England im 19. Jahrhundert

Es gibt 71 Antworten in diesem Thema, welches 26.510 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Sagota.

  • *quietsch*
    Ooooh, was für ein wunderbarer Thread!! Victorianische Malerei ist ja auch in meinem Studium mein Lieblingsthema (gewesen - bin ja so gut wie durch) und ich hab auch meine Magisterarbeit über ein Bild aus dieser Zeit geschrieben. Mann, hätt ich den Thread damals gehabt :D
    Den Paxman hab ich zum Beispiel auch gelesen und fand es insofern sehr gut, als dass in der Zeit ja die englische Malerei zum ersten Mal auch das "daily life" abgebildet hat, in zeitgenössischer Kleidung und so weiter (Leute wie William Powell Frith mit seinen Massenszenen am Strand oder Bahnhof mussten dafür auch ganz schön herbe Kritik einstecken). Er schlägt also zwei Fliegen mit einer Klappe, und sein Schreibstil ist darüber hinaus auch gleichzeitig fundiert und angenehm. Der Mann ist ja ohnehin ein wandelndes Lexikon :D

  • *grins* Freut mich, dass dir der Thread gefällt - falls du noch Buchtipps zum Thema hast, immer her damit. :smile:

  • Mir fällt im Moment hauptsächlich Asa Briggs ein, der ist ja quasi derjenigewelche Historiker, wenn es ums Viktorianische Zeitalter geht. Allerdings hab ich von dem nur einen kurzen Abschnitt irgendwo gelesen, kann daher also keinen Titel nennen, der besonders hervorsticht.


    Zum Thema Malerei ist "Victorian Painting" von Julian Treuherz schön, wenn man eine einfache und kurze Einführung in das Thema haben möchte (wesentlich ausführlicher ist "Nineteenth Century British Painting" von Luke Herrman), außerdem gibt es natürlich auch viele wunderschöne Ausstellungskataloge. Im letzten Jahr lief im Victoria & Albert Museum zum Beispiel die Ausstellung "The Cult of Beauty", die sich aufs Ende des 19. Jahrhunderts konzentrierte. Im Herbst wird in der Tate in London die Retrospektive zur Kunst der Präraffaeliten eröffnet - ich werde wohl im Schlafsack vor dem Museum campen, um da gleich früh reinzukommen :D


    Und dann hab ich noch in "At Home" von Bill Bryson reingelesen, das 1851 beginnt und die Geschichte des Privatlebens bis in die heutige Zeit behandelt. Der Mann schreibt ja immer sehr unterhaltsam, ist aber mit Herz und Seele dabei.

  • Nach längerem mal wieder ein Buch (mehr oder weniger) zum Thema:


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    Denis Judd - The British Raj (Documentary History Series)
    Das Buch behandelt auf nicht mal 130 Seiten nicht nur das 19. Jahrhundert, sondern die Verbindung der Briten mit Indien vom 16. Jahrhundert bis zur Unabhängigkeit Indiens. Dass das in dieser Kürze nicht sehr detailliert möglich ist, ist klar. Auch das das Buch schon ein paar Jahrzehnte alt ist, merkt man ihm an und sollte man beim Lesen im Hinterkopf behalten. Dennoch ist es, mit sehr vielen Quellenzitaten und vielen schwarz-weißen Illustrationen, ein brauchbarer und gut lesbarer Überblick zum Thema.

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    Frank Patalong- Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik.


    Der "viktorianische Vibrator" (der dem Autor auf einem Flohmarkt über den Weg Läuft) ist eigentlich nur der Aufhänger für dieses Buch. Der behandelte Zeitraum umfasst auch einige Jahrzehnte vor und vor allem nach dem 19. Jahrhundert. Und auch die besprochenen Erfindungen sind um einiges vielfältiger. Vorgestellt werden Gerätschaften und sonstige Entwicklungen aus den Bereichen Elektrizität, Kommunikation, Fortbewegung, Gesundheit und (Röntgen-) Strahlen. Manches davon nützlich, vieles natürlich eher weniger. Dazwischen sind immer mal wieder Bilder und kleine Kurse zu anderen Themen eingestreut. Das ganze ist natürlich seeehr populärwissenschaftlich gehalten und der Schwerpunkt auf Unterhaltung, wobei die "Guckt, mal, was die damals für einen Blödsinn gemacht haben!"-Perspektive im großen und ganzen amüsant bleibt und nur hier und da mal ein bisschen zu platt gerät. Trotzdem ist es auch informativ und spannend zu lesen und macht Lust, sich mit dem einen oder anderen Thema vielleicht mal näher zu beschäftigen. Wenn man sich also für den behandelten Zeitraum und für Technik interessiert, ist das Buch durchaus eine Blick wert.


    Die Website bzw. das Blog des Autors findet sich hier: http://www.patalong.info

    Einmal editiert, zuletzt von Liafu ()

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    Edgar Feuchtwanger - Königin Viktoria und ihre Zeit


    Hier geht es um das Leben Königin Viktorias in Verbindung mit der Politik und den Politikern ihrer Zeit. Wobei der Schwerpunkt ganz klar auf der Politik liegt. Vielleicht kam es mir auch deswegen ein bisschen trockener vor, als die meisten anderen Bücher, die ich bisher zu viktorianischen Zeit gelesen habe, die sich eher mit Aspekten des mehr oder weniger alltäglichen Lebens im 19. Jahrhundert beschäftigten. Interessant war es aber trotzdem, besonders das Thema Gladstone - Disraeli, zu dem ich erst vor ein paar Tagen eine Doku gesehen habe und so auch ganz gut vergleichen konnte, inwiefern sich die Darstellungen unterschieden. Positiv zu erwähnen sind auch die wirklich umfangreichen und nach inhaltlichen Aspekten gegliederten Angaben zu weiterführender Literatur zum Thema.

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    Jeremy Paxman - The Victorians: Britain Through the Paintings of the Age


    Nachdem ich schon vor längerer Zeit die Doku geshen hatte, habe ich mittlerweile auch das Buch dazu gelesen und kann es ebenfalls sehr empfehlen. Vom Stil her unterhaltsam geschrieben, aber deswegen nicht platt sonder sehr interessant und mit viel Informationsgehalt. Spannend, was einem Bilder so alles verraten können. Man braucht auch nicht speziell an Malerei interessiert zu sein, denn der Schwerpunkt liegt darauf, was uns die Bilder über ihre Zeit erzählen können, nicht auf, z.B. Maltechniken oder ähnlichem. Viele der erwähnten Bilder sind auch im Buch abgebildet, allerdings gesammelt an zwei Stellen im Buch, man muss also ein bisschen hin und her blättern. Und sie sind ziemlich klein. Wer alle erwähnten Bilder sehen, oder sich im Text erwähnte Details genauer ansehen will, sollte also am besten einen Computer parat haben, um sie ggf. im Internet suchen und Anschauen zu können.

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    Thomas Holmes - London's Underworld
    Von 1912, also eher Edwardian als Victorian, aber ich stecke es trotzdem in diesen Thread. Der Autor berichtet von seinen Begegnungen mit der Londoner "Unterwelt" und den Lebensbedingungen der zu ihr gehörenden Menschen. Seien es Behausungen von Fabrikarbeitern, die mit ihrem Lohn kaum das Lebensnotwendige finanzieren können, oder Kriminelle und die Zustände in Gefängnissen, oder die Situation von psychisch Kranken. Dabei ist absolut unübersehbar, dass der Autor wohl das Ziel hatte, an das Mitgefühl seiner Leser zu appellieren und vielleicht Unterstützung bei Maßnahmen zu Veränderung dieser schlechten Bedingung zu gewinnen, was den den Stil ein wenig schwülstig macht. Was auch unübersehbar ist, sind die Ansichten der damaligen Zeit zu Themen wie z. B. Behinderung, Epilepsie und anderen Themen, die aus heutiger Sicht natürlich gar nicht angebracht sind. Aber gerade diesen Einblick in die Denkweise der Zeit fand ich interessant.


  • Mal keine Bücher, sondern DVDs:


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    Victorian Farm und Victorian Pharmacy, zwei sehr nett gemachte Dokus.


    Mittlerweile habe ich zur Victorian Pharmacy-Doku auch das Buch gelesen:


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    Jane Eastoe - Victorian Pharmacy: Rediscovering Home Remedies and Recipes


    Das Hardcover ist sehr ansprechend gestaltet, mit festem, mattem Papier und vielen großen farbigen Abbildungen. An dieser stelle merkt man allerdings auch, das es ein Buch zur Serie ist, denn es sind schon recht viele Bilder aus der Serie enthalten, die zwar immer von guter Qualität und nett anzuschauen sind, aber nicht so furchtbar viel Informationsgehalt haben. Hier hätte man vielleicht eine etwas andere Auswahl treffen können. Es gibt aber auch noch genug Illustrationen mit Informationswert, wie zum Beispiele damaliger Werbung für medizinische Produkte, etc.


    Das Vorwort zum Buch stammt von Ruth Goodman (die Dame auf dem Cover), aber darüber hinaus ist der Inhalt nicht speziell auf die Doku bezogen, was einerseits positiv ist, weil es so für jeden zugänglich ist, nicht nur für Fans der Doku, aber da ich die Serie kenne habe ich halt das eine oder andere Thema, das dort behandelt wurde, aber im Buch nicht, doch ein bisschen vermisst.


    Davon abgesehen habe ich inhaltlich aber nichts auszusetzen. Auf etwas über 200 Seite kann die Autorin natürlich nicht sehr ins Detail gehen, aber es gelingt ihr in angenehm lesbaren Stil ein lebendiges Bild nicht nur vom Beruf des Apothekers im 19 Jahrhundert zu geben, sondern auch allgemein vom Stand der Medizin und von den Entwicklungen während dieser Zeit. Ich fand es jedenfalls spannend und hatte es schnell durchgelesen (und meine Wunschliste um ein paar Titel aus dem Literaturverzeichnis erweitert).


    Im Text verteilt finden sich viele Rezeptbeispiele für Produkte, die man damals so beim Apotheker kaufen konnte. Sie sind alle mit warnenden Totenschädeln gekennzeichnet, denn hier gilt: Liebe Kinder, bitte nicht zu hause nachmachen. Wobei das in vielen Fällen schön daran scheitern dürfte, dass man heute nicht mehr so einfach in die Apotheke gehen und ein bisschen Arsen kaufen kann. ;) Parallel dazu gibt es aber auch Rezepte, die man selbst ausprobieren kann. Diese gehen meist in Richtung selbst gemachte Kosmetik, oder Halshautprodukte, oder Hausmitteln gegen verschiedene Wehwehchen. Ausprobiert habe ich noch kein, habe es aber vor (wenn auch vielleicht eher nicht das Massageöl mit den getrockneten Regenwürmern).


    Ein kleiner Kritikpunkt zum Abschluss wären dann noch die Druckfehler, die sich an verschiedenen Stellen eingeschlichen haben.ö. Nichts gravierendes, aber doch etwas nervig und schade, angesichts des ansonsten recht hochwertigen Eindrucks, den das Buch vermittelt.


    Insgesamt auf jeden Fall eine Blick wert, wenn man sich für Viktorianer, Medizingeschichte, oder einfach alte Apotheken interessiert.

  • Hallo allerseits, ich habe auch noch einen neo-viktorianischen Romantipp für euch: Jane Harris - Das Vermächtnis der Magd


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    Dieser Roman ist eine Mischung aus Thriller und historischen Roman, der vor allem den Alltag eines Dienstmädchens in der Mitte des 19. Jahrhunderts einfängt.

  • wie toll ist das denn? Diesen thread hab' ich noch überhaupt nicht mitbekommen :verlegen: Dafür habe ich aber vor vielen vielen Jahren dieses wundervolle Buch gelesen, @Senses

    Gerade gesehen, dass es in deutscher Übersetzung wohl 2008 veröffentlicht wurde; seit 2007 führe ich meine Leseliste: Muss mal nachschauen, wann ich es genau gelesen habe. Ich weiß nur, dass es mir wahnsinnig gut gefallen hat :thumbup:

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)