Khaled Hosseini - Drachenläufer

Es gibt 48 Antworten in diesem Thema, welches 29.652 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von schokotimmi.

  • Es fällt mir schwer eine Rezension zu diesem Buch zu verfassen, da ich das Gefühl habe, dass alles Relevante schon geschrieben wurde, ich könnte mich eigentlich mit einem „Genau so ist es!“ begnügen. Ein paar persönliche Eindrücke will ich trotzdem noch von mir geben.


    Im ersten Teil, der die Kindheit der Hauptfigur Amir in Afghanistan beschreibt, zeigt Hosseini uns ein ganz anderes Land, als das Afghanistan, das wir aus den Nachrichten kennen, ein Land, noch nicht von jahrelangen Kriegen zerstört, sondern voll alter Kultur und doch auf dem Weg in die Moderne. Auch wenn zu bedenken ist, dass Amir immer schon der besseren Gesellschaft angehörte und so das positivste des Landes kennen lernen konnte, weckt der Autor meine Sympathie für das mittlerweile so zerstörte Afghanistan. Die Beschreibungen der Kindheit Amirs und wie seine Freundschaft zu Hassan immer einseitiger wurde, bis sie im Alter von 12 Jahren einem schrecklichen Erlebnis und Amirs Feigheit zum Opfer fällt, wurden dabei aber irgendwann so intensiv, dass ich mehrfach das Bedürfnis hatte, eine Pause einzulegen, um nicht zu tief in den Sumpf von einseitiger Freundschaft, Scham und Schuldgefühl hineingezogen zu werden.


    Im zweiten Teil erleben wir wie Amir in Amerika erwachsen wird und hier beschreibt Hosseini (aus eigener Erfahrung) sehr gut, wie weit Amerika von Afghanistan entfernt ist. Während es für Amir eine Chance auf ein neues Leben ist, fühlt sich sein Vater entwurzelt und gewinnt so mein Mitgefühl und meine Sympathie. Die Sehnsucht nach der alten Heimat und das verharren in der Vergangenheit werden in allen Ausprägungen sehr schön dargestellt. Theoretisch könnte das Buch dort irgendwo mit einem "und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende" enden, wenn nicht Amir die ihm spät gebotene Chance auf eine Wiedergutmachung geboten würde, die dazu führt, dass er nach Afghanistan zurückkehrt.


    An kleinen, aber dafür umso intensiveren Begebenheiten schildert Hosseini das Schreckensregime der Taliban und wie es die schlimmsten Seiten in manchen Menschen zum Vorschein bringt, während die Mehrzahl einfach nur zu überleben hofft. Diese Szenen haben mich mehr beeindruckt als so manch langatmiger Zeitungsartikel, der mir über die Taliban in Afghanistan begegnet war.


    Das Buch endet realistisch und zugleich berührend. Eine rundum gelungene Geschichte, deren einziges Manko ist, dass sie manchmal zu rund ist und der Autor das Schicksal die Ereignisse etwas zu perfekt anordnen lässt.


    5ratten

  • Im Wesentlichen kann ich mich euch nur anschließen, dass "Drachenläufer" ein sehr beeindruckendes Buch ist, usw.


    Zwei Kritikpunkte gibt es für mich aber trotzdem. Zum einen hatte ich ebenso wie Aldawen das Gefühl, dass die Geschichte ein wenig zu durchkonstruiert ist, zum anderen waren mir die Personen (Hassan und Assef, ob das auch andere betraf, vermag ich nicht mehr zu sagen) etwas eindimensional dargestellt. Nicht das es mich ernsthaft gestört hätte, dazu fand ich das Buch wiederum viel zu interessant, aber der Autor hat es sich vielleicht ein bisschen zu einfach gemacht.



    Davon abgesehen finde ich das Buch aber trotzdem sehr empfehlenswert. Ich muss zugeben, dass ich vorher so gut wie gar nichts über Afghanistan wusste. Taliban, klar, aber sonst? Durch "Drachenläufer" konnte ich wenigstens einen kleinen Einblick in die Kultur und Geschichte dieses Landes gewinnen.

    Einmal editiert, zuletzt von Thanquola ()

  • Ich war nach der Lektüre zweigeteilt. Zum einen hat mir die Beschreibung einer Jugend im alten Afghanistan und das afghanische Leben in den USA sehr gut gefallen - diese ruhige Erzählweise hat mich gefesselt. Zum anderen befremdete mich die eher verharmlosende Art und Weise, wie Hosseini über die Schreckensherrschaft der Taliban berichtet hat. Wer jemals einen Dokumentarfilm über dieses Thema gesehen hat, weiß, dass da nur an der äußersten Spitze des Eisbergs ein wenig gekratzt wurde. Die Dinge, die in Afghanistan passiert sind, lange bevor die Welt durch die Zerstörung der Buddha-Statuen aufmerksam wurde, sind aber vielleicht einfach zu furchtbar für einen solchen Roman, in dem es in erster Linie um Schuld und Sühne des Ich-Erzählers geht. Aber diese Schuld-und-Sühne-Geschichte ist mir einfach zu konstruiert, um glaubwürdig zu sein; zuviele Kreise haben sich am Ende geschlossen.



    Hosseini entschuldigt sich mehrmals für die Klischees, die er bedient; ich mag diese Entschuldigung nicht so recht annehmen. Trotz aller Mängel hat mich das Buch aber sehr berührt und gefesselt. Lesenswert ist es auf jeden Fall.


    4ratten

  • Hallo,


    interessant in welche Richtung die Meinungen hier noch gehen, vorallem die Spoiler haben mich überrascht. Da ihr ja gespoilert habt, tue ich das nun besser auch, obwohl meine Kommentar eher allgemeiner Natur sein soll.



    Grüße
    schokotimmi


  • Wer jemals einen Dokumentarfilm über dieses Thema gesehen hat, weiß, dass da nur an der äußersten Spitze des Eisbergs ein wenig gekratzt wurde.


    Schon richtig, aber wäre der Roman „besser“ gewesen, hätte er noch mehr und noch häßlichere Details enthalten? Für das Anliegen der Geschichte war es so ausreichend, denke ich und daher habe ich auch keine Probleme damit, daß Hosseini hier sparsam war.



    Aber diese Schuld-und-Sühne-Geschichte ist mir einfach zu konstruiert, um glaubwürdig zu sein; zuviele Kreise haben sich am Ende geschlossen.


    Wie ich in meiner Rezi ja auch geschrieben habe, sehe ich das genau so. Das war ja genau das, was mich auch gestört hat.


    Schönen Gruß,
    Aldawen


  • Schon richtig, aber wäre der Roman „besser“ gewesen, hätte er noch mehr und noch häßlichere Details enthalten? Für das Anliegen der Geschichte war es so ausreichend, denke ich und daher habe ich auch keine Probleme damit, daß Hosseini hier sparsam war.


    Besser nicht, aber vielleicht authentischer. Ich habe aber auch kein Problem damit, wie es dargestellt wurde, wie ich ja weiter unten auch geschrieben habe. Nur manchmal fand ich es ein wenig hollywoodmäßig-einfach: die Aktion in Kabul lief mir einfach zu glatt. Und das, was das Taliban-Regime von anderen islamistischen Regimen unterschieden hat, nämlich die völlige Entrechtung von Frauen betrieben zu haben, wurde hier nur in einem Nebensatz erwähnt (als Amir die bettelnde Frau mit dem Kind sah). Ich hätte das wichtig gefunden.


  • Und das, was das Taliban-Regime von anderen islamistischen Regimen unterschieden hat, nämlich die völlige Entrechtung von Frauen betrieben zu haben, wurde hier nur in einem Nebensatz erwähnt (als Amir die bettelnde Frau mit dem Kind sah). Ich hätte das wichtig gefunden.


    Aber wie hätte das in eine solche Geschichte um zwei Jungen bzw. Männer eingebaut werden sollen? Dann hätten ein paar Mütter, Schwestern usw. dazu gehört und dann wäre es eine ganz andere Erzählung geworden. Ich gebe Dir zwar recht, daß das Thema wichtig ist, aber hier hatte es – meiner Ansicht nach – tatsächlich nichts verloren.

  • Hi!


