1 – Anfang bis Seite 58 (Teil I; Kapitel 1-3)

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 6.411 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Baerbeline.

  • Hier wollen wir uns zum o. a. Abschnitt austauschen, Spoilermarkierungen sind daher nicht erforderlich.

  • Dann mache ich doch auch gleich mal den Anfang, denn gelesen habe ich diesen Abschnitt gerade schon.


    Irgendwie hatte ich gleich so ein komisches Gefühl, als der Vater im Dorf nach Hilfskräften für die Ernte fragte. Ich hätte angesichts der allgemeinen Armut aber eher vermutet, daß in größeren Mengen „fremdgeerntet“ wird, aber das Feuer war natürlich noch um einiges effektiver. Der Weg in Stadt schien dafür recht unkompliziert, was ich erst nachvollziehen konnte, als der Bruder mit der Apotheke in Oran auftauchte. Vermutlich hat Issa ihn schon mal besucht und war deshalb halbwegs orientiert.


    Wenn ich allerdings behaupten würde, ich könnte Issa verstehen, dann müßte ich lügen. Schon als er die Gastfreundschaft des Hirten ablehnt, fand ich das recht merkwürdig, angesichts der Bedeutung des Gastrechtes, aber das konnte ich noch auf den Schock durch die verlorene Ernte schieben. Auch, daß er seinem Bruder nicht auf der Tasche liegen will, kann ich bis zu einem gewissen Grade verstehen. Familie hin oder her, abhängig macht sich niemand gerne. Warum er allerdings seinen Sohn lieber herumlungern sieht, statt ihn durch den Bruder zur Schule zu schicken, verstehe ich nicht. Und auch nicht, warum das Geld aus dem Vogelverkauf ihn derart erbittert. Was für ein verqueres Verständnis des Ernährerkonzeptes ist das denn, bitte schön? Gut, es sind die 1930er Jahre, in Algerien, da kann man sicher nicht unsere Maßstäbe anlegen, aber was stellt der Vater sich denn vor, was der Junge den ganzen Tag tun soll? Sich nur auf der Straße rumprügeln? Das ist doch wohl auch keine Perspektive. Also was dann? :gruebel:


    Dieser Vermieter scheint ja auch ein ekelhafter Hund zu sein. Ich bin gespannt, wie lange die junge Hadda sich seiner noch erwehren kann. Viele Möglichkeiten hat sie ja wohl nicht. Muß ein furchtbares Gefühl sein, auch wenn man mit den Gegebenheiten groß geworden ist, jedenfalls macht Hadda keinen besonders glücklichen Eindruck und scheint um die Unausweichlichkeit zu wissen. Ich traue der Frauengemeinschaft zwar so einiges zu, vor allem der schnoddrigen Badra, aber in diesem Fall ...


    Dafür war die Beschreibung des Markttages mit seiner Kirmesatmosphäre sehr schön, ein richtig buntes Treiben, das über das eigentliche Marktgeschehen weit hinausgeht. Wenn drum herum schon alles trostlos ist, dann ist das doch wenigstens ein Lichtblick, auf den man sich freuen kann.

  • Ich bin noch nicht ganz so weit und habe auch noch nicht alles gelesen, was du geschrieben hast, Aldawen. Aber über den Vater habe ich mir auch schon ausführlich Gedanken gemacht.


    Auf mich macht Issa den Eindruck eines Mannes, der seine Familie als Klotz am Bein betrachtet. Sein ganzer Lebensinhalt scheint sein Feld zu sein und der ganz persönliche Kampf zwischen ihm und dem Wettergott mit dem Ziel, dem Boden den höchstmöglichen Ertrag abzuringen. Sicher stehen die Schulden im Vordergrund, vor allem bei einem augenscheinlich so stolzen Menschen wie Issa, aber die Art und Weise, wie er abends in sich zusammenfällt, nachdem er vom Feld heimgekehrt ist, und sich in sein Innerstes zurückzieht, macht deutlich, dass er lieber alleine und ohne Verantwortung wäre. Zumindest in der gegenwärtigen Situation.


    Die weiblichen Mitglieder seiner Familie behandelt so, wie es den damaligen Sitten wahrscheinlich entsprach, aber gegenüber dem Jungen kommt mir sein Verhalten seltsam vor. Eigentlich hätte ich erwartet, dass er stolz auf seinen Stammhalter ist, aber so, wie er Younes behandelt, lässt das nicht auf Stolz schließen. Es sei denn, er weiß diese Gefühle gut zu verbergen, weil er sich ihrer schämt.


    Stilistisch gefällt mir das Buch gut, eine klare Sprache, die sich flüssig liest.


  • Auf mich macht Issa den Eindruck eines Mannes, der seine Familie als Klotz am Bein betrachtet. Sein ganzer Lebensinhalt scheint sein Feld zu sein (...)


    Das mit dem Land als Lebensinhalt ist sicher richtig, und daher war ich auch auf dem Weg in und am Anfang in der Stadt gewillt, ihm manches nachzusehen. So vom eigenen Land vertrieben zu werden ist sicher keine schöne Erfahrung, und ein Bauer, der an seinem Land hängt, kann das nun mal nicht in ein paar Stunden oder auch Tagen wegstecken. Wie er insgesamt seine Familie sieht, ist schon eine andere Frage. Aber nicht als Klotz am Bein, da bin ich mir nach der Auseinandersetzung mit seinem Bruder, zu der Du noch kommst, recht sicher.



    Eigentlich hätte ich erwartet, dass er stolz auf seinen Stammhalter ist, aber so, wie er Younes behandelt, lässt das nicht auf Stolz schließen. Es sei denn, er weiß diese Gefühle gut zu verbergen, weil er sich ihrer schämt.


    Hm, letzteres könnte natürlich sein, das Weinen über die verbrannte Ernte mit den daraus folgenden Konsequenzen war ja auch schon „unmännlich“. Aber der mangelnde Stolz auf den Sohn bleibt merkwürdig. Aber vielleicht klärt sich das noch.

  • Der Verlust der Ernte war schrecklich, da konnte ich anfangs auch verstehen, dass Issa verzweifelt war, denn das Feld war ja die Lebensgrundlage der Familie und das Erbe seiner Vorfahren. Dass er die Hilfe des Hirten ausgeschlagen hat, habe ich darauf zurück geführt, dass Issa niemanden in die Nähe seiner Frau und der Tochter kommen lassen wollte und vor allem, er möchte sich niemandem verpflichtet fühlen. Als sein Bruder ihm Hilfe anbietet, verhindert sein Stolz, sie anzunehmen, auch wenn es meiner Meinung nach falscher Stolz ist. Nicht einmal das selbst verdiente Geld seines Sohnes würde er annehmen, als müßte er um seine alleinige Autorität fürchten, wenn er in irgendeinem Punkt nachgibt. Ich könnte mir vorstellen, dass Issas Benehmen typisch für die damalige Zeit in Algerien war. Sein gebildeter Bruder ist da wohl eher die Ausnahme mit seinen fortschrittlichen und vernünftigen Ansichten.
    Trotzdem finde ich das Benehmen des Vaters irritierend. Wie ihr bereits geschrieben habt, wenigstens seinem einzigen Sohn könnte er doch etwas mehr Zuneigung entgegenbringen. Als er ihn stundenlang in der Garküche zurück gelassen hat, fand ich die Bemerkung des Wirts sehr treffend, wenn er Issa als Schwachkopf bezeichnet.
    Der Schreibstil des Romans gefällt mir sehr gut. Er ist flüssig und interessant, und ich komme gut voran.

    Liebe Grüße<br />Susanne

    Einmal editiert, zuletzt von Klusi ()

  • Hallo allerseits :winken: .


    Im Gegensatz zu euch bereitet mir das Verhalten des Vaters kein Kopfzerbrechen; es ist mir bekannt. Nicht persönlich, aber aus einem anderen Buch. Der Vater muss ein ausländischer Cousin des Protagonisten aus Halldór Laxness' "Sein eigener Herr" sein, einem isländischen Bauern, der ebenfalls ums Verrecken keine Hilfe annehmen konnte.
    Genau das ist ja das Problem des Vaters: er kann niemandem Dank (oder Geld oder Hilfe...) schuldig sein. Nicht dem Hirten, nicht seinem Bruder und nicht einmal seinem Sohn. Wahrscheinlich war er schon vorher so veranlagt, aber jetzt hat sich das durch den Verlust seines Landes noch intensiviert.
    Was den Bruder angeht, kann ich ihn auch gut verstehen. Hinter deren Verhältnis ahne ich eine längere, problematische Geschichte. So hilfreich der Bruder oberflächlich auch scheint, so hat er dem Vater ja schon sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass der seiner Meinung nach nichts taugt. Oder was bedeutet es anders, wenn er ihm sagt, dass sein Sohn in seiner Obhut nichts werden kann? Natürlich hat er damit recht, aber geschickter als so hätte er es schon anbringen können:
    Du weißt ganz genau, dass er es zu nichts bringt, wenn er in deine Fußstapfen tritt. Was hast du denn mit ihm vor? Soll er Lastenträger werden, Schuhputzer, Eselstreiber? [...] Wenn er bei dir bleibt, wird nichts aus ihm. (S. 40)
    Auffällig ist auch, dass der Bruder nie bei der Familie vorbeischaut, dem Vater keine Arbeit verschafft und auch nie von sich aus Kontakt aufnimmt. Wie gesagt verstehe ich den Vater schon, (auch wenn ich sein Verhalten bescheuert finde). Endlich hat er sich in seiner Not dazu durchgerungen, seinen Bruder um Hilfe zu bitten, da will der ihm zu allem Überfluss auch noch seinen Sohn wegnehmen (so kann man das nämlich auch deuten). Der bedeutet ihm auf eine verquere Weise schon was, auch wenn es sich dabei nicht um die ideale Vaterliebe handelt. Eher ist sein Sohn ein Besitzstück, eines der wenigen, die er noch hat. In der auch psychischen Notlage, in der er sich befindet, kann er die Kraft nicht aufbringen, selbstlos an das Beste für seinen Sohn zu denken.
    Und was die Vogelverkaufepisode angeht: Er kämpft und kämpft, um sich und seine Familie am Leben zu erhalten, und da kommt sein kleiner Sohn mit Geld an - welch eine Schmach, ausgerechnet von einem, für dessen Wohlbefinden er zuständig ist, Geld zu bekommen. Das darf einfach nicht sein! Eine verquere Logik, aber für mich verständlich.



