Danke für den Link Annabas - das ist also gemeint! Ich hatte selber auch schon gesucht, aber nichts gefunden.
Aber ehrlich gesagt, hatte ich mir "Hände ausstrecken" allerdings schon anders vorgestellt, als die Hände auf Kniehöhe einfach ein bißchen waagerecht zu halten...
Auch an anderen Formulierungen nehme ich Anstoß, zum Beispiel heißt es sehr oft: "er besaß..." dies und jenes: einen Sohn, schwarze Augenbrauen oder ähnliches. Für mein Sprachgefühl ist das unpassend. Besitzen kann man Gegenstände (Häuser, Geld, Tiere...). Kinder und körperliche Merkmale hat man.
Ob das ein Problem der Übersetzung ist? Aber meines Wissens hat man auch früher nicht solch ein Deutsch gesprochen.
Ansonsten habe ich mich aber ganz gut eingelesen und mich an die Sprache gewöhnt, nehme sie nicht mehr als ganz so altertümlich wahr. Hin und wieder gibt es noch Längen, über die ich schnell hinweglese. Aber insgesamt gefällt es mir unerwartet gut.
Ich habe gesten bis ans Ende des vierten Buches (Nefernefernefer) gelesen.
Grandios fand ich im zweiten Buch (Das Haus des Lebens) die Geschichte, wie sich Ammon den jungen Priesterkandidaten offenbaren soll. Die da saufen und schlafen, erzählen am nächsten Morgen natürlich, daß er sich ihnen offenbart hat. Sinuhe ist der einzige, der sich redlich bemüht hat und hinterher bei der Wahrheit bleibt - und das ist natürlich genau verkehrt! Das kommt mir so bekannt vor - ist das nicht zeitlos aktuell?
Daß er etwas daraus gelernt hat, zeigt sich dann an der Stelle, als er den Tod des Pharao beschreibt, und wie dessen Seele als Vogel davonfliegt.
Bei der Beschreibung des Schädelöffnens im dritten Buch (Im Taumel Thebens) war ich ernsthaft versucht, das Buch abzubrechen. So etwas lese ich nicht gern. Hoffentlich kommen nicht mehr allzuviele solche Stellen.
Dass der Blutstiller tatsächlich gestorben ist, war ziemlich merkwürdig - Herzinfarkt oder so?
Vermutlich hat er das Ritual für ernst genommen - er war ja ein einfacher Mann aus dem Volke - und ja, hatte vor Schreck einen Herzstillstand.
Im Übrigen fand ich aber auch die angebliche Fähigkeit des "Blutstillers" befremdlich. Gibt es so etwas wirklich?
Nein, sicher nicht. Das sehe ich als märchenhaftes Element (wir haben ja gelernt, daß ein bißchen Flunkern erlaubt ist ) genauso wie den Falken, der sich in einen Menschen verwandelt.
Der neue Pharao benimmt sich reichlich merkwürdig. Er scheint wirklich etwas geistesgestört zu sein, so wie er sich in der Wüste aufführt.
Ich hatte den Eindruck, daß er hier als Epileptiker beschrieben wird.
Weiß man, ob Echnaton Epilepsie hatte?
Interessant auch die Reaktionen der beiden Begleiter des Pharaos auf dessen Äußerungen in der Wüste:
Haremhab: "Der ist verrückt!"
Sinuhe: "Nein, sein Gott hat sich ihm offenbart."
So unterschiedlich können Sichtweisen sein.
Echnatons Herrschaft war ja nicht unumstritten und möglich, dass Haremhab sich seine Regierungsjahre zugerechnet hat (und die seines Sohns Tut-anch-amun?).
Darüber muß ich auch noch genauer nachlesen. Auf jeden Fall weiß ich, daß man nachträglich versucht hat, die Erinnerung an ihn zu beseitigen und seine religiösen Reformen rückgängig gemacht hat.
Der Speerträger entpuppt sich im Übrigen als Haremhab - der später zu Pharao Haremhab aus der Einleitung wird?
Vermute ich auch.
Diese Nefernefernefer (viertes Buch) ist ja wirklich unmöglich. Aber Sinuhe selber ist auch unfaßbar blöd. Gerade noch erteilt er seinem Freund Ratschläge und dann verhält er selbst sich diametral entgegengesetzt zu seinen eigenen Ratschlägen...
Interessant wie es im Haus des Todes zugeht. Hier finde ich wieder aktuelle Bezüge: allenthalben wird geklaut und zum eigenen Vorteil gewirtschaftet, die Armen werden belogen und betrogen und nur die Reichen werden zuvorkommend behandelt....
Grüße, kaluma