Dubravka Ugrešić – Baba Jaga legt ein Ei

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    Kurzbeschreibung laut Amazon:
    Baba Jaga ist eine böse und hässliche Greisin, der man nachsagt, sie fresse kleine Kinder. Sie ist eine mythische Episodengestalt und hat oft eine Schlüssel-, nie jedoch eine Hauptrolle. Wer möchte sich schon mit einer solchen Figur befassen!? Und dennoch ist Baba Jaga eines der ältesten archetypischen Bilder in der Geschichte der Menschheit, das in uns allen, Frauen wie Männern, tief verwurzelt ist. Bei der Entscheidung, sie zu meinem Thema zu machen, ließ ich mich vielleicht von einem Gerechtigkeitsgefühl leiten oder aber auch von dem kindlichen Wunsch, in Baba Jagas Hütte hineinzuschauen, hinter den Spiegel zu sehen. In literarischer Hinsicht war dies eine anspruchsvolle Aufgabe. Dubravka Ugrešić



    Teilnehmer:
    Nikki
    Aldawen
    Saltanah
    schokotimmi

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()

  • Hallo,


    ich hätte nicht gedacht, dass ich hier den Anfang mache - ich bin ja eher der Nachzügler. Aber es ist wie es ist - ich habe mit dem Buch begonnen und muss schon nach der Einleitung und den ersten Seiten des 1. Teil etwas loswerden.


    Die Einleitung hat mich persönlich sehr angesprochen, denn ich konnte die Beschreibung genau nachvollziehen - mir ging es auch schon so. Man sitzt in der Stadt in einem Cafe und läßt den Blick schweifen, auf einmal werden einem die "alten Damen" bewußt, die allein am Tisch, auf der Bank oder an der Haltestelle sitzen. Wie oft haben die mir schon leid getan, weil sie ein lieben, freundlichen aber einsamen Eindruck machen. Wie oft stellte sich eine solche Dame dann aber auch mal als schrullig, besserwisserich, link eben einfach "hässlich" in ihrer Art heraus. Da wirkt die Warnung im letzten Satz der Einführung doch genau richtig - und doch mache ich mich auf dieses Buch zu lesen und bin sehr gespannt darauf...


    Viele Grüße
    schokotimmi

  • Ich habe den ersten Teil beendet!


    Der Stil der Autorin gefällt mir bis jetzt sehr gut - die Erlebnisse mit ihrer Mutter schildert sie lebendig und offen. Ich kann mir die gesamte Situation ganz gut vorstellen. Die Rituale, der Putzwahn, die alten Erinnerungen, all das erinnert mich auch teilweise an meine Oma, nur dass ich von ihr nicht behaupten würde sie wäre einsam. Etwas verwirrt hat mich jedoch die Reise mit Aba, ich meine damit nicht die Reise an sich, nur warum mit Aba? Das kann ich noch nicht so ganz einordnen, vielleicht bezieht sich dass auf den letzten Satz in der Einleitung?! Ich bin gespannt auf Eure Kommentare.


    Wenn ich nicht bei perlentaucher schon etwas über Aufbau und Zusammenhang in dem Buch gelesen hätte, wäre ich über den ersten Teil wohl ein wenig verwundert gewesen. So gefällt es mir aber bis jetzt.


    Ich habe trotzdem mal kurz bei wikipedia etwas zu Baba Jaga gelesen, weil ich mir zwischendrin doch nicht mehr ganz sicher war, was die Eigenschaften betrifft. Aber was dort steht passt ja sozusagen immer, die vergebenen Eigenschaften reichen von gut und hilfsbereite Heilkundige über Schicksalsgöttin bis hin zu menschenfressende, mürrische, einsame Hexe und Zauberin je nach Zeit, Auslegung und Region.


    Viele Grüße
    schokotimmi

  • Hallo allerseits :winken: ,


    wie Schokotimmi habe ich den ersten Teil gelesen. da ich mal wieder auf Schwedisch lese, kann ich leider mit Seitenangaben nicht dienen und eventuelle Zitate sind also von mir übersetzt.


    Die Einleitung hat auch mich fasziniert. Die kleinen, alten Frauen/Damen, die allzu oft unsichtbar sind, gibt es wirklich in großen Mengen. Gerade das "Unsichtbare", dass Ugrešić schon in der Überschrift betont, stimmt sehr gut. Gerade alte(rnd)e Frauen werden oft nicht wahrgenommen, ausgeblendet.
    Aber es gibt sie, und nicht immer sind die so nett und harmlos, wie man auf den ersten Blick glauben könnte...
    Auch ohne es direkt auszusprechen, macht Ugrešić deutlich, wie schnell eine alte Frau zur Hexe wird, egal ob "wirklich" oder nur in unserer Wahrnehmung.


    Die Mutter der Erzählerin im ersten Teil finde ich hervorragend getroffen. Nicht nur die Wortfindungsschwierigkeiten und anderen Folgen des Hirntumors, sondern auch ihre sonstigen Eigenheiten sind sehr lebensecht dargestellt.
    Z. B. ihre Reaktion in der Zeit nach dem Tode ihres Mannes (Kap. Komm und leg dich hier hin...), als sie einerseits ihr Leben immer weiter einschränkt, andererseits mit ihrem einförmigen Leben unzufrieden ist, aber auch alle Versuche der Kinder, sie aus ihrem Loch zu ziehen, ablehnt, ist so wirklich, nachvollziehbar. "Ich will nicht, wie es ist, ich will/kann aber auch nichts tun, um das zu ändern, für jeden Vorschlag habe ich einen Grund ihn abzulehnen." So eine Lebenseinstellung (egal ob temporär oder dauerhaft) kenne ich nur zu gut.


