John Steinbeck - Die Straße der Ölsardinen

Es gibt 29 Antworten in diesem Thema, welches 13.823 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kiba.

  • Danke, das beruht auf Gegenseitigkeit. :breitgrins: Mir hat es auch Spaß gemacht mit Euch und ich muss gestehen, dass ich bei der nächsten Monatsrunde meine Auswahl auch bestimmt noch dannach treffen werde, was andere lesen um vielleicht wieder eine kleine Leserunde zu bilden.


    Liebe Grüße Tina

  • Dies ist eine Geschichte über Menschen und ihr Zusammenleben. John Steinbeck beschreibt hier die Lebensbedingungen und den Alltag der einfachen Leute aus einer bestimmten Straße in Monterey.


    Diese Leute führen ein hartes, entbehrungsreiches Leben unter meist schwierigen Bedingungen. Trotzdem jammern sie nur selten, sondern sind meistens optimistisch. Sie akzeptieren was ihnen gegeben wird, und versuchen das Beste daraus zu machen. Dabei gibt es tragische, aber vor allem jede Menge lustige und komische Begebenheiten.


    Die Menschen werden geschildert wie sie sind, niemand ist hier perfekt, aber es ist auch niemand hundertprozentig schlecht. Es wird angedeutet, wie es zu bestimmten sozialen Defiziten kommt, die einige Personen aufweisen. Aber nicht das ist der Hauptaspekt des Buches. Steinbeck wertet nicht, sondern blickt mit Sympathie und Akzeptanz auf diese Menschen.


    Die Sprache ist eine Mischung aus einfacher Sprache einfacher Leute (manche Sätze erscheinen grammatisch ziemlich holprig) und gewollt hochgestochen scheinenden Wendungen. Gestört haben mich die vielen Aufzählungen, die es besonders in den ersten Kapiteln des Buches gibt. Dadurch fiel es mir anfangs schwer, beim Lesen den Faden zu behalten und die Beschreibungen von Gegend und Leuten aufzunehmen.


    Dennoch ist das Buch unterhaltsam und angenehm und leicht zu lesen, durch die kurzen Kapitel wirkt es sehr episodisch. Etwas mehr Tiefe hätte ich aber doch erwartet.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • So, ich habe es auch endlich zu einem kleinen abschließenden Kommentar gebracht: hier


    Auch ich danke euch beiden für die Mini-Leserunde, ja auch ich fand es nett. :winken: Gemeinsam hat man doch mehr Spaß.


    Ja, solche kleinen Leserunden sollte man öfter machen. Vielleicht klappt es ja bald mal wieder. :smile:

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • Da ich gerne Bücher am Ort des Geschehens lese und während unseres Kalifornien Urlaubs auch für zwei Tage in Monterey war, musste ich natürlich dort "Cannery Row" oder "Die Straße der Ölsardinen" in die Hand nehmen.


    Diese Straße gibt es tatsächlich noch und sie ist (neben dem Monterey Bay Aquarium) die Hauptattraktion des Städtchens. Fischkonserven werden hier allerdings nicht mehr produziert, dafür tummelt sich ein Souvenirgeschäft oder Restaurant neben dem nächsten.
    Trotzdem hat es Spaß gemacht, mit den Geschichten um Doc und Mack und seiner Truppe Taugenichtse im Hinterkopf durch die Straße zu schlendern und sich das Leben dort in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts vorzustellen.
    Mit Doc, dem uneigennützigen und menschenfreundlichen Meeresbiologen aus dem Roman, hat Steinbeck seinem Freund Ed Ricketts ein literarisches Denkmal gesetzt und sein Labor, ein schlichter Holzbau, steht am Ende der Straße tatsächlich noch (Klick).


    Im wunderbaren National Steinbeck Center in Salinas, wo man die Schauplätze von Steinbecks größten Roman betreten und sich interaktiv mit ihnen beschäftigen kann, steht übrigens unter anderem auch der Kessel von Mr. und Mrs. Sam Malloy, den man erkunden und sich fragen kann, wofür Mrs. Maloy den einen Vorhang braucht, wo der Kessel doch gar keine Fenter hat... :smile:


    Dem Roman selbst gebe ich 4ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:, da ich die skurillen Figuren gerne mochte und die Geschichten für mich einen guten Eindruck der Zeit nach der großen Depression vermitteln. Nur mit den ersten Kapiteln hatte ich ein bisschen Schwierigkeiten, da hat mir noch der kleine rote Faden gefehlt, der sich dann aus der Idee, eine Party für Doc zu geben, entwickelt hat, deswegen das Mäuschen Abzug.
    Steinbeck beschreibt sein Personal sehr liebevoll und mit großer Menschenkenntnis, nur Schwarz oder Weiß gibt es bei ihm nicht, da ist die Bordellchefin ein herzendguter und hilfsbereiter Mensch und selbst die Taugenichtse im Palace Flophouse haben ihr Herz (meistens) am rechten Fleck.

    :lesen: Anthony Powell - The Kindly Ones <br /><br />Mein SUB<br />Meine [URL=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/32348.msg763362.html#msg763362]Listen

    Einmal editiert, zuletzt von knödelchen ()

  • Dem Roman selbst gebe ich 4ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:, da ich die skurillen Figuren gerne mochte und die Geschichten für mich einen guten Eindruck der Zeit nach der großen Depression vermitteln.
    Steinbeck beschreibt sein Personal sehr liebevoll und mit großer Menschenkenntnis, nur Schwarz oder Weiß gibt es bei ihm nicht, da ist die Bordellchefin ein herzendguter und hilfsbereiter Mensch und selbst die Taugenichtse im Palace Flophouse haben ihr Herz (meistens) am rechten Fleck.


    Und wo verliert der Roman denn nun seine halbe Maus?

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Hallo sandhofer :winken:, ich hatte ganz am Anfang des Romans etwas Probleme hineinzufinden. Bis die Idee mit der Party für Doc dem Ganzen einen roten Faden gegeben haben, wirkten die einzelnen Kapitel etwas zu zusammenhanglos für mich.
    Ich hab noch einen Satz in meine Rezi eingefügt, jetzt sollte es etwas klarer sein, warum das Mäuschen fehlt. :smile:

    :lesen: Anthony Powell - The Kindly Ones <br /><br />Mein SUB<br />Meine [URL=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/32348.msg763362.html#msg763362]Listen

  • John Steinbeck


    Straße der Ölsardinen


    Cannery Row


    Irgendwo in den USA gibt es in einem kleinen Ort, der von der Fischverarbeitung lebt, die Straße der Ölsardinen. Sie wird bevölkert von allerhand kunterbuntem Volk, fleißigen Arbeitern, Lebenskünstlern, Gaunern, Prostituierten. Und von Doc, einem gutmütigen, sympathischen Wissenschaftler, der allerdings für seine recht durchmischte Arbeit erschreckend viele Versuchs- und Präparationstiere benötigt. Doc mögen alle, und somit sind alle dabei, wenn es darum geht, eine Überraschungsparty für ihn zu organisieren. Dabei geht aber einiges schief, und die Leserin wünscht sich sehnlichst, nie selbst eine derartige Feier in der eigenen Wohnung erleben zu müssen…


    Sprachlich fand ich das Buch gut gelungen, inhaltlich ist es sehr menschlich, irgendwie warmherzig und voller Ironie. Das las sich ganz von selbst!


    Zitat

    Die Wahrheit ist hier wie fast überall unbeliebt.


    Zitat

    Man müsste einmal eine Abhandlung über den sittlichen, physischen und ästhetischen Einfluss des Modell T-Ford auf das amerikanische Volk herausgeben. Zwei USA-Generationen wussten mehr über Fords Zündstift als über die Klitoris, mehr über den Gang eines Wechselgetriebes als über den Lauf der Planeten.



    4ratten

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.