Kurt Cobain - Die Tagebücher

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 1.945 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Hasenpfote.

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    Würden nur die intelligenten Vögel zwitschern, wäre es still im Wald.
    Somit möchte ich den intellektuell filigranen transzendenten Kontemplationen einen Beitrag aus den Niederungen kommerzieller Popkultur an die Seite stellen. Man muss es ja nicht lesen. Es reicht ja bereits, wenn man es mal beim Zappen ganz kurz, völlig rein zufällig, gesehen hat, und ansonsten damit natürlich nichts zu tun hat.


    Vorab: Ich war und bin kein Nirvana-Fan. Laufen bei mir unter „genehmigt“.
    Das besondere neben dem Inhalt ist die Form. Fast ausnahmslos sind die Originalseiten des Tagebuchs als Faksimile abgebildet. Da das Buch nahezu A4-Größe hat, sind auch die Originale lesbar. Gleich dem an welcher Stelle man das Buch aufschlägt, hat man immer das Original auf der einen Seite und die Übersetzung auf der andren Seite. Das anregende ist hier nicht die Möglichkeit, die Übersetzung nachzuvollziehen oder aber ein bisschen Slang in Sachen Schweinskram zu lernen. Man kann an der Form der Aufzeichnungen bereits teilweise schon den Gemütszustand ahnen, denn selten ist es profan dahingeschriebener Text. Immer bestimmt die seine Stimmung auch die Form, so auch oft mittels eingestreuter Zeichnungen. Nach dem Lesen entsteht ein verschmelzender Gesamteindruck aus Übersetzung und Original. Ein klarer Zugewinn!


    Inhaltlich wirkte das Buch auf mich anfangs desorientiert, sporadisch, sprunghaft, irritierend. So habe ich es weggelegt. Da es so fragmentarisch erschien, fand es später seinen Platz in der unmittelbaren Nähe des Waterclosets. Zunehmend verdichtete sich der Stoff zu einem für mich begreifbaren Stimmungsbild.


    Letztendlich habe ich ein „Buch“ gelesen, das mehr als deutlicht belegt, dass die innere Welt möglichst im Gleichgewicht sein muss. Nur leichte Schieflagen gefährden sie massiv. Cobains war in Schieflage. Äußere, sich zunehmend positive, Umstände waren für ihn nicht von Nutzen, sondern verstärkten seine fragile seelische Disposition. Für mich wurde durchaus nachvollziehbar, weshalb er sein Leben mit einem Grande Finale beendete. Ein Mangel an tatsächlichen Alternativen, gemischt mit verzweifelter Konsequenz ließ ihm keine andere Chance. Es ist zu ahnen, wie weit seelenklempnerische Helferei vermutlich in der Regel vom Kranken entfernt ist. Psychische Unterstützung von außen ist eher das zivilisatorische Verdrängungsmittel der Probleme, mit dem Vorteil nicht somatisch zu zerstören, wie es Drogen täten. Konsequent ist es nicht. Cobain war konsequent. Seine Beharrlichkeit ist für mich durch das Tagebuch begreifbar geworden. Akzeptieren kann ich solche Konsequenz jedoch nicht. Ich halte sie für zu egoistisch. Man ist nicht nur für sich verantwortlich.


    Biographien der Popkultur lese ich oft. So kam ich auf den Trichter, den nürnbergschen, parallel YouTube zu nutzen. Ich erlebe es immer wieder gewinnbringend, etwas um die jeweiligen Lebensverhältnisse, die mentalen Befindlichkeiten und die Verhältnisse der Musiker untereinander zu kennen und eben dazu im Kontrast, die Welt der bunten Bilder zu sehen. Hat sich für mich unzählige Male bewährt.
    Bei Kurt Cobain war es nicht so facettenreich. Wenn man dann aber gelesen hat, wie es ihm gerade geht und ihn dann da auf der Bühne sieht . . . Es muss brutal sein, als völliges Wrack, die jungen Menschen die voller positiver Energie zu deinem Sound durch die Gegend hopsen, zu bespaßen. Mit dem Buch habe ich ihn begriffen. Aber erst beim Ansehen von ein paar Clips hat er mir leid getan.


    EDIT: Amazonlink eingefügt und Betreff angepasst. LG, Saltanah

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    Buch:
    Wie Kaja schon schreibt, ist die Aufmachung des Buches ziemlich aufwendig, weil hier fast immer Faksimile (= originalgetreue Kopie) und deutsche Übersetzung gegenüber gestellt werden. So kann man zum einen den Text im Original lesen, zum anderen aber auch, wie bereits oben erwähnt, (vielleicht) etwas über den jeweiligen Zustand des Verfassers ableiten.
    Das ist meiner Meinung nach eine gute Idee und rechtfertigt auch den Preis.


    Inhalt:
    In den "Tagebüchern" finden sich sowohl undatierte Tagebucheinträge, als auch Briefe, Songtexte, Zeichnungen und Listen zu verschiedenen Themen. Außerdem schreibt Kurt Cobain auch selbst Reviews über seine Band Nirvana, was ich sehr interessant fand.
    Zur Erklärung für den Leser werden am Rand auch immer wieder kurze Erläuterungen zu Personen oder Zusammenhängen gegeben.
    Inhaltlich geht es in den Tagebucheinträgen vorrangig um Musik, sowohl um die von Nirvana, als auch vielfach um den Einfluss anderer Künstler. Im späteren Verlauf dann aber auch um den steigenden Druck durch die Medien und den eigenen Drogenkonsum.


    Eigene Meinung:
    Ich habe erst im Studium angefangen, Nirvana zu hören. Als Grunge in den 90ern aktuell war, war ich dafür dann doch noch zu jung. Also kann ich die Musik und das Buch nur von meinem jetzigen Standpunkt aus bewerten.


    Ich habe im vergangenen Jahr bereits eine Biographie über Kurt Cobain gelesen, so das ich ein bisschen Hintergrundwissen mitbringe. Ich denke, sonst hätte ich mich mit diesem Buch sehr schwer getan.
    Ich kann mir vorstellen, dass dieses Buch für einen Nirvanafan der ersten Stunde sicher interessant zu lesen ist. Wenn man dann auch noch über das nötige Hintergrundwissen über die jeweiligen Bands verfügt, umso besser. Wenn man allerdings nur die Musik gut findet und sonst wenig über die Bandgeschichte weiß, wird man von dem Buch vielleicht eher enttäuscht sein.


    Das ist aber vermutlich ein generelles Problem beim Lesen von Tagebüchern. Man schreibt ein Tagebuch halt vorrangig für sich selbst und nicht für die Öffentlichkeit.


    Alles in allem


    4ratten

  • Hallo Hasenpfote. Deine Auswertung auch aus deiner Sicht macht es für viele Interessierte leichter, sich für dieses Buch zu entscheiden. Denn wer nicht wirklich in der Materie drin steckt, kann unter Umständen gelangweilt sein. Das Buch bietet so viel Wissen und ist echt lesenswert.

    Lesen bildet ;)