    Nachdem das Buch so gelobt wurde, habe ich es jetzt auch gelesen und kann mich den positiven Meinungen nur anschliessen.


    Inhalt:
    Wir schreiben das Jahr 1975. In der afghanischen Hauptstadt Kabul wachsen die beiden Jungen Amir und Hassan Seite an Seite auf – aber gleich sind sie nicht. Amir ist der Sohn eines wohlhabenden Mannes und besucht die Schule. Hassan und sein Vater Ali dagegen sind ungebildete Diener von Amir und seinem Vater. Das hindert die Jungen nicht, Freundschaft zu schliessen und auch zusammen an den Drachenwettkämpfen teilzunehmen. Am Ende eines solchen Wettbewerbes begeht Amir aus Angst um sein eigenes Wohl einen schrecklichen Verrat an Hassan. Es dauert lange Jahre, bis Amir die Chance bekommt, seine Schuld zu tilgen.


    Meine Meinung:
    «Drachenläufer» ist auf mehreren Ebenen ein gelungenes Buch. Man erfährt vieles über das Leben in Afghanistan vor dem Einmarsch der Sowjets, während der Besetzung und dann auch ein wenig über die Zustände, die nach der Machtübernahme der Taliban herrschten – wobei man da in den letzten Jahren auch durch die Medien recht ausführlich informiert wurde.
    Sehr gelungen sind auch die Charaktere, vor allem Amir, der als Ich-Erzähler fungiert. Da ist endlich mal ein Hauptcharakter, der moralisch nicht sehr integer ist und das auch zugibt. Natürlich habe ich mich beim Lesen manchmal aufgeregt – etwa wenn er Hassan veräppelt, weil dieser nicht lesen kann, anstatt es seinem Freund beizubringen und ihm etwas von der unerschütterlichen Treue zurückzugeben, die er jeden Tag von ihm erfährt. Auch später, in seinem Erwachsenenleben, zeigt Amir manchmal, dass Einfühlungsvermögen und Mitdenken nicht seine Stärken sind – teils mit schlimmen Konsequenzen. Trotz oder vielleicht auch wegen seiner Defizite war mir Amir bis fast zum Schluss symphatisch und seine Beweggründe nachvollziehbar, wenn auch schwer zu akzeptieren.


    Auch alle anderen Charaktere wirken authentisch, man sieht die Leute richtig vor sich. Doch Hosseini beweist nicht nur im Beschreiben von Personen Stärke, sondern auch bei der Schilderung des Lebens im Kabul der 70er-Jahre. Wenn man sich überlegt, was die Russen und die Taliban aus dieser Stadt und diesem Land gemacht haben, kommt schon mal Wehmut auf. Das Kabul von Amirs Kindheit wäre für Reisebegeisterte sicher einen Abstecher wert gewesen. Aber so kann man nur noch virtuell dahin reisen – zum Beispiel mit «Drachenläufer», das ich jedem empfehle, der Bücher mit Geschichte und Geschichten über Menschen mag.

    Fazit:

    Ein Buch mit lebendigen Schilderungen von Land und Leuten, versetzt mit traurigen Episoden, die allerdings aus dem Leben gegriffen sind. Kein Wohlfühlbuch, aber trotzdem schön zu lesen, da Hosseini nie vergisst, überall noch ein Fünkchen Hoffnung hineinzupacken.


    7 von 10 Punkten.

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Ist schon eine ganze Weile her, dass ich das Buch gelesen habe, wobei es eigentlich relativ spät war - bin erst richtig drauf aufmerksam geworden, als ich Plakate für den Film sah. Vorher dachte ich nämlich, so wie ihr auch, dass ich keine Ahnung von Afghanistan habe usw.
    Sowohl Buch, als auch Film, waren einfach unglaublich! Ich muss aber sagen, dass ich "Tausend strahlende Sonnen" sogar noch besser finde! Da wird auch er Punkt, den qantaqa angesprochen hat, vertieft, nämlich die Geschichte des Landes. Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass man sich als Frau mit den zwei Frauen von "Tausend strahlende Sonnen" noch besser identifiziert als mit dem kleinen Jungen (wobei der natürlich einen starken Beschützerinstinkt hervorruft!). Falls ihr "Tausend strahlende Sonnen" noch nicht kennt: Unbedingt lesen!! :tipp:


    Der Drachenläufer bekommt von mir: 5ratten

    If the world weren&#39;t such a beautiful place we might all turn into cynics<br />(Paul Auster)

  • Hallo!


