3 - Kapitel 8 bis Kapitel 12 (Seite 158 - 246)

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 4.125 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von schokotimmi.

  • Je weiter ich lese, desto mehr nimmt mich diese Geschichte gefangen. Ich stehe jetzt am Anfang des elften Kapitels.


    Ifasen tut mir so richtig Leid. Dieser Jeneker hat keinen Hass auf Ifasen persönlich, sondern auf sein Volk generell, aber das nützt ihm jetzt auch nichts. Ist das eigendlich so üblich in Africa das man die Gefangenen ohne Anhörung einfach in einem Loch sitzen lässt? Die Anhörung vor Gericht war doch ein schlechter Scherz. Und dann reden sie auf Africaans, was Ifasen gar nicht versteht.
    Abayomi tut das einzig richtige und versucht Richard für sich zu gewinnen. Würde ich auch so machen, wenn ich keine anderen Möglichkeiten hätte. Und Richard läuft im zehnten Kapitel mit rosaroter Brille durch die Gegend, ich glaube der ist schwer verliebt.


    Dieser Svritzky kommt mir jetzt richtig bedrohlich rüber. Nichts mehr mit kumpelhaft. Ich habe ja den Verdacht das Richard diesmal vor Gericht verlieren wird, und dann auch sein Leben. Denn mir scheint das Svritsky in diesem Fall schon dafür sorgen wird das er seine Rache bekommt, bei Svritzky verliert man nicht (Aber vorher bekommt er natürlich noch Ifasen frei...). Oder Richard krempelt sein Leben komplett um und kämpft nur noch für das Recht der Schwarzen, an Abayomis Seite.


    Ist Jeneker eigendlich weiß oder schwarz?

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.


  • Ist Jeneker eigendlich weiß oder schwarz?


    Ich habe ihn mir weiß vorgestellt - einfach aufgrund des Namens.
    Das klingt so nach Bure bzw. holländischen Vorfahren.


    Grüße von Annabas :winken:

  • In Kapitel elf wird Ifasens Verzweiflung und seine Ausweglosigkeit klarer. Ich stelle mir Afrikanische Gefägnisse brutal vor. In etwa so, wie Brown es hier beschrieben hat. Aber das es ohne Fogen bleibt, wenn ein Mitgefangener mal eben umgebracht wird, mit sowas würde wohl keiner rechnen.


    Kapitel zwölf fand ich seltsam. Mir ist absolut nicht klar, welche Rolle Sunday hier hat. Und dieser Mandla ist auch recht suspect. Ich würde jetzt sagen das Mandla Abayomis Zuhälter ist, oder etwas in der Art. Vielleicht wird sie ja auch von ihm erpresst? Jedenfalls scheint auch Sunday einen gewissen Respekt/Angst vor Mandla zu haben. Wie war denn euer Eindruck von den beiden?


    @Annabas: Ich hatte ihn die ganze Zeit als Schwarzer vor Augen. Aber der Nachnamen passt natürlich besser zu einem Weißen. Ach, ich weiß auch nicht.

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

  • Ich habe gerade diesen Abschnitt fertig gelesen und mache mir Gedanken über Abayomis Zuhälter, falls es wirklich einen gibt. Bisher hatte ich den Verdacht, es könnte Svritsky sein, denn irgendeinen Zusammenhang muss es zwischen ihm Abayomi und Ifasen geben, aber Mandla, der im 12. Kapitel auftaucht, verhält sich so, als hätte er Ansprüche auf Abayomi. Von ihrer Stärke war während seiner Anwesenheit nicht mehr viel übrig. Welche Rolle Sunday spielt, ist mir auch noch nicht klar. Er ist sicherlich nicht nur schmückendes Beiwerk der Handlung.


    Im 8. Kapitel erzählt Abayomi, dass sie während ihrer Flucht einen Grenzbeamten mit Sex bestochen hat, um ins Land einreisen zu können. Ifasen hat darauf kaum reagiert, was die Vermutung nahe legt, dass sie damit schon öfter Bestechungen "bezahlt" hat. Dass sie sexuell so freizügig und berechnend reagiert, passt nicht ganz zu dem Bild, das sie bisher abgibt. Überhaupt kommt sie mir vom Wesen her eher wie eine Japanerin vor, aber das sage ich mal nur so dahin, denn ich kenne keine Afrikaner persönlich und Asiaten schon gar nicht.


