Ludvig Holberg - Erasmus Montanus oder Rasmus Berg

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    Ludvig Holberg - Erasmus Montanus oder Rasmus Berg
    Original- und Lesetitel: Erasmus Montanus eller Rasmus Berg


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    Inhalt:
    Bauernsohn Rasmus Berg kehrt von seinem Studium aus Kopenhagen zurück. Nun nennt er sich Erasmus Berg und benutzt Latein sooft er kann. Er macht sich in seinem Heimatort auf die Suche nach jemandem, mit dem er einen wissenschaftlichen Disput halten kann, wird aber nicht fündig. Er beweist, dass seine Mutter ein Stein ist und der im Dienst der Kirche stehende Per Degn ein Hahn. Mit seinen Darbietungen von seinem Diksussionskönnen macht er sich zunehmend unbeliebt. Seine Familie beginnt zu verzweifeln und es droht die Auflösung seiner Verlobung. Der künftige Schwiegervater will die Hochzeit nur dann erlauben, wenn Erasmus die Aussagen, die Erde sei rund und die Erde würde sich um die Sonne drehen, zurücknimmt.


    Bewertung:
    Das Drama hat vielfach amüsante Teile, was sehr dazu beiträgt, dass es sich leicht lesen lässt.
    Der durch sein Studium in der Stadt etwas weltfremd gewordene Erasmus Montanus verleugnet seine Herkunft, indem er seinen ursprünglichen Namen ins Lateinische umgewandelt hat. Inmitten der Dänisch sprechenden Landbevölkerung wirkt seine von Latein geprägte Sprache aufgesetzt und albern, nur er selbst bemerkt das nichts. An der Universität hat er viel Wissen erworben, vermag aber nicht dies in der realen Welt einzusetzen. In Kontrast zu ihm steht sein Bruder Jacob, der zwar nicht studiert hat, dafür aber seinen gesunden Menschenverstand einzusetzen weiß. Erasmus hingegen hat einen gefährlichen Hochmut entwickelt, und man wartet nur darauf, dass ihn das abgesehen von mehren lächerlichen Situationen noch in echte Schwierigkeiten bringt.


    Schon zu Anfang, noch bevor der Leser auf Erasmus selbst trifft, lässt sich durch eine Erzählung über seine Heimreise erahnen, was für ein Mann er ist. Er ist so sehr damit beschäftigt, die Sterne und den Himmel zu betrachten, dass er 3 Mal vom Wagen fällt. Erasmus beschäftigt sich so sehr mit dem, was in der Ferne liegt, dass er das nahe nicht mehr sehen kann. Es fehlt ihm an Bodenhaftung. Daher ist es nicht verwunderlich, dass es von ihm heißt: „Rasmus Berg mag ein kluger Mann im Himmel sein, doch auf der Erde ist er ein Narr auf der Erde.“ („Rasmus Berg er vel en klog Mand paa Himmelen, men en Nar paa Jorden.“)


    Die Person des Erasmus Montanus wird stark überspitzt dargestellt, und genau das macht die Satire des Buches aus.
    Durch ihre Sprache, ihr Verhalten und ihre Aussagen werden die Personen sehr gut charakterisiert.


    Langeweile kommt nicht auf, denn Erasmus fällt immer etwas ein, womit er für Aufregung sorgt. Das Ende fand ich ein wenig unbefriedigend, da die Auflösung doch recht einfach erschien und vor allem sehr plötzlich aus dem nichts kam.


    Was nützt Wissen, wenn man es nicht zu gebrauchen weiß und es nur dazu nutzt sich über andere zu erheben?
    Gleichzeitig kann einem Erasmus doch ein wenig leidtun. Von der weltoffenen Stadt kommt er zurück in sein Heimatdorf, in dem neue Gedanken nicht erwünscht sind. Was nützt eine gute Ausbildung, wenn niemand davon etwas hören will?


    Holberg ist ein zeitloses, leicht nachvollziehbares Werk gelungen, dass einem das ein oder andere Schmunzeln auf das Gesicht zaubert.


    4ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:

    „Jeg ser, jeg ser …<br />Jeg er vist kommet på en feil klode! <br />Her er så underligt …“<br /><br />Sigbjørn Obstfelder - Jeg ser