    Als er ihn stundenlang in der Garküche zurück gelassen hat, fand ich die Bemerkung des Wirts sehr treffend, wenn er Issa als Schwachkopf bezeichnet.


    Das kann ich so nicht sehen. Er konnte als absoluter Neuling in Oran ja nicht wissen, wie lange er wegbleiben würde, konnte nicht einmal wissen, dass er eventuell irgend wohin gebracht würde, wo er seinen Sohn nicht in der Nähe warten lassen könnte, und hatte schon gar keine Ahnung, in welch einem verrufenen Viertel er seinen Sohn zurückließ.


    Inhaltlich gefällt mir das Buch gut, aber ich habe ziemliche Probleme mit dem Stil, die ich zum Teil auf die Übersetzung schiebe. (Abgesehen von den "Marzi-Sätzen" natürlich. Die hat der Autor schon selbst verbrochen, und eigentlich sind die ganz kurzen, jeweils eine eigene Zeile einnehmenden Sätze ja in der Situation ein passendes Stilmittel - nur leider reagiere ich seit der Lycidas-Trilogie allergisch darauf. Da hat der Marzi wirklich was verbrochen! :grmpf: Aber das ist eher offtopic.)
    Jedenfalls scheint mir die Übersetzung teilweise ungeschickt und im Stilniveau uneben. Da mischt sich z. B. ein eher gestelztes "allenthalben" mit umgangssprachlichen "Jungs". Da kommen regionale "Blagen" vor, da wird ganz unpassend ein Finger in einen Schwamm "getaucht".
    Es irritiert mich auch, wie unterschiedlich fremde Ausdrücke markiert werden. Ganz unabhängig davon, dass mir ein Glossar lieber ist, als Erklärungen im Text, die dann ja nur bei der ersten Erwähnung des Wortes auftauchen und die ich später nicht mehr finde, so möchte ich doch zumindest eine klare Linie, die sich hier nicht findet. Hier gibt es mal ganz ungekennzeichnete Rumis (S. 22), dann mit Anführungsstrichen versehene "Khammes" (S. 34) und schließlich kursive, kleingeschriebene gouals (S. 50). Wieso diese Ungleichbehandlung fremder Ausdrücke?


    Probleme bereitet mir aber auch die Erzählperspektive. Mittlerweile ist ja klar, dass ein alter Mann rückblickend von seiner Kindheit erzählt, aber es wird mir oft - und vor allem am Anfang - nicht deutlich genug, dass nicht die unmittelbare Wahrnehmung des Kindes geschildert wird, sondern die Deutung des Erwachsenen. Da wird zum Beispiel gleich auf der ersten Seite das wogende Korn mit sturmgepeitschten Meereswellen verglichen. Schon da stutzte ich, denn der zweite Satz Und ich dachte immer, er hätte gar kein Talent zum Glücklichsein. ist doch eindeutig die damalige Kindperspektive. Nun kann aber ein Weizenfeld ein Kind, das das Meer noch nie gesehen hat (oder täusche ich mich darin, dass sie im Inland wohnen), das bücher- und abbildungslos in Vorfernsehzeiten aufwächst, nicht an Wellen erinnern. Und so schwankt die Perspektive hin und her.
    Wenn er bei Sonnenuntergang in unsere Lehmhütte aurückkam, verloren seine Augen ihren Glanz. Er wurde ein anderer, ein durchschnittswesen, reizlos und uninteressant. Fast enttäuschte er mich. (S. 11) ist die kindliche Wahrnehmung, die Beschreibung des Dorfes auf der nächsten Seite die Deutung des Erwachsenen. Ein verlorenes Loch von tödlicher Tristesse - so nimmt kein Kind das einzige Dorf, das es kennt, wahr. Für ein Kind ist die es umgebende Realität ganz normal und ein so isoliert wie Younes aufwachsendes Kind kennt keine Alternativen, die es kennen muss, um ein Dorf als "verlorenes Loch" bezeichnen zu können. Für Younes, der im kleinen Familienkreis aufgewachsen ist, müsste das Dorf mit seinen (verhältnismäßig) vielen Leuten eher "vor Leben toben". Erst in der Rückschau kann der Erzähler das Dorf so sehen, wie er es geschildert hat.


    Nun ja, ich werde versuchen, beim Weiterlesen weniger auf stilistische Feinheiten zu achten und mich mehr an der Handlung festzuhalten, denn die gibt wirklich einiges her.

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Was den Bruder angeht, kann ich ihn auch gut verstehen. Hinter deren Verhältnis ahne ich eine längere, problematische Geschichte.


    Davon gehe ich auch aus. Issa wirft ihm ja seine Bildung quasi vor, möglicherweise hätte er selbst auch gerne mehr (Schul-)Bildung abbekommen, aber die Familie konnte es sich nur für den Ältesten leisten oder so.



    So hilfreich der Bruder oberflächlich auch scheint, so hat er dem Vater ja schon sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass der seiner Meinung nach nichts taugt. Oder was bedeutet es anders, wenn er ihm sagt, dass sein Sohn in seiner Obhut nichts werden kann? Natürlich hat er damit recht, aber geschickter als so hätte er es schon anbringen können:


    Da habe ich allerdings auch mit den Augen gerollt, weil klar war, wie die Reaktion darauf ausfallen würde. Daß Issa gut daran tun würde, das Angebot anzunehmen, steht dabei auf einem anderen Blatt. Daß er es nicht tun würde, war mir in dem Moment klar, wo der Bruder es aussprach.



    Auffällig ist auch, dass der Bruder nie bei der Familie vorbeischaut, dem Vater keine Arbeit verschafft und auch nie von sich aus Kontakt aufnimmt.


    Er hat aber dem Vermieter so viel Geld gegeben, daß der die Familie eine Weile in Ruhe läßt. Außerdem kennt er seinen Bruder, er wird wissen, daß dieser sich auch nicht von ihm dabei helfen ließe, eine Arbeit zu finden. Und Kontakt? Wenn überhaupt, dann würde er diesen doch sowieso nur zu Issa aufnehmen (können), und der legt wenig Wert darauf. Soll er tagsüber hinlaufen und mit der Frau und der Tochter plaudern? Oder ihnen gar Geld zustecken? Wie würde Issa wohl darauf reagieren?



    Eher ist sein Sohn ein Besitzstück, eines der wenigen, die er noch hat. In der auch psychischen Notlage, in der er sich befindet, kann er die Kraft nicht aufbringen, selbstlos an das Beste für seinen Sohn zu denken.


    Wahrscheinlich hast Du recht.


    Das kann ich so nicht sehen. Er konnte als absoluter Neuling in Oran ja nicht wissen, wie lange er wegbleiben würde, konnte nicht einmal wissen, dass er eventuell irgend wohin gebracht würde, wo er seinen Sohn nicht in der Nähe warten lassen könnte, und hatte schon gar keine Ahnung, in welch einem verrufenen Viertel er seinen Sohn zurückließ.


    Das sehe ich wie Saltanah, der Vater konnte das nicht wissen, und seine Reaktion, als er endlich eintraf, zeigt ja durchaus so etwas wie schlechtes Gewissen.



    Jedenfalls scheint mir die Übersetzung teilweise ungeschickt und im Stilniveau uneben. (...) Es irritiert mich auch, wie unterschiedlich fremde Ausdrücke markiert werden. Ganz unabhängig davon, dass mir ein Glossar lieber ist, als Erklärungen im Text, die dann ja nur bei der ersten Erwähnung des Wortes auftauchen und die ich später nicht mehr finde, so möchte ich doch zumindest eine klare Linie, die sich hier nicht findet.


    Auch dazu mein volles Einverständnis.



    Probleme bereitet mir aber auch die Erzählperspektive. Mittlerweile ist ja klar, dass ein alter Mann rückblickend von seiner Kindheit erzählt, aber es wird mir oft - und vor allem am Anfang - nicht deutlich genug, dass nicht die unmittelbare Wahrnehmung des Kindes geschildert wird, sondern die Deutung des Erwachsenen. (...) Und so schwankt die Perspektive hin und her.


    Das tut sie zwar, aber das stört mich nicht. Ich glaube, Erinnerungen funktionieren durchaus so, wenn sie erzählt werden. Wie er als Kind das Weizenfeld wahrgenommen hat, weiß er vielleicht nicht mehr, oder es wäre ein Bild, daß nicht allgemeinverständlich wäre, und so greift er zu einem anderen, das sich besser eignet. Wo es aber konkret um die Personen, und vor allem den Vater zu jener Zeit geht, und wie er sie damals wahrgenommen hat, um damit auch seine eigenen Reaktionen zu erklären, wählt er die Perspektive, die er als Kind hatte.

  • Hallo, Ihr Lieben! :winken:


    Von der Bienenhüterin im Süden der USA nach Algerien in den 1930ern - das ist schon ein Riesenschritt. Den habe ich aber gut bewältigt, denn Yasmina Khadras Buch hat mich mit seiner schönen Sprache und den Beschreibungen gleich gefangen genommen. Ich habe den ersten Abschnitt noch nicht beendet, habe aber doch schon einen Eindruck gewonnen. Issa scheint ein Mensch zu sein, der mit seinem Land verwachsen ist und daraus seine Lebenskraft zieht. Dass er so wenig Hilfe wie irgend möglich annimmt, kann ich nachvollziehen; aber da scheint mir noch etwas anderes zu sein: das Verhältnis zum Bruder scheint getrübt. Das würde auch erklären, warum Issa lieber das Land verpfändet, als seinen Bruder um finanzielle Hilfe zu bitten. Der hätte sich das offenbar leicht leisten können und ihm auch geholfen, denn es ist "unser Land", wahrscheinlich der elterliche Besitz. Umso bitterer, dass das nun alles verloren ist.


