Mirko Bonné - Der eiskalte Himmel

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 3.904 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Breña.

  • Mirko Bonné – Der eiskalte Himmel


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    Inhalt:


    1914 bricht Ernest Shackelton mit seiner Mannschaft und 69 Hunden auf zur Imperial Trans-Antarctic Expedition. Er will die Antarktis zu Fuss durchqueren. An Bord des Schiffes – der Endurance – ist aber auch ein blinder Passagier , der 17 jährige Merce Blackboro. Die Expedition stand unter keinem guten Stern, die Wetterverhältnisses waren schlecht, so dass die Endurance im Packeis der Weddell-See stecken blieb. Sie wurde im Eis zerdrückt und sank. Die Mannschaft erreichte unter widrigsten Umständen in den Rettungsbooten die Elefanteninsel von wo eine kleine Gruppe unter Führung Shackletons nach Südgeorgiern aufbrach um Hilfe zu holen.


    Meine Meinung:


    Shackletons „Imperial Trans-Antarctic Expedition“ ist das Grundgerüst für diesen Abentuerroman.Auf dieser Basis vermischt Bonne die geschichtlichen Fakten mit seiner fiktiven Geschichte. Er lässt sie aus der Sicht des erst 17jährigen Merce Blackboro dem blinden Passagier fast dokumentarisch aufarbeiten, eingebettet in die natürlich fiktive Lebensgeschichte seines Hauptprotagonisten. So sehr mich das Thema Polarexpeditionen als Roman oder Tatsachenbericht faszinieren, so unentschlossen läßt mich „Der eiskalte Himmel“ zurück. Die Geschichte ist mir zu ruhig und oftmals zu zäh. Mir fehlt die Lebendigkeit des Geschehens, die kalte Atmosphäre der Umgebung, die Angst, die Hoffnung. Kleinere Spannungspunkte werden auf die Spitze getrieben und verlaufen dann irgendwie im Sande, statt sie auszubauen und behutsam weiterzutreiben. Dem Hauptprotagonisten und Ich-Erzähler kann ich kaum sympathische Züge abgewinnen. Er bleibt etwas farblos und kommt immer etwas vorlaut bzw. altklug daher als Ergebnis seines Bücherkonsums an Bord und seiner Vorzugsposition bei Shackleton.
    Im Mittelpunkt des Buches steht für mich hier nicht die Reise an sich und auch nicht die Gründe des Scheiterns sondern eher die Beziehungen und Befindlichkeiten der einzelnen Mannschaftsmitglieder untereinander. Das Individuum im gruppendynamischen Prozess in dieser Extremsituation steht überraschenderweise im Vordergrund, bleibt aber verallgemeinert. Dabei verbleibt auch die Persönlichkeit Shackletons eher im Hintergrund. Er tritt nur ab und an als tragisch schillende Persönlichkeit aus dem Nebel, um eine Anweisung für die nächste Handlung zu geben. Es entsteht eher ein breitflächiges Bild. Vermutlich ist dies dem Erfahrungshorizont des jugendlichen Erzählers geschuldet.
    Da die Geschichte aus der Sicht des blinden Passagiers erzählt wird, erfährt der Leser nur recht wenig über den Ausgang bzw. die Rettung der übrigen Mannschaftsmitglieder. Das Ende ist daher ein ruhiger bedächtiger Ausklang.


    Fazit:
    Ein grosses Abenteur – verhalten und ein wenig reserviert erzählt mit einigen humovollen und spannenden Teilen, die aber nicht kosequent durchgehalten werden, sondern wieder in einen ruhigen Erzählstil übergehen. Trotz allem ein kleines Lesevergnügen abseits der glorreichen aktionsgeladenen Abenteuergeschichten.


    3ratten

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    In Der eiskalte Himmel geht es um die Expedition, bei der Sir Ernest Shackleton die Antarktis über den Südpol hinweg von Küste zu Küste durchqueren wollte. Erzählt wird das Abenteuer aus der Sicht von Merce Blackboro, der sich als blinder Passagier an Bord der Endurance schmuggelt und die Fahrt nach seiner Entdeckung als Küchenjunge begleiten darf.


    Gelesen habe ich bisher den ersten Teil "Der hölzerne Fisch", in dem Merce berichtet, über welche Umwege er an Bord kam. Als Sohn eines Schiffsausstatters aus Wales heuerte er auf der John London an, die vor der Küste von Montevideo Schiffbruch erlitt. Als sein Freund William Bakewell als Vollmatrose auf der Endurance anheuert, Merce jedoch aufgrund seines Alters abgelehnt wird, beschließen die zwei sich dennoch nicht zu trennen. Im ersten Teil überwiegen die Rückblicke, bevor Merce entdeckt und vor Shackleton gebracht wird. Inzwischen gehört er offiziell zur Crew und hält mit den anderen Ausschau nach Eisbergen, während sie die Shag-Felsen passieren.


    Die Erzählung liest sich einfach, aber angenehm und ich war erstaunt, wie schnell die ersten hundert Seiten gelesen waren. Irritiert war ich nur kurzfristig darüber, dass Bonné seinen Protagonisten umgetauft hat. Neugierig, ob es tatsächlich einen blinden Passagier an Bord der Endurance gab, habe ich nämlich das Internet befragt und bin auf Perce Blackborow gestoßen. Im Nachwort löst Bonné diese Diskrepanz auf: zwar stimmen die äußeren Fakten seiner Erzählung, sein "Augenmerk galt jedoch nicht einer möglichst genauen Nacherzählung [...], vielmehr wollte ich auf erzählerischem Weg selbst ein Abenteuer bestehen [...]." Um eine deutliche Abgrenzung zu schaffen, gab er seinem Protagonisten seine eigenen Initialen und änderte kleine Details seines Lebens. Na gut.


    Ich bin bereit für die Weiterfahrt ins Weddell-Meer - zumindest von meinem warmen Wohnzimmer aus. ;)


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Na, das klingt aber doch nach einer ähnlichen Erzählabsicht wie bei meinem "Terror"-Wälzer. Viel Historisches, einiges hinzugefügt, um das Ganze persönlicher und dramatischer zu machen. Kennst du denn auch Simmons, weil du in meinem Thread schriebst, die Bücher seien doch sehr verschieden. Damit meinst du ja vermutlich nicht die beiden unterschiedlichen Polarregionen.

    Einmal editiert, zuletzt von finsbury ()

  • Deinen Simmons kenne ich nicht, ich muss gestehen, dass "Terror" beim Abwägen Interesse gegen Seitenzahl bisher immer verloren hat.


    Meine Anmerkung bezog sich auf die beiden Expeditionen, die nicht nur unterschiedlich ausgegangen sind, sondern offenbar schon in der Vorbereitung arg voneinander abwichen. Shackleton hat viel Wert auf eine gute Vorbereitung und sinnvolle Ausrüstung gelegt und mit jedem Teilnehmer (abgesehen von Blackborow) vorab ein "Bewerbungsgespräch" geführt. Was das Erzählerische angeht, hast Du Recht, wenn man von der übersinnlichen Komponente in "Terror" mal absieht.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Heute konnte ich endlich etwas weiterlesen.


    Shackleton und seine Männer befinden sich in Grytviken, einer norwegischen Walfangstation auf Südgeorgien. Hier werden Vorräte aufgefüllt und die Schlittenhunde trainiert, während man auf die Ankunft des Postschiffes inklusive Pfarrer wartet. Merce erhält endlich eine Aufgabe von Shackleton (neben seiner Arbeit als Küchenhilfe): er soll dessen Bibliothek sortieren. Das Kapitel, in dem Merce darüber nachdenkt, ob er die Bücher mit dem Themenschwerpunkt Antarktis nun alphabetisch, nach Farbe, Größe oder Umfang sortieren soll, gefiel mir - zugegeben - bisher am besten. Er entscheidet sich übrigens für eine chronologische Sortierung, damit er sowohl den historischen Abhandlungen als auch den Expeditionsberichten optimal gerecht werden kann.


    Während des Aufenthaltes erfährt man auch, dass nicht die gesamte Besatzung an der Durchquerung der Antarktis teilnehmen soll. Lediglich sechs bemannte Hundeschlitten werden aufbrechen, also Shackleton mit fünf Gefährten. Manche, jedoch nicht alle Namen scheinen bereits festzustehen, so dass jeder darauf hofft, teilnehmen zu dürfen.