    Der Abschnitt um Aba und die gemeinsame Reise in die Heimatstadt der Mutter hat auch mir Probleme bereitet. Hier wurde das Buch für mich erst einmal uninteressanter und zog sich etwas. Aba ist eine unsympathische Gestalt, gegen deren Vereinnahmung sich die Erzählerin nur schlecht wehren kann. Dabei ist sie aber auch eine tragische Gestalt, wie im 5. Abschnitt des "Reisekapitels" deutlich wird:
    ja, sie war ein altes Mädchen. Sie war mit dem unsichtbaren Stempel des unerwünschten Kindes auf der Stirn geboren. Und es spielte keine Rolle, ob sie sie wirklich geliebt hatten oder nicht, oder ob sie sie lieben würden oder nicht; ihr Hunger war angeboren und zusammen mit ihr würde er auch verschwinden. Nicht viel konnte den Hunger stillen; viele waren bei dem Versuch dazu ermüdet. War es vielleicht kein gewöhnlicher Hunger, sondern ein solcher Hunger, wie der, mit dem der mythologischen Erysichthon bestraft wurde, der am Ende seines Lebens an seinen eigenen Knochen nagte?
    Das ist ein stilistisch eindrucksvoller (in meiner Übersetzung weniger) Absatz, der deutlich zeigt, wie Ugrešić ihre Figuren darstellt. Sie sind in ihrer Echtheit alles andere als "perfekt", stecken in ihrer Haut, aus der sie nicht herauskommen, vermutlich auch nicht herauskommen können, selbst wenn sie ihre Situation deutlich sehen. Ist es vielleicht auch das, was eine Frau zur Hexe macht?


    Dummerweise habe ich mir nicht aufgeschrieben, an welcher Stelle das Märchen, das mit dem Ei (dem titelgebenden Ei?), das in einer Ente, die in einem Kaninchen, das in einer Kiste, die in einer Eiche, die auf einer Insel am anderen Ende des großen Meeres liegt, zuerst erwähnt wird. Ganz am ende des 5. Abschnittes des "Reisekapitels" wird es noch einmal aufgenommen. Dort ist es die Liebe, die sich in dem Ei befindet. Liebe also als ein unerreichbares Ziel, nach dem man sich nur sehnen kann.
    Eine Variation des Märchens gibt es übrigens auch bei den Brüdern Grimm, leider finde ich auf die Schnelle nicht, wie es heißt.


    Interessant übrigens, wie so ganz anders Ugrešić an ihre Aufgabe, ein Buch über einen Mythos zu schreiben, herangeht, als z. B. Olga Tokarczuk, deren Buch "AnnaIn in den Katakomben" Aldawen und ich letztlich gemeinsam gelesen haben. Aber auch ihre Herangehensweise gefällt mir bisher.

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Der Abschnitt um Aba und die gemeinsame Reise in die Heimatstadt der Mutter hat auch mir Probleme bereitet. Hier wurde das Buch für mich erst einmal uninteressanter und zog sich etwas. Aba ist eine unsympathische Gestalt, gegen deren Vereinnahmung sich die Erzählerin nur schlecht wehren kann. Dabei ist sie aber auch eine tragische Gestalt, wie im 5. Abschnitt des "Reisekapitels" deutlich wird: ...
    Das ist ein stilistisch eindrucksvoller (in meiner Übersetzung weniger) Absatz, der deutlich zeigt, wie Ugrešić ihre Figuren darstellt. Sie sind in ihrer Echtheit alles andere als "perfekt", stecken in ihrer Haut, aus der sie nicht herauskommen, vermutlich auch nicht herauskommen können, selbst wenn sie ihre Situation deutlich sehen. Ist es vielleicht auch das, was eine Frau zur Hexe macht?


    Dummerweise habe ich mir nicht aufgeschrieben, an welcher Stelle das Märchen, das mit dem Ei (dem titelgebenden Ei?), das in einer Ente, die in einem Kaninchen, das in einer Kiste, die in einer Eiche, die auf einer Insel am anderen Ende des großen Meeres liegt, zuerst erwähnt wird. Ganz am ende des 5. Abschnittes des "Reisekapitels" wird es noch einmal aufgenommen. Dort ist es die Liebe, die sich in dem Ei befindet. Liebe also als ein unerreichbares Ziel, nach dem man sich nur sehnen kann.
    Eine Variation des Märchens gibt es übrigens auch bei den Brüdern Grimm, leider finde ich auf die Schnelle nicht, wie es heißt.


    Interessanter Ansatz wie du Aba mit Zügen einer Hexe vergleichst, aber es ist etwas dran, das muss ich zugeben.
    Deine Übersetzung war übrigens sehr gut, abgesehen von ein paar Satzstellungen trifft die Wortwahl genau. Ich bin beeindruckt.


    Die Szene mit dem Ei taucht das erste Mal auf als die Erzählerin Aba nach einem Freund fragt und sie mit dieser Geschichte nur indirekt auf die Frage antwortet. Schön fand ich die Antwort darauf "Jetzt weiß ich was du aus deiner Folklore lernst. Hohe Maßstäbe zu setzen." Ich frage mich gerade ob Aba noch eine weitergehende Rolle spielen wird, denn immerhin ist sie Folklore-Wissenschaftlerin, da wird ihr doch Baba Jaga auch in anderen Studien schon begegnet sein.


    Falls euch/ dir das Grimm-Märchen noch einfällt, ich würde wirklich gern wissen wie es heißt - irgendwie sagt mir das nämlich gar nichts. Ich dachte bei der Ei-Geschichte handelt es sich um eine typische Baba Jaga Episode.


    Viele Grüße
    schokotimmi



    EDIT: Mit dem Buch "AnnaIn in den Katakomden" habt ihr mir übrigens einen tollen Buchtipp gegeben!

    Einmal editiert, zuletzt von schokotimmi ()

  • Den ersten Teil habe ich nun auch gelesen. Saltanah, für Dich vielleicht eine Einstufungshilfe der Seiten: Dieser Teil (ohne die Einleitung) umfaßt die Seiten 13 bis 89.


    Wie Euch hat auch mich die Einleitung zunächst überrascht und dann nachdenklich gemacht. Ich denke, Ugrešić hat diese alte(rnde)n Frauen wirklich gut dargestellt. Wenn man sich vorstellt, daß viele von ihnen so „gestrickt“ sind wie die Mutter der Erzählerin, dann ist auch klar, warum man sich in Acht nehmen sollte. Eine Vereinnahmung von mehr als einer Person in dieser Art und diesem Umfang und dann womöglich auch noch ohne den moralischen „Zwang“ durch ein Verwandtschaftsverhältnis, könnte einen fertig machen.


    Was die Geschichte mit dem Ei angeht: Das Motiv ist recht häufig. Ich weiß zwar nicht sicher, ob es bei den Grimms auch auftaucht, halte das aber auch nicht für ausgeschlossen. Mir ist es allerdings vor allem aus slawischen Märchen bekannt und dort auch meist in einer etwas anderen Form. Meist ist es nämlich ein böser Zauberer, der sein Leben in einem solcherart verborgenen Ei versteckt hat, und um die schöne, vom Zauberer entführte Prinzessin zu befreien, muß der Prinz dieses Ei finden und es zerbrechen. Hier gibt es übrigens eine weitere Verbindung zu diesem ominösen Ei. Baba Jagas Sohn Kaschtschej ist nämlich eine der Figuren, die ihr Leben in einem solchen versteckt haben. Als Figur kenne ich Baba Jaga ansonsten auch vor allem als Hexe in der hühnerbeinernen Hütte, die in einem Mörser durch die Gegend saust. Daher fand ich den Hinweis auf die ältere Form einer dreifaltigen Göttin besonders interessant, da dieser wohl eher mit dem hier vorliegenden Roman in Verbindung zu bringen ist. Da bin ich jedenfalls gespannt auf die „Auflösung“.


    Ebenfalls in den Zusammenhang Märchen gehört auch der Titel des ersten Teils Gehe nach Ich-weiß-nicht-wo, bringe Ich-weiß-nicht-was. Verkürzt erzählt ist der Hintergrund meist der, daß ein eher armer Mann, z. B. ein Jäger in Diensten des Zaren, eine schöne Frau hat, die der Herrscher gerne für sich selber hätte. Da der Zar sich aber nicht traut, den jungen Mann einfach umbringen zu lassen, stellt er ihm schwierige Aufgaben, in der Hoffnung, er würde dabei umkommen. Da aber die Frau ihren Mann sehr liebt, hilft sie ihm mit ihren Zauberkräften. Bis schließlich der Zar entnervt den o. g. Auftrag erteilt. Und da es sich um Märchen handelt, ist natürlich auch klar, daß auch dieser Auftrag erfolgreich ausgeführt wird.



    Der Abschnitt um Aba und die gemeinsame Reise in die Heimatstadt der Mutter hat auch mir Probleme bereitet. Hier wurde das Buch für mich erst einmal uninteressanter und zog sich etwas. Aba ist eine unsympathische Gestalt, gegen deren Vereinnahmung sich die Erzählerin nur schlecht wehren kann.


    Wobei ich mich frage, warum das so ist. Es kann doch eigentlich nicht so schwer sein, einen Schmarotzer in die Schranken zu weisen. Ob da so etwas wie ein schlechtes Gewissen mitspielt, weil Aba und die Mutter sich so gut verstanden haben und das jetzt quasi als „Entschädigung“ oder „Bezahlung“ für Aba dienen soll? Oder Neugier, was an diesem Mädchen dran ist, was die Mutter so für sie eingenommen hat?



    Dabei ist sie aber auch eine tragische Gestalt, wie im 5. Abschnitt des "Reisekapitels" deutlich wird: (...) Das ist ein stilistisch eindrucksvoller (in meiner Übersetzung weniger) Absatz, der deutlich zeigt, wie Ugrešić ihre Figuren darstellt. Sie sind in ihrer Echtheit alles andere als "perfekt", stecken in ihrer Haut, aus der sie nicht herauskommen, vermutlich auch nicht herauskommen können, selbst wenn sie ihre Situation deutlich sehen. Ist es vielleicht auch das, was eine Frau zur Hexe macht?


    OMG, wieviele Hexen gibt es denn dann auf der Welt? :entsetzt: Ich fürchte, dann muß ich mich auch in diese Kategorie einreihen, also paßt zukünftig auf, wenn Ihr mit mir zu tun habt! :zwinker:



    Interessant übrigens, wie so ganz anders Ugrešić an ihre Aufgabe, ein Buch über einen Mythos zu schreiben, herangeht, als z. B. Olga Tokarczuk, deren Buch "AnnaIn in den Katakomben" Aldawen und ich letztlich gemeinsam gelesen haben. Aber auch ihre Herangehensweise gefällt mir bisher.


