Handlung von HdR) erstarkt ist? So konnte ihn Bilbo 50 Jahre früher vermutlich relativ unbesorgt tragen, ohne gleich schlimmen Wirkungen zu unterliegen.


    Grüße,
    kaluma

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

    Einmal editiert, zuletzt von kaluma ()


  • ich habe das Buch inzwischen meiner Tochter zuende vorgelesen


    Das ist besonders fein! Meine Kinder haben diese Erfahrung noch vor sich. Hat sich deine Tochter bei der Schlacht der Fünf Heere nicht zu sehr gegruselt?



    Die Übersetzung vom Wolfgang Krege war nicht so schlimm, wie ich erwartet hatte. Stellenweise schien die Satzstellung etwas zu holpern, was beim Vorlesen etwas gestört hat, aber ob das in anderen Übersetzungen besser ist, weiß ich ja nicht.


    Eigentlich nicht. Die Scherf-Übersetzung ist an manchen Stellen auch recht merkwürdig; obendrein ist ihm bei den Dialogen manchmal entfallen, wer gerade spricht, obwohl es im Original steht; und das macht es manchmal recht schwierig, wenn man mit verteilten Stimmen und Akzenten vorliest: Hat das nun Bilbo gesagt oder Balin?



    das stimmt natürlich auch wieder. Ist es nicht so, daß die Macht des Ringes später (also beim Beginn der Handlung von HdR) erstarkt ist? So konnte ihn Bilbo 50 Jahre früher vermutlich relativ unbesorgt tragen, ohne gleich schlimmen Wirkungen zu unterliegen.


    Sie ist erstens stärker, zweitens zeigen sich die Wirkungen auf einen Hobbit erst langfristig. Dieser Umstand führt ja sogar Mr. Gandalf Neunmalklug zig Jahrzehnte lang in die Irre.

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  • Hat sich deine Tochter bei der Schlacht der Fünf Heere nicht zu sehr gegruselt?


    Nein, sie hat sich nicht gegruselt. Sie ist ja durch Harry Potter abgehärtet. :breitgrins:
    Die Schlacht nimmt ja auch nur einen geringen Teil des Textes ein. Allerdings war das nicht gerade ihre Lieblingsstelle, und es tat ihr leid, daß es so viele Opfer gab. Aber ich glaube, so richtig nahegerückt sind ihr die Personen nicht, die da ihr Leben lassen mußten. Wäre Bilbo umgekommen - ja das wäre richtig schlimm gewesen.


    Grüße, kaluma

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  • Was ist denn eigentlich aus unseren Tolkienlesern geworden? Alle in den Mückenwassermooren versumpft?

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