    Den positiven Meinungen hier kann ich mich voll und ganz anschließen! Zum Inhalt muss ich ja nicht mehr viel sagen, deswegen hier gleich meine Rezi:


    Khaled Hosseini hat einen ergreifenden Roman über sein Geburtsland Afghanistan, Entwurzelung, verratene Freundschaft und Wiedergutmachung geschrieben. Man begleitet den Ich-Erzähler Amir, den Sohn eines wohlhabenden Paschtunen, durch Höhen und Tiefen, durch seine Kindheit in Afghanistan und sein Erwachsenenleben in den USA. Mittelpunkt seines Lebens und auch dieses Romans ist eine Schuld, die er seit seinem zwölften Lebensjahr mit sich herumträgt und für die er nun die Chance erhält, sie zu sühnen.


    Zuweilen hätte ich Amir zu gerne geschüttelt, trotzdem konnte ich seine Verhaltensweisen immer nachvollziehen, da sie einfach zutiefst menschlich sind. Denn dass ich an seiner Stelle anders gehandelt hätte, wage ich nicht zu behaupten.


    Hosseinis Erzählweise ließ mich tief in die Geschichte eintauchen. Ich habe mitgefiebert, mitgelitten und war entsetzt ob der geschilderten Gräueltaten, werden sie nun von den Taliban oder während der sowjetischen Okkupation verübt. Man bekommt wirklich das Gefühl, der Autor wäre hautnah dabei gewesen; da dieser schon 1976 mit seiner Familie Afghanistan verlassen hat, ist ihm das meiste davon aber wohl erspart geblieben (hoffentlich). Nichtsdestotrotz haben ihn wahre Erlebnisse zu der Geschichte inspiriert, wie man im informativen Nachwort nachlesen kann.


    Der einzige Kritikpunkt, den ich hervorbringen kann ist, dass ich manchmal die Handlung etwas zu durchkonstruiert fand, insofern gebe ich Aldawen und qantaqa recht. Dennoch hat dies meinem Lesevergnügen keinen Abbruch getan (obwohl das Wort Vergnügen hier fast fehl am Platz wirkt), daher meine Bewertung:


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Nun habe ich das Buch auch endlich gelesen und kann die allgemeine Begeisterung nicht so ganz nachvollziehen. Auch mir hat das Buch gut gefallen, aber für mich war es nicht das beste Buch des Jahres oder ein besonderes Lesehighlight.


    Im ersten Teil, in dem die Kindheit von Amir und Hassan thematisiert wird, war ich noch richtig begeistert, das Buch hat mich total in seinen Bann gezogen und ich konnte es nicht mehr zur Seite legen. Mit sehr viel Gefühl wird Amir beschrieben, seine schwierige Beziehung zu seinem Vater und schließlich der "Verrat" an Hassan. Auch die Beschreibungen von Kabul vor dem Krieg fand ich sehr interessant.
    Leider hat das Buch danach für mich stark nachgelassen. Der Teil in den USA war für mich sehr langweilig und las sich wie eine zweitklassige Familiengeschichte. Erst als Amir zurück nach Kabul fährt, kommt nochmal Schwung in die Geschichte. In diesem Teil war mir dann aber alles zu traurig, zu grausam, zu schrecklich um mir wirklich zu gefallen.
    Es ist mir klar, dass man die Taliban und den Krieg in Afghanistan nicht schönreden kann oder sollte, doch manche Szenen musste ich überblättern, weil mir übel wurde. Das kann ja nicht der Sinn eines Buches sein. Manche Dinge muss man auch der Vorstellungskraft des Lesers überlassen, finde ich.


    Die vielen Zufälle am Ende waren mir dann auch etwas zu viel. Die Geschichte fügt sich so perfekt, zu perfekt um wahr zu sein.


    Es ist ein gutes, interessantes Buch, das einen schönen Vergleich zieht, zwischen Kabul damals und Kabul heute, das ist für mich auch der große Pluspunkt. Ich habe das Buch zum Großteil gerne gelesen und habe auch viel über Afghanistan erfahren, deshalb gibt es 4ratten

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

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    Inhalt:
    Im Jahr 1975 ist Amir zwölf Jahre alt. Um seinem Vater seine Stärke zu beweisen, will er unbedingt bei einem Wettbewerb im Drachensteigen gewinnen. Dazu braucht er Hassans Hilfe. Hassan ist sein bester Freund. Obwohl sein Vater der Diener von Amirs Vater ist, hat die innige Freundschaft der Jungen allen Herausforderungen standgehalten. Bis zum Ende dieses erfolgreichen Wettkampfes, als Amir sie auf schreckliche Weise verrät.
    Die dramatische Geschichte einer Freundschaft, eine Geschichte von Liebe und Verrat, Trennung und Wiedergutmachung vor dem Hintergrund der jüngsten Vergangenheit Afghanistans.


    Meinung:
    Mir hat das Buch schon ganz gut gefallen, aber als das beste Buch des Jahres würde ich es auch nicht bezeichnen. Bevor ich das Buch begonnen habe, dachte ich, Amir und Hassan wären sehr gute Freunde. Doch ich wurde eines besseren belehrt. Für Hassan war Amir sein bester Freund und diese innige Freundschaft konnte nicht mal Amir selbst zerstören. Er war immer eifersüchtig auf Hassan, er hatte das Gefühl immer besser sein zu müssen als er. Denn nur dann, so glaubte er, würde sein Vater in akzeptieren. Es ging so weit, dass Amir Hassan der in große Not geraten war in Stich lässt und ihn dann sogar aus dem Haus vergrault. Aber irgendwie tat mir Amir auch Leid, denn er hatte immer das Gefühl als wollte ihn sein Vater gar nicht haben.
    Als Amir und sein Vater vor dem Krieg flüchten und nach Amerika ziehen ändert sich ihr Verhältnis.
    Auch ich fand den Teil in Amerika eher langweilig und belanglos. Doch als Amir wieder nach Amerika geht um seinem alten Freund, seinen letzten Wunsch zu erfüllen wurde das Buch wieder sehr interessant. Endlich lernt er, was es heißt, sich um jemanden zu kümmern und jemanden beschützen zu wollen, notfalls auch mit dem eigenen Leben.


    Ich vergebe:


    4ratten

    Nigends findest du Frieden als in dir selbst.

  • Salaam!


    Nach zwei Jahren auf dem SUB hat es dieses Buch nun doch geschafft, von mir gelesen zu werden und das in ziemlich kurzer Zeit.


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    Meine Meinung:
    Meine Erwartungen an dieses Buch waren sehr, sehr hoch. Mit weniger als einem umwerfend guten Buch, das mich zu Tränen rührt, wollte ich mich gar nicht erst zufrieden geben. Und für etwa 100 Seiten hielt dieses Buch alles was mir begeisterte Rezensionen versprochen hatten.


    Amir und Hassans Kindheit in Afghanistan, ihre Freundschaft und vor allem die Beziehung zwischen Amir und seinem Vater, fand ich dermaßen spannend und faszinierend, dass ich mich schon freute, wieder eines dieser Bücher in Händen zu halten, die einen vergessen lassen, dass man zumindest eine Mahlzeit am Tag zu sich nehmen sollte. Ich war begeistert von den Bildern, die Hosseine mit Sprache malen konnte, vom Drachensteigen und von Amir als gänzlich menschlichem Charakter. Den Anfang genoss ich also in vollen Zügen. Eine Szene war dabei aber so heftig, dass ich danach eine Pause brauchte und erst mal zwei Tage gar nichts lesen konnte. Dass diese Szene nicht nur mich als Leserin furchtbar bedrückt hat, sondern auch das Leben der Charaktere völlig verändern sollte, hätte ich mir denken können.


    Schade fand ich, dass ab diesem Zeitpunkt die Qualität der Geschichte - zumindest für mich - bergab ging. Es war immer noch spannend, ich wollte immer noch wissen, was passiert und der Krieg war ausgebrochen. Es passierte also ständig etwas und Langeweile kann man diesem Buch nun wirklich nicht vorwerfen. Doch der Zauber der Kindheit in Afghanistan, der Schreibstil, der mich so gefangen genommen hatte, war verflogen. Ob dies Absicht war, weil auch die Kindheit von Amir und Hassan selbst zu früh zu Ende gegangen ist, weiß ich nicht.


    Auch das Ende (und damit meine ich die letzten 100 Seiten) fand ich nicht so toll. Vieles, und zwar wirklich unangenehm vieles, konnte ich erraten, vorhersehen oder zumindest stark vermuten. Das hat den Tränenfaktor bei mir stark runtergeschraubt. Natürlich war ich trotzdem entsetzt über die Gräueltaten der Taliban und den Krieg an sich, aber Amirs Schicksal war relativ vorhersehbar für mich. Auch bildhaft schlossen sich am Ende zu viele Kreise und alles ging etwas zu rund - und das obwohl das Ende der Geschichte auch nicht gerade Friede, Freude, Eierkuchen ist. :hm:


    Insgesamt würde ich das Buch weiterempfehlen, finde allerdings, dass es weit über seine Qualität gelobt wurde und leider nicht hält, was es verspricht.


    4ratten


    Liebe Grüße,
    Wendy

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Hallo!


    Nach langem Anlauf habe ich mich auch an Drachenläufer gewagt. Ich bin bei so hochgelobten Büchern immer etwas mißtrauisch weil sie selten meine hohen Erwartungen erfüllen können. Dieses Buch ist eine Ausnahme, denn es hat mich von der ersten Seite an festgehalten.


    Anfangs scheint die Freundschaft zwischen Amir und Hassan perfekt zu sein, aber schon bald tun sich Risse auf. Es sind zunächst Kleinigkeiten. Amir steht nicht zu seinem Freund wenn es darum geht, den Standesunterschied zu überbrücken. Im Lauf der Geschichte kommt die Eifersucht dazu, die immer stärker wird. Zum Schluß kann Amir Hassan nicht mal mehr in seiner Nähe ertragen während Hassan ihm immer noch blind ergeben ist- egal wie sich sein Freund ihm gegenüber verhält. Gerade aufgrund von Amirs Verhalten in den letzten gemeinsamen Tagen mit Hassan blieb er mir über die gesamte Geschichte hinweg unsympatisch, egal wie er sich veränderte.


    Khaled Hosseini beschreibt ein Afghanistan das ich so bisher nicht kannte. Der Rückblick auf vergangen Zeiten hat mir sehr gut gefallen denn man vergißt nur allzu oft, dass es dort auch ein Leben vor den Taliban und auch vor den Russen gab. Was mir nicht so gut gefallen hat war dass sich gerade wichtige Dinge zu stark wiederholt haben. Das wirkte auch mich zu konstruiert, als ob der Autor mit Gewalt auf bestimmte Dinge aufmerksam machen wollte. Deshalb gibt es hier einen kleinen Punktabzug denn ich finde, dass Drachenläufer das nicht nötig gahbt hat.
    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Nachdem sich das Buch doch schon einige Monate auf meinem SUB befindet, allerdings bald die Leserunde zu dem zweiten Buch von Khaled Hosseini startet, musste ich das Buch doch vorher noch lesen.
    Ich habe es zu keinem Zeitpunkt bereut. Es ist für meine eine wunderbare Geschichte von Freundschaft, Liebe und dem Leben. Allerdings ist das Buch durchzogen von permanenten Höhen und Tiefen. Ein trauriger Aspekt neben der Geschichte, ist die Tatsache, dass das Afghanistan, wie es zu Anfang in dem Buch beschrieben wird, heute nicht mehr existiert. Die erste Hälfte es Buches spielt vor der „Machtergreifung“ der Taliban in Afghanistan und ich habe richtig Lust bekommen dieses Land zu bereisen und es kennen zu lernen, allerdings war mir im nächsten Momentan auch bewusste, dass es nicht mehr so ist, wie beschrieben. Afghanistan und die Menschen und auch die Kultur müssen wunderschön gewesen sein, doch leider ist davon nicht mehr übrig. Dieser Aspekt hat mich sehr zum Nachdenken angeregt. Nichts desto trotz hat mir das Buch sehr gut gefallen, Khaled Hosseini beschreibt in einer sehr schönen Sprache die Geschichte zwischen Amir und Hassan, die Unterschiede in der Gesellschaft und das Erwachsenwerden.


    Für mich ist es ein sehr sehr schönes, wenn auch gleichzeitig trauriges Buch und bekommt dafür


    5ratten:tipp:

    &quot;Twenty years from now you will be more disappointed by the things that you didn&#39;t do than by the ones you did do. So throw off the bowlines. Sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in y

  • Ich weiß ehrlich gesagt noch gar nicht so genau, was ich jetzt von dem Buch halten soll.


    Es war schon sehr berührend und schön, aber auf der anderen Seite auch wirklich sehr grausam und irgendwie hab ich mir da etwas anderes ... nicht erhofft, ich dachte einfach, es wird mehr über Hassan und Amir als Kindesfreunde geschrieben. Aber so war es natürlich auch okay, aber der Klappentext hat mich in die Irre geführt.


    Aber das Buch hat es doch geschafft, dass ich mich nun ein bisschen mehr für das Thema interessieren kann. Irgendwie hab ich immer direkt abgeschaltet, wenn es um Afghanistan und die Taliban ging, weil mir das immer zu verwirrend war. Aber eigentlich ist es das gar nicht.


    Amir mag ich als Protagonisten sehr gerne, weil er nicht nur positiv ist und man ihn manchmal auch am liebsten ohrfeigen würde, weil er es einfach nicht schafft, Hassan mehr zu unterstützen. Aber wenn er unfehlbar wäre, dann wäre er auch nicht mehr wirklich menschlich, von daher ist es schon gut wie es ist. Das Gleiche gilt auch für Baba.


    Hm, ja. Ich gebe dem Buch


    4ratten .

  • Hallo Ihr Lieben,


    nachdem ich diese wundervolle Buch vor kurzem zu Ende gelesen habe, folgt hier auch meine Meinung:


    Amir und Hassan wachsen in den 70er Jahren gemeinsam in Afghanistan auf. Die beiden sind eigentlich sehr gute Freunde, mit dem kleinen Zusatz, dass Hassan und sein Vater Diener im Haus von Amir und seinem Vater sind. Jedoch verbindet die beiden Väter der Jungs eine innige Freundschaft, die weit über das Dienstverhältnis hinaus reicht. Da Hassan und sein Vater zu den Hazara gehören, werden sie öfters beschimpft und beleidigt und teilweise auch tätlich angegriffen. Amir steht offiziell oft nicht wirklich zu Hassan und lädt so eine Schuld auf sich, die er Jahre später wieder versucht gut zu machen.


    Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefangen genommen und ich habe es innerhalb von ein paar Tagen quasi in einem Rutsch zu Ende gelesen. Beschrieben wird die Zeit in Afghanistan in den 70er Jahren, ein kurzer Abriss über die Angriffe durch die Russen und schließlich erlebt man Afghanistan mit den Augen von Amir, der nach über 20 Jahren Abwesenheit in ein komplett zerstörtes Land zurückgekehrt, um seine große Schuld wieder gut zu machen.


    Erzählt wird die Geschichte aus Sicht von Amir, was das Buch für mich teilweise schon schwer gemacht hat, da Amir mit sich selbst hart ins Gericht geht und sich in keinem besonders positiven Licht präsentiert. Er ist eifersüchtig auf Hassan und irgendwo v. a. ein kleiner Junge, der die ganze Zeit versucht die Liebe seines Vaters zu erlangen und erst sehr viele Jahre später die Wahrheit erfährt.
    Hassan lernt der Leser nur durch die Augen von Amir kennen und Hassan ist Amir treu ergeben und würde alles für ihn tun. Das macht er auch und egal was passiert, Hassan hält immer zu Amir.


