[Iran] Kader Abdolah - Das Haus an der Moschee

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  • Kader Abdolah - Das Haus an der Moschee

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    Klappentext
    Ein altes Haus in Senedjan. Seit 800 Jahren wohnt hier die Familie des Teppichhändlers Agha Djan. Unter seiner Obhut leben die Menschen in einträchtiger Harmonie - bis die von Teheran und den Aufständen gegen das korrupte Regime des Schahs ausgehende Unruhe auch sie erreicht. In seinem neuen Roman breitet Kader Abdolah das zutiefst menschliche Schicksal einer iranischen Großfamilie wie ein bunt schillerndes Geschichtengewebe vor uns aus.


    Meine Meinung
    In zumeist recht kurzen Episoden wird aus dem Leben der iranischen Großfamilie um Agha Djan erzählt. Die einzelnen Kapitel hängen nicht unmittelbar zusammen, obwohl immer wieder auf Ereignisse aus früheren Kapiteln Bezug genommen wird. Dieser episodenhafte Charakter hat mich zu Beginn extrem gestört, es war mir nicht klar, worauf diese ganzen einzelnen Geschichten hinauslaufen und wollte lieber eine große Geschichte lesen, als viele einzelne.
    Erst später wurde mir klar, dass Kader Abdolah hier weniger die Geschichte einer Familie erzählt, als die Geschichte des Iran. Das Buch begleitet die Familie über mehrere Jahrzehnte, man erlebt das Regime des Schahs, der mit Amerika sympathisiert, diverse innere Unruhen und Revolutionen, den Krieg mit dem Irak und die Herrschaft Ayatollah Khomeinis und die direkten Auswirkungen auf die Familie mit.
    Erstaunlich fand ich, dass das Buch eine etwas andere Sicht auf den Islam zeigt. Agha Djans Familie ist sehr konservativ, Amerika gilt als der große Feind des Islam, auch die Frauen in der Familie sind gegen die Emanzipation, wollen die Traditionen beibehalten. Im Laufe des Buches ändert sich die Sichtweise einiger Familienmitglieder durchaus, und trotzdem fand ich es interessant, mal ein anderes Frauenbild zu sehen, als das der Unterdrückten, die für ihre Rechte gegen die Männer und den Islam kämpfen muss.
    Am Anfang ist das Buch noch recht locker und leicht zu lesen, die Episoden sind teilweise sehr amüsant und liebenswert erzählt. Doch sobald sich die politische Lage im Land ändert, ändert sich auch die Stimmung im Buch. Man spürt immer mehr von den grausamen Taten, die im Iran passiert sind. Der politische Umschwung und der Krieg machen auch vor Agha Djans Familie nicht halt und so muss man auch mit der Familie einige schwere Schicksalsschläge erleiden und um verschiedene Familienmitglieder bangen.
    Teilweise liest sich das Buch wie ein Geschichtsbuch, was mich persönlich allerdings nicht gestört hat, da ich mich es gut fand, durch das Buch so viel über den Iran und seine Vergangenheit zu lernen.


    4ratten

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • schöne Zusammenfassung stefanie_j_h!
    Meine Zusammenfassung ist leider nix geworden, da das Buch zu lange her war, als ich lesen wollte. Mir hat das Buch mal wieder vor Augen geführt, wie wenig ich vom Iran weiß. Auch die zeitliche Einordnung fiel mir schwer, auch wenn es mir der ersten Mondlandung und dem Sturz des Shahs (1979) Eckdaten gab.
    Ich fand es ziemlich verwirrend, dass so viele Leute aufgeführt wurden, die dann erst einige Kapitel später wieder auftauchten.
    Ich weiß nicht, ob es in der deutschen Ausgabe (ich habe die niederländische Originalausgabe gelesen) ein gutes Personenregister gibt, in meiner Ausgabe ist ein zwar sehr hübsch anzusehender gemalter Stammbaum der Familie abgedruckt, aber geholfen hat er mir nicht so sehr.


    Alles in allem vergebe ich
    3ratten


    :winken:
    bibse

    Wear the old coat and buy the new book (Austin Phelps)

  • Ich lese Das Haus an der Moschee im Rahmen der Weltreise für den Iran - zunächst eher Pflichtlektüre, um mal wieder ein Land zu bereisen. Allerdings hat mich das Buch ganz schnell gefesselt und nicht mehr losgelassen. Kader Abdolah, Exil-Iraner, beschreibt am Beispiel einer strenggläubigen Familie die letzten Jahre der Shah-Herrschaft und den Umbruch zum radikalen Islamismus. Die Familie ist auch für iranische Verhältnisse konservativ, lebt in den Traditionen und lehnt westliche Einflüsse weitgehend ab, hat sich aber mit dem Regime arrangiert. Ich bin gespannt, in welcher Weise die Familie betroffen wird, wenn die Fanatiker den Widerstand gegen das korrupte Herrschaftssystem ausnutzen und ihren Gottesstaat installieren - was die Mehrheit der Bevölkerung sicher auch nicht gewollt hat. Im Hinblick auf die aktuellen Ereignisse in Tunesien und Ägypten ist das Buch brandaktuell.
    Mir gefällt auch, dass die orientalische Erzählkunst trotz des ernsten Themas nicht zu kurz kommt. Kleine Anekdoten werden immer wieder eingestreut: mal heiter, mal tragisch - wie das Leben eben so ist. Für mich ein echter :tipp: