Christa Kanitz - Die Venezianerin

  • Christa Kanitz: Die Venezianerin
    Die Gewürzhändlersaga (1. Teil)


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    Inhalt:


    Die Familie des Justus Iserbrook aus Hamburg erfreut sich einer guten Stellung innerhalb der Gesellschaft und eines entsprechenden Reichtums, auch wenn letzterer nach der letzten Besatzung durch die Franzosen, die etliche Verluste nach sich zog für die Hamburger, eher nicht recht greifbarer Natur ist.
    Ein Blick hinter die Kulissen der Familie zeigt, dass dort jedoch nicht alles Gold ist, das glänzt: Der älteste Sohn Moritz leitet das venezianische Kontor zwar zur vollen Zufriedenheit seines Vaters, seine Heirat mit einer Venezianerin stieß in der Familie jedoch auch wenig Gegenliebe. Der zweite Sohn ist ein Tunichtgut, der lieber Wein und Weib zuspricht, als sich um die Geschäfte der Familie zu kümmern, und die Tochter der Iserbrooks ist recht gut unter die Haube gekommen, zeigt aber wenig Eigeninitiative im Leben.
    Moritz plant, mit seiner Frau Sylvana und den drei Kindern nach Hamburg umzuziehen, was zu einem deftigen Streit führt, doch unbeirrt besteigt Moritz das Schiff gen Hamburg, um eine Warenladung zu begleiten und mit seinem Vater den Umzug zu besprechen. Doch es kommt zu einem Unglück, Moritz kommt dabei um, und plötzlich steht Sylvanas Schwiegervater vor dem Haus in Venedig, um ihr mitzuteilen, dass sie und ihre Kinder dennoch nach Hamburg umziehen werden.
    Sylvana fügt sich schließlich, doch Hamburg scheint zu sein wie erwartet: kühl, ganz anders als ihr geliebtes Italien. Sie hat Schwierigkeiten mit der hanseatischen Art und den Gepflogenheiten in Hamburg, noch mehr Schwierigkeiten jedoch bekommt sie mit ihrer Schwiegermutter Vanessa. Die beiden entzweien sich und Sylvana versucht, aus ihrem Los das Beste zu machen, doch als Justus stirbt, bezichtigen die Schwiegermutter und deren Tochter sie des Betrugs und der angebliche Tunichtgut des Hauses stellt auf einmal Ansprüche an das Erbe. Sylvana scheint erneut alles im Leben zu verlieren.


    Meinung:


    Gleich nach der Lektüre vergab ich an diesen historischen Roman vier Ratten, denn er hatte mich gut unterhalten, war kurzweilig und trotz des Titels und der Protagonistin Sylvana nicht ganz so typisch „Frauen in Hosen“, wie ich angenommen hatte, denn die Venezianerin stößt durchaus an ihre Grenzen im Rahmen des Buches. Gestört hat mich zu diesem Zeitpunkt vor allem der Schluss, den ich unglaubwürdig fand und auch zu offen. Letzteres klärte sich später, als ich erfuhr, dass – natürlich – weitere Bände dieser „Gewürzhändler-Saga“ existieren.


    Nachdem der Roman sich mittlerweile ein wenig bei mir gesetzt hat und ich feststelle, dass ich mich zwar nach wie vor an den Darstellungen zum Handel mit Gewürzen, zur Lagerung derselben und derlei mehr erfreue (die entsprechend gegenteilige diesbezügliche Behauptung in einer Amazon-Rezension kann ich daher nicht ganz nachvollziehen), der Rest aber sehr schnell und ohne großen Nachhall in meinem Kopf verschwunden ist, ziehe ich gleich mal wieder eine Ratte ab und pendele mich somit bei dreien ein.


    Zwar ist die Geschichte kurzweilig, aber entsprechend auch schnell im Verlauf, wenig detailliert und die Dinge passieren nun mal so, wie sie passieren, ohne dass einem dies besonders nahe gehen würde. Das Ganze ist relativ vorhersehbar, überrascht wenig, und mit ein bisschen Distanz muss ich dann doch zugeben, dass die Frauencharaktere zwar nicht so schlimm ausgearbeitet wurden, dass sie meinem Klischee eines solchen „historischen Romans“ entsprechen, aber sehr viel authentischer wirken sie andererseits dann doch wieder nicht. Vor allem das Gefühlsleben von Sylvana fand ich eher hanseatisch kühl als leidenschaftlich italienisch, um mal bei Klischees zu bleiben.
    Auch die Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Kontor-Standorten beziehungsweise der jeweiligen Lebensart hätte deutlicher herausgearbeitet werden können, wie so einiges andere auch. Ich denke, das alles war dafür aber zu weit weg vom heutigen Leben und den Vorstellungen der Autorin, so dass all das eher seicht an der Oberfläche bleibt.


    Unterhaltsam, kurzweilig und teilweise interessant und informativ, im Großen und Ganzen aber doch eher belanglos und entsprechend wenig fesselnd.


    3ratten