Jonathan Coe - Die ungeheuerliche Einsamkeit des Maxwell Sim

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    Autor: Jonathan Coe
    Titel: Die ungeheuerliche Einsamkeit des Maxwell Sim
    Originaltitel: The terrible privacy of Maxwell Sim (Viking Pengin Books, London)
    Erschienen: 2010, dva
    Seiten: 405, Hardcover


    Klappentext:
    Eine Wettfahrt zu den Shetlandinseln? Warum nicht: Maxwell weiß, dass es Zeit ist, sein Leben zu ändern, da kommt so ein kleines Abenteuer doch wie gerufen. Voller Hoffnung macht er sich mit Emma, seinem freundlichen Navigationsgerät auf den Weg - doch die Fahrt zum nördlichsten Punkt des Königreichs entwickelt sich mehr und mehr zu einer Reise in die dunkelsten Ecken seiner Vergangenheit.


    Mein Leseeindruck:
    Da haben wir ihn also, den Maxwell Sim, dessen ungeheuerliche Einsamkeit in ebenso großen wie geschwungenen Lettern auf dem Cover gleich dem Leser ins Auge fallen soll, aber gar nicht so im ersten Eindruck auf die tatsächliche Einsamkeit eines Mannes hinweisen könnte. Was steckt hinter dieser Einsamkeit des Maxwell Sim, die uns der Autor Jonathan Coe vermitteln will? Ein Kaufhausangestellter, der nach dem Weggang seiner Frau und Tochter noch einige Tage wacker durchhält, bevor ihn die Depression einholt und ihn vorübergehend bewegungsunfähig macht, der sich dann über Monate in einer Starre bewegt, dass er dem Arbeitsleben nicht mehr standhalten kann und mit Widerwillen gerade noch die Reise nach Sydney zu seinem Vater antritt, zu welchem auch nicht gerade ein berauschend gutes Verhältnis besteht, im Gegenteil: auch hier mehr Schweigen und Desinteresse, genau das, was Max in dieser Phase seines Lebens so gar nicht gebrauchen kann. Auf dem Rückweg vom warmen Australien ins kalte England nimmt diese Reise dann eine ganz besondere Wende, indem Max Menschen kennen lernt, die er unter anderen Umständen wahrscheinlich nie wahrgenommen hätte und ihm gleichzeitig die Augen öffnen, was tatsächlich bei ihm alles im Argen liegt. Dazu verhelfen" 70 Facebookfreunde, die seine Abwesenheit in keiner Weise registriert haben und Max entsprechend in ein leeres Facebook-Postfach guckt, als er nach Wochen heimkehrt, Outlook indes ist gefüllt mit diversen Spam-Mails, seine Tochter hat gar nicht daran gedacht, ihrem Vater mal wieder zu schreiben - und dann ist da noch Liz", Maxwells Pseudonym für eine Mütterwebsite im Internet, unter welchem Max sich eingeloggt hat, um auf diese Weise zumindest anonym den Kontakt zu seiner Exfrau aufrechtzuerhalten, nicht ahnend, wie schonungslos sie als angehende Autorin mit ihrer Ehe umgeht und darüber berichtet - in der dritten Person natürlich, um Objektivität zu wahren. Trevor, ein langjähriger Freund Max, ist dabei nur noch das i-Tüpfelchen auf dem Ganzen. Er will Max für sich als Zahnbürstenvertreter gewinnen und schickt ihn auf die Shetlandinseln...


    Ich fand das Buch recht interessant, weil ich mir durchaus vorstellen kann (und aus beruflicher Erfahrung auch weiß!), dass es sehr viele einsame Menschen gibt, denen es genau so geht wie Maxwell Sim. Okay, nicht alle verkaufen Zahnbürsten, aber viele von ihnen gucken in leere E-Mailfächer, auf nicht eingegangene Anrufe auf ihrem AB, warten vergeblich auf Post, die auch nur einen Hauch über Werbung hinausgeht und zumindest ansatzweise ein wenig persönlich an den Empfänger gerichtet ist... vergeblich. Dass Max auf dieser persönlichen Erkenntnisreise noch Bekanntschaften schließt mit recht unterschiedlichen Protagonisten, sein mitunter recht atypisches Verhalten in den entsprechenden Situationen mischt die ganze Geschichte um Maxwell Sim stellenweise sehr locker auf, ist stellenweise aber auch sehr sehr langatmig. Und trotzdem hat mir das Buch irgendwie gefallen - von der ersten bis zur letzten Seite. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb: ... in denen unsere Welt versagt, auf beklemmend lakonische Weise." Stimmt, dem kann man sich nur anschließen. Beklemmend ist zu erkennen, wie beklemmend tatsächlich viele Situationen sind und man für sich vielleicht hier und dort so manche Parallele findet oder jemanden kennt, auf den genau diese Situation zutreffen könnte.
    Diese Reise ist ein Abenteuer für sich aus vielen einzelnen kleinen Abenteuern, dessen Held sich erst im Laufe der Reise etablieren muss... wird es ihm gelingen? Was bleibt am Ende dieser eigenwilligen wie tiefsinnigen Reise?
    Lesen Sie selbst! Es lohnt sich.

  • Eine Reise zu sich selbst


    Maxwell Sim wurde im Alter von 48 Jahren von Frau und Tochter verlassen. Dies stürzte ihn in eine Depression. Er wurde von der Arbeit frei gestellt. Freunde hat er fast keine mehr. Die Mutter ist schon lange tot, der Vater lebt seit über 20 Jahren in Australien. Vater und Sohn haben keine besonders gute Beziehung. Maxwells Frau hatte vor ihrem Auszug noch ein Flugticket nach Australien organisiert, weil sie fand, dass Max sich mit seinem Vater aussöhnen sollte. Die Reise war jedoch in dieser Hinsicht ein Reinfall. Allerdings bittet der Vater ihn, ihm aus seiner Wohnung in England einen Ordner mit selbstverfassten Werken zu schicken. Auf dem Rückflug lernt Max die junge Poppy kennen. Sie gibt ihm die Geschichte von Donald Crowhurst zu lesen. Crowhurst hatte 1968 an einem Segelwettbewerb teilgenommen, war jedoch nie am Ziel angekommen. Als Max sich entscheiden muss, ob er in seine alte Arbeit zurückkehren will, wird ihm von seinem Freund Trevor ein neuer Job angeboten: er soll eine Reise zu den Shetland-Inseln machen und dort ökologisch einwandfreie Zahnbürsten verkaufen. Da ihn in Watford nichts hält, willigt er ein und macht sich auf diese abenteuerliche Reise. Begleitet wird er dabei von den Gedanken an Donald Crowhurst, mit dem er sich immer mehr identifiziert und Emma, seinem Navi. Diesen beiden vertraut er sich an. Mit ihnen spricht er während der Fahrt, es ist ja auch sonst niemand da. Max unterbricht die Reise, um frühere Bekannte und seine Frau und Tochter zu besuchen, was seine Einsamkeit aber nur noch erdrückender macht. Durch diese Begegnungen werden einige Ereignisse aus Max‘ Leben wieder in sein Bewusstsein gerückt, obwohl er sie lieber ganz vergessen würde. In den Unterlagen seines Vaters findet er schließlich wichtige Hinweise über seinen Vater und auch über sich selbst. Und so fügen sich schließlich nach und nach alle Puzzleteile zu einem Ganzen, und es wird Max und dem Leser klar, wie es dazu kam, dass Max so ist wie er ist.


    Jonathan Coe erzählt die Geschichte von Max als Ich-Erzählung. Eingestreut sind verschiedene Kurzgeschichten in der 3. Person, die für den Verlauf der Handlung sehr wichtig sind. Dabei wird der Leser immer wieder direkt angesprochen, was eine gewisse Distanz herstellt, da klar gemacht wird, dass der Leser außerhalb der Geschichte steht und kein Teil von ihr ist. Das ist auch gut so, sonst würden wir alle selbst in stumpfsinnige Depressionen verfallen, nachdem wir dieses Buch gelesen haben. Die Einsamkeit des Max ist so raumgreifend und so plastisch dargestellt, dass es fast ein bisschen schwer fällt, sich nicht anstecken zu lassen. Dabei kommen auch eine gehörige Portion Ironie, Sarkasmus und stellenweise feiner britischer Humor zum Einsatz, was das Buch trotz des ernsten Themas zu einem Lesevergnügen macht. Es ist kein schnelles Buch, eher ein leises. Es lebt von detaillierten Beschreibungen, nicht von Dialogen. Stellenweise erscheint es ein ganz klein wenig langatmig, aber im Ganzen gesehen ist es eine runde Sache.


    4ratten

  • Inhalt:


    Maxwell Sim wurde mit 48 Jahren von seiner Frau samt Tochter verlassen. Jedoch erhielt er sechs Monate nachdem dies passiert war ein Flugticket nach Australien zu seinem Vater, welches sie ihm noch gebucht hatte. Nach seinem Besuch
    in Australien ist die Beziehung zwischen Max und seinem Vater, die von jeher nicht die beste war, immer noch nicht besser geworden und Max kehrt zum einen noch immer depressiv und niedergeschlagen nach London zurück. Jedoch hat er kurz vor seiner Abreise eine Frau mit ihrer Tochter Karten spielen sehen und wurde von dieser Zwischenmenschlichenbeziehung sehr beeindruckt.
    Auf seiner Rückreise trifft Maxwell schon die unterschiedlichsten interessanten Personen und nachdem er wieder nach England zurück gekehrt ist, wird er von einem seiner ältesten Freunde dazu animiert für die Firma in welcher dieser arbeitet, eine Reise bis zu den Shettlandinseln zu machen um dort Zahnbürsten zu verkaufen. Max nimmt diese neue Herausforderung sehr ambitioniert um damit seinem alten Leben und vor allem den Erinnerungen daran, dass seine Ehe gescheitert ist, zu entkommen.
    Anstatt sich jedoch auf direkten Weg zu den Shattlandinseln zu machen, beginnt Max seine Reise schon mit einem Umweg und dieser wird immer länger und zeitintensiver. Während dieses Umwegs begegnet er wiederum vielen verschiedenen interessanten Leuten und zudem entwickelt er eine sehr intensive Beziehung zu dem Navi seines Autos, welches er auf den Namen Emma getauft hat.
    Während seiner Reise lernt Max viel über sich, seine Geschichte und seine mitmenschen und vor allem sehr viel, mit dem nicht unbedingt zu rechnen war.


    Meinung:


    Ich muss ehrlich gestehen, dass ich das Buch zwar recht schnell gelesen habe, nachdem ich es endlich angefangen habe, jedoch muss ich auch sagen, dass es weniger daran lag, dass ich es besonders fesselnd fand oder auch sehr toll. Es lag eher daran, dass ich einfach endlich mit dem Buch fertig werden sollte.
    Vollkommen schlecht ist das Buch jedoch auch nicht, jedoch hat es mich an einigen Stellen doch schon sehr erschöpft. ich muss gestehn, dass die kleinen Geschichten, die in die eigentlich Handlung eingefügt sind, mir das durchlesen eher ein wenig erleichtert haben, weil ich sonst, bie den vielen depressiven Anfällen oder ähnlichem von Maxwell wohl durchgedreht wäre.
    Der Schreibstil des Romans ist meiner Meinung nach recht gewöhnungsbedürftig, da der Autor irgendwie schreibt, als sei er selbst Maxwell und dann doch wieder nicht, was mich doch ein wenig verwirrt. Auch gebe ich ehrlich zu, dass es mir nicht sonderlich gefällt, wenn ein Autor über seine Fähigkeit zu Schreiben schreibt, wie es in diesem Buch an Stellen, an denen er z.B. unter dem Deckmantel Max würde das so sagen, erwähnt, dass er nicht gut Menschen beschreiben kann. Insbesondere fand ich das sehr irritierend, aufgrund dem zuvor erwähnten Punkt der Verwirrung, wie er uns nun sagen will