    Die ruhige Erzählweise setzt sich fort. Da das Buch in vier Teile gegliedert ist und ich mich der Hälfte nähere, erfahre ich wahrscheinlich nur wenig über die Expedition selbst. Schade eigentlich, aber auch ein guter Grund, mich nach anderen Büchern zum Thema umzuschauen. ;) Mal sehen, ob die Erzählung noch an Spannung zulegt, denn momentan verspüre ich keinen Zwang, weiterzulesen, und ich lasse mich schnell vom Buch abenken...


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

    Einmal editiert, zuletzt von Breña ()

  • Inzwischen habe ich die ersten Kapitel des dritten Teils gelesen (bis Seite 238). Die Endurance hat Grytviken längst hinter sich gelassen und trifft auf ihrem Weg zur Vahsel-Bucht im Weddell-Meer auf schlechte Bedingungen: dichtes Drifteis und gigantische Eisberge. Eine zur Landung geeignete Bucht wird aufgrund ihrer zu nördlichen Lage wieder verlassen. Diese Entscheidung bereut Shackleton kurz darauf, als die Endurance im Drifteis eingeschlossen und wieder in Richtung Norden bewegt wird. Der Kurs wird aufgegeben, das Feuer gelöscht und das Schiff zum Winterquartier umfunktioniert.


    Während des Lesens habe ich mich gefragt, warum das Erzählte mich nicht packt, bis mir auffiel, dass Bonné zu viel Potential verschenkt hat. Er beschränkt sich auf die Darstellung der Ereignisse und geht nicht darauf ein, was mich wirklich interessiert: das Innenleben des Erzählers, die Gruppendynamik, kurz das, was die Situation mit den Männern an Board macht. Für einen Abriss der Tatsachen lese ich den Wikipedia-Artikel, von einem Roman erwarte ich mir jedoch mehr. Ohne Frage wird deutlich, dass Bonné seine Hausaufgaben gemacht und ordentlich recherchiert hat, jedoch wirkt seine Geschichte mehr wie eine Zusammenfassung des von ihm Gelesenen.


    In einer Szene zum Beginn der Polarnacht fordert Shackleton Merce auf, der versammelten Mannschaft zu berichten, was dieser über die Polarnacht gelesen hat. Als Leserin bekomme ich also um drei Ecken vermittelt, womit die Männer rechnen müssen, muss mich jedoch auf den folgenden Seiten mit andeutenden Halbsätzen und dem Bericht über ein Fußballspiel zufrieden geben.


    Noch gebe ich die Hoffnung nicht auf, die verbleibenden 200 Seiten bieten noch ausreichend Platz für Überraschungen. ;)


    Schöne Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Eigentlich dürfte es ja jetzt erst richtig spannend werden, nachdem die Endurance feststeckt.


    Kennst du Alfred Lansings "635 Tage im Eis"? Es hat das gleiche Thema und ist gut geschrieben. Genauso wie "Terror" eine Empfehlung.


    Viel Spaß weiterhin!

  • Lansing kenne ich (noch) nicht. Den Bonné habe ich als Mängelexemplar mitgenommen, nachdem mir im Forum ständig der Lansing ins Auge gefallen ist. :breitgrins:


    Den gewonnenen SuB-Platz (nicht, dass da wirklich Platz wäre) kann ich ja durch die beiden Bücher wieder auffüllen. Der nächste Winter kommt bestimmt ...

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges


  • Eigentlich dürfte es ja jetzt erst richtig spannend werden, nachdem die Endurance feststeckt.


    Wirklich spannend wurde es leider bis zum Ende nicht. Vielleicht lag es daran, dass ich den Ausgang der Expedition bereits kannt, allerdings hat Bonnés Erzählweise mich auch nicht mitreißen können. Lediglich eine Stelle hat mich schwer schlucken lassen:



    Rückblickend waren die letzten Kapitel tatsächlich intensiver, weil der Fokus enger gefasst war, ich könnte jetzt aber böse behaupten, dass eine Steigerung nicht schwierig war. Die beiden abschließenden Kapitel, in denen es um die Zeit nach Merces Rückkehr geht, sind für mich gänzlich überflüssig.


    Ich lasse das Buch noch etwas sacken, bevor ich mich an eine Rezi setze, jedoch steht jetzt schon fest: viele Ratten wird's nicht geben.


    Schöne Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges