Jean-Claude Carrière / Umberto Eco - Die große Zukunft des Buches. 284 Seiten.
Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
Jean-Claude Carrière, ein französischer Drehbuchautor, der 1963 mit dem Oscar ausgezeichnet wurde sowie der Schriftsteller Umberto Eco unterhalten sich mit wenigen Einwürfen eines Moderators über ihre Bücherleidenschaft, die Rolle des Buches in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Der Inhalt wird im Deutschlandradio hervorragend zusammengefasst:
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kritik/1248900/
Zunächst mal ist natürlich die Größe der Bibliothek der beiden Bibliophilen beeindruckend. Mit vierzig- bzw. fünfzigtausend Bänden wird eine Anzahl erreicht, die erhebliche finanzielle Mittel erfordern. Während Carrière eher unsystematisch sammelt, hat Eco ein Spezialgebiet. Er sammelt "falsche Wahrheiten", also Schriften, die recht irrsinnige und als widerlegt geltende Ansichten vertreten. Etwa 1200 sehr wertvolle Bände, teilweise kurz nach Erfindung des Buchdrucks erschienen, besitzt er. Faszinierend ist die beiden Diskutanten beim Gespräch zu belauschen, wenn sie ihr enormes Wissen über Bücher verbreiten, die die unglaublichsten Themen behandeln. Man gewinnt den Eindruck, es gebe wirklich kein Thema mehr, welches nicht schon einmal in einem Buch behandelt worden sei und Eco oder Carrière kennen den passenden Titel dazu. Auf der anderen Seiten wirkt das Gespräch auf mich manchmal etwas überzogen und die teilweise langen akademischen Ausführungen sind etwas ermüdend.
Über die Vorteile des Buches gegenüber bereits nach 20 Jahren veralteten Speichermedien der Neuzeit wie der Diskette wird m.E. wenig Überraschendes zu Tage gefördert. Für einen Eco-Liebhaber sicherlich interessant sind die Hinweise auf die in seiner Literatur eingebauten Figuren und deren reale Vorbilder.
Über die 284 Seiten wird man unterschiedlich gut unterhalten. Das Buch enthält jedoch eine solide Mischung aus Kuriosiäten und ernsthaften Überlegungen.
Gruß,
Thomas
P.S. Am Rande eine kleine persönliche Anekdote: Eines Abends schweifte mein Blick das Umschlagbild unter dem Titel und die dort abgebildeten Sessel kamen mir irgendwie bekannt vor, ja, ich war sogar der Ansicht, dass ich in einem dieser Sessel bereits gesessen hatte. Aber konnte das wirklich sein? Ich suchte also den Bildnachweis für das Umschlagbild, den ich sogleich auf der hinteren inneren Umschlagseite fand. Dort war vermerkt, dass es sich um die Bibliothek des Kölner Privatsammlers Reiner Speck handelt, die ich bei einem Treffen der Marcel-Proust-Gesellschaft vor einigen Jahren tatsächlich bewundern konnte. Die gereichte Suppe zum Mittag nahm ich dann tatsächlich in einem der beiden Sessel ein.
P.S.2: In einem getrennten Thread sollten wir mal der Frage nachgehen, welche witzigen, lakonischen oder gar arrogante Antworten man auf die beliebte Frage "Haben Sie das alles gelesen?" geben kann. Eco tritt hier in Vorlage, aber ich bin sicher, dass Euch noch mehr dazu einfallen wird.