4 - Vierter Satz / presto e finale

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 4.616 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Bettina.

  • Hier könnt Ihr den oben genannten Abschnitt diskutieren.
    Spoilermarkierungen sind nicht nötig.

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  • Noch mehr Familiengeheimnisse, diesmal in Mandumes Familie. Und eine Parallelität von Ereignissen, die von Laurentina auch etwas weniger explizit hätte formuliert werden können, verstanden hätte ich es trotzdem. Ich ahne zwar inzwischen hinter der Laurentina-Geschichte Zusammenhänge, frage mich aber trotzdem, ob der gewählte Weg zum Ergebnis der (für mich als Leser) passende war. Von dem erneuten Zusammentreffen Pouca Sortes mit dem Motorroller-Fahrer und der Eröffnung über die Hintergründe ganz zu schweigen. Was hat denn jetzt noch die IRA und Kinderpornographie darin zu suchen?


    Und diese Party bei Orlando im „Real-Strang“? Das kam mir eher wie Namedropping vor, nur, daß außerhalb der portugiesischsprachigen Welt viele der Namen vermutlich keine sofortige Assoziation wachrufen, was den Effekt schon deutlich schmälert. Ich hoffe, daß die zweite Hälfte des Abschnitts wenigstens noch eine weitgehende Auflösung bringt, aber die erwarte ich nicht so nägelkauend, daß ich sie heute noch lesen werde.


  • Noch mehr Familiengeheimnisse, diesmal in Mandumes Familie. Und eine Parallelität von Ereignissen, die von Laurentina auch etwas weniger explizit hätte formuliert werden können, verstanden hätte ich es trotzdem. Ich ahne zwar inzwischen hinter der Laurentina-Geschichte Zusammenhänge, frage mich aber trotzdem, ob der gewählte Weg zum Ergebnis der (für mich als Leser) passende war. Von dem erneuten Zusammentreffen Pouca Sortes mit dem Motorroller-Fahrer und der Eröffnung über die Hintergründe ganz zu schweigen. Was hat denn jetzt noch die IRA und Kinderpornographie darin zu suchen?


    Sämtliche der unzähligen Handlungsstränge verlaufen im Sande - stehen scheinbar losgelöst und für sich. Ich sehe es als einzelne Puzzleteile für das große gesamte Bild des südlicheren Afrikas. Letztendlich ist dieser Roman ein Sammelsurium aus Famileingeschichte, Politik, Kultur und auch der Einflüsse aus der Geschichte, die heute noch ihre Wirkung entfalten. Vielleicht ist es DAS Afrika, so wie es real ist mit all seinen Aspekten - seien sie positiv oder negativ. Einen anderen tiefergreifenden Sinn vermag ich nicht zu erkennen, für weitere Deutungen fehlt mir einfach die Kenntnis afrikanischer Befindlichkeiten (Geschichte, Kultur..).


    Ich bin mittlerweile fertig und konnte mich nicht wirklich mit diesem Roman anfreunden. Der äußere Rahmen des Musikstücks passt meines Erachtens nicht oder ich vermag einfach die Zusammenhänge nicht zu erkennen.
    Was aber bleibt, sind ein paar schöne Sätze wie zum Beispiel:


    Zitat


    Wahre Schönheit kann man nicht einfangen, nicht wiederholen und nicht voraussehen. Ein Regenbogen bleibt nur schön, wenn er ungezähmt bleibt.


    Und diese Party bei Orlando im „Real-Strang“? Das kam mir eher wie Namendropping vor, nur, daß außerhalb der portugiesischsprachigen Welt viele der Namen vermutlich keine sofortige Assoziation wachrufen, was den Effekt schon deutlich schmälert.


    Da bin ich ratlos, ich konnte zum Schluss immer weniger zwischen Realität und Fiktion unterscheiden, es sei denn, es war offensichtlich. Aber Du gibst dem Ganzen einen Namen. Ist das aber nicht auch ein typischer Aspekt "portugiesischer" Literatur? Bezieht man da nicht gerne die Prominenten der Vergangenheit und der Gegenwart ein - eine gewisse Art (National-)Stolz?

  • Geschafft!


    Nur leider weiß ich nicht so recht etwas damit anzufangen. Also wir kennen Pouca Sortes "Geheimnisse". Wir wissen um Bartolomeus Vaterschaften. Wir kennen die wahren Eltern von Laurentina. Mandume und Laurentina gehen wohl getrennte Wege, wie zu erwarten war. Spitzel und politische Verstrickungen überall, die ich aus Unkenntnis der afrikanischen Geschischte leider nur bedingt einordnen kann.
    Der "fiktive" Strange ist für mich noch mehr oder weniger nachvollziehbar - bei der realen Reise habe ich komplett abgeschaltet, hier kann ich für mich selbst überhaupt nichts zusammenfassen.


    Leider kann ich aus dem Buch auch nichts mitnehmen, es war ein Stückwerk von Einzelepisoden, bei denen ich bis zum Schluss Probleme hatte einige Namen zuzuordnen. Ich weiß nicht mal recht, wie ich das ganze bewerten soll - vllt. hat jääkaappirunous recht, ein Sammelsurium, welches diverse Facetten des südlichen Afrikas beschreibt. Ein Teil der Welt, der eben nicht geordnet und einfach zu durchschauen ist...


    Viele Grüße
    schokotimmi

  • Ich bin gestern abend auch noch fertig geworden, und ich muß sagen, daß mir das Ende geholfen hat. Nicht wegen der kleineren Auflösungen, die fand ich letztlich gar nicht mal so wichtig, sondern weil ich jetzt hinter den beiden Strängen, ihren Verknüpfungen und Parallelitäten einen tieferen Zusammenhang ahne, den ich aber noch nicht recht in Worte fassen kann. Es hat aber auf jeden Fall etwas mit den Verwerfungen in den berührten Ländern und den davon ausgelösten Brüchen in den Biographien zu tun. Wahrscheinlich wäre das einfacher, wenn Agualusa zwei, drei Themen weniger hineingepackt hätte. Mal sehen, ob mir das Dingfestmachen noch (besser) gelingt, wenn ich das ganze noch etwas sacken lasse. Ich glaube aber trotzdem schon sagen zu können, daß dieser Roman nicht an Agualusas Das Lachen des Geckos herankommen wird – egal, wie lange ich darüber nachdenke.


  • sondern weil ich jetzt hinter den beiden Strängen, ihren Verknüpfungen und Parallelitäten einen tieferen Zusammenhang ahne, den ich aber noch nicht recht in Worte fassen kann. Es hat aber auf jeden Fall etwas mit den Verwerfungen in den berührten Ländern und den davon ausgelösten Brüchen in den Biographien zu tun.


    Na da bin ich ja mal gespannt und hoffe auf 1 - 2 interessante und erläuternde Infos von dir. Aber mich beschleicht das Gefühl, dieses Buch kann man nur verstehen, wenn man sich mit portugiesischer und der Geschichte im südlichen Afrika etwas wenn nicht sogar besser auskennt.


    Ich bin ja schon froh gewesen über die Auflösungen bzgl. der einen oder anderen Person.


    Viele Grüße
    schokotimmi

  • Ich habe das Buch jetzt auch durch und hatte eigentlich nicht das Gefühl, dass alle Handlungsstränge im Sande verlaufen. Es war ja ohnehin keine sehr zusammenhängende Geschichte, bei der man jetzt ein geschlossenes Ende erwartet. Aber ich für mich habe das Gefühl, dass jeder von der fiktiven Reisegruppe etwas dazugelernt und über sich selbst erfahren hat. Und für jeden gibt es so irgendwie ein Ende oder einen neuen Anfang.
    Ich fand das Buch insgesamt eigentlich ganz interessant, aber manchmal etwas zu überladen mit Themen und etwas zu verworren mit den vielen Personen und den ganzen Ich-Erzählern. Warum Agualusa noch sich selbst und die "reale" Reise mit eingebaut hat, verstehe ich nicht. Gerade bei dem Handlungsstrang habe ich am wenigsten durchgeblickt. Am Anfang war es zwar nett, die fiktive und die reale Reise parallel ablaufen zu sehen, aber die Grenzen sind da ja immer mehr verschwommen und irgendwann konnte ich der realen Reise und den Zusammenhängen zwischen den Personen, die ja nur eine untergeordnete Rolle spielten, gar nicht mehr folgen.

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  • .. Wir kennen die wahren Eltern von Laurentina. ..


    Kennen wir die am Ende? Dann ist ja gut :breitgrins:
    Ich bin noch nicht ganz durch, aber mir ist inzwischen total fraglich, ob Faustino so unfruchtbar war, wie es immer heißt. Die Glaubwürdigkeit medizinischer Diagnosen hat Agualusa selbst ad absurdum geführt, als er von dem Blinden schrieb, der über nachlassendes Sehvermögen klagte. Ob Dutzende von Kindern nun von Faustino sind oder nicht, ist für mich angesichts der vorherigen Irreführung schon eine Frage, die sich gar nicht beantworten lässt.


    Ein paar Puzzlesteine fügen sich inzwischen zusammen. Aber es ist wie in einem großen Puzzle auch: Wer zwei Steine passend findet, hat deshalb noch lange kein Bild. Ich muss nicht mehr viele Seiten lesen, aber auch nach dem Fügen einzelner Teile macht das Lesen nicht mehr Spaß als zuvor.

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  • Die Glaubwürdigkeit medizinischer Diagnosen hat Agualusa selbst ad absurdum geführt, als er von dem Blinden schrieb, der über nachlassendes Sehvermögen klagte. Ob Dutzende von Kindern nun von Faustino sind oder nicht, ist für mich angesichts der vorherigen Irreführung schon eine Frage, die sich gar nicht beantworten lässt.


    Das ist ja auch ein interessanter Gedanke, dass du hier die Glaubwürdigkeit medizinischer Diagnosen in Frage stellst und somit auch Faustinos Unfruchtbarkeit. Vielleicht kannst du, nachdem du das Buch zu Ende gelesen hast, noch sagen, wie du die Frage um Laurentinas wahre Eltern dann einschätzt.

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  • Kennen wir die am Ende? Dann ist ja gut :breitgrins:


    Oh für mich steht es fest, natürlich man kann es auch anders sehen, aber es passt doch recht gut zusammen - der wahre Vater mit der falschen Mutter und dann sagt diese im Abschiedsbrief, dass sie nicht die richtige ist. Da versteht man doch auch warum der Vater nicht begeistert von der Reise ist, nun könnt ja der ganze Rest noch rauskommen.


    Aber gut, je länger das Buch zurück liegt umso verworrener habe ich es im Gedächtnis und wenn noch etwas mehr Zeit vergeht, ist vllt. doch nicht mehr alles so klar wie ich es mir zusammengebaut habe... :zwinker:


    Das ist ja auch ein interessanter Gedanke, dass du hier die Glaubwürdigkeit medizinischer Diagnosen in Frage stellst und somit auch Faustinos Unfruchtbarkeit. Vielleicht kannst du, nachdem du das Buch zu Ende gelesen hast, noch sagen, wie du die Frage um Laurentinas wahre Eltern dann einschätzt.


    Das würde mich allerdings auch interessieren, denn in diese Richtung hätte ich glaub ich nicht gedacht.


    Viele Grüße
    schokotimmi

  • Ja, das will ich gerne im Auge behalten. Zumal das für einen Menschen ein bewegendes Thema ist, wenn er weiß oder eben nicht weiß, wer seine Eltern sind. Für Laurentina ist die Frage sehr wichtig; für mich als Leser ist sie bisher ein Verwirrspiel.

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  • Geschafft!


    Wass die Eltern von Laurentina angeht, sieht es am Ende ganz danach aus, dass es Alima und Dario sind. Alles andere drumherum sind Verirrungen und Verwirrungen, die die Geschichte insgesamt rätselhaft gemacht haben, machen sollten. Ich vermute allerdings nicht, dass dieses Ergebnis nun das Fazit des Buchs ist; Agualusa ging es sicher um etwas anderes. Was dieses andere ist, ist mir allerdings nach wie vor schleierhaft.


    Es ist wie gehabt geblieben: Viele, viele Puzzlesteine, von denen einige zusammen passten, aber ein Gesamtbild fehlt mir völlig. Aldawen hat in ihrer Rezension geschrieben:


    Das ist ärgerlich, denn hätte sich Agualusa auf die Identitätsfragen konzentriert, die er in seinen vier Protagonisten angelegt hat, dann hätte es ein richtig spannendes Buch werden können. Schließlich bietet er schon verschiedene Positionen an: Mandume, angolanisch-stämmig, der seine Wurzeln negiert und sich ausschließlich als Portugiesen sieht, mit entsprechend „europäischem“ Blick auf das Heimatland seiner Eltern; Laurentina, auch in Portugal aufgewachsen und sozialisiert, aber mit einem vertieften Interesse daran, ihr afrikanisches Erbe wahrzunehmen, zu verstehen und für sich nutzbar zu machen; Bartolomeu, Angolaner mit Blick für sein Land, aber nicht davon frustriert; Pouca Sorte, mit weitgespannter Erfahrung auch aus anderen Ländern des südlichen Afrika, aber eher schulterzuckend alles betrachtend, was seine unmittelbaren Interessen nicht berührt.


    Da stimme ich auf alle Fälle zu. Vier interessante Personen. Und alles, was kommt, sind Fragmente dieser Persönlichkeiten und dessen, was sie erleben. Ich kann dieses Buch einfach nicht fassen. Am Ende bleibt eine junge Frau zurück, die ihre Eltern ein bisschen neu sortieren muss, ein armes Würstchen von Musiker, der zeitlebens betrogen wurde und zahlreiche Aspekte, die in einem Leben eine Rolle spielen können oder auch nicht.


    Ich habe auf Grund der Lesepausen, die ich wegen der Familie immer wieder machen musste, schon zwischenzeitlich Gelegenheit gehabt, die Geschichte etwas sacken zu lassen und bin bisher schon nicht schlau draus geworden. Aus den Resten, die ich heute gelesen habe, ergibt sich für mich auch kein neues Bild mehr. Wie gesagt, die Elternschaft Laurentinas scheint mir für das Buch an sich kein zentraler Punkt zu sein, deshalb ist die Auflösung am Ende zwar gut, aber sie formt mir kein kompletteres Bild als bisher.

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  • Ich habe mein Fazit im Thread bei "Sonstige Belletristik gezogen.
    Es ist für mich verworren geblieben und trotz einzelner Details, die sich gefunden haben, bleibt der Gesamteindruck chaotisch und unfertig. Als hätte ich ein Romanfragment gelesen, dass jemand gefunden und herausgegeben hat, ohne die richtige Sortierung und alle nötigen Unterlagen gefunden zu haben.

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