    Durch diese Ich-Erzählweise hatte ich das Gefühl die Geschichte viel näher zu erleben. Gleichzeitig hat es mich total berührt über ein Afghanistan zu lesen, wo zwar auch nicht alles perfekt war, aber Frieden geherrscht hat und die Menschen glücklich waren und dann über ein Land zu lesen, in dem in den Halbzeitpausen zwischen einem Fußball-Spiel einfach so zwei Menschen gesteinigt werden und die Oberanführer das wahrlich nicht aus irgendwelchem religiösen Gründen tuen, sondern einfach nur aus Spaß an der Macht und dem Schmerz anderer.
    Die doppeldeutige Moral der Taliban-Anhänger wird ganz gut über ein Ekelpaket dargestellt, der schon zu Amir's Schulzeiten unmöglich ist und seine perversen Vorlieben unter der Taliban dann erst so richtig ausleben kann.


    Das Ende ist dabei kein Happy End im wirklichen Sinne. Es ist ein Ende, dass Hoffnung macht, aber doch alles offen lässt.


    Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich noch nie ein Buch über Afghanistan gelesen und ich muss sagen, dass der Autor es geschafft hat, mich erstens sehr zu berühren und zweitens meine Neugierde zu wecken, mehr über ein Land zu erfahren, dass man derzeit nur aus den Nachrichten kennt, in denen man aber nie etwas Positives hört.


    Ein ganz tolles Buch und das 2. Buch von Khaled Hosseini habe ich mir bereits bestellt! Für mich ein absoluter :tipp:


    Dafür gibt es 5ratten


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • "The Kite Runner" gehört zu meinen absoluten Lieblingsbüchern.


    Hier werd ich sicher auch SPOILERN, also wer das Buch noch nicht kennt, sollte das hier besser nicht lesen. :zwinker:


    Von Anfang an war ich total drin in der Geschichte und kam einfach nicht mehr raus, auch in den Stunden, in denen ich nicht gelesen habe.


    Hassan hat mir das Herz gebrochen mit seiner Loyalität und Selbstlosigkeit. Wenn ich an die Szene mit den Granatäpfeln denke könnte ich schon wieder heulen.


    Amir hab ich zu diesem Zeitpunkt wirklich gehasst. Dass er einfach nichts gesagt hat und zugesehen hat, wie sein bester Freund auf der ganzen Welt geht, hat mich so wütend gemacht. Vor allem die Tatsache, dass Hassan sogar hier so selbstlos war und für Amir gelogen hat.



    Aber das ist auch der einzige Punkt, den ich zu bekritteln habe. Das Buch ist wahnsinnig toll geschrieben, ich mag die Charaktere und die Geschichte von Afghanistan fand ich auch sehr faszinierend. Viel davon wusste ich davor gar nicht.


    Und das Ende ist sowieso der Hammer finde ich. Da musst ich mit Tränen in den Augen lächeln.


    Und der absolute Overkill war für mich sowieso der Satz "For you, a thousand times over."


    Geniales Buch!


    Ich vergebe


    5ratten

    ~ I want an infitely blank book and the rest of time. (Extremely Loud and Incredibly Close)

    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()

  • Hi StrawberryCupcake und herzlich willkommen im Forum!


    Damit du künftig nicht mehr spoilern musst, verfügt dieses Forum über einen wunderbaren Spoiler-Button. Wenn du ein Posting schreibst, siehst du den Button in der Werkzeugleiste gleich unterhalb des Dropdowns für die Schriftgrösse - es ist der Knubbel mit dem auf weissem Grund. Ich habe ihn in dein Posting reineditiert.


    Falls du das Spoilern üben möchtest, haben wir dafür einen Extrathread. Tob dich aus :zwinker:


    Lieber Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Vielen Dank für die Info! :)


    Ich hab ja bei einigen anderen Beiträgen schon gesehen, dass es so etwas gibt aber ich hab beim besten Willen nicht alleine herausfinden können, wie man das macht.


    Schön, dass ich das jetzt auch kann. Dann muss ich mir keine Sorgen mehr machen, dass ich jemandem unabsichtlich das Lesevergnügen versaue. :smile:

    ~ I want an infitely blank book and the rest of time. (Extremely Loud and Incredibly Close)