Jonathan Franzen - Freiheit

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    Jonathan Franzen
    Freiheit
    Originaltitel: Freedom
    Erstveröffentlichung: 2010
    aus dem Amerikanischen von Bettina Abarbanell und Eike Schönfeld
    Verlag: Rowohlt
    gebundene Ausgabe
    726 Seiten


    Hallo zusammen,


    ich möchte mir in den nächsten Tagen Freiheit von Jonathan Franzen zulegen und wollte mal fragen, wer von Euch das Buch schon besitzt (huhu, dubh :winken:) und vielleicht schon angefangen hat und was dazu sagen kann. Das, was ich in den letzten Tagen in der Presse und im Internet darüber lesen konnte, klingt sehr vielversprechend. Wo mir doch seinerzeit die Korrekturen schon so gut gefallen haben... :smile:


    Hier mal eine kleine Sammlung der Presse- und Internetmeldungen der letzten Tage aus dem Presse-Thread:


    Felicitas von Lovenberg in der FAZ vom 4.9.
    Harald Jähner in der Berliner Zeitung vom 7.9.
    Lothar Müller in der Süddeutschen Zeitung vom 7.9.
    Ursula März in der ZEIT vom 8.9.


    Viele Grüße
    Stefan


  • Hallo zusammen,


    ich möchte mir in den nächsten Tagen Freiheit von Jonathan Franzen zulegen und wollte mal fragen, wer von Euch das Buch schon besitzt (huhu, dubh :winken:) und vielleicht schon angefangen hat und was dazu sagen kann.


    :winken: Besitzen ja, gelesen (oder angefangen) leider noch nicht. Vermutlich wird das diesen Monat auch nichts mehr. Mittlerweile erdrücken einen die zahlreichen enthusiastischen Rezensionen ja schon fast... Obwohl, irgendwo soll es auch eine nicht so hymnische gegeben haben - aber leider habe ich vergessen, wo. Nichtsdestotrotz bin ich sehr, sehr gespannt auf Franzens neuestes Werk! p015.gif


    Also MacOss, greif zu! Und dann reden wir, oder?


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Anhand der Berglunds, einer typischen amerikanischen Familie mit schwedischen Wurzeln erzählt Franzen in seinem neuen Epos den "American Way of Life" des beginnenden 21. Jh. Im Zentrum die Ehe zwischen dem ruhigen, verlässlichen, vernünftigen Walter Berglund und seiner Frau Patty, ehemals erfolgreiche Basketballspielerin, Tochter aus angesehenem Hause, in Jugendjahren vergewaltigt, nun ganz darauf bedacht, den beiden Kindern Joey und Jessica eine gute Mutter zu sein. Am Rande des Geschehens aber nicht unerheblich ist die Figur des zur Exzentrik neigenden Musikers Richard Katz. Walter als sein bester Freund und moralischer Rückhalt und Patty, die sich zeit ihrer Bekanntschaft zu ihm hingezogen fühlt. In Rückblenden wird von der Geschichte der Familien erzählt, aber auch von den großen Erwartungen, die in die Nachkommen gesetzt werden und wurden. Sex, Drugs und Alcohol scheinen nicht nur bei Richard Katz auf der Tagesordnung zu stehen. Der Leser begleitet die Familie bei ihrem zweifelhaften Aufstieg bis zu ihrem Zerfall.


    Es sind die typischen Themen der zeitgenössischen amerikanischen Literatur, denen sich Jonathan Franzen bedient. In teils sehr gelungenen, authentischen Passagen gelingt es ihm großartig, das amerikanische Lebensgefühl einzufangen. Die europäischen Wurzeln, der Drang, sich von diesen zu lösen, die Beschreibung des American Way of Life (die meiner Meinung nach Franzen ganz hervorragend gelingt!), sehr zeitkritisch und ungewohnt satirisch in Bezug auf Politik, Globalisierung, Gesellschaft, Kapitalismus usw. Inwiefern hier mit Stereotypen und mit Klischees gearbeitet wird, kann ich schwer beurteilen, aber ich fand, dass Franzen den Puls der Zeit sehr gut trifft und mir schon begreiflich machen konnte, wie die Amerikaner (oder der Großteil davon) so ticken.


    In allen möglichen Varianten und Definitionen wird man mit dem dem Begriff "Freiheit" konfrontiert, ohne dass dieser überstrapaziert wird. Sei es politische, persönliche, sexuelle Freiheit oder Gedanken- und Meinungsfreiheit. Sei es die Freiheit,selber eine Entscheidung zu treffen oder auch die Freiheit dies nicht zu tun und die Konsequenzen auf sich zukommen zu lassen. Und trotzdem gibt es die allgemein gültige Freiheit nicht bzw. stellt sich heraus, dass die persönlich empfundene Freiheit mit vielen Unfreiheiten verbunden ist.


    Ein großes Minus gibt es einerseits für das allzuvorhersehbare und wenig originelle Ende, für die eine oder andere Länge im Buch, aber auch für die teilweise grottenschlechte deutsche Übersetzung.


    4ratten

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Ich bin gerade mittendrin im Geschehen.
    Franzen zeigt anhand der Familie Berglund auf, wie jeder (unabhängig vom Alter oder Geschlecht) seine persönliche Freiheit durch die eigene, subjektive Wahrnehmung einschränkt, ja sogar Selbstbetrug begeht.


    Franzen´s Blick auf die gesellschaftlichen Problemen sind meist mit Ironie gemischt, sei es der Kommerz von Kunst, die Politik unter Bush II oder Clinton oder aber die Mutter-Kind Beziehung, Mann-Frau Beziehung, Bürger-Staat Beziehung.
    Zwar handelt es sich um eine amerikanische Familie, doch die Freiheit des Einzelnen und deren Zusammenspiel mit der Gesellschaft macht die Nationalität austauschbar, da Franzen meisterlich diesen Konflikt enthüllt und den wahren Kern der Problematik aufzeigt, die zeit- und ortslos ist.

  • Freiheit – bekanntlich in der Post-9/11-Ära ein verteidigenswertes Gut. Was heißt das für die Einzelne / den Einzelnen? Folgt man Franzen, besteht Freiheit in Loslassen von Zwängen. Der Preis dieser Freiheit, das oben angesprochene Leben ohne Selbstbetrug, ist die Zerstörung von Bindungen und das Akzeptieren einer gewissen Haltlosigkeit. Dieses Dilemma führt Franzen meiner Meinung nach gekonnt vor. Meisterhaft finde ich die Figurenzeichnung, die jede/n der Protagonistinnen/en bis ins Innerste ausleuchtet und dabei gnadenlos die fremdgesteuerten Entscheidungen von Menschen und die geringe Größe des freien Willens vor Augen führt.
    Manko: Dass er dies an drei Personen durchexerziert – Walter, Patty und ihrem Sohn Joey – bläht den Roman an manchen Stellen unnötig auf.
    4ratten

    Ich bin ein trockener Workaholic. (Vince Ebert)

  • Meine Meinung

    Manko: Dass er dies an drei Personen durchexerziert – Walter, Patty und ihrem Sohn Joey – bläht den Roman an manchen Stellen unnötig auf.

    Auch wenn das Zitat einige Jahre auf dem Buckel hat, trifft es meine aktuelle Meinung sehr gut. Mir wäre es lieber gewesen, wenn sich Franzen auf eine Person beschränkt hätte. Am liebsten wäre mir Patty gewesen. Von ihr hätte ich gerne noch mehr erfahren, als der Autor mir erzählt hat. Ihre Geschichte konnte mich fesseln, weil ich mich in sie hineinversetzen konnte. Das ging bei ihrem Mann und Sohn nicht, deshalb habe ich ihre Geschichten als eher träge empfunden. Wäre es nur um Patty gegangen, hätte ich Freiheit besser bewertet. So aber hat es nur einen mäßigen Eindruck hinterlassen.

    3ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.