[Fantasy for Elephants] Samoa Rider - Flammenstreit

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  • Aloha ihr Lieben
    Zuerst möcht ich mich nochmal vorstellen, da ich hier neu bin. Ich heisse Samoa, bin 23 und studiere Naturschutz. Da das studieren alleine mich nicht ausfüllt ist im letzten Jahr ein Roman enstanden, der mich selbst immer wieder von neuem überrascht hat. Es war eine unglaublich spannende Erfahrung, da ich selbst nicht immer wusste, was passieren würde...
    Ich glaube dass fast alle Bücher, die ich gelesen habe, irgendwo an irgendeiner Stelle Einfluss hatten. Den Anfang hab ich mit 16 Jahren mal geträumt, der Rest ist irgendwie in meinem Kopf passiert.. ich tu mir echt schwer zu beschreiben, was für eine spannende Erfahrung das war... aber lest selbst was dabei rausgekommen ist :)


    "Flammenstreit" ist bestellbar ab heute bei mir, dem Verlag Berger und im in den nächsten Tagen im Handel, ISBN: 978-3-85028-495-0

    Mit dem Verkauf dieses Buches wird das Austrian Sri Lankan Elephant Research & Conservation Project unterstützt. Dieses Projekt untersteht dem Wiener Zoo und versucht, in Sri Lanka ein friedliches Zusammenleben zwischen den letzten wildlebenden Elefanten und der Bevölkerung zu ermöglichen. Zusätzlich werden mehrere Elefanten-Waisenhäuser betreut, wo verwaiste, misshandelte und verletzte Elefanten ein Zuhause und liebevolle Pflege finden.
    (Wenn ihr bei mir direkt bestellt ist der Erlös für das Projekt ums dreifache höher, da die ganzen Abgaben an Verlag/Buchhandel nicht dazukommen, natürlich gibts auf Wunsch eine persönliche Widmung dazu)

    Hier die Kurzbeschreibung:


    Eine fremde Welt, der unseren nicht ganz unähnlich: Es geschehen merkwürdige Dinge. Eigentlich wollen die Bewohner Karhunas einen mächtigen Gott beschwören. Doch stattdessen erhalten sie zwei junge, überraschte Frauen als Antwort auf ihre Gebete. Für Ginger und Tess, zwei durchaus ungewöhnliche Mädchen, beginnt ein neues und aufregendes Leben in der mystischen Welt der Hüter. Sie begleiten die freundlichen, menschenartigen Wesen in die Stadt Karassa und nutzen die Chance, um ihr altes, bitteres Leben endgültig hinter sich zu lassen.
    Alles scheint perfekt zu sein, die idyllische Stadt bietet ihnen ein Heim und die Möglichkeit, wahre Magie zu lernen. In der Familie der kindlichen Seherin Haischa werden sie liebevoll aufgenommen und fassen wieder Mut. Nur die regelmäßigen Angriffe eines wütenden Drachen trüben das Glück ...
    Als schließlich mysteriöse Dinge in der Stadt geschehen und Ginger das Drachengelege unweit der Stadt entdeckt, werfen die Geschehnisse tiefe moralische Fragen auf. Hin und her gerissen zwischen Dankbarkeit und Wut müssen sie sich entscheiden, ob sie dem Land und ihren neuen Freunden in einem drohenden Krieg beistehen werden, denn nur ihre ungewöhnliche Verbindung zu einander kann das unnötige Blutvergießen verhindern.


    Sollten sie sich entschließen zu helfen, wird es eine gefährliche Gratwanderung für Ginger, die sich immer mehr den magischen Künsten hingibt und nicht merkt, wie nahe sie schon am Abgrund steht …

    Dazu gibt es natürlich auch ein paar Leseproben:


    NEUE FREUNDE


    Sie waren einige Stunden gewandert und hatten sich angeregt unterhalten, als sich vor ihnen eine riesige Kraterlandschaft ausbreitete. Die Rauch- und Dunstwolken hatten sie schon seit einer Weile gesehen, ihnen aber keine besondere Bedeutung beigemessen. Je näher sie kamen, desto klarer sahen sie, dass sie sich einer riesigen Schlucht näherten. Als sie am Rande des Canyons angelangt waren, stockte Ginger der Atem. Die steile Felswand fiel senkrecht vor ihnen ab und der Boden lag einige hundert Meter unter ihren Füßen. Die Ausmaße waren geradezu schwindelerregend und die Beiden wagten sich nicht näher als drei Schritte an die Kante heran.


    Weit unter ihren Füßen erstreckte sich die verdorrte, rote Erde zu beiden Seiten, soweit das Auge reichte. Verbrannte und verkrüppelte Bäume und Sträucher waren das einzige Zeichen von ehemaligem Leben inmitten dieser düsteren Einöde, die trotz allem eine bizarre Faszination auf Ginger ausübte. Dankbar nahmen sie den ledernen Wasserschlauch entgegen, den Kiron ihnen reichte. Sie tranken das offenbar mit Früchten gesüßte, kalte Wasser und betrachteten überwältigt die Landschaft vor ihnen.


    Vereinzelte Gischtfontänen stoben aus kleinen Kratern und die Erde war aufgeworfen und von den Naturgewalten zerfurcht. Direkt neben ihnen, nur durch die tiefe Schlucht getrennt, erhoben sich die Überreste eines riesigen Berges, dessen Spitze wohl eine gewaltige Eruption zerrissen hatte. Knapp über ihren Köpfen hörte die Steilwand abrupt auf und ein kreisförmiger Krater hatte sich tief in das Innere des Berges gefressen. Ein Vulkan wie aus dem Bilderbuch. Die massiven Felswände erstrahlten wie magisch im zerfließenden, roten Licht des geschmolzenen Gesteins.


    „Und da sollen wir rüber?“, platzte es aus Ginger heraus. Sie stand neben Kiron und starrte diese Mondlandschaft aus weit aufgerissenen Augen an. Die Hitze, die der offene Krater vor ihnen verströmte, war enorm. Tess musste ein paar Mal die aufsteigenden Tränen wegblinzeln, um überhaupt klar sehen zu können. Kiron lächelte nur verschwörerisch und drehte sich zu Majra und Haisha auf Roku um. Mit einer fließenden Bewegung hob er Haisha von Rokus Rücken und stellte sie neben sich ab. Alle traten einen Schritt zurück, so taten es die Mädchen ihnen gleich. Haisha hob die Arme zum Himmel.


    Der Anblick verschlug ihnen die Sprache: Der zarte Mädchenkörper vor dieser grotesken Landschaft, in unschuldiges Weiß gehüllt und die Haare vom plötzlich aufkommenden Wind zerzaust, als hätte sie alle Macht, die Naturgewalten zu beherrschen. Nach ein paar Sekunden, in denen Ginger und Tess nur staunend und wie angewurzelt dastanden und alles Mögliche erwarteten, senkte sie die Arme wieder. Dann fingerte sie eine schmale, silbrig glänzende Kette aus ihrem Kleid hervor. Daran hing etwas, das aussah wie eine filigrane, lang gezogene Muschel, perlmuttfarben und beinahe transparent.


    Haisha hob das zerbrechlich wirkende Gebilde an ihre schmalen Lippen und blies kräftig hinein. Ein überraschend melodischer, hoher Ton erklang. Er war nicht sehr laut, aber er ging den Mädchen durch Mark und Bein und schien jede Faser ihres Körpers zu durchdringen und etwas völlig Fremdes in ihnen anzurühren. Zurück blieb ein vages Kribbeln, das noch anhielt, lange nachdem der Ton mit dem Wind davongetragen worden war.


    In der erwartungsvollen Stille danach schien zunächst gar nichts zu passieren. Gespannt warteten die Mädchen und blickten sich nach allen Seiten um. Erst als sie beobachteten, wie sich die Blicke ihrer Begleiter auf einen Punkt über ihren Köpfen richteten, wurden sie sich der nahenden Gestalten bewusst. Zuerst war es nur ein vages Gefühl, so als hätte die Luft eine andere Qualität bekommen. Sie wirkte plötzlich zäher und von einem kaum definierbaren, bedächtigen Gefühl erfüllt. Ehrfürchtig und erwartungsvoll starrten beide in die Luft. Dann glaubten sie, die Gestalten zu erkennen. Doch jedes Mal, wenn sie versuchten, diese wirklich zu fokussieren, schienen die Wesen sofort wieder mit den Dunstschleiern über dem brodelnden Krater zu verschwimmen. Erst, als sie begannen, sie nur aus den Augenwinkeln zu betrachten, konnten sie die Umrisse klarer erkennen.


    Die durchscheinenden Wesen waren etwas kleiner und zierlicher als Menschen und erstrahlten in einem sanften, hellgrünen Licht, das tief aus ihrem Innersten zu kommen schien. Sie bewegten sich mit kaum sichtbaren Flügeln durch die Luft, die mehr aus dünnen, schimmernden Fäden als aus klaren Strukturen zu bestehen schienen. Und es waren Hunderte, die aus der glühenden Öffnung des Kraters aufstiegen. Schließlich war das ganze Sichtfeld der Gruppe von ihnen ausgefüllt. Sie schwebten herab und ordneten sich vor ihnen in einer Reihe an, die bis an das andere Ende der Kraterlandschaft führte und beinahe aus ihrem Blickfeld verschwand. Ehrfürchtig und verunsichert versuchten Ginger und Tess, einen klaren Blick auf die fremdartigen Wesen zu erhaschen. Nur hin und wieder schienen auf einem der beinahe unsichtbaren Gesichter Züge zu erscheinen. Diese Augenblicke wirkten kostbar und bewegend, denn die Gesichter wirkten so gelöst, friedlich und in vollkommener Ruhe, dass die Beiden von einer undefinierbaren Sehnsucht ergriffen wurden. Obwohl die Wesen kleiner waren als die Mädchen, fühlten sie sich plötzlich unbedeutend und winzig in Anbetracht dieser ätherischen, engelsgleichen Gestalten. Sie fassten sich sprachlos bei den Händen und trauten ihren Augen nicht. Majra und Kiron wirkten belustigt über die staunenden Mädchen und Majra bedeutete ihnen mit einem ermutigenden Lächeln, dass dies nichts Besonderes sei.


    Nachdem sich die Reihe der durchscheinenden Gestalten bis an die gegenüberliegende Seite fortgesetzt hatte, schienen sie plötzlich ineinander zu fließen, wie der Rauch erlöschender Kerzen. Die Formen verschwammen und aus den wirbelnden Schwaden bildeten sich die Umrisse einer Brücke. Ginger und Tess hatten Schwierigkeiten, sie klar zu erkennen. Aus den Augenwinkeln wirkte sie wie ein massives Gebilde aus hellgrünem Glas. Doch wenn die Beiden direkt darauf blickten, sahen sie nur die trostlose Landschaft in der Tiefe. Erschrocken blickten die beiden sich an. Darauf sollten sie ihre Füße setzen? Das musste ein Scherz sein ...


    Zu ihrer Überraschung zögerte Roku keine Sekunde, als Majra ihn auf die schemenhafte Brücke lenkte und dabei mit spielerischer Leichtigkeit Haisha vor sich auf den breiten Rücken des Pferdes hob, das Tess mit einem Blick an die richtigen Stellen als Hengst erkannt hatte. Auch die anderen folgten ihnen ohne innezuhalten.


    Tess sog scharf die Luft ein, tastete blind nach Gingers Hand und erstarrte. Als auch der letzte ihrer Begleiter den festen Boden verlassen hatte und zielstrebig durch die Luft marschierte, näherte Ginger sich zögerlich dem Abgrund. Die Gruppe machte keinerlei Anstalten, auf sie zu warten. Tess, die sich noch immer nicht bewegte, hielt sie weiterhin fest an der Hand und hatte die Augen fest zusammengepresst. Ginger holte tief Luft, schloss ebenfalls die Augen und setzte zögerlich den ersten Fuß auf das unwirkliche Gebilde.


    Es schien sie zu tragen, also zog sie den anderen Fuß nach. Dann erst öffnete sie vorsichtig die Augen wieder. Beim Blick nach unten stockte ihr der Atem, denn sie sah nichts als den bodenlosen Abgrund unter sich, der ihr plötzlich doppelt so tief vorkam. Rasch hob sie den Blick und schielte vorsichtig mit klopfendem Herzen von oben herab auf die Brücke. Jetzt nahm sie diese wieder umrisshaft wahr. Sie atmete ein paar Mal tief ein und blickte suchend nach vorne, um nach Kiron und den anderen zu sehen. Diese waren schon ein gutes Stück weit gewandert und blickten sich nicht einmal um.


    „Na gut, wenn dieses Ding das Monstrum von Pferd aushält, wird es schon nicht unter uns zerbrechen“, raunte sie zu sich selbst. Sie brauchte gar nichts zu Tess zu sagen. Als diese spürte, dass Ginger bereits auf der Brücke stand, öffnete sie die Augen. Sie vermied es, das Lichtgebilde direkt anzusehen und schob sich zögerlich an Ginger heran.


    Nach einer prüfenden Sekunde, in der sie beide sich versicherten, dass sie nicht in die Tiefe stürzten, wagten sie die ersten Schritte. Hand in Hand überquerten sie die Brücke aus Licht und ließen damit ihr altes Leben und ihre alte Realität weit hinter sich …


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  • AM FUßE SORS


    Immer wieder blickte sie sich ängstlich um. Sie wusste nicht, was sie suchte, vielleicht flüchtete sie auch vor etwas? Sie wusste es einfach nicht. Ihre Gedanken spielten Streiche mit ihr, das musste es sein. Bilder huschten an ihr vorüber, Stimmen und Gefühle, die gar nicht zu ihr gehören konnten. Sonst würde sie sich doch erinnern …


    Seit Tagen irrte sie in dieser kargen, trostlosen Landschaft umher. Sie schlief auf verkrüppelten, blattlosen Bäumen und Felsen, wagte nicht, sich auf dem Boden auszustrecken. In der ersten Nacht hatte sie es getan. Aus der Dunkelheit hatte sie das Tappen von Pfoten gehört, war aufgesprungen und fortgelaufen, wovor wusste sie nicht. Aber es war hinter ihr her, jede Nacht glaubte sie, die samtenen, todbringenden Schritte unter sich zu hören.


    Ihre Zunge klebte trocken und geschwollen an ihrem Gaumen. Sie wusste nicht mehr, wo sie damals die kleine Quelle gefunden hatte. Der narbige Stumpf, der aus ihrer Schulter wuchs, und wohl irgendwann ein Arm gewesen war, brannte und pochte schmerzhaft. Die schwelende Wunde war aufgebrochen und nässte durch den dreckigen Verband, den sie von Mal zu Mal fester zuband. Immer wieder musste sie sich kurz setzen, um zu Atem zu kommen und die schwarzen Schatten vor ihren Augen zu vertreiben.


    Sie wischte sich über die schmerzenden, trockenen Augen. Pilze! In der feuchten Felsnische vor ihr wuchs eine Hand voll hellbrauner Pilze. Ohne zu zögern kniete sie sich auf den Boden und steckte sich die schwammigen Dinger in den Mund. Obwohl ihr das Kauen schwer fiel, würgte sie die erste Nahrung seit Tagen hastig hinunter. Sie aß alle, und lehnte sich dann schwer atmend an den Felsen.


    Jetzt war ihr Mund noch trockener, ihre Kehle brannte. Sie brauchte Wasser. Stolpernd und wankend schleppte sie sich weiter. Als sie zwischen den Felsen hinaustrat und in der Ferne das saftige Grün von Bäumen sah, war sie kurz versucht, darauf zu zu laufen. Doch sie durfte nicht. Der dünne Rauch, der sich hinter den Bäumen in den Himmel kräuselte, verbot es ihr. Warum eigentlich? Sie machte einige unbeholfene Schritte darauf zu. Sofort fühlte sie sich, als liefe sie durch zähes Wasser, als weigerten sich ihre Füße, diese Richtung einzuschlagen. Ihr Herz schlug schneller, in ihrem Kopf breitete sich ein stechender Schmerz aus und vor ihren Augen explodierten grelle Lichtblitze. Fast automatisch wandte sie sich wieder um und trat zurück zwischen die Felsen. Sie musste hier weitersuchen, durfte nicht auf den Rauch zugehen …


    Mittlerweile war sie zu schwach, um zu gehen. Auf allen Vieren kroch sie voran und fürchtete die langsam einbrechende Dämmerung, da sie wusste, dass sie es nicht mehr schaffen würde, auf einen der großen Felsen zu klettern. Sie versuchte, die Erinnerung an die schleichenden Schatten und die glühenden Augen zu vertreiben. Sie kam kaum voran, weil ihr verbliebener, gesunder Arm immer schwächer wurde. Ihre Muskeln brannten wie Feuer und begannen langsam zu zittern. Ihre Handfläche und Knie bluteten mittlerweile und hinterließen eine rote Spur im Sand. Plötzlich wandte sie den Kopf, sie hörte etwas. Hektisch kroch sie darauf zu, Tränen der Erleichterung liefen über ihre dreckigen Wangen und verfärbten sich blutrot, als sie in den kupferfarbenen Sand tropften. Sie hatte eine Quelle gefunden! Gierig ließ sie sich auf den Bauch sinken und steckte ihren Kopf in das kostbare Wasser. Sie trank zu schnell und zu viel.


    Als sie sich aufrichten wollte, kippte sie zur Seite und musste sich heftig übergeben. Zitternd und keuchend lag sie danach auf dem Boden, schnappte nach Luft und wischte sich schwach das Gesicht ab. Sie rollte sich mühsam herum und trank erneut, diesmal langsamer und weniger, obwohl ihr ausgezehrter Körper nach mehr lechzte. Sie stopfte sich einige Hände voll von den bitteren, büscheligen Algen in den Mund, die in der Quelle wuchsen, rollte sich zusammen und schlief ein. Sie hatte wohl nur kurz geschlafen. Als sie erwachte, war die Nacht noch nicht ganz hereingebrochen. Etwas gestärkt beugte sie sich über das Wasser und betrachtete ihr verzerrtes Spiegelbild im Halbdunkel. So sah sie also aus …


    Betroffen betastete sie die Narben an ihrem Hals und begann halbherzig, sich das Gesicht zu waschen. Sie trank ein weiteres Mal und aß noch mehr von den Algen, obwohl sie mittlerweile von schmerzhaften Bauchkrämpfen gequält wurde. Kurz überlegte sie, ob die Pilze möglicherweise giftig gewesen waren.


    Ein plötzliches Geräusch hinter ihr ließ sie hochschrecken. Sie presste sich mit dem Rücken gegen den kalten Fels und starrte in die aufkommende Dunkelheit, aus der sie schwere Schritte hörte. Anders als die, die sie in der Nacht nicht schlafen ließen, doch nicht weniger bedrohlich. Panisch drehte sie sich um und versuchte zitternd, den massiven Felsen vor ihr hinauf zu klettern. Sie wagte nicht sich umzublicken und sah den Schatten nicht, der auf sie zuschoss und sie von der Wand riss ...

  • SCHWARZES BLUT


    In der Mitte der dritten Woche seit ihrer Ankunft wurden die Mädchen noch vor Sonnenaufgang von hysterischen Schreien geweckt. Sofort waren sie auf den Beinen und liefen schlaftrunken auf den großen Platz hinaus. Ein Blick zum Himmel, der nur durch einen roten Schleier sichtbar war, beantwortete ihre unausgesprochene Frage. Der Drache hatte erneut angegriffen.


    Diesmal war der Oktran offensichtlich nicht schnell genug gewesen. Eine aufgeregte Menschentraube hatte sich vor dem hinteren Stadttor versammelt. Als Ginger und Tess näher kamen, hörten sie das verzweifelte Schluchzen und befürchteten das Schlimmste. Ihre Erwartungen wurden erfüllt. Zwei Gestalten lagen am Boden. Für die eine kam jede Hilfe zu spät, der verdrehte und verkohlte Körper wirkte vollkommen grotesk inmitten der idyllischen, farbenprächtigen Stadt. Die zweite Person wäre vielleicht besser dran gewesen, wenn sie das Schicksal der ersten geteilt hätte.


    Es handelte sich um eine junge Frau, ihre rechte Körperhälfte war von scheußlichen Verbrennungen überzogen und der rechte Arm endete in einem verkohlten Stumpf, aus dem langsam dunkelrotes Blut sickerte und eine hässliche Lacke unter ihr bildete. Ihre Augen waren weit geöffnet, eingesunken und blickten leer in den wolkenverhangenen Himmel. Sie atmete flach und stockend und schien vollkommen weggetreten zu sein. Die Kleidung hing in Fetzen von ihrem Körper und war schwarz von Ruß und geronnenem Blut. Redorin kniete über ihr. Er hatte die Hände auf ihre Stirn gelegt und die Augen geschlossen. Niemand sonst wagte sie anzufassen.


    Endlich war jemand so geistesgegenwärtig, den Leichnam des Anderen mit einem großen, schwarzen Tuch abzudecken. Zwei ältere Frauen mussten mit Gewalt zurückgehalten werden. Sie schrien und schluchzten ununterbrochen und versuchten verzweifelt, sich zu der Verletzten durchzukämpfen.


    Ginger und Tess waren in gebührendem Abstand stehen geblieben, hielten sich an den Händen gefasst und beobachteten sprachlos das Geschehen ...


    Als Gingers Blick sich endlich löste und über die Stadtmauer Richtung Wald glitt, gefror das Blut in ihren Adern. Sie riss sich wortlos von Tess los und stürmte an der verstörten Menschenmenge vorbei. Blindlings raste sie auf den Waldrand zu, durch den das Feuer eine breite Schneise gefressen hatte. Das Blut rauschte in ihren Ohren und übertönte beinahe das Knacken der Glut, die links und rechts von ihr aufstob, als sie wie von Sinnen den Pfad weiter in den Wald hineinlief.


    Sie merkte nicht, dass sie sich die Haare und die nackten Arme versengte, sie rannte und rief immer wieder Karims Namen. Als sie an seiner alten Lagerstätte angekommen war, blieb sie stehen und starrte fassungslos auf die gleichmäßig verteilte Asche am Boden. Nichts erinnerte mehr daran, dass hier einmal eine Hütte aus Ästen und Laub gestanden hatte. Sie ließ sich hilflos auf die Knie sinken und schloss die Augen. Ein Schrei wollte aus ihrer Brust hervorbrechen, doch sie biss die Zähne zusammen, ballte die Fäuste und versuchte, sich auf ihn zu konzentrieren.


    Da sah sie ihn. Vor ihren inneren Augen entstand plötzlich ein klares Bild: Karims vertraute Gestalt, die sich im Dunkeln zusammengekauert hatte. Sie kannte diese Felswände …


    Sofort war sie wieder auf den Beinen und rannte mit klopfendem Herzen zum zerklüfteten Fuß des Berges. Sie erreichte keuchend und zitternd seine Höhle und erkannte seine zusammengesunkene Gestalt, noch bevor sie den scheußlichen Geruch von Blut und verbranntem Fleisch wahrnahm. Er reagierte nicht, als sie seine Schulter berührte, also rollte sie ihn herum und zog ihn ins Licht.


    Wo er gelegen hatte, hinterließ er einen schmierigen roten Fleck. Seine Kleidung war am Rücken verschmort und seine Haut sah entsetzlich aus. Sein rechtes Bein bot denselben Anblick. Ginger war vollkommen hilflos, sie wagte kaum ihn zu berühren. Endlich fasste sie ihren Mut zusammen und tastete nach einem Puls. Ängstlich hielt sie den Atem an, das war das zweite Mal in zu kurzer Zeit, dass sie betete, sie würde unter ihren Fingern das lebendige Klopfen eines Pulsschlags fühlen.


    Erleichtert atmete sie aus, er war schwach, aber vorhanden. Sie musste etwas tun, die Wunde kühlen, das Blut stoppen, irgendetwas!


    Da hörte sie Schritte und fuhr erschrocken herum. Sofort wusste sie, wer die Höhle betreten würde und sie war in diesem Moment unendlich dankbar. Wortlos ließ Tess sich neben ihr auf die Knie sinken und drückte kurz ihre Hand. Gemeinsam schälten sie vorsichtig das verschmorte Leder von seinem Rücken. Ginger fluchte leise vor sich hin. Sie hatte das Gefühl, ihm große Schmerzen zuzufügen, obwohl er nicht einmal zuckte. Sein Atem kam stoßweise und flach. Das Ausmaß der Verbrennungen war verheerend. Von der linken Schulter abwärts bis knapp über der Hüfte sah sie nur rohes Fleisch, das schwarzbraun glänzte, und dunkles Blut, das langsam herausquoll. Das Bein sah vom Knie abwärts genauso aus. Sie betete, dass seine Bewusstlosigkeit tief genug war, um ihn zumindest vor den Schmerzen zu verschonen. Sein Kopf war weitgehend verschont geblieben, aber dafür waren seine Handrücken verbrannt und die Finger sahen erschreckend aus. Offenbar hatte er damit versucht, seinen Kopf schützen.


    Tess murmelte etwas, das Ginger nicht verstand und streckte ihre Arme aus, ihre Hände kamen dabei auf Höhe seiner Schulterblätter, etwa eine Hand breit über seinem Rücken in der Luft zum Liegen.


    Ein Seitenblick wies Ginger an, dasselbe zu tun. Natürlich, der Zauber um sich selbst zu heilen! Sie hoffte, dass man damit auch andere heilen konnte, oh wie sehr sie es sich wünschte … Sie versuchte, tief und ruhig zu atmen, ihre Mitte zu finden und ihre Kraft ganz auf den verletzten Körper vor ihr zu richten. Anfangs hatte sie große Mühe, das schmerzhaft laute Pochen ihres Pulses aus ihrem Kopf zu verdrängen und ihre Atmung zu verlangsamen, doch mit Tess’ Hilfe begann sie, sich langsam zu beruhigen. Die Zeit schien wie Wachs dahin zu schmelzen, als sich langsam ein warmer Strom aus ihrem Innersten in ihre Arme ausbreitete. Vor ihrem geistigen Auge entstand das klare Bild seiner Verletzungen. Dann versuchte sie, sich seinen Körper heil vorzustellen. Die dünne Haut, die sich über die geschmeidigen Muskeln spannte … Unbewusst fanden ihre Gedanken die richtigen Wege und die Energie strömte aus ihren glühenden Handflächen: Zuerst konzentrierte sie sich auf die Blutgefäße, nähte sie im Geiste zu und versiegelte die Stiche. Dann vervollständigte und glättete sie die zerfetzten Muskeln und verknüpfte die zerrissenen Nervenbahnen, Bänder und Sehnen wieder. Sie hatte keinerlei anatomische Kenntnisse, doch die Bilder erschienen wie von selbst in ihrem Kopf. Plötzlich wusste sie genau, was wohin gehörte. Als das Gewebe mit dem mentalen Chirurgenbesteck wieder zusammengesetzt war, vervollständigte sie die verschiedenen Hautschichten und versiegelte die oberste ebenfalls. Immer wieder huschten lebhafte Bilder an ihrem geistigen Auge vorbei und beflügelten sie: Das Aufblitzen seiner strahlenden Augen, sein Lachen, die Geduld und Freude, mit der er sie unterrichtete.


    Die ganze Zeit über spürte sie die unbeschreibliche Kraft, die von Tess ausging und sich mit ihrer zu einer mächtigen Einheit verband. Dann wurde es schwarz um sie …

  • Traut sich keiner seine Meinung sagen?
    würde mich echt über feedback freuen, beisse auch nicht :)


    ich frag mal: wer findets zu "blumig"?

  • Hallo Samoa,


    endlich habe ich es geschafft, Deine Leseproben zu lesen. Dazu fällt mir nur das ein: Wow! :jumpies:


    Das ist atemberaubend und ich möchte unbedingt wissen, wie es weiter geht. Die erste Leseprobe hatte mich noch gar nicht überzeugt. Ich hatte den Eindruck, dass diese Wesen, die sich in eine Brücke verwandeln, irgendwelche Aliens sind. Das war für meinen Fantasy-Geschmack doch etwas ... zu viel. Aber zum Glück habe ich weitergelesen. Ist ja doch nix mit Aliens :breitgrins:


    Jetzt bin ich gespannt, wo Ginger und Tess herkommen, was sie in dieser Welt tun. Auch sehr spannend und mysteriös: Wer ist das Mädchen, dass von einem Schatten von der Wand gerissen wird? Wovor läuft sie weg? Und dann natürlich noch das erschreckende Bild der Verwüstung, dass der Drache hinterlassen hat...


    Mich haben Deine Leseproben sehr angesprochen. Schön fand ich auch, dass ich mal wieder Fantasy lesen durfte, die auch mal etwas blutiger zur Sache geht. Da ging mir manchmal ein Ekelschauer über den Rücken, so gut waren die Wunden beschrieben. Flammenstreit hat auf meiner Wunschliste Einzug gehalten.


    :winken:



    EDIT: Eine Frage habe ich noch: Ist das ein abgeschlossener Roman oder ist das Buch ein Mehrteiler?

    Pessimisten stehen im Regen, Optimisten duschen unter den Wolken.

    Einmal editiert, zuletzt von Zara ()

  • Ui, wow.. danke für das Lob Zara und die ausführliche Kritik, natürlich werde ich deine Fragen so nicht beantworten.. ;)


    sagen wir so, Ideen habe ich massenhaft, wie es weitergehn kann.. und der zweite Teil nimmt in meinem Kopf immer mehr Gestalt an, aber ich möchte erstmal schaun wie das mit dem ersten lauft, bevor mein Kopf frei genug ist um weiterzuschreiben :)


    Würde mich über eine Email von dir freuen, das mit der Wunschliste musst du mir erklären.. ^^

    Einmal editiert, zuletzt von samoa ()

  • Genau Samoa, bloß nix verraten. Ich bin schon sehr gespannt :smile:
    Auf meine Wunschliste kommen immer Bücher, die mich interessieren (im Moment sind ca. 25 drauf). Wenn dann Geburtstage o.ä. anstehen, gebe ich meine Liste an meine Verwandten weiter, und lasse mich überraschen, was mir geschenkt wird.


    Natürlich kaufe ich auch unterm Jahr öfter mal Bücher von meiner Wunschliste. Jetzt habe ich nur gerade ein Kaufverbot, bis mein SuB unter 25 gefallen ist. Aber mein ungelesener Bücherstapel ist ja zum Glück nicht so groß.

    Pessimisten stehen im Regen, Optimisten duschen unter den Wolken.

  • Das is ne gute Idee, das sollte ich auch mal anfangen, ich kauf mir auch nie alles das, was ich gern lesen würde.. *g*


    du bist auch ne ganz schön fleissige Leserin hm? *g*