    Die "Rückseite" der Stadt lässt nicht viel Gutes erahnen und ich muss an die Warnung des Händlers denken, dass die Stadt der Familie schaden wird. Auch die Worte des Erzählers lassen diesen Schluss zu:
    Da begriff ich, dass unsere Schutzheiligen uns unwiderruflich verstoßen hatten und dass fortan, bis zum Tag des Jüngsten Gerichts, das Unglück unser Schicksal war.
    Nicht nur verlassen haben die Schutzheiligen die Familie, sondern verstoßen - das assoziiere ich mit der Vetreibung aus dem Paradies und einer besonderen Schuld, die diese Strafe hervor gerufen hat.


    Ein Glossar fehlt mir auch sehr.

  • Issa gegenüber habe ich sehr zwiespältige Gefühle: einerseits bewundere ich seinen Mut und seinen eisernen Willen, für seine Familie zu sorgen und in der fremden Stadt zurecht zu kommen. Dass es Halunken und Schlimmeres in Oran gibt, ist ihm offenbar gar nicht klar - sonst hätte er den Kleinen nicht allein im Hafen zurück gelassen. Aber er lernt, passt sich den Verhältnissen an und schafft seiner Familie einen sehr bescheidenen Wohlstand. Für einen so stolzen Mann muss das sehr wichtig sein. Und ganz besonders nach dem Gespräch mit dem Bruder. Sehr undiplomatisch hat sich der Onkel verhalten, obwohl er in der Sache natürlich Recht hat und es vernünftig gewesen wäre, die Starthilfe anzunehmen. Das hat den Trotz des Vaters erst so richtig angeheizt.
    Andererseits ist er nicht in der Lage zu sehen, dass ihm hier die Möglichkeit geboten wird, seinem Sohn ein besseres Leben zu ermöglichen. "Was für mich gut genug ist, ist auch gut genug für meinen Sohn" denkt er sich vielleicht und kann es nicht ertragen, dass sich der Sohn über den Vater erhebt. Deshalb lehnt er auch den Verdienst des Kindes ab.


    Die Frage, die sich mir am Ende des ersten Abschnitts stellt, ist die: warum ist die Freundschaft zu Ouari zerbrochen? Liegt es daran, dass er das Geld zurück gegeben hat oder bestand die Freundschaft nur in Younes' Phantasie? Schließlich hat immer nur er die Nähe des anderen gesucht, nie umgekehrt.

  • Das kann ich so nicht sehen. Er konnte als absoluter Neuling in Oran ja nicht wissen, wie lange er wegbleiben würde, konnte nicht einmal wissen, dass er eventuell irgend wohin gebracht würde, wo er seinen Sohn nicht in der Nähe warten lassen könnte, und hatte schon gar keine Ahnung, in welch einem verrufenen Viertel er seinen Sohn zurückließ.


    Das konnte er sicher nicht wissen, aber wieso hat er ihn überhaupt auf Arbeitsuche mitgenommen? Er mußte doch damit rechnen (bzw. darauf hoffen) schnell einen Job zu finden, und in der Sitution hat der Vater, meiner Meinung nach, recht kopflos gehandelt. Gerade als Neuling wäre ein wenig Voraussicht angebracht gewesen.

    Liebe Grüße<br />Susanne

  • Die Frage, die sich mir am Ende des ersten Abschnitts stellt, ist die: warum ist die Freundschaft zu Ouari zerbrochen? Liegt es daran, dass er das Geld zurück gegeben hat oder bestand die Freundschaft nur in Younes' Phantasie? Schließlich hat immer nur er die Nähe des anderen gesucht, nie umgekehrt.


    Das habe ich mich auch gefragt, wieso sich Ouari plötzlich so abweisend verhält. Das gibt für mich im Moment keinen rechten Sinn. Vielleicht war die Freundschaft wirklich nur sehr einseitig.

    Liebe Grüße<br />Susanne


  • Die Frage, die sich mir am Ende des ersten Abschnitts stellt, ist die: warum ist die Freundschaft zu Ouari zerbrochen? Liegt es daran, dass er das Geld zurück gegeben hat oder bestand die Freundschaft nur in Younes' Phantasie? Schließlich hat immer nur er die Nähe des anderen gesucht, nie umgekehrt.


    Ich denke auch, für Ouari war es wahrscheinlich keine Freundschaft, er braucht Younes nicht, hat ihn geduldet. Younes sagt ja selbst (S. 53), daß Ouari nicht wirklich ein Freund war. Vermutlich auch für Younes selbst nicht, Ouari war nur jemand, dem er alles erzählen konnte, der einfach da war, im Gegensatz zum Vater, der morgens im Dunkeln schon verschwindet und erst spät wiederkommt.


