Allgemeine Fragen zum Buch

Es gibt 22 Antworten in diesem Thema, welches 6.004 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Feivel.

  • 13. Ist der Roman eine akademische Satire?


    14. Warum ist der Roman in der dritten Person erzählt und nicht aus Cass’ Ich-Perspektive?


    zu 13: Also die Darstellung der Erlebnisse und überhaupt von New Walden empfand ich teilweise wirklich als satirisch, ich zitierte ja auch die heilign Kartofl Kugln und Weisheiten aus dem Rinderdarm *ggg*
    und auch die Pressung von Liebe in ein mathematisches Schema wie Cass´Versuch einer Tabelle würde bei mir als satirisch durchgehen. Zwischendurch aber empfand ich es nicht so, da waren zu "normale" Anklänge im Handeln von Roz z.B. oder auch in der Beschreibung von Azarya und auch Cass wirkt für mich nicht wie eine Satirefigur.


    Und die Frage
    14 hab ich mir auch gestellt, einesteils schaut man die Welt aus Cass Perspektive an und andernteils auch,
    die 3. Person eröffnete vielleicht aber doch noch einiges mehr an Beschreibungs- und Erklärungsmöglichkeiten, ich mein, überall war Cass auch nicht, aber die Infos bekam man ja trotzdem.

    Einmal editiert, zuletzt von Feivel ()


  • Ich schnappe wegen der Hitze auch nur einen Aspekt heute auf :schwitz:


    Ich weiß nicht, inwiefern "sinnstiftend" als großes, erhabenes Gebilde verstanden werden muss. Sinnstiftend kann durchaus sein, wenn jemand überhaupt eine Möglichkeit findet, seinen Weg zu gehen. Das kann über den Glauben geschehen oder eben über eine Aufgabe, die denjenigen erfüllt oder die ihm Spaß macht. Rituale kommen automatisch. Bei Gläubigen sind es einfach nur andere Rituale. Lucinda hat zum Beispiel die Eigenheit, Redner zu "fangen". Das ist durchaus ein Ritual, einen Redner herauszufordern, wie bei einem Turnier.


    Das Modell Glauben haben wir bei den Valdenern, die einen streng reglementierten Weg gehen, so wie das z.B. auch Nonnen oder Mönche tun. Der Tagesablauf ist geregelt, die Tätigkeiten sind festgelegt, die Rituale, die zum Glauben gehören, sind festgelegt. Das Leben wird in fremde Hände gelegt und ist für diese Menschen erfüllt. Jemand anders, also Gott, regelt das Leben und ich habe schon den Eindruck, dass man diesem Gott auch ein Quantum an Verantwortung für das eigenen Leben überträgt und ihn als Verantwortlichen für das Leben nehmen kann. Statt zu sagen "das läuft halt so" müsste der Satz lauten "Gott hat das eben so und so gewollt und ich kann nichts daran ändern". Der Atheist kann es auch nicht ändern, nimmt aber keinen Gott in die Verantwortung.


    Roz und Lucinda sind Menschen, die eine Aufgabe ganz ohne Religion gefunden haben. Für die beiden ist es erfüllend, ein Ziel erreichen zu wollen und einen Weg zu ebnen. Das meine ich damit, dass sinnstiftend nicht zwingend einen religiösen Zusammenhang braucht. Glaube ist manchmal auch der Glaube an ein Ziel. Das Ziel kann Gott sein, das Ziel kann auch etwas ganz anderes sein. Jeder Mensch muss herausfinden, wo seine Ziele liegen.


    Speziell bei Azarya finde ich, dass er ein Muster dafür ist, dass Glauben nicht einengen muss. Vielleicht hat er auch eine besondere Position dazu, aber er denkt unglaublich offen über alles nach und ist sehr tolerant. Ganz anders als seine Valdener Mitmenschen. Ob die sich freiwillig einengen oder es nicht dürfen, kann ich nicht sagen, aber mir ist es sehr aufgefallen, dass Azarya wie ein Schwamm ist und alles mögliche tut und kann ...
    Scheint ganz wie der hiesige Pfarrer zu sein, der sich jüngst darüber amüsiert hat, wie wortreich Atheisten ihm gegenüber ihren Nicht-Glauben an Gott rechtfertigen. Ihm scheint das zimelich egal zu sein, er kümmert sich eben um die, die es wollen und akzeptiert, wenn einer nicht will.


    Du hast noch geschrieben: Für meine Begriffe diskutiert das Buch nicht wirklich Glauben allgemein, sondern beleuchtet den Kontrast streng orthodoxe Juden und liberaler denkenden Menschen.
    Mir ist das jüngst auch durch den Kopf gegangen. Vor allem, weil ich den Valdenern in einer abgewandelten Form erst vor Kurzem auch in einem anderen Buch begegnet bin (Die Vereinigung jiddischer Polizisten von Michael Chabon). Ich schätze, man darf das nicht auf den strengen jüdischen Glauben betonen. Goldstein schreibt einfach in dem Umfeld, aus dem sie kommt und das sie kennt. Ein Christ hätte ein streng christliches Umfeld gegen die atheistischen Welten gesetzt. Für lebt das Buch vom Kontrast strenggläubig - atheistisch.

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  • Sinnstiftend kann durchaus sein, wenn jemand überhaupt eine Möglichkeit findet, seinen Weg zu gehen. Das kann über den Glauben geschehen oder eben über eine Aufgabe, die denjenigen erfüllt oder die ihm Spaß macht. Rituale kommen automatisch. Bei Gläubigen sind es einfach nur andere Rituale. Zitat Ende


    Hi


    das meinte ich mit, daß jeder eine Art Glauben hat, denn jeder tut das, woran/wovon er glaubt, daß es das Beste und lebenserfüllendste ist, ich wußte nur nicht, ob sie das hier unter dem Aspekt / in dieser Frage diskutiert haben wollten.


    Ok, daß Goldstein aus so einem strengen Hintergrund kommt, war mir nicht bewußt, ich hätte erwartet, wenn Glauben versus Nicht-glauben die Fragestellung ist, daß Gläubige verschiedner Art/Ausprägung mit Nichtgläubigen verglichen werden, wobei ich wie gesagt finde, daß halt jeder etwas glaubt.
    Vielleicht besser formuliert, daß Gläubige einer Religion versus keine organisierte Religion vergleichen werden.
    Das hier ist ja schon extrem ( wobei extreme Christen, Buddhisten, Hinduisten etc dem warscheinlich in nichts nachstehen), aber Du hast recht, ein Gläubiger ganz allgemein bringt Gott als Mit- oder Hauptverantwortlichen ins Spiel, was der Atheist nicht kann, das ist schonmal ein grundsätzlicher Unterschied.