    Ja, sehr anders. Mir gefällt das zwar bislang besser als das, was Jančar produziert hat, kommt aber in der atmosphärischen Dichte und der Sprachgewalt noch lange nicht an Tokarczuk heran. Aber noch kann sich das entwickeln, sind schließlich noch ein paar Seiten.


    Schönen Gruß,
    Aldawen


  • Den ersten Teil habe ich nun auch gelesen. Saltanah, für Dich vielleicht eine Einstufungshilfe der Seiten: Dieser Teil (ohne die Einleitung) umfaßt die Seiten 13 bis 89.


    Danke. Dann ist doch tatsächlich mal die schwedische Übersetzung länger als die deutsche. Normalerweise ist es umgekehrt, aber mein Buch hat auch auffällig wenig Text pro Seite. Der 1. Teil hört bei mir erst auf S. 109 auf.



    Was die Geschichte mit dem Ei angeht: Das Motiv ist recht häufig. Ich weiß zwar nicht sicher, ob es bei den Grimms auch auftaucht, halte das aber auch nicht für ausgeschlossen. Mir ist es allerdings vor allem aus slawischen Märchen bekannt und dort auch meist in einer etwas anderen Form. Meist ist es nämlich ein böser Zauberer, der sein Leben in einem solcherart verborgenen Ei versteckt hat, und um die schöne, vom Zauberer entführte Prinzessin zu befreien, muß der Prinz dieses Ei finden und es zerbrechen. Hier gibt es übrigens eine weitere Verbindung zu diesem ominösen Ei. Baba Jagas Sohn Kaschtschej ist nämlich eine der Figuren, die ihr Leben in einem solchen versteckt haben.


    :redface: Ups, ich hätte schwören können, dass ich dem Motiv bei den Grimms gestoßen wäre, aber kenne ich das schwer auffindbare Ei vielleicht hier her? Auf den Kaschtschej war ich nämlich letztes Jahr in einem Buch gestoßen und hatte ein wenig über ihn gelesen. Was natürlich nicht ausschließt, dass auch die Brüder Grimm ein solches Märchen in ihrer Sammlung haben.



    Als Figur kenne ich Baba Jaga ansonsten auch vor allem als Hexe in der hühnerbeinernen Hütte, die in einem Mörser durch die Gegend saust.


    Ich "kenne" die Baba Jaga bisher nur aus zweiter Hand. In ganz verschiedenen Bücher bin ich auf Baba Jaga-ähnliche Figuren gestoßen, habe aber nie ein Märchen gelesen, in dem sie wirklich "original" auftaucht. Aldawen, kannst du da irgendeine Märchensammlung empfehlen?
    Was ihre Hütte auf den Hühnerbeinen angeht, war ich völlig baff über die Abbildung des samischen Vorratsgebäudes, das sich im Wikipediaartikel findet. Natürlich - die "Hühnerbeine" sind die Baumstämme, auf das die Hütte gebaut ist!



    OMG, wieviele Hexen gibt es denn dann auf der Welt? :entsetzt:


    Viele! Und wenn wir es noch nicht sind, dann werden wir es :zwinker: .
    Aber natürlich ist Aba eine werdende Hexe, wurde mir heute morgen auf einmal in der U-Bahn klar: Sie ist ja eine noch nicht ganz vollständige Baba!



    Ja, sehr anders. Mir gefällt das zwar bislang besser als das, was Jančar produziert hat, kommt aber in der atmosphärischen Dichte und der Sprachgewalt noch lange nicht an Tokarczuk heran.


    Da stimme ich dir natürlich zu; mit der Tokarczuk kann sie sich nicht messen. Aber die ist ja auch extrem gut.

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Was natürlich nicht ausschließt, dass auch die Brüder Grimm ein solches Märchen in ihrer Sammlung haben.


    Wie gesagt, ich halte das auch für durchaus möglich.



    Ich "kenne" die Baba Jaga bisher nur aus zweiter Hand. In ganz verschiedenen Bücher bin ich auf Baba Jaga-ähnliche Figuren gestoßen, habe aber nie ein Märchen gelesen, in dem sie wirklich "original" auftaucht. Aldawen, kannst du da irgendeine Märchensammlung empfehlen?


    Keine bestimmte. Im Grunde sollte jede Sammlung russischer Märchen, die etwas auf sich hält, eine Baba-Jaga-Geschichte enthalten. Meine Bücher sind überwiegend älteren Datums noch aus DDR-Zeiten, als mich Verwandte zum Geburtstag und zu Weihnachten regelmäßig mit Nachschub versorgten. Inwieweit die noch erhältlich sind, kann ich nicht sagen und ich müßte sie auch erst wieder im einzelnen durchblättern, um die Märchen zu finden. Gibt's aber bestimmt auch online irgendwo zu lesen.



    Aber natürlich ist Aba eine werdende Hexe, wurde mir heute morgen auf einmal in der U-Bahn klar: Sie ist ja eine noch nicht ganz vollständige Baba!


    Die Argumentation hat was :breitgrins:

  • Aus dem zweiten Teil habe ich jetzt die Tage eins und zwei (S. 93-146) gelesen und bin einigermaßen verwirrt. Mal abgesehen davon, daß ich extreme Probleme habe, Beba und Kukla auseinanderzuhalten, kann ich auch (noch?) nicht ausmachen, wie die Story in dieser Form mit Baba Jaga in Verbindung steht.


    Pupa dürfte der Beschreibung nach die gleiche Pupa wie aus Teil eins sein. Als die dreifaltige Göttin geht das Trio aber wohl eher nicht durch, dafür sind sie ja alle zu alt. Das paßte eher auf Mutter, Erzählerin und Aba im ersten Teil. Als die „normale“ Hexe gehen Pupa, Kukla und Beba aber auch nicht durch, nicht einmal, wenn ich sie – rein gedanklich natürlich – in eine Person verschmelze.


    Die Geschichte mit dem Ei tauchte zwar wieder auf, aber der Argumentation darum kann ich auch nicht recht folgen. Hätte Baba Jaga eine Tradition als Fruchtbarkeitsgöttin, dann könnte ich ja vielleicht auch dieses ständige Kreiseln um Sexuelles in diesem Teil verstehen, aber lt. Wikipedia war sie ja eher eine Totengöttin. Die könnte Pupa zwar vielleicht gut gebrauchen, aber das ist es ja wohl auch nicht. Hm, also im Moment läuft das bei mir auf :schulterzuck: hinaus.

  • Da stimme ich dir natürlich zu; mit der Tokarczuk kann sie sich nicht messen. Aber die ist ja auch extrem gut.


    Ihr macht mich wirklich neugierig!


    Ich habe stehe auch vor dem 3. Tag und habe eigentlich erstmal überlegt, ist jetzt Beba die Mutter der Erzählerin? Insgesamt scheint sich im 2. Teil eine intensivere Verbindung zwischen dem alten Herrn Kozeny, Mr Shake, Dr Topolanek und seinem Suleiman und unseren 3 Damen zu ergeben. Wobei ich noch nicht verstehe worauf diese hinausführen soll.
    Absolut nicht nachvollziehbar empfand ich da vorallem die Episode mit dem "Suleiman" und Bebas Massage - ich frage mich noch immer was das zu bedeuten hat.


    Nun kenne ich Baba Jaga nicht so genau, aber ich würde in gewisser Hinsicht schon behaupten, dass die 3 als Hexentrio durchgehen könnten. Meiner Meinung nach geht es hier immer um Alter, Schönheit, Körperbefinden etc. - und alt, häßlich, verkrüppelt und unbeweglich sind doch auch Eigenschaften die man oft Hexen zuordnet. Hexen, einfach alte, verkümmerte Mütterchen die am "normalen" Leben keinen Anteil mehr haben und teilweise trifft das ja auf unsere 3 Damen zu, bzw. sie empfinden es für sich selbst so.


    Manchmal frage ich mich auch, ob die Autorin vllt. mit ihren Aussagen sowohl den Schönheits- und Jugendwahn als auch die Oberflächlichkeit anstatt "wahrer Liebe" (wie poetisch :zwinker:) kritisieren will, wofür ja auch die Episode um Naina spricht. Was das nun wieder mit Baba Jaga zu tun hat, kann ich (noch?!) nicht sagen.


    Nun mal sehen was die anderen Tage im Hotel noch bringen!


    Viele Grüße
    schokotimmi

  • Ich habe nun auch den 3. Tag soeben beendet und muss sagen, ich bin gerade total verwirrt. Also gerade jetzt frage ich mich, was mir die Geschichte sagen will. Beba versteht das Roulette nicht und gewinnt 600 TEUR ohne es zu begreifen - Kulka schlägt Mr. Shake den Golfball in den offenen Mund?! Alles irgendwie sehr sehr merkwürdig und dann immer wieder dieser Sexbezug?! Ich glaube bevor ich hier was vernünftiges Schreiben kann, muss ich es doch erstmal setzen lassen.


    Geht es euch mit dem Text auch so, oder wird es für euch schon langsam klarer?!


    Viele Grüße
    schokotimmi


    PS: Wollte nicht noch Nikki mitmachen?!

  • Ich komme im Moment nicht richtig voran, was aber weniger am Buch sondern eher an meiner Viertlektüre liegt. Mir fiel nämlich auf einmal ein, dass ich unter meinen ganzen ungelesenen Märchenbüchern auch einen Band Russische Märchen liegen habe.
    Darin befindet sich passenderweise auch das Geh weiß nicht wohin, hole weiß nicht was, das Aldawen ja schon erwähnte. In diesem Märchen kommt tatsächlich auch die Baba Jaga vor (als einzigem von den bisher gelesenen Märchen). Sie ist die Mutter der wunderschönen Ehefrau des Jägers, nach der es den Zaren gelüstst und hilft dem Jäger, die unlösbare Aufgabe zu lösen. Eingeführt wird sie aber als gefährliche Menschenfresserin:

    Zitat

    Auf der Ofenbank saß eine zottelhaarige Alte, die spann.
    "Puh, ich wittre russisch Blut. Russisch Blut ist fremder Ruch, ward nimmer gehört und gesehen allhier, wie kommt es vor meine Tür? Ich werd' dich braten und dich essen, werd' mich auf deinen Knochen wälzen.



    Bisher habe ich also nur den 1. Tag gelesen, der auch mich verwirrt. Pupa ist die Freundin der Mutter im ersten Teil, über die die Mutter zu Beginn des Kap. Lebst du? sagt: "Die alte Hexe". Ob die Mutter auch eine der dreien ist, habe ich mich auch gefragt. Ich würde es annehmen wollen - immerhin ist sie ja eine Freundin von Pupa -, bin mir aber nicht sicher.



    Nun kenne ich Baba Jaga nicht so genau, aber ich würde in gewisser Hinsicht schon behaupten, dass die 3 als Hexentrio durchgehen könnten. Meiner Meinung nach geht es hier immer um Alter, Schönheit, Körperbefinden etc. - und alt, häßlich, verkrüppelt und unbeweglich sind doch auch Eigenschaften die man oft Hexen zuordnet. Hexen, einfach alte, verkümmerte Mütterchen die am "normalen" Leben keinen Anteil mehr haben und teilweise trifft das ja auf unsere 3 Damen zu, bzw. sie empfinden es für sich selbst so.


    Ich finde auch, dass die drei einen hexenhaften Eindruck machen. Sie passen, wie es der Rezeptionist feststellt, nicht ins Hotel, so wie Hexen auch nicht in die Gesellschaft passen, verfügen aber über einen Schatz, Reichtum, den ihnen niemand zutrauen würde. Und dann ist da auch noch die Anziehungskraft, die sie auf Männer ausüben. Kaum sind sie angekommen, kommen ja schon Mr Shake und Dr. Topolanek angelaufen. Zwar passt das nicht ganz zu einer Hexe à la Hänsel und Gretel, aber es gibt ja auch solche, die Männer verzaubern und in ihren Bann bringen.



    Kulka schlägt Mr. Shake den Golfball in den offenen Mund?!


    So weit bin ich noch nicht, aber mir fällt da gleich die Ähnlichkeit zwischen einem Golfball und einem Ei auf. Ich fantasiere wild und frage mich, ob Kukla vielleicht ihr Leben (oder etwas anderes) in dem Golfball versteckt hat, den sie jetzt wiederum in Mr Shake versteckt, der dann wiederum auf einer Insel (einem Kontinent) im Meer (jenseits des Meeres) lebt. Fast wie im Märchen also, das im 1. Teil erwähnt wird. :breitgrins:

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Ich habe nun auch den 3. Tag soeben beendet und muss sagen, ich bin gerade total verwirrt. Also gerade jetzt frage ich mich, was mir die Geschichte sagen will.


    Geht mir am Ende von Tag vier auch so. Und es gibt ein paar Dinge, dich mich mittlerweile massiv stören. Das sind zum ersten, zwar eine Kleinigkeit, aber sie nervt mich trotzdem, die Abschnittsenden, die sich ständig kumpelhaft dem Leser nähern und damit kokettieren, daß man ja eine Erzählung vor sich hat. Was soll dieser Mist? Zum zweiten habe ich den Eindruck, daß Ugrešić einfach zu viel wollte und deshalb zu viel hineingepackt hat. Sie konnte sich wohl nicht für ein oder zwei Aspekte der Baba Jaga entscheiden, und deshalb haben wir hier von Liebe über Sexualität über Alter über Tod bis zum Sinn des Lebens irgendwie alles versammelt, aber nichts richtig – jedenfalls für mein Empfinden. Und außerdem wird mir das Ganze entschieden zu allegorisch. Ich kann Allegorien nicht ausstehen – jedenfalls nicht, wenn sie so daherkommen wie hier. Und diese pseudo-kunsthistorische Abhandlung über Frauen und Papageien als Sexsymbol in der Malerei war mir einfach zu abgefahren.



    Beba versteht das Roulette nicht und gewinnt 600 TEUR ohne es zu begreifen


    Wahrscheinlich kein gutmütiger Croupier, sie hat die Kugel bestimmt mit ihren Hexenkräften beeinflußt oder so :rollen:



    Ob die Mutter auch eine der dreien ist, habe ich mich auch gefragt. Ich würde es annehmen wollen - immerhin ist sie ja eine Freundin von Pupa -, bin mir aber nicht sicher.


    Das glaube ich eigentlich nicht, irgendwie paßt weder die Beschreibung von Beba noch die von Kukla auf die Mutter aus dem ersten Teil.



    So weit bin ich noch nicht, aber mir fällt da gleich die Ähnlichkeit zwischen einem Golfball und einem Ei auf. Ich fantasiere wild und frage mich, ob Kukla vielleicht ihr Leben (oder etwas anderes) in dem Golfball versteckt hat, den sie jetzt wiederum in Mr Shake versteckt, der dann wiederum auf einer Insel (einem Kontinent) im Meer (jenseits des Meeres) lebt.


    Da Du dort noch nicht bist (oder jedenfalls warst, als Du das geschrieben hast) kann ich Dir jetzt jedenfalls schon mal sagen: Nein, eher ist Mr. Shake Kaschtschej, was aber immerhin auch in den Rahmen paßt. Die Verbindung zwischen Golfball und Ei ist hier zumindest eine denkbare.



    PS: Wollte nicht noch Nikki mitmachen?!


    Mir war so. Hast Du etwas gehört, Saltanah?

  • Hallo zusammen,

    Mir war so. Hast Du etwas gehört, Saltanah?


    Hier bin ich :winken: Sehr weit bin ich aber noch nicht.


    Also ich muss auch sagen, dass ich das, was ich auf den ersten Seiten gelesen habe, nicht erwartet habe und wie Ihr sehr positiv überrascht bin. Ich kann mich erinnern, dass uns Kindern Baba Jaga (in Bosnien nennt man sie Baba Roga) immer als eine Furchtfigur erschienen ist, es ist uns immer gedroht worden, sie werde uns holen wenn wir schlimm sind. Wahrscheinlich habe ich daher erwartet, dass es gleich direkt mit der Figur der Baba Jaga anfangen wird, aber diese behutsamen, stillen Beschreibungen von alten Damen und gleich die Konfrontation mit einer Krankheit, gerade jetzt wo meine Mama auch im Spital liegt, haben mich ziemlich berührt (daher auch meine Entschuldigung, dass ich erst jetzt in die Leserunde einsteige). Die Sprache hat mich mitgerissen, Sachen wie „Die Worte sind alle auseinandergebröselt“ oder „Spinnwebe im Kopf“ beschreiben die Situationen sehr, sehr treffend. Trotz der schwierigen Situation sind die Szenen mit einem Humor durchzogen, ich muss immer wieder schmunzeln, erkenne meine Großmutter oder ihre Freundinnen in der Figur der Mutter.


    Ich habe zwar noch nicht so viele Seiten hinter mir und komme jetzt ein bisschen langsamer voran als gehofft, werde mich aber bemühen mitzuhalten, denn das bisher Gelesene hat mir sprachlich und inhaltlich sehr gut gefallen.


    Liebe Grüße
    nikki

    Ich lese gerade:<br />Lion Feuchtwanger - Der jüdische Krieg

  • So, ich habe nun den 4. Tag beendet!


    Erstmal hallo an Nikki, schön das du auch dabei bist! Ich hoffe mit deiner Mutter ist es nichts Ernstes und wünsche ihr und deiner Familie alles Gute!
    Genieße den ersten Teil auch richtig, denn der 2. wird eventuell eine kleine Enttäuschung, zumindest empfinde ich das so!



    Und diese pseudo-kunsthistorische Abhandlung über Frauen und Papageien als Sexsymbol in der Malerei war mir einfach zu abgefahren.


    Das ging mir auch tierisch auf die Nerven - ich hab es sowieso nicht so mit Bildinterpretation und dass ging mir dann viiieelll zu weit!


    Im 4. Teil kaufen Kulka und Beba ja dieses Riesenei um Pupa darin zu "lagern" - was soll das bitteschön?! Mir kommt da irgendwie kein Bild in den Sinn.
    Immer und überall diese Anspielungen auf Sex und seine Symbole - Pupa die im Sterben eine oszöne Hand macht, ich weiß nicht.


    Von Teil 2 bin ich bis jetzt doch enttäuscht, dabei hat es so gut angefangen.


    Viele Grüße
    schokotimmi

  • :winken: Schön, dass du nun auch zu uns gestoßen bist, Nikki. Gute Besserung deiner Mutter!


    Melde mich zurück nach einem interessanten Ausflug in die russische Märchenwelt. In dem Buch befanden sich insgesamt 6 Märchen, in denen die Baba Jaga vorkommt. Zu meiner großen Überraschung war sie nur in einem einzigen Märchen böse. (In "Die wilden Schwäne" beauftragt sie die Schwäne, einen kleinen Jungen zu klauen, um ihn zu verzehren, aber seine Schwester rettet ihn.)
    In manchen der anderen Märchen ist sie zwar eine potentiell gefährliche Figur, die sich auch gerne mal von Menschenfleisch ernährt, hilft aber aus dem einen oder anderen Grund dem Helden, seine Aufgabe zu bewältigen und in den restlichen Märchen fehlt auch der Hinweis auf ihre Ernährungsgewohnheiten. Dort ist sie eine rein positive Gestalt - oder interessanterweise positive Gestalten. Zweimal gibt es sie nämlich dreifach; es sind drei Schwestern, die alle drei "Baba Jaga" heißen, und die nacheinander vom Helden besucht werden müssen. Ihr dreifaches Dasein passt natürlich gut zu unserem Buch.
    Manchmal hat sie auch Kinder; außer dem Kaschtschei auch mal einen Drachen - beides eher böse Figuren, gegen die sie dem Helden hilft -, aber auch Töchter hat kann sie haben. Die sind dann vorzugsweise die Frauen/Liebsten des Helden, haben selbst Zauberkräfte und schicken den Helden, wenn sie ihm selbst nicht mehr helfen können, zur Mutter.


    Allgemein ist mir aufgefallen, dass in den Märchen öfter gereimte Sätze vorkommen. Nicht wie bei den Grimms als besonders hervorgehobene Verse, sondern im laufenden Text. Das erinnert mich etwas an Ugrešićs gereimten letzten Satz jedes Abschnittes, was mich damit aber trotzdem nicht versöhnt. Wie Aldawen auch stören mich die "letzten Sätze", die mir wie Fremdkörper in der Erzählung erscheinen.



    Das glaube ich eigentlich nicht, irgendwie paßt weder die Beschreibung von Beba noch die von Kukla auf die Mutter aus dem ersten Teil.


    Das sehe ich mittlerweile (irgendwo mitten im 2. Tag) auch so. Kukla und Beba machen einen ganz anderen Eindruck als die Mutter. Schade.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Zuerst schließe ich mich mal den Besserungswünschen für Deine Mutter an, nikki!


    Gerade habe ich die Tage fünf und sechs, den dritten Teil und den Anfang der Ausführungen Baba Jaga für Anfänger (bis einschließlich des Mörsers) gelesen, und inzwischen bin ich an dem Punkt, daß ich froh sein werde, wenn ich morgen den Rest hinter mich gebracht habe. Nicht genug mit all den Themen, die bis einschließlich Tag vier schon in die Geschichte gepackt wurden, bekommt das Ganze bei Tag fünf und sechs mit der Auflösung von Pupas Vergangenheit noch eine historische Dimension, die ich hier völlig überflüssig finde, und mit Bebas Familienverhältnissen eine weitere sexuelle Komponente, die mich zwar nicht mehr überrascht hat, aber für mein Empfinden auch nicht notwendig war.


    Der dritte Teil ist eigentlich nur die Einleitung zum „Anhang“, und auch wenn damit wieder auf Aba aus dem ersten Teil zurückgegriffen wird, so finde ich die – formale wie inhaltliche – Gestaltung von Baba Jaga für Anfänger ziemlich mißlungen. Daß Aba als Folkloristin eine solche Zusammenstellung leisten könnte, ist dabei ja nicht mal abwegig, das stört mich auch nicht. Mich stört aber, daß Ugrešić hier die (nämlich ihre eigene) Interpretation ihres eigenen Romans liefert. Ist ihr selber klar geworden/gewesen, daß ein durchschnittlich mit der Baba Jaga vertrauter Leser diese in der Story nicht unbedingt wiederfinden würde? Hielt sie das deshalb für notwendig? Das wäre ja wohl ein Armutszeugnis für die ganze Erzählung davor. Will sie einfach nur sicherstellen, daß keiner übersieht, wie „toll“ sie alle möglichen Aspekte der Baba Jaga untergebracht hat? Das überzeugt mich genauso wenig. Daß Märchen vor versteckter Sexualität strotzen, ist keine besonders neue Erkenntnis, aber so langsam fühle ich mich von den entsprechenden Ausführungen, die in diesem „Anhang“ (oder wie man das auch immer nennen will) mehr oder weniger wissenschaftlich verbrämt oder vielleicht sogar tatsächlich belegt werden (ich habe keine Lust zum Nachrecherchieren), mehr als genervt.

  • Hallo,


    also ich habe jetzt erstmal nur den 5. Tag beendet (ich wußte net genau wie eure Lesegeschwindigkeit ausschaut).


    Ich kann Aldawen aber zu den Ausführungen nur zustimmen, die geschichtliche Dimension ok, aber mir war das Ganze etwas zu viel. Zu viele Infos, zu viele Zufälle, zu viel von allem ohne das ich noch wirklich die Verbindung zur Baba Jaga bekomme.


    Saltanah: Du scheinst mit deinen Märchen ja wirklich eine recht unterhaltsame Zwischenlektüre gefunden zu haben, ich werd mal sehen ob ich bei meinen Eltern auch zufällig eine Ausgabe finde.


    Ich habe eigentlich gehofft, dass es im 3. Teil nochmal / wieder besser wird und ich relativ objektiv noch was über Baba Jaga lerne. Das scheint lt. Aldawens Ausführungen ja nicht so. Insgesamt ist mir das Buch etwas zu "Sex"-lastig, das hatte ich nicht erwartet und ich sehe den Sinn davon auch nicht - aber ich bin doch ein wenig gespannt, wie die Autorin das erklärt.


    Viele Grüße
    schokotimmi

  • Ich stecke jetzt im 3. Tag und lese das Buch immer weniger gerne. Was das ganze soll, ist mir ein echtes Rätsel und wenn auch einige interessante Ansätze vorhanden sind, stimmt die Gesamtheit einfach nicht. Aber ich habe ein wenig nach Papageienbildern (s. 2. Kap.) gegoogelt und bin auch fündig geworden. Eigentlich ist es ja interessant, der Frage, was Papageien und Frauen in der Bildenden Kunst miteinander zu tun haben, zu folgen, nur tut das Ugrešić nicht, oder nicht weit genug. Sie wirft uns hier ein paar Appetithappen vor, macht aber keine vollwertige Mahlzeit daraus. So bleibt mir nur die Frage: Was soll's?
    Aber hier ein paar Bilder:
    Courbet
    Renoir
    Quiringh van Brekelenkam
    Tiepolo
    Delacroix
    Manet
    Kahlo 1
    Kahlo 2
    Magritte

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Ich stecke jetzt im 3. Tag und lese das Buch immer weniger gerne. Was das ganze soll, ist mir ein echtes Rätsel und wenn auch einige interessante Ansätze vorhanden sind, stimmt die Gesamtheit einfach nicht.


    Das sehe ich ganz genauso. Und ich kann Dir sagen: Es wird nicht besser.



    Aber ich habe ein wenig nach Papageienbildern (s. 2. Kap.) gegoogelt und bin auch fündig geworden.


    Oh, das ist fein, vielen Dank! Daß es diese Bilder wirklich gibt, habe ich einfach mal unterstellt, aber sie tatsächlich vor Augen zu haben, ist dann doch was anderes.



    Eigentlich ist es ja interessant, der Frage, was Papageien und Frauen in der Bildenden Kunst miteinander zu tun haben, zu folgen, nur tut das Ugrešić nicht, oder nicht weit genug. Sie wirft uns hier ein paar Appetithappen vor, macht aber keine vollwertige Mahlzeit daraus. So bleibt mir nur die Frage: Was soll's?


    Vielleicht können wir Breña mal auf diese Frage ansetzen, sie ist ja schließlich „vom Fach“ :breitgrins:


    Schönen Gruß,
    Aldawen