  • Auffällig ist auch, dass der Bruder nie bei der Familie vorbeischaut, dem Vater keine Arbeit verschafft und auch nie von sich aus Kontakt aufnimmt. Wie gesagt verstehe ich den Vater schon, (auch wenn ich sein Verhalten bescheuert finde). Endlich hat er sich in seiner Not dazu durchgerungen, seinen Bruder um Hilfe zu bitten, da will der ihm zu allem Überfluss auch noch seinen Sohn wegnehmen (so kann man das nämlich auch deuten).


    Ich sehe es so, dass der Bruder selbst keine Kinder bekommen kann und ihm sein Neffe daher noch am nähesten steht. Das Verhältnis zwischen den beiden Brüdern war wohl früher schon so schlecht, dass sie sich nicht mit schönen Worten aufhalten, sondern direkt auf den Punkt kommen. Und bei der Impulsivität, die Issa an den Tag legt, wenn sein Stolz angekratzt wird, muss man schon damit rechnen, dass er wieder geht, bevor der Bruder das Thema auf den Punkt bringt.



    Der [Sohn] bedeutet ihm auf eine verquere Weise schon was, auch wenn es sich dabei nicht um die ideale Vaterliebe handelt. Eher ist sein Sohn ein Besitzstück, eines der wenigen, die er noch hat. In der auch psychischen Notlage, in der er sich befindet, kann er die Kraft nicht aufbringen, selbstlos an das Beste für seinen Sohn zu denken.


    Sind nicht normalerweise die Söhne der ganze Stolz der Araber? So zumindest kenne ich das aus eigener Erfahrung. Es ist eigentlich schon genug, dass er die weiblichen Mitglieder seine Familie wie Luft behandelt, aber das er seinem Sohn ganz bewusst Steine in den Weg legt, nur weil sich das mit seinem Stolz nicht verträgt, ist ungewöhnlich. Gut, Issa ist auch nur das Produkt der Erziehung, die er durch seinen eigenen Vater erhalten hat, aber so vernagelt zu sein und dem Jungen die Zukunft zu verbauen, nur weil er nicht Danke sagen oder jemandem etwas schuldig sein möchte, ist für einen Vater ein seltsames Gebahren. In gewisser Weise ist Younes ja auch seine Altersversorgung, und die ist besser gewährleistet, wenn der Sohn ein Handwerk erlernt hat. Ich handle selbst oft aus dem Bauch heraus und kann verstehen, dass Issa so reagiert, aber als Vater darf ihm das Wohlergehen seines Kindes nicht egal sein. Wenn man Kinder in die Welt setzt, stehen sie an erster Stelle - auch wenn es in vielen Ländern leider nur die Söhne sind- , und dann geht man nicht arbeiten, weil einem der Stolz und das Ansehen es gebietet, sondern weil das Leben der Familie davon abhängt. Von Stolz und Ehre wird man nicht satt.


    Ich kann Issa höchstens noch zugutehalten, dass er Angst davor hat, Younes ganz zu verlieren, wenn er ihn in die Obhut des Bruders gibt, aber sein abweisendes Verhalten lässt eher andere Gründe vermuten.



    Jedenfalls scheint mir die Übersetzung teilweise ungeschickt und im Stilniveau uneben. Da mischt sich z. B. ein eher gestelztes "allenthalben" mit umgangssprachlichen "Jungs". Da kommen regionale "Blagen" vor, da wird ganz unpassend ein Finger in einen Schwamm "getaucht".


    Das stört mich nicht. Die Geschichte wird nun mal von einem alten Mann erzählt, dem diese Ausdrücke geläufig sind und der sie deshalb einfließen lässt. Wäre es ganz im Stile des Elfjährigen erzählt, würde es zu naiv klingen.


    Das mit der unterschiedlichen Handhabung der fremden Ausdrücke ist mir erst aufgefallen, als du es geschrieben hast, aber ein Glossar vermisse ich auch.

  • So, heute bin ich auch endlich zum Lesen gekommen, am Wochenende habe ich dafür meistens wenig Zeit.


    Mir hat die Leseprobe bei vorablesen.de damals schon sehr gut gefallen und genau so interessant geht es auch weiter.



    Jedenfalls scheint mir die Übersetzung teilweise ungeschickt und im Stilniveau uneben. Da mischt sich z. B. ein eher gestelztes "allenthalben" mit umgangssprachlichen "Jungs". Da kommen regionale "Blagen" vor, da wird ganz unpassend ein Finger in einen Schwamm "getaucht".


    Über einige dieser Wörter bin ich auch gestolpert, aber da mir die Handlung sehr gut gefällt, habe ich versucht, diese stilistischen "Unebenheiten" zu ignorieren, um mir die Freude am Buch nicht kaputt zu machen.


    Die Beziehungen zwischen den einzelnen Personen finde ich auch sehr interessant und ich finde es spannend, dass es hier auch ganz unterschiedliche Meinungen dazu gibt.
    Das Verhältnis zwischen Issa und seinem Bruder fand ich zuerst sehr ungewöhnlich. Dass Issa sich von nichts und niemandem helfen lassen will, hat man ja schon vor der Ankunft in der Stadt gesehen, aber dass er selbst seinem eigenen Bruder so ablehnend gegenübertritt, hat mich schon überrascht. Auch das Angebot des Onkels, Younes bei sich aufzunehmen und zur Schule zu schicken, fand ich gut und konnte nicht verstehen, warum Issa sich davon angegriffen fühlt.



    Endlich hat er sich in seiner Not dazu durchgerungen, seinen Bruder um Hilfe zu bitten, da will der ihm zu allem Überfluss auch noch seinen Sohn wegnehmen (so kann man das nämlich auch deuten). Der bedeutet ihm auf eine verquere Weise schon was, auch wenn es sich dabei nicht um die ideale Vaterliebe handelt. Eher ist sein Sohn ein Besitzstück, eines der wenigen, die er noch hat. In der auch psychischen Notlage, in der er sich befindet, kann er die Kraft nicht aufbringen, selbstlos an das Beste für seinen Sohn zu denken.


    Saltanahs Erklärung dazu finde ich eigentlich recht plausibel, für Issa ist sein Sohn wohl wirklich etwas wie ein Besitzstück, dass er sich in all der Not nicht auch noch wegnehmen lassen will.


    Die Episode mit dem Vogelverkauf finde ich trotzdem unverständlich. Younes gehört nirgends hin, seine Mutter will ihn nicht bei den Frauen dabeihaben, sein Vater will nicht, dass er Geld verdient, er soll sich einfach sinn- und nutzlos herumtreiben, das kann doch auch nicht im Sinne der Eltern sein...



    Das habe ich mich auch gefragt, wieso sich Ouari plötzlich so abweisend verhält. Das gibt für mich im Moment keinen rechten Sinn. Vielleicht war die Freundschaft wirklich nur sehr einseitig.


    Ich habe das auch nicht als echte Freundschaft gesehen. Younes sieht in Ouari vielleicht einen Freund, mit dem er reden kann und Ouari teilt auch fairerweise das verdiente Geld, aber als es dann darauf ankommt, für den anderen einzutreten und sich möglicherweise selbst in Gefahr zu begeben, ist ihm die "Freundschaft" wohl doch nicht so wichtig.


    Younes tut mir schon ein bisschen leid momentan, er hat keine Bezugsperson und kann das Verhalten seines Vaters überhaupt nicht verstehen. Er muss sich ganz schön allein und verloren fühlen.


    Was ich mich gerade frage: Was ist eigentlich aus Younes' Schwester geworden? Auf Seite 16 heißt es

    Zitat

    Meine Eltern merkten gar nicht, dass ihre Tochter keine Nahrung mehr aufnahm, dass seit dieser Nacht, in der die Hölle unsere Felder heimgesucht hatte, in ihrem Geist etwas zu Bruch gegangen war.


    Und danach wird sie kaum noch erwähnt.

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de


  • Saltanahs Erklärung dazu finde ich eigentlich recht plausibel, für Issa ist sein Sohn wohl wirklich etwas wie ein Besitzstück, dass er sich in all der Not nicht auch noch wegnehmen lassen will.


    Ich weiß, ich habe das Wort "Besitzstück" selbst gebraucht, aber ich denke, das ist ein zu hartes Wort. "Das ist MEIN Sohn" - ich bin mir nicht sicher, ob Issa das irgendwo sagt, aber ich unterstelle ihm, dass er es denkt, so wie Eltern das doch normalerweise von ihren Kindern denken. In diesen Worten liegt meiner Meinung nach zweierlei; einerseits durchaus auch Besitz, so wie in "mein Auto", aber auch Gefühle. Ich bin mir sicher, dass Younes Issa trotz seines Unvermögens, dies auszudrücken, viel bedeutet.
    Zweitens - es ist leicht gesagt, Issa sollte Younes zu dessen Besten bei seinem Bruder zu lassen. Aber so einfach ist das doch wohl nicht. Wer von euch Eltern wäre denn in der Lage, sich von dem eigenen Kind zu trennen? Auch wenn das für das Kind das Beste wäre? Noch dazu ist es Issas einziger Sohn und die Bedeutung, die Söhne in der arabischen Kultur haben, macht es noch einmal schwerer, den einzigen Sohn herzugeben. Und dann ist da natürlich immer noch die Hoffnung, doch wieder auf die Beine zu kommen...



    Ich habe das auch nicht als echte Freundschaft gesehen. Younes sieht in Ouari vielleicht einen Freund, mit dem er reden kann und Ouari teilt auch fairerweise das verdiente Geld, aber als es dann darauf ankommt, für den anderen einzutreten und sich möglicherweise selbst in Gefahr zu begeben, ist ihm die "Freundschaft" wohl doch nicht so wichtig.


    Darüber, was in Ouaris Kopf vorgeht, können wir nur spekulieren. Was er in Younes sah, ob er überhaupt etwas in ihm sah - wer weiß es. Younes weiß es auch nicht, sagt aber selbst, dass die sogenannte Freundschaft eine einseitige war. Daher glaube ich nicht, dass Ouari "sich nicht in Gefahr begeben" will, sondern dass er keinen Grund zum Eingreifen sah. Er ist ein sozial "kaputtes" Kind ohne Beziehungen zu irgendwem.
    Mir fällt auch eine andere Erklärung fur sein Nichteingreifen ein: Hat ihm nicht Younes die Freundschaft aufgekündigt, als er ihm das Geld zurückgab? So zumindest könnte Ouari die Handlung aufgefasst haben. Vielleicht fühlte er sich von Younes verraten und ließ darum Daho gewähren.



    Was ich mich gerade frage: Was ist eigentlich aus Younes' Schwester geworden?


    Das habe ich mich auch schon gefragt.


    Was ich ganz vergessen hatte zu schreiben:
    Schon im ersten Kapitel wird der sonderbare Titel des Buches angeschnitten:

    Zitat

    Es gibt wohl nichts Brutaleres als diesen jähen Gesichtswechsel einer Stadt. Es genügt, einen Häuserblock zu umrunden, und schon gelangt man vom Tag in die Nacht. (S. 26)


    Der Tag, das ist das reiche Viertel, die Nacht die Slums und diese haben eine Schuld bei den Reichen einzufordern.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ich konnte nach anfänglichen Zeitproblemen nun das 3. Kapitel des Buchs beenden.
    Bis jetzt bin ich sehr positiv angetan, der Erzählstil ist anspruchsvoll aber ihm ist dennoch sehr leicht und flüssig zu folgen.
    Das gesellschaftliche Umfeld ist meines Erachtens sehr gut beschrieben worden und man kann sich ohne Probleme in die Verhältnisse damals hineinversetzten, auch wenn sie teilweise doch sehr weltfremd wirken.


    Der Beginn hat mich sehr beeindruckt, die Darstellung des Vaters hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dabei kann ich nicht sagen ob mir der Vater nun eher sympathisch oder unsympathisch ist. Er erscheint stark verwurzelt in den bäuerlichen Gepflogenheiten.


    Nach Ankunft in der Stadt ist für mich bewusst geworden das dem Vater sein Stolz arg im Weg steht. Er erscheint mir als ein Mann der seine Gefühle nicht zeigen möchte und auch für sich nicht sehen will, in letzter Konsequenz aber zu ihnen steht. Das merkt man vorallem an der Reaktion nach dem Vorschlag des Onkels.
    Dabei hat mich die Wendung des Gesprächs sehr beeindruckt und von dem Vater menschlich überzeugt.


    :winken:



    Was ich ganz vergessen hatte zu schreiben:
    Schon im ersten Kapitel wird der sonderbare Titel des Buches angeschnitten:


    Der Tag, das ist das reiche Viertel, die Nacht die Slums und diese haben eine Schuld bei den Reichen einzufordern.


    Die Einarbeitung des Titels hat mich auch sehr beeindruckt, finde ich sehr gelungen und auch bedeutend für das gesamte Buch!

    Ich bin, was du träumst.<br />Ich wache immer über dich.<br />Ich bin, was deine Hand lenkt.<br />(gez. Seele)

  • Mir fällt auch eine andere Erklärung fur sein Nichteingreifen ein: Hat ihm nicht Younes die Freundschaft aufgekündigt, als er ihm das Geld zurückgab? So zumindest könnte Ouari die Handlung aufgefasst haben. Vielleicht fühlte er sich von Younes verraten und ließ darum Daho gewähren.


    Das könnte natürlich auch eine mögliche Erklärung sein. Finde ich eigentlich sehr plausibel.

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Ich bin nun endlich auch dazugekommen, nach den ersten 20 Seiten mehr zu lesen und habe die ersten drei Kapitel beendet. Nach wie vor fasziniert mich das Buch und seine Sprache, auch wenn ich finde, dass es mehr Zeit zum lesen braucht als nur "so nebenbei" (vielleicht tue ich mir daher zur Zeit so schwer damit, das in Ruhe zu lesen)


    Ich bin mir sicher, dass Younes Issa trotz seines Unvermögens, dies auszudrücken, viel bedeutet.


    Ich bin anfangs sehr erschrocken über diesen stolzen Issa und seine Art, mit seiner Familie umzugehen. Aber man darf wohl die andere Zeit und Kultur nicht vergessen. Wir haben immer die modernen Väter im Kopf, die wir heute haben und auch erwarten. Ich könnte mir vorstellen, Issas Art seine Gefühle für seinen Sohn/seine Familie auszudrücken ist der Versuch, für diese gut und vor allem aus eigener Kraft zu sorgen. (Und dazu gehört auch, Younes´ Geld nicht anzunehmen. Was ich sehr hart fand; er hätte ihn wenigstens irgendwie ermuntern können, weiterhin Vögel zu fangen oder so. Schließlich wird das Geld nicht schlecht, nur weil es rumliegt und Younes hätte sparen können.)



    Auffällig ist auch, dass der Bruder nie bei der Familie vorbeischaut, dem Vater keine Arbeit verschafft und auch nie von sich aus Kontakt aufnimmt.


    Das wiederum finde ich verständlich. Er hat ja gleich am Anfang Hilfe und Unterstützung angeboten, Issa hat abgelehnt. Der Bruder wird wissen, dass alles weitere nur auf Granit beißt.