    Ifasen ist nicht nur in die Mühlen der Justiz geraten, sondern in den Rachefeldzug eines Vaters. Ob er da unbescholten wieder herauskommt? Die Beschreibung der Zustände im Gefängnis deckt sich mit denen aus anderen Dritte-Welt-Staaten. Den Wärtern wird es egal sein, ob ein Gefangener in der Zelle überlebt oder nicht. Die Kriminalitätsrate in Südafrika ist ziemlich hoch, da rücken ständig neue Sträflinge nach.

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()


  • Dass sie sexuell so freizügig und berechnend reagiert, passt nicht ganz zu dem Bild, das sie bisher abgibt.


    Für mich ist das ein Ausdruck von Verzweiflung. Sie will ihre Familie in Sicherheit bringen und so schafft sie es.


    Grüße von Annabas :winken:

  • Was das Gefängnis angeht: Sicher gibt es so etwas in Afrika, und nicht nur dort. Ich bezweifle, daß es in vielen asiatischen bzw. lateinamerikanischen Staaten besser aussieht. Und ob die Behandlung, die z. B. die Amerikaner den Häftlingen in Guantanamo haben angedeihen lassen, in allen Punkten besser war, da würde ich auch nicht meine Hand für ins Feuer legen. Wie schnell Mitleid und Grundsätze der Menschlichkeit über den Haufen geworfen werden können, merkt man ja auch immer mal wieder an Diskussionen über Folter, Todesstrafe usw.



    Ifasen ist nicht nur in die Mühlen der Justiz geraten, sondern in den Rachefeldzug eines Vaters. Ob er da unbescholten wieder herauskommt?


    Das wird vermutlich schwer vom Anwalt abhängen, wenn er überhaupt einen bekommt. Es würde mich aber nicht wundern, wenn Richard da doch noch einen Auftritt hat. Natürlich ist Jenekers Verhalten völlig inakzeptabel. Nur weil ein Nigerianer (vielleicht auch mehrere) seinem Sohn Drogen verkauft haben, kann man natürlich nicht einfach alle Nigerianer über einen Kamm scheren. Aber wie gesagt, Nigerianer haben in vielen afrikanischen Ländern einen schlechten Ruf, da sich die nigerianische Mafia ganz gut ausgebreitet hat. Außerdem wirkt es als bevölkerungsreichstes Land des Kontinents immer etwas erdrückend auf alle anderen.


    Richard beginnt, über Wahrnehmungen und Strukturen nachzudenken, das ist schon mal gut. Daß dabei vermutlich seine Ehe auf der Strecke bleiben wird, ist ein anderes Problem. Zumindest könnte er da aber eine echte Aufgabe für sich finden, die über das Rauspauken eines Gangsters wie Svritsky hinausgeht. Daraus könnte er sicher auch einiges an Befriedigung ziehen – auch ohne Abayomi an seiner Seite. Diese Spielchen wie mit dem Captain und dem Staatsanwalt, das sind doch billige Siege. Wie Fastfood: Füllt den Magen, aber macht nicht richtig satt.



    Ich habe gerade diesen Abschnitt fertig gelesen und mache mir Gedanken über Abayomis Zuhälter, falls es wirklich einen gibt. Bisher hatte ich den Verdacht, es könnte Svritsky sein, denn irgendeinen Zusammenhang muss es zwischen ihm Abayomi und Ifasen geben, aber Mandla, der im 12. Kapitel auftaucht, verhält sich so, als hätte er Ansprüche auf Abayomi. Von ihrer Stärke war während seiner Anwesenheit nicht mehr viel übrig.


    Weil ich für mein Chronologie-Problem (im allgemeinen Thread) noch mal zurückgeblättert habe, ist es mir aufgefallen. Als Jeneker da in die Wohnung gestürmt kommt, sagt er Abayomi, der Boss lasse sie schon grüßen, und sie erwidert darauf:


    [quote author=S. 55]»Deshalb sind Sie also hier? Mandla hat Sie geschickt? Fehlt ihm etwa der Mut, selbst zu kommen? Er schickt lieber Sie, den Boten des Boten.«[/quote]


    Das würde schon bedeuten, das Mandla der Zuhälter ist, es darüber aber noch jemand anderen gibt, und das kann natürlich sehr wohl Svritsky sein.


    Für mich ist das ein Ausdruck von Verzweiflung. Sie will ihre Familie in Sicherheit bringen und so schafft sie es.


    Ich sehe das wie Annabas. Ifasen hat sicher versucht, das zu ignorieren, aber das es an ihm nagt, konnte man an der Auseinandersetzung am Anfang ja auch merken.


    Ich habe ihn mir weiß vorgestellt - einfach aufgrund des Namens.
    Das klingt so nach Bure bzw. holländischen Vorfahren.


    Rein burisch kann Jeneker eigentlich nicht sein, dann hieße sein Sohn sicher nicht Mansoor, das kann ich mir nicht vorstellen.


    Es wird zumindest interessant sein zu sehen, wie die einzelnen Personen nun tatsächlich zusammenhängen und welche „Allianzen“ sich da noch so auftun werden.

  • Ich sehe das wie Annabas. Ifasen hat sicher versucht, das zu ignorieren, aber das es an ihm nagt, konnte man an der Auseinandersetzung am Anfang ja auch merken.


    Ich fasse es auch so auf, dass sie sich für ihre Familie opfert, und dass Ifasen nicht darauf reagiert, ist für mich ein Zeichen, dass es schon öfter so gelaufen sein könnte. Wenn das tatsächlich der Fall ist, würde ich jedoch eine Frau erwarten, die viel härter, verbitterter und abweisender ist und nicht so entgegenkommend und menschlich wirkt wie Abayomi. Es muss viel Stärke und Ruhe dahinter stecken, mit solchen Erfahrungen nicht von vornherein misstrauisch auf Männer zuzugehen.

  • Hallo miteinander,


    jetzt habe ich diesen Leseabschnitt hinter mir, und ich bin ziemlich verwirrt, wo die Geschichte mal hinführen soll. Einen roten Faden kann ich nicht so richtig ausmachen.


    Dass Abayomi Richard um rechtliche Hilfe bittet, war klar, denke ich. Was mich irritiert, ist Svritskys Rolle. So wie er zu Beginn eingeführt wurde, hätte ich eine wesentlich größere Rolle in der Geschichte erwartet. Aber jetzt kommt er mir eher wie ein Statist vor, da hat auch die Gerichtsverhandlung nichts geholfen.


    Ifasens Erlebnisse im Gefängnis sind erschreckend, aber wohl nicht selten (wenn man Medienberichten glauben kann) und auch nicht auf (Süd-) Afrika beschränkt. :sauer: Bisher hält er sich ja noch ganz tapfer.


    Ich hoffe, dass im nächsten Leseabschnitt sich etliche Dinge klären werden.



    Kapitel zwölf fand ich seltsam. Mir ist absolut nicht klar, welche Rolle Sunday hier hat. Und dieser Mandla ist auch recht suspect. Ich würde jetzt sagen das Mandla Abayomis Zuhälter ist, oder etwas in der Art. Vielleicht wird sie ja auch von ihm erpresst? Jedenfalls scheint auch Sunday einen gewissen Respekt/Angst vor Mandla zu haben.


    Damit kam ich auch nicht so richtig klar. Abayomi und Sunday hatten Angst bzw. waren sehr besorgt. Aber warum?


    Grüße von Annabas :winken:

  • Hallo zusammen,


    die Geschichte fesselt mich zunehmend. Gleichzeitig breitet sie aber immer mehr erschreckende Details über das Leben der nigerianischen Flüchtlinge in Südafrika aus. Ich finde, dass Andrew Brown das ziemlich gut macht - seinen LeserInnen die Situationen, mit denen nicht wenige in den Straßen Kapstadts (oder anderswo in Südafrika) zu kämpfen haben, näher zu bringen.


    Jeneker beispielsweise. Der Polizist meint, einen verdammt guten Grund für seinen Hass gegen Nigerianer zu haben und lässt es so jeden spüren, auch Ifasen. Dass sich dieser fast noch bei ihm entschuldigt - für das, was ein 'Landsmann' Jenekers Sohn angetan hat, zeigt noch mehr, wie sehr Vorurteile und Verallgemeinerungen in den Köpfen verankert sind. Und natürlich auch die Angst davor. Am liebsten möchte ich Jeneker anbrüllen, dass sein Sohn auch was dafür kann, dass er den Scheiß überhaupt genommen hat. Oder hat ihn der Dealer dazu gezwungen? Und wäre es weniger schlimm, wenn der Dealer einen südafrikanischen Pass hätte? Oder einen englischen, holländischen oder sonst was für einen? Oh, dieses Land steckt so tief in seinem jahrzehntelang gepredigten und gelebten Rassismus fest - wann soll das bloß enden?
    Sicher, in Deutschland gibt es auch schlimme Zustände, in denen Flüchtlinge leben müssen, ganz zu schweigen von den Vorurteilen und dem Rassismus, der auch hierzulande an der Tagesordnung ist... Und auch hier gibt es Behörden und Polizeibeamte, denen es herzlich egal ist, was mit diesen Menschen passiert - ob sie beispielsweise in ein Land abgeschoben werden, in dem sie verfolgt werden. Auch hier möchten sehr viele kein Stückchen vom Wohlstandskuchen abgeben. Auch hier kräht kein Hahn nach den Frauen, denen ihre Pässe weggenommen wurden und die nun für ihre Zuhälter ihren Körper verkaufen müssen und so weiter, und so weiter. Dennoch ist die Situation in den Gefängnissen und in den Unterkünften um ein wesentliches zugespitzter als in Westeuropa. Oder wie Richard Abayomi sagt, Polizisten haben am Anfang sehr viel macht über die Festgenommenen... Dazu kommen noch viele andere Komponenten wie beispielsweise Aids, Kindersterblichkeitsraten, ... Heftig, sehr heftig.


    Mandla könnte Abayomis Zuhälter sein - was für eine widerliche Type. Aber er scheint irgendeine Macht zu haben, sonst würden Abayomi und Sunday nicht plötzlich so angespannt wirken. Und wer ist dieser Igbo der in Ife studiert hat?


    Richard verliebt sich immer mehr in Abayomi. Doch was ist mit ihr? Sie möchte, denke ich, ihre kleine Familie retten und beschützen - eine Sache, die sie ja schon lange übernommen hat, denn verdient sie das Geld zum Überleben. Natürlich auf sehr krasse Weise - aber mal ehrlich, was bleibt ihr schon groß übrig? Darum bewundere ich sie schon beinahe um ihre pragmatische Art und Weise... Ifasen bleibt nichts weiter übrig, als es zu akzeptieren - auch wenn er (wie man am Streit der beiden zu Anfang gemerkt hat) natürlich darunter leidet. Abayomi nutzt so also auch die Chance, die ihr Richard geboten hat, und fragt ihn um Hilfe. Dass sie dabei nicht verrät, dass es sich um ihren Ehemann handelt, kann ich nur zu gut verstehen. Es ist ein Schutz ihrer Familie und zudem kann sie nicht wissen, ob Richard sich dann nicht vielleicht von ihr abwendet und ohne Rechtsanwalt (auch indirekt) sieht es sicher noch schlechter für Ifasen aus.
    Dessen Erlebnisse werden noch heftiger - der sterbende Mann neben seiner Schlafstelle ist vorab der traurige Höhepunkt. Oh mein Gott, ich wäre, glaube ich, zusammengebrochen. Und dann der Satz, dass einige Insassen schon bald wieder die Plastikgriffe ihrer Zahnbürsten schärfen... :kotz:


    Svritsky nimmt doch nicht die große Rolle ein, die ich zu Beginn angenommen habe! Aber eventuell ändert sich das ja auch noch. Jedenfalls ist und bleibt er ein ziemliches Schwein: nicht nur, dass er Richard gegenüber längst zugegeben hat, dass er den Mann über den Haufen gefahren und Fahrerflucht begangen hat, zudem noch eine Falschaussage getätig hat - nein, er bedroht jetzt mit ziemlicher Sicherheit auch noch den Zeugen! Oder hat er ihn tatsächlich sogar schon umgebracht?
    Wenn Richards Veränderung weiterhin stattfindet, dann bin ich schon sehr gespannt, ob er solche Typen in Zukunft noch verteidigt. Irgendwie würde es dann nicht mehr so richtig passen - und er fragte sich ja schon vor seiner Begegnung mit Abayomi, wie er die Taten seines Klienten eigentlich mit seinem Gewissen vereinbaren kann...


    Es bleibt spannend.


    Liebe Grüße
    dubh


    PS. Würdet Ihr das Buch bislang beim Genre Krimis/ Thriller einordnen?

    Liebe Grüße

    Tabea


  • Am liebsten möchte ich Jeneker anbrüllen, dass sein Sohn auch was dafür kann, dass er den Scheiß überhaupt genommen hat. Oder hat ihn der Dealer dazu gezwungen? Und wäre es weniger schlimm, wenn der Dealer einen südafrikanischen Pass hätte? Oder einen englischen, holländischen oder sonst was für einen? Oh, dieses Land steckt so tief in seinem jahrzehntelang gepredigten und gelebten Rassismus fest - wann soll das bloß enden?


    Gute Fragen. Die sich recht eindeutig beantworten lassen, deshalb braucht Brown es ja auch nicht mehr explizit zu tun.



    Dennoch ist die Situation in den Gefängnissen und in den Unterkünften um ein wesentliches zugespitzter als in Westeuropa. Oder wie Richard Abayomi sagt, Polizisten haben am Anfang sehr viel macht über die Festgenommenen... Dazu kommen noch viele andere Komponenten wie beispielsweise Aids, Kindersterblichkeitsraten, ... Heftig, sehr heftig.


    Jedenfalls will ich schwer hoffen, daß wir so weit hierzulande noch nicht sind. Wenn ich aber an den Fall dieses, was war er noch gleich? Liberianer? denke, der sich angeblich auf einer Pritsche festgebunden selbst mit dem Feuerzeug angezündet haben soll und die Polizisten haben seelenruhig den Rauchmelder und sonstige Hinweise ignoriert, ohne sich dafür hinterher nachvollziehbar verantworten zu müssen, dann wird mir schon anders ...



    aber mal ehrlich, was bleibt ihr schon groß übrig?


    Ich wüßte da spontan auch nichts.



    Darum bewundere ich sie schon beinahe um ihre pragmatische Art und Weise...


    Wahrscheinlich funktionieren Verdrängungsprozesse bis zu einem gewissen Grad tatsächlich, aber natürlich ist die Situation für Abayomi und Ifasen auf Dauer sicher nicht tragbar. Wie soll ein Ehemann damit umgehen, daß sich seine Frau vekauft, um den gemeinsamen Lebensunterhalt zu bestreiten? Ifasen ist zu bedauern.



    Dass sie dabei nicht verrät, dass es sich um ihren Ehemann handelt, kann ich nur zu gut verstehen. Es ist ein Schutz ihrer Familie und zudem kann sie nicht wissen, ob Richard sich dann nicht vielleicht von ihr abwendet und ohne Rechtsanwalt (auch indirekt) sieht es sicher noch schlechter für Ifasen aus.


    Genau, ich hätte an ihrer Stelle nicht anders reagiert.



    PS. Würdet Ihr das Buch bislang beim Genre Krimis/ Thriller einordnen?


    Puh, habe ich auch schon überlegt. Eigentlich tendiere ich zu „nein“.


  • Jedenfalls will ich schwer hoffen, daß wir so weit hierzulande noch nicht sind. Wenn ich aber an den Fall dieses, was war er noch gleich? Liberianer? denke, der sich angeblich auf einer Pritsche festgebunden selbst mit dem Feuerzeug angezündet haben soll und die Polizisten haben seelenruhig den Rauchmelder und sonstige Hinweise ignoriert, ohne sich dafür hinterher nachvollziehbar verantworten zu müssen, dann wird mir schon anders ...


    Oury Jalloh.
    Oder der "Fall" Achidi John. John starb 2001 in Hamburg bei einem Brechmitteleinsatz.
    Oder der "Fall" Aamir Ageeb. Ageeb starb 1999 bei seiner Abschiebung im Flugzeug - an Händen und Füßen gefesselt und mit einem Motorradhelm auf dem Kopf.


    Kann man solche Vorkommnisse als Einzelfälle bezeichnen? Selbst wenn es keine Morde/ Totschläge waren (bei Ageeb beispielsweise Körperverletzung mit Todesfolge), kann man dann wenigstens die Verzweiflung, die diese Menschen verspürten, nachvollziehen? Ist es kriminell, wenn man nicht abgeschoben werden möchte? Ist es nicht nachvollziehbar, dass ein Mensch lieber in Deutschland unter schlechten Bedingungen (Billigarbeit, schlechte Unterkünfte, etc. ) als beispielsweise in Khartum zu leben?


    Zitat

    Wahrscheinlich funktionieren Verdrängungsprozesse bis zu einem gewissen Grad tatsächlich, aber natürlich ist die Situation für Abayomi und Ifasen auf Dauer sicher nicht tragbar. Wie soll ein Ehemann damit umgehen, daß sich seine Frau vekauft, um den gemeinsamen Lebensunterhalt zu bestreiten? Ifasen ist zu bedauern.


    Wahrscheinlich haben die beiden sich schon in einer gewissen Weise auseinander gelebt. Zumindest Ifasens Reaktion auf den Streit mit seiner Frau deutet irgendwie auf eine innere Distanz hin, oder? Die beiden tun mir sehr leid - alleine, weil sie durch die äußeren Umstände zu ihrem Handeln gezwungen werden und so nie eine richtige Chance auf ein 'normales' Familienleben haben (werden).


    Zitat


    Puh, habe ich auch schon überlegt. Eigentlich tendiere ich zu „nein“.


    Sehe ich genauso.


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Oury Jalloh.
    Oder der "Fall" Achidi John. John starb 2001 in Hamburg bei einem Brechmitteleinsatz.
    Oder der "Fall" Aamir Ageeb. Ageeb starb 1999 bei seiner Abschiebung im Flugzeug - an Händen und Füßen gefesselt und mit einem Motorradhelm auf dem Kopf.


    Richtig, da gab's noch mehr. Und auch das sind vermutlich nicht alle. Daher ist die Frage:



    Kann man solche Vorkommnisse als Einzelfälle bezeichnen?


    fast schon angebracht. Zwar unterstelle ich wohlwollend immer noch, daß es sich insgesamt betrachtet in Deutschland tatsächlich um Einzelfälle handelt, aber wie schnell solche Denkmuster um sich greifen können und zu entsprechenden Reaktionen führen, das kann man daran trotzdem ganz gut sehen.



    Wahrscheinlich haben die beiden sich schon in einer gewissen Weise auseinander gelebt. Zumindest Ifasens Reaktion auf den Streit mit seiner Frau deutet irgendwie auf eine innere Distanz hin, oder? Die beiden tun mir sehr leid - alleine, weil sie durch die äußeren Umstände zu ihrem Handeln gezwungen werden und so nie eine richtige Chance auf ein 'normales' Familienleben haben (werden).


    Ob sie es in Nigeria gehabt hätten, ist auch noch die Frage, aber zumindest wären die Rahmenbedingungen insgesamt andere gewesen und die Chance damit tendentiell höher. Unter den Bedingungen der Flucht und der Illegalität bzw. des Vielleicht-irgendwie-geduldet-sein-wenn-man-genug-schmiert ist es wohl unmöglich, das sehe ich auch so.

  • Daher ist die Frage:



    fast schon angebracht. Zwar unterstelle ich wohlwollend immer noch, daß es sich insgesamt betrachtet in Deutschland tatsächlich um Einzelfälle handelt, aber wie schnell solche Denkmuster um sich greifen können und zu entsprechenden Reaktionen führen, das kann man daran trotzdem ganz gut sehen.


    Ja, es sind Einzelfälle (auch wenn mir das im Zusammenhand mit einem Mord immer schwer über die Lippen geht), aber nicht wenige Reaktionen haben damals deutliches Desinteresse an solchem Leid gezeigt und das finde ich das eigentlich erschreckende. Nicht, dass die NPD ihre menschenverachtende Hetze auch noch postmortem los wird, sondern dass es reichlich Otto Normalbürger gibt, denen solche Geschehnisse sonst wo vorbei gehen. Eben weil auch hierzulande wenig Bereitschaft zum Teilen existiert.


    Abayomi hat schon recht: viele der privilegierten Südafrikaner jammern über Dinge, die gegenüber dem Leid der Menschen in den ärmeren afrikanischen Staaten (oder der ärmsten Südafrikaner) schon wirklich lächerlich erscheinen. Vielleicht liegt es ja wirklich daran, dass man nicht so recht zum schwarzen Kontinent dazu gehören will, sondern sich gerne mit Europa vergleicht...




    Übrigens habe ich eben noch ein bißchen im Internet gestöbert und dabei einen erschreckenden Artikel von 2008 gefunden: http://diepresse.com/home/panorama/welt/385983/index.do



    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Wahrscheinlich haben die beiden sich schon in einer gewissen Weise auseinander gelebt. Zumindest Ifasens Reaktion auf den Streit mit seiner Frau deutet irgendwie auf eine innere Distanz hin, oder? Die beiden tun mir sehr leid - alleine, weil sie durch die äußeren Umstände zu ihrem Handeln gezwungen werden und so nie eine richtige Chance auf ein 'normales' Familienleben haben (werden).


    Vielleicht nimmt er auch nur unbewusst Abstand vor ihr, weil sie durch ihren Kontakt mit anderen Männern beschmutzt" ist . Die beiden wären nicht die ersten, die in diesem Teufelskreis stecken, die Hoffnung aber nicht aufgeben, wieder herauszukommen, um dann irgendwie an dem Punkt weiterzumachen, als sie noch halbwegs sorglos waren.


    Für mich gehört das Buch weder zu Krimi noch zu Thriller.

  • Ob sie es in Nigeria gehabt hätten, ist auch noch die Frage, aber zumindest wären die Rahmenbedingungen insgesamt andere gewesen und die Chance damit tendentiell höher. Unter den Bedingungen der Flucht und der Illegalität bzw. des Vielleicht-irgendwie-geduldet-sein-wenn-man-genug-schmiert ist es wohl unmöglich, das sehe ich auch so.


    Für mich wird das Verhältnis zwischen den beiden von Scham beherrscht.
    Abayomi schämt sich, weil sie sich prostituieren muss und Ifasen schämt sich, weil er am Straßenrand billige Mobiles verkaufen und sich demütigen lassen muss und die Familie nicht versorgen kann. Beide haben sich ein Stück weit in sich selbst zurück gezogen.



    Vielleicht nimmt er auch nur unbewusst Abstand vor ihr, weil sie durch ihren Kontakt mit anderen Männern beschmutzt" ist.


    Ich denke, dass Ifasen sich selbst auch beschmutzt fühlt. Über seinen sozialen Abstieg macht er sich wohl keine Illusionen.


    Grüße von Annabas :winken:

  • Ja, ich denke auch, daß „Scham“ hier ein Schlüsselwort ist (weshalb ich den deutschen Titel Würde auch besser gewählt finde als den englischen Refuge), und wie Annabas sagt, gilt das auf beiden Seiten. Wobei das hier:


    Ich denke, dass Ifasen sich selbst auch beschmutzt fühlt. Über seinen sozialen Abstieg macht er sich wohl keine Illusionen.


    davon wohl nicht zu trennen ist, genauso wie beide vermutlich bestürzt sind über das, was der jeweils andere auf sich nimmt, und darunter leiden. Rein rational weiß Ifasen ja, daß Abayomi an ihrer Arbeit nicht reinen Spaß empfindet, und genauso wird Abayomi nachvollziehen können, wie er sich mit seinen Mobiles fühlen muß. Aus dieser Schuld-Scham-Demütigungskonstellation ist nicht leicht herauszukommen, der status quo ante läßt sich sowieso nicht wieder herstellen, schließlich könnte keiner sein Gedächtnis löschen. Das macht es so tragisch.

  • Ich habe nun auch diesen Abschnitt beendet - scheinbar hänge ich ein wenig hinterher.


    Die Beschreibung der Situation im Gefängnis hat mich errschreckt, aber eigentlich nicht überrascht. Solche Verhältnisse gibt es bestimmt auch in vielen anderen Teilen der Welt, leider. Die Menschen sind eben nicht wirklich aus dem ihren düsteren Zeiten herausgekommen.


    Abayomi verstehe ich leider nicht wirklich, warum lädt sie Richard an einen Ort ein wo so viele Bekannte von ihr zugegen sind, warum lädt sie ihn überhaupt ein? Einen Grund gab es ja nicht wirklich dafür. Auch die Verbindung zwischen Mandla, Jenker und ihr verstehe ich nicht ganz - Jenker als korruper Polizist und "Bote" von Mandla? Einerseits leidet er unter dem Schicksal seines Sohnes und was Drogen anrichten und schürt daraus seinen Hass, andererseits scheint er in die "krummen" Geschäfte und korrupte Machenschaften involviert zu seinen. Ein tolles Anzeichen von Doppelmoral.
    Mandla könnte schon ein "Kumpel" von Svirtsky sein, ich denke schon das letzterer schon noch eine bedeutende Stelle in der Geschichte inne hat.


    Insgesamt geht die Geschichte gut voran, aber so richtig erkenne auch ich den roten Faden nicht, ich hoffe aber, dass es sich am Ende auflösen wird.


    Viele Grüße
    schokotimmi