David Mitchell - Der dreizehnte Monat

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    1982. Jason lebt mit seiner Familie in Black Swan Green, dem langweiligsten Kaff in der ödesten Grafschaft Englands, in dem jeder jeden kennt. Seine ältere Schwester Julia nervt mit ihren Freundinnen und ihren Verehrern, die Eltern streiten sich um die merkwürdigsten Dinge, und Jason selbst passt auf, dass er in der Schule nicht mit den falschen Leuten gesehen wird, denn in der Klasse herrscht eine strikte Gruppenhierarchie. Alles in allem ein ziemlich normales Teenagerleben.


    Trotzdem wird es ein turbulentes Jahr in Jasons Leben. England befindet sich plötzlich im (Falkland-)Krieg, eine beeindruckende ältere Belgierin fasziniert ihn mit ihren Geschichten genauso wie seine Mitschülerin Dawn mit ihren weiblichen Reizen, und sein Vater erhält rätselhafte Anrufe.


    Dreizehn Monate lang begleitet der Leser Jason auf seinem Weg durch die Wirren der Pubertät, also durch eine Zeit, in der gar nichts wirklich einfach ist, die erste Verliebtheit und den Wunsch, zu den richtig Coolen zu gehören. Hinzu kommt die Belastung durch den Krieg, der weit entfernt ist und doch bedrohlich wirkt.


    Jason zeigt sich als typischer Jung-Teenie mit rauher Schale und weichem Kern. Zahlreiche Schimpfwörter und die (wenn auch eher zögerliche) Teilnahme an Prügeleien und Mutproben spiegeln ersteres wider, doch er hat auch eine nachdenkliche, stille Seite und macht sich über alles so seine Gedanken.


    Abgesehen von der Masse an Fäkalausdrücken, die sich in manchen Abschnitten ziemlich häufen, und ein paar kleineren Längen hat mir das Buch insgesamt gut gefallen, weil es mit dem Falklandkrieg ein Thema aufgreift, das mir bisher noch ziemlich fremd war, und gleichzeitig lebensnah und glaubwürdig die Lebenswelt eines heranwachsenden Jungen schildert, dessen Welt sich durch die Pubertät, aber auch durch äußere Umstände innerhalb eines Jahres massiv verändert.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Das Buch lag seit 2009 auf meinem Sub. Damals wollte ich es meiner Nichte schenken, habe das aber aus irgendwelchen Gründen dann doch nicht getan. Zum Glück! Denn nach 130 Seiten habe ich das Buch abgebrochen, weil es mich immer mehr gelangweilt hat.


    Es ist merkwürdig, denn eigentlich passt fast alles. Der Schreibstil ist gut und humorvoll und es kommt ein "Back to the 80's"-Gefühl auf und lässt Erinnerungen wach werden. Und trotzdem hat mich das Buch, nach anfänglicher Begeisterung, immer weniger gefesselt und interessiert.


    Jason ist ein typischer Mitläufer. Er hat Angst unangenehm aufzufallen und das wenige Ansehen, das er genießt, auch noch zu verlieren. Bis jetzt hat er zum Glück erfolgreich vor seinen Mitschülern verheimlicht, dass er bei bestimmten Buchstaben zu stottern anfängt. Das war übrigens ein Bereich, den ich sehr faszinierend fand.


    Immer wieder geht es um Zusammentreffen mit den Jungs in seinem Alter. Manchmal waren es so viele, dass ich gar nicht mehr wusste, wer da eigentlich wer ist. :redface: Vielleicht hätte sich das mit fortschreitender Lektüre gelegt.

    Es wird beschreiben wie die Jungs rumrotzen, sich gegenseitig mit Schimpfwörtern titulieren und sich schlagen und dabei sind sie stets um ihr Ansehen besorgt. Jason laviert sich so unauffällig wie möglich durch die meisten Situationen und kann nie so sein, wie er eigentlich ist.


    Und dann gab es immer wieder geniale und fantasievolle Gedankengänge und Sätze, die mich begeistert oder zum Schmunzeln gebracht haben. Wie z.B. auf S. 69 der Satz "Das Lehrerzimmer ist wie Gott. Wenn du es siehst, bist du bereits tot."


    Merkwürdig fand ich, dass das erste Kapitel aufhört, ohne dass man erfährt, wie sich die Situation auflöst. Die Handlung geht im nächsten Kapitel an einer ganz anderen Stelle weiter und so blieb dieses offene Ende wie ein loser Faden in meinem Hinterkopf hängen. Ob sich das später noch aufklärt?


    Wenn ich meine Gedanken durchlese, hört sich das gar nicht so schlecht an und trotzdem fiel es mir immer schwerer weiterzulesen und ich war regelrecht erleichtert, als ich mich dazu entschloss nicht noch 370 Seiten hinter mich zu bringen.

  • Meine Meinung

    Beim Lesen habe ich Jason durch ein Jahr begleitet, das ganz anders war als er befürchtet hatte. Es passierte viel, nicht nur in seiner Klasse, sondern auch in seiner Familie. Vieles, was er nicht von Anfang an gesehen hatte, war mir als Erwachsener früher klar und es war teilweiseamüsant, teilweise auch traurig ihn zu beobachten, wie er ganz langsam seine Schlüsse zog.


    Für mich war das Buch auch deshalb amüsant, weil Jason und ich 1982 ungefähr gleich alt waren, teilweise die gleiche Musik gehört, das Gleiche gefühlt und doch so komplett unterschiedliche Dinge erlebt haben. Eine schöne Reise in die Vergangenheit.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.