ISBN: 978-91-7037-403-6
Zwar gibt es das Buch noch in keiner einzigen Übersetzung, aber da die deutsche sicher bald kommt und Ajvide Lindqvist hier im Forum einige Fans hat, stelle ich sein Werk trotzdem schon vor.
EDIT: Die Übersetzungen ins Deutsche und Englische erscheinen im Herbst 2011: "Wolfskinder" und "Little Star".
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In diesem Buch nimmt sich Ajvide Lindqvist nach Vampiren und Zombies einer dritten, sehr beliebten Gattung übernatürlicher Wesen an, den Werwölfen nämlich. Allerdings, so wie man das von ihm gewohnt ist, auf eine ganz eigene Art.
Es beginnt im Wald von Norrtälje, beim Pilzepflücken. Der alternde, missglückte Schlagersänger Lennart findet statt Steinpilzen oder Pfifferlingen einen Säugling in einer Plastiktüte vergraben. Eigentlich wollte er das kleine Mädchen ja bei der Polizei abgeben, aber als sie einen Ton von sich gibt, ist dies kein Schrei sondern ein so glockenreiner Ton, dass Lennart entschließt, sie, die später den Namen Theres erhält, zu behalten. Die Nachbarn dürfen von ihr natürlich nichts erfahren und so wächst dort versteckt im Keller ein sonderbares Kind auf, ohne Kontakt zur Außenwelt und voller Angst vor den Großen, die, so hat Lennart ihr erzählt, die Kleinen auffressen.
In der Kleinstadt Österyd wächst währenddessen ein anderes Mädchen heran, Teresa. Sie gehört zu denen, die nie so richtig dazugehören. Nicht dass sie geradeheraus gemobbt würde, aber sie passt nicht zu ihren Klassenkameraden, das spürt sie genau, und falls sie es mal für kurze Zeit vergessen sollte, dann erinnern sie einige spöttische Bemerkungen schnell wieder daran. Sie ist einsam, unverstanden, traurig und findet ihren Trost in Gedichten, die ihren Seelenzustand so gut darstellen können. Im Internet findet sie eine Gedichtseite, in der Leute, meist junge Mädchen wie sie, ihre eigenen Gedichte veröffentlichen und bekommt dort Kontakt mit Theres, die nach einem unschönen Erlebnis mit ihren "Eltern" bei ihrem "Bruder" in Stockholm lebt. Sie beginnt, Teresas Gedichte zu singen, ein YouTube-Film macht sie bekannt, ihr Freundeskreis erweitert sich und alles könnte gut werden, wenn da nicht ... einiges geschehen würde, das ich nun aus Spoilergründen nicht genauer ausführen möchte.
Jedenfalls endet das ganze, wie wir aus dem Prolog schon wissen, beim Allsång på Skansen, einem in Schweden unglaublich populären Musikprogramm, das jeden Sommer im Freilichtmuseum von Stockholm stattfindet. Und es ist, wie wir ebenfalls schon aus dem Prolog wissen, kein dem idyllischen Ereignis entsprechendes Ende!
Auch in diesem vierten Roman zeigt sich Ajvide Lindqvists besondere Begabung in der Darstellung junger, verlorener Seelen. Er kann den Horror einer ganz "normalen" Teeniezeit schildern wie kaum ein anderer und hat auch keinerlei Probleme damit, sich in den Seelenzustand junger Mädchen zu versetzen. Da stimmt einfach alles! Er weiß, wie man sich fühlt, wenn einem eben nicht "die Welt gehört", wenn man versucht, mehr schlecht als recht den Kopf über Wasser zu halten, um nicht in Verzweiflung und Depression zu versinken. Das alles schildert er mit einer wahnsinnigen Intensität und Glaubwürdigkeit, die mir mehr als einmal die Tränen in die Augen getrieben hat.
Weniger gut, aber immer noch weit von schlecht entfernt ist die Darstellung seiner erwachsenen Figuren, von denen ich an manchen Stellen mehr erfahren habe, als ich mir gewünscht hätte. Zwar war das aus kompositorischen Gründen nötig, aber trotzdem verlor das Buch an diesen Stellen etwas an Drive und ich wünschte mir, schnell zu dem eigentlichen Kern des Buches zurückzukehren.
Die Horrorelemente beschränken sich auf einige zwar brutale, aber notwendige Gewaltszenen, die von manchen Rezensenten als zu gewalttätig kritisiert wurden, aber meiner Meinung nach schon passten. Die Geschehnisse am Ende hätten zwar gekürzt werden können (auch hier zeigt sich Ajvide Lindqvists Schwäche, ein Buch auf gleichem Niveau zu Ende zu bringen), aber die Gewalt hat ihren Platz im Buch nicht um ihrer selbst Willen, sondern ergibt sich zwingend aus der Konstellation, die der Autor aufstellt. Überhaupt könnte man das Buch auch im "Sonstigen"-Bereich unterbringen, wo es angesichts der Hauptthematik vielleicht sogar eher hingehörte, aber da Ajvide Lindqvist als Horrorautor vermarktet wird, und das Buch auch übernatürliche Spuren aufweist, kann es ruhig hier bleiben.
Ach ja - was es mit den Werwölfen auf sich hat, müsst ihr selbst herausfinden. Jedenfalls hat Ajvide Lindqvist das Motiv sehr geschickt und auf ganz eigene Weise in seinen Roman eingebaut.
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