Maurice Druon - Die unseligen Könige

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    Über den Autor:
    Maurice Druon (1918 – 2009) hat sich als Autor historischer Romane und als Abgeordneter der französischen Nationalversammlung und des Europäischen Parlaments einen Namen gemacht. Für seinen Roman „Die großen Familien“ erhielt er 1948 den Prix Goncourt.


    Über den Roman „Die unseligen Könige“:
    Zwischen 1955 und 1960 erschienen sechs Teile, 1977 ein siebter, die wie folgt in der Neuauflage zusammen gefasst wurden:
    Der Fluch aus den Flammen: Der Fluch aus den Flammen; Der Mord an der Königin
    Das Gift der Krone: Das Schicksal der Schwachen; Die Macht des Gesetzes
    Lilie und Löwe: Die Wölfin von Frankreich; Lilie und Löwe; Ein König verliert sein Land


    Die Handlung des Romans setzt 1314 kurz vor der Verkündung des Urteils gegen die Führungsspitze des Templerordens ein. Auf dem Scheiterhaufen verflucht der Großmeister Jacques de Molay Papst Klemens, den Großsiegelbewahrer Nogaret und König Philipp den Schönen als die Verantwortlichen an der Ausrottung der Templer und sagt ihnen ihren Tod innerhalb eines Jahres sowie den Untergang des Hauses Capet voraus. Ehe ein Jahr vergangen ist, sind alle drei Männer tot – mehr oder weniger auf natürliche Weise. Philipp dem Schönen folgt sein Sohn Ludwig X., genannt der Zänker, auf den Thron und als dieser unerwartet stirbt, hinterlässt er eine unklare Thronfolge; die Linie Capet stirbt schließlich aus. Das einsetzende Gerangel um die Macht ruft auch Isabella, Königin von England und Tochter Philipps des Schönen, auf den Plan, die ihren Gatten aus dem Weg räumt und den französischen Thron für ihren Sohn, den englischen König Eduard lll. fordert. Der Hundertjährige Krieg nimmt seinen Anfang.


    Meine Meinung:
    Historische Fakten, Anekdoten und Gerüchte, die sich über die Jahrhunderte erhalten haben, verwebt Maurice Druon zu einem Roman mit Thrillerqualität. Da werden z.B. die Kardinäle so lange eingemauert, bis sie sich endlich auf einen Papst geeinigt haben, der eine oder andere König von einer gräflichen Giftmischerin um die Ecke gebracht , Kinder vertauscht, Landschaften verwüstet, bestochen, betrogen, gehurt, die Ehe gebrochen - unglaublich, welche Schlachten und Intrigen man sich beim Kampf um die Macht ausgedacht hat. Und die Kirche und das Kapital mischen fröhlich mit und kochen ihr eigenes Süppchen. So ensteht ein lebendiges Bild des Hoflebens im mittelalterlichen Frankreich. Meine Ausgabe der ersten vier Teile von 1960 wird durch viele Fußnoten mit Erläuterungen und ein ausführliches Personenverzeichnis ergänzt; im letzten Band „Lilie und Löwe“ fehlen diese leider bis auf das Personenverzeichnis.
    Die Figuren sind sehr detailliert beschrieben und entsprechen dem Aussehen nach den Darstellungen, die von ihnen überliefert sind. Und auch in Bezug auf die charakterlichen Stärken und Schwächen hat der Autor versucht, so realistisch wie möglich zu bleiben. Es gibt nur wenige positive Personen in diesem Roman und leider schaffen es nicht alle, in diesem Haifischbecken zu bestehen.


    Ein toller Roman, realistisch, gut recherchiert und auf keiner Seite langweilig.


    5ratten Mein :tipp: für Februar.

  • Eine schöne Rezi, vielen Dank!
    Da das Buch in einer für mich sehr interessanten Epoche angesiedelt ist, landet es gleich auf der Wunschliste.


    Grüße von Annabas :winken:

  • Durch die Romanreihe habe ich mich vor einigen Jahren auch mit großem Genuß gelesen. Gehört sicher mit zum besten, was ich in dem Genre gelesen habe. Nur den letzten Band fand ich ein wenig schwächer.
    War auch ein hochinteressanter erzählter Einblick in den Untergang des Hauses Capet und die Übernahme durch die Valois.
    Sympathisch sind die meisten hier wirklich nicht. In guter alter Geschmacksverirrung hatte es mir aber vor allem der böse Wicht Robert von Artois angetan. Nicht sympathisch, aber interessant war er.

  • @Annabas
    Wenn Du Dich für die Zeit interessierst, wirst Du sicher auf Deine Kosten kommen.


    Grisel
    Stimmt, der letzte Band war ein wenig schwächer. Vielleicht liegt das an der Neubearbeitung? Wenn Du alle 3 Teile in Neubearbeitung gelesen hast, wirst Du das besser beurteilen können als ich.
    Robert von Artois war mir genauso unsympathisch wie diese giftmordende Mahaut und der ganze Rest der Bande. Interessant waren sie aber schon - und zum Fürchten.

  • Vielen Dank für die Rezi, qantaqa, ich hatte schon gespannt auf deine Meinung gewartet. :winken:
    Und auch dir Grisel, vielen Dank.
    Ich habe nämlich den mittleren Teil der Trilogie seit kurzem hier liegen und überlege seitdem, ob es sich lohnt, den ersten und dritten noch dazuzukaufen - wie es scheint, sollte ich das wohl schleunigst tun.

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.


  • Wenn Du alle 3 Teile in Neubearbeitung gelesen hast, wirst Du das besser beurteilen können als ich.


    Ich hatte die Bücher damals aus der Bibliothek. "Die unseligen Könige" stehen auf der leider immer länger werdenden Liste derer, die ich "irgendwann" kaufen und noch mal lesen sollte. Ein Grund, warum ich keine Bücher mehr ausborge, wenn ich es vermeiden kann. Denn wenn sie mir gefallen, will ich sie besitzen.
    Ich glaube, ich könnte locker 2 bis 3 Jahre nur damit verbringen, die "sollte ich irgendwann noch mal lesen"-Liste abzuarbeiten.

  • Wie unabhängig voneinander kann man die einzelnen Teile eigentlich lesen? Mir ist irgendwann mal Lilie und Löwe zugelaufen, aber wenn ich fünf andere Teile davor lesen „muß“, um überhaupt zu verstehen, um was es geht, dann würde ich es erstmal aussortieren ...

  • @Aldawen
    Es wäre schon besser, die anderen Teile vorher zu lesen, denn die Geschichte wird chronologisch erzählt und die Teile bauen aufeinander auf. Du kannst natürlich die Ereignisse bis dahin, wo Lilie und Löwe einsetzt, bei Wikipedia nachlesen, das ist aber nicht annähernd so vergnüglich wie der Roman.

  • Ich hatte es befürchtet! :ohnmacht: Das wäre also ein größeres Projekt, das ich in den nächsten drei bis fünf Jahren vermutlich eher nicht in Angriff nehmen werde ...

  • Maurice Druon - "Der Fluch aus den Flammen / Der Mord an der Königin"
    Originaltitel: "Le Roi de Fer / La Reine étranglée"
    Übersetzer: Emma Biber und Liselotte Julius


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    Bis auf einige Schwächen vor allem in den anfänglichen Dialogen (die ich einfach mal der Übersetzung anlaste), ist die Sprache schön zu lesen und das Geschehen entwickelt sich ziemlich rasant. Wir schreiben das Jahr 1314 und die Handlung setzt unmittelbar bei den "letzten" Überlebenden des Templerordens (der, wie wir heute wissen, als Geheimbund weiter existierte, wie mir auch die ausführliche Anmerkung im Anhang noch einmal erklärte) ein, die auf ihr endgültiges Urteil warten. Philipp der Schöne lässt sie, nach einigem Hin und Her, auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Außerdem sind mir schon andere Angehörige des französischen Hofes begegnet: Die Söhne Philipps und ihre untreuen Ehefrauen, der um sein Land betrogene und nach Rache dürstende Robert von Artois, und die Tochter Philipps, die schöne Isabella, Königin von England, ihres Zeichens gesegnet mit einem Mann (Eduard), der eher hübschen Knaben hinterherläuft als ihr seine Aufmerksamkeit zu schenken.


    Und da befinden wir uns auch schon mitten in der schönsten Intrige und Ränkeschmiederei.


    Bis hierhin mein Eindruck nach wenigen Seiten, den ich auch in der Monatrunde Juni zum Thema "Feuer" gepostet habe. Die gute Nachricht: Das Buch lässt bis zum Ende in keiner Weise nach und der zweite Teil ist genauso klasse!


    Wenn man etwas recherchiert, merkt man, dass man sich auf Druon verlassen kann, soweit ich das sehe, hat er sich einige Mühe gemacht und ordentlich gearbeitet. Allerdings Vorsicht bei der Recherche: Kennt man sich mit der Zeit und den Geschehnissen überhaupt nicht aus (so wie ich), kann das ein oder andere Todesdatum, etc. einen Teil der Spannung nehmen.


    Am schönsten finde ich, dass sich der Leser nicht mit einer fiktiven Figur herumschlagen muss, die in einem historischen Setting herumtappst und Ansichten aus dem 21. Jahrhundert unter die Leute bringt. Nein, wir bleiben schön historisch und dabei kommen Spannung, Intrigen und Machtkämpfe nicht zu kurz.


    Alles in allem: Ich bin schon rasend gespannt, wie es im dritten Teil weiter geht!


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Auch ungelebtes Leben<br />geht zu Ende<br />- Erich Fried


  • [Wir schreiben das Jahr 1314 und die Handlung setzt unmittelbar bei den "letzten" Überlebenden des Templerordens (der, wie wir heute wissen, als Geheimbund weiter existierte, wie mir auch die ausführliche Anmerkung im Anhang noch einmal erklärte)


    Wissen wir das? Mir wäre diese Erkenntnis neu, wenn wir mal von verschiedenen Verschwörungstheoretikern absehen.

  • Hier mal ein Zitat aus der Anmerkung:


    Es ist bekannt, daß der Templerorden sich sogleich nach seiner offiziellen Auflösung in Form einer internationalen Geheimgesellschaft neu konstituierte; bis ins 18. Jahrhundert sind Namen geheimer Großmeister verzeichnet. Die noch heute existierende Institution der Compagnonnage (Gesellenverbindung) geht auf die Templer zurück. [...]
    Schließlich verschmolz der Templerorden auf dem Umweg über die Compagnons mit den Ursprüngen der Freimaurerei: Man findet dort die "Proben" des Aufnahmezeremoniells wieder und soager noch genau entsprechende Embleme, die nicht nur Abzeichen der ehemaligen "Arbeiterkompanien" waren, sondern die noch heute auf den Mauern bestimmter Architektengräber des alten Ägypten zu sehen sind; diese Mauern sind wahrhaft Fachbücher. Alles deutet darauf hin, daß diese Riten, diese Embleme, diese Arbeitsweisen zu jener Zeit des Mittelalters nur von den Templern oder ihren Compagnons mitgebracht worden sein konnten.


    Druon scheint sich ziemlich sicher zu sein, so sicher bin ich mir natürlich nicht. Außerdem habe ich mich falsch ausgedrückt: "Es ist möglich", oder "Wir vermuten" wären sicher bessere Formulierungen gewesen als "Wir wissen". Und der Templerorden hat natürlich nicht in seiner ursprünglichen Form weiterexistiert, er könnte aber möglicherweise in anderen Geheimbünden aufgegangen sein.
    Mehr Quellen kann ich leider nicht nennen, dafür habe ich mich mit dem Thema viel zu wenig auseinandergesetzt. Aber danke, dass ihr so aufmerksam mitlest. Man lernt doch nie aus! :smile:

    Auch ungelebtes Leben<br />geht zu Ende<br />- Erich Fried


  • Mehr Quellen kann ich leider nicht nennen, dafür habe ich mich mit dem Thema viel zu wenig auseinandergesetzt. Aber danke, dass ihr so aufmerksam mitlest. Man lernt doch nie aus! :smile:


    Ich konnte einfach nicht widerstehen. :breitgrins:
    Ich hatte mal eine Phase, in der ich jedes Templergralsverschwörungsbuch gelesen habe, das mir in die Hände gefallen ist. Danach hatte ich den Eindruck, daß die Templer kein Mönchsritterorden waren, sondern eine Import-Export-Gesellschaft für Geheimwissen und mystische Gegenstände, vom Gral, über die Bundeslade bis zum Leichnam von Jesus. Und Möchtegernnachfolger gibt es auch genug. Was es nicht gibt, meines bescheidenen Wissens nach, ist ein einziger stichhaltiger Beweis für irgendwas davon.


    Ich lasse mich durch solche Beweise gern eines besseren belehren, finde es bis dahin aber schade, daß der Orden stets auf die Geheimniskrämerei reduziert wird. Ich finde die überlieferte Geschichte spannend genug.


    Aber, daß er den Theorien verfallen sein mag, ändert nichts daran, daß Druons Romanreihe eine ganz feine ist.

  • Naja stichhaltig ist das nicht unbedingt aber ich finde es regt auch viel mehr zum Spekulieren an (was ja auch einfach mal Spaß macht) als irgendwelche Quellen ;) für einen Roman ist die Verschwörungstheroie die sich um die Templer rankt so oder so viel interessanter. Da ich in diesem Semester ein Proseminar Klöster und Orden hatte tauchten hier natürlich auch alle möglichen Orden auf die nach Jerusalem aufbrachen um dort für Gott zu kämpfen.

  • Ich halte zwar wenig von der Stichhaltigkeit der Verschwörungstheorien, aber Spaß machen sie trotzdem!


    Deshalb ist Monsieur Druon jetzt auch mal auf meine Wunschliste gewandert. Tempelritter können ja nie schaden.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Maurice Druon: Der Fluch aus den Flammen


    Die Ausgabe, die ich gelesen habe, enthält die ersten beiden Bände der Reihe "Die unseligen Könige": "Der Fluch aus den Flammen" und "Der Mord an der Königin".


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    Inhalt:


    Paris 1314. Umlodert von den Flammen des Scheiterhaufens, verflucht der letzte Großmeister der Templer die Schuldigen an seinem Tod - den Papst, den König und dessen Großsiegelbewahrer. Er zitiert sie innerhalb eines Jahres vor Gottes Richterstuhl. Nicht lange, und der Fluch beginnt sich zu erfüllen. Tatsächlich sind alle drei nach Ablauf eines Jahres nicht mehr am Leben. ("Der Fluch aus den Flammen").
    Dem verstorbenen König Philipp IV. (der Schöne) folgt sein Sohn Ludwig auf den Thron. Dessen Frau aber sitzt wegen Ehebruchs auf der Festung Chateau Gaillard ein, und die angestrebte Annullierung der Ehe läßt mangels Papst auf sich warten... Das Buch endet mit dem Tod von Königin Margarete im Jahr 1315. ("Der Mord an der Königin")


    Meine Meinung:


    Maurice Druon hat einen spannenden, sehr mitreißend erzählten historischen Romanzyklus geschrieben. Man stürzt von Anfang an direkt ins turbulente Geschehen und eine Intrige jagt die andere. Jede der historischen Personen verfolgt ihre eigenen Interessen, der Kampf um die Macht tobt erbarmungslos. Um die eigenen Ziele zu erreichen, wird auch schon mal ein kleiner Giftmord, ein Betrug, oder eine Unterschlagung begangen. Und auch das Schicksal schlägt ohne Erbarmen zu, wenn die Beteiligten es am wenigsten erwarten.


    Geschickt verknüpft Maurice Druon hier die historischen Fakten (wie den Ehebruchskandal um die Schwiegertöchter Philipps des Schönen) mit Legenden (wie den Fluch, den Jaques Molay angeblich auf dem Scheiterhaufen aussprach) und mit Fiktion. Das alles liest sich sehr atmosphärisch und unterhaltsam, und ist auch dann spannend, wenn man die historischen Fakten, die Todesdaten der beteiligten Personen etc. schon kennt.


    Es stimmt, daß die Personen des Romans vorwiegend nicht gerade sympathisch sind - müssen sie auch gar nicht, meiner Meinung nach. Umso realistischer und lebendiger wirkt das Erzählte. Es gibt wohltuenderweise hier nicht "den" Superhelden ohne Makel (und mit guten Taten und politisch korrekten Ansichten aus dem 21. Jahrhundert :rollen:). Auch bei den unsympathischsten Personen (wie Marigny) versteht der Autor es, ihr Handeln und ihre Gedankengänge glaubwürdig und nachvollziehbar darzustellen, sie als fehlbare Menschen zu schildern.



    In guter alter Geschmacksverirrung hatte es mir aber vor allem der böse Wicht Robert von Artois angetan. Nicht sympathisch, aber interessant war er.


    Den mag ich, neben Guccio, auch am liebsten. :breitgrins:


    Bewertung: Eigentlich gibt es an dem Buch nichts zu meckern. Und daß ich die Folgebände baldmöglichst lesen werde, versteht sich von selbst.


    5ratten

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • Maurice Druon: Das Gift der Krone


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    In diesem zweiten Teil sind der dritte und vierte Band der Reihe "Die unseligen Könige" zusammengefaßt:


    3. Das Schicksal der Schwachen (1315-1316)
    4. Die Macht des Gesetzes (1316-1317)


    Inhalt:


    Frankreich 1315: Nachdem der letzte Großmeister der Templer auf dem Scheiterhaufen den König und das Haus der Kapetinger bis in die siebte Generation verflucht hat, befindet sich das französische Königshaus im Verfall. Tragödien, Ränke und Liebschaften bestimmen das Leben der königlichen Familie.


    Meine Meinung:


    Der zweite Teil der Unseligen Könige steht dem ersten in nichts nach. Wieder ist es Maurice Druon gelungen, die Fakten der französischen Geschichte des 14. Jahrhunderts glaubhaft mit Leben zu erfüllen.


    Frankreich durchlebt eine bewegte Zeit. Tatsächlich gibt es in der königlichen Familie einen Todesfall nach dem anderen, etliche davon aus seltsamer Ursache, und es ist wohl kein Wunder, wenn man dann geneigt ist, Intrigen und Giftmorde zu vermuten.


    Wie auch immer es in Wirklichkeit war, bei Druon wird reichlich intrigiert und gemordet und das ist genauso spannend und bewegend wie im ersten Teil. Auch unglückliche Fügungen und Zufälle gibt es wieder, und nicht zuletzt spielt das Wetter eine Rolle (im 14. Jahrhundert gab es ja diese bekannte Klimaverschlechterung mit viel Regen, Kälte, Mißernten, Krankheiten).


    Manche der Personen sind mir beim Lesen so sympathisch geworden, daß ich mit ihnen mitleiden konnte (Klementia, Guccio oder Marie). Und gegen andere entwickelte ich eine regelrechte Abneigung, zum Beispiel die rücksichtslose Giftmörderin Mahaut (wobei mir schon klar ist, daß sie in Wirklichkeit nicht so gewesen sein muß) oder das Ehepaar Bouville, das die Freiheit und das Lebensglück unschuldiger Leute rücksichtslos den angeblichen Interessen der französischen Krone opfert. Trotz allem hält Druon sich eng an die historischen Fakten und wann immer ich dachte, das hat er nun aber erfunden, und dann nachforschte, stellte ich fest, daß es tatsächlich der Realität entspricht oder zumindest damals derartige Gerüchte kursierten (z.B. über die Vertauschung von Johann I. als Säugling).


    Alles in allem ein schnell gelesenes Buch (Maurice Druons Schreibstil liegt mir offenbar), das großes Vergnügen bereitet und die Geschichte wirklich lebendig werden läßt und ein wenig dabei hilft, die verworrene Abfolge von französischen Königen zu verstehen: wer nun warum einen Anspruch auf den französischen Thron erheben kann und wer nicht. Letztendlich mündeten diese Ereignisse ja in den Hundertjährigen Krieg mit England, und diese Zusammenhänge fand ich immer etwas schwierig zu verstehen. Das gelingt mir nun besser.


    Das Buch bekommt genauso die Höchstwertung wie Der Fluch aus den Flammen und natürlich werde ich auch den Rest der Reihe lesen, ich freue mich schon darauf.


    5ratten

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  • Maurice Druon: Lilie und Löwe


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    Inhalt: (Klappentext)


    Die von ihrem Gatten - dem englischen König Edward II. - gedemütigte Isabella hofft verzweifelt auf eine Wende des Schicksals. Endlich gelingt es ihr, nach Frankreich zu entkommen und sich dort mit ihrem Geliebten, Roger Mortimer, zu verbinden. Doch in Frankreich tobt ein erbitterter Kampf um den Thron.


    Der Autor:


    Maurice Druon (1918-2009) stammte aus russisch-jüdischer Familie, war Schriftsteller, Dramaturg und Politiker, und schrieb vorwiegend historische Romane, neben den "unseligen Königen" noch den dreiteiligen Roman "Les Grandes Familles", war französischer Kulturminister, Abgeordneter der Nationalversammlung und Europaabgeordneter.


    Außer den unseligen Königen habe ich vom gleichen Autor noch das Kinderbuch Tistou mit den grünen Daumen gelesen.



    Meine Meinung:


    Dieses Buch enhält die letzten zwei bzw. drei Bände des Romanzyklus Die unseligen Könige:


    4. Die Wölfin von Frankreich
    5. Lilie und Löwe

    In Lilie und Löwe ist, laut Wikipedia, der frühere siebte Band Ein König verliert sein Land enthalten. Ich war zunächst nicht ganz sicher, ob ich nun den Romanzyklus vollständig gelesen habe oder ob mir der letzte Band fehlt, denn anhand der Gliederung des Inhaltes - zwei Bücher mit je 4 Kapiteln - ist das nicht zu erkennen. Ich gehe aber davon aus, den vollständigen Zyklus gelesen zu haben, denn das Ende ist tatsächlich so, daß es einen Abschluß bildet.


    Wie der Buchtitel Lilie (=Frankreich) und Löwe (=England) schon nahelegt, spielt England (=Löwe) in diesem Band eine wichtigere Rolle als in den vorigen Bänden, größere Teile der Geschichte spielen auf englischem Boden.


    In Die Wölfin von Frankreich liegt der Schwerpunkt der Erzählung auf Isabella, genannt Wölfin von Frankreich, Gemahlin Edwards II., Königin von England und Tochter Philipps IV., und ihrem Liebhaber Roger Mortimer. Die Handlung beginnt 1323, als Roger Mortimer aus dem Tower von London nach Frankreich flieht und schildert die nachfolgenden Ereignisse, in deren Verlauf Isabella, von ihrer Ehe enttäuscht, nach Frankreich kommt, dort eine Streitmacht aufstellt und zusammen mit Mortimer und ihrem Sohn, dem späteren König Edward III., nach England zurückgeht und die schließlich zur Entmachtung und Ermordung Edwards II. führen.


    Im zweiten Teil, Lilie und Löwe, festigt Edward III. seine Macht, Mortimers Stern ist im Sinken begriffen, Frankreichs König Philipp VI. hat auch nicht gerade viel Glück, Robert von Artois unternimmt vielfältige Anstrengungen, um seine Grafschaft zurückzuerhalten, und schließlich meldet Edward III. als Enkel Philipps IV. seine Ansprüche auf die französische Krone an, was letztendlich den Hundertjährigen Krieg auslöst.


    Im Epilog, der die Jahre 1354-62 skizziert, wird noch einmal auf die Geschichte des angeblich als Säugling vertauschten Johann I. eingegangen.


    Wie in den beiden ersten Teilen schafft es Maurice Druon auch hier, Geschichte so lebendig werden zu lassen, daß man das Gefühl hat, selber mittendrin und im 14. Jahrhundert mit dabei zu sein. Zwar waren einige politische Verwicklungen etwas schwer nachzuvollziehen und den Beginn des ersten Teiles fand ich etwas langatmig. Ich brauchte eine Weile, um mich in das Buch einzulesen und hatte das Gefühl, mit Personennamen bombardiert zu werden, die ich nicht zuordnen konnte und die Gründe für das Handeln der Personen nicht zu verstehen. Vielleicht lag es am anderen Übersetzer (dieser Band wurde von Heinz von Sauter übersetzt, die beiden ersten von Emma Biber und Lieselotte Julius). Vielleicht war auch der lange Zeitraum schuld, der seit meiner Lektüre von Band 2 vergangen ist. Doch es betraf nur die Nebenpersonen - mit den Hauptpersonen war ich gleich wieder vertraut.


    Wie auch immer, sobald Isabella in Frankreich gelandet war, nahm die Handlung Fahrt auf. Wieder habe ich die politischen Verwicklungen und Intrigen, das Zusammenspiel von Zufällen und Entscheidungen, sehr genossen. Maurice Druon schafft es, auf dem Boden der tatsächlichen historischen Ereignisse einen überaus spannenden Roman zu erzählen, die Personen lebendig werden zu lassen, und er gibt auch ein treffendes, manchmal ziemlich vernichtendes Urteil über die Könige und Mächtigen des Reiches ab, das jedoch durch deren oft unkluges Handeln und dessen Folgen wohlbegründet ist und nachvollziehbar wird. Wieder habe ich gestaunt über die Fülle von Details, die Druon erzählt und die man beim ersten Lesen gar nicht alle erfassen kann. Eine Zweitlektüre des gesamten Zyklus ist sicher kein Fehler.


    Ich kann es nur sehr begrenzt beurteilen, aber ich jedenfalls habe beim Lesen das Gefühl, hier echte Geschichte vor mir zu haben - ein ganz, ganz anderes Kaliber als Romane vom Stil einer Hebamme oder Wanderhure. Dem Roman ist die Widmung vorangestellt: "Die Geschichte ist ein Roman, den das Leben geschrieben hat." Meiner Meinung nach sehr treffend.


    Große Teile des Romans erlebt der Leser aus der Sicht Roberts von Artois, der zwar nicht direkt sympathisch ist, aber als Romanperson einfach unterhaltsam ist und daher eine meiner Lieblingspersonen war (wie sich am Ende herausstellt, auch die Lieblingsperson des Autors) und der eine der wenigen Konstanten darstellt, die sich durch alle Bände des gesamten Zyklus ziehen. Viele andere Personen sind ja verstorben oder aus dem Blickfeld geraten. Ob er aber für den Ausbruch des Hundertjährigen Krieges wirklich eine so entscheidende Rolle gespielt hat, sei dahingestellt, ich kann es nicht beurteilen.


    Der Roman ist lang, über 600 Seiten, ziemlich kleingedruckt, und hin und wieder stören Druckfehler (mehrmals steht "mir" statt "mit" und ähnliches), doch ansonsten gibt es bis auf den etwas schleppenden Beginn eigentlich nichts zu beanstanden.



    5ratten:tipp:

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

    Einmal editiert, zuletzt von kaluma ()

  • Ich habe nun auch den ersten deutschen Band gelesen, "Der Fluch aus den Flammen".


    Als Jacques de Molay, Großmeister der Tempelritter, vor den Augen einer gaffenden Meute in Paris auf dem Scheiterhaufen stirbt, verflucht er mit letzter Kraft die drei Männer, die ihm und seinen alten Mitstreitern dieses qualvolle Ende beschert haben: den Papst, den französischen König und dessen Großsiegelbewahrer. Und tatsächlich sind vor Jahresfrist alle drei tot.


    Der Tod des Papstes führt in einer Zeit des allgemeinen Aufruhrs zu einer ungewöhnlich langen Sedisvakanz, weil zu viele machtpolitische Interessen im Spiel sind und sich das Konklave sich einfach nicht auf einen Nachfolger einigen kann, und der unvorhergesehene Tod Philipps des Schönen bedeutet, dass der schwächliche Thronfolger an Stelle seines willensstarken Vaters regieren wird, ebenfalls eine Situation, die sich viele Mächtige und Möchtegern-Mächtige nur zu gerne zunutze machen würden.


    Währenddessen sitzen zwei Schwiegertöchter Philipps wegen Ehebruchs in Haft, und die lombardischen Händler, Dreh- und Angelpunkt des Bankwesens, rebellieren gegen den Versuch, ihnen mit fadenscheinigen Begründungen und willkürlichen Gesetzen das Wasser abzugraben. In diesem Zusammenhang kommt ein junger italienischer Kaufmann in wichtiger Mission nach Frankreich und hat auf einem heruntergekommenen Landgut eine Begegnung, die sein Leben verändern wird.


    Maurice Druons Historienroman ist altmodisch im besten Sinne des Wortes. Hier agieren nicht moderne Figuren in historischem Gewand, sondern sie sind Kinder ihrer Zeit, manchmal so sehr, dass ihre Beweggründe und Argumentationen aus heutiger Sicht schier unerträglich scheinen. Abgesehen von dem jungen italienischen Geschäftsmann, der auch eine hübsche kleine Liebesgeschichte erleben darf (die jedoch nicht im Übermaß Raum einnimmt), gibt es somit auch eher wenige echte Identifikationsfiguren, wenngleich Druon auf einige Einzelschicksale Schlaglichter wirft. Eher ist man zwischen Staunen und Kopfschütteln hin- und hergerissen, was für haarsträubende Dinge sich da bei Adel und Klerus abspielen.


    Die Spekulations- und Geldgeschäfte, die eine wichtige Rolle im Roman spielen, werden zum Glück auch für Laien einigermaßen verständlich erklärt, und damit man den Überblick über die Fülle an Figuren und Ämtern in Kirche und Königshof behält, gibt es ein umfangreiches Personenverzeichnis, das auch erläutert, welche Figuren historisch belegt sind (ziemlich viele) und einen Stammbaum des Königshauses.


    Allerdings empfiehlt es sich, beim Lesen keine allzu großen Pausen einzulegen, sonst könnte es bei all den Intrigen, die jeder gegen jeden spinnt, irgendwann doch etwas unübersichtlich werden.


    Ein solider historischer Roman auf Basis guter Recherche, der sich angenehm vom Frauen-in-Hosenrollen-Einheitsbrei abhebt, wohl auch aufgrund der Übersetzung, die sich aus heutiger Sicht manchmal ein wenig altertümelnd liest, aber gerade deshalb auch gut zur Handlung im 14. Jahrhundert passt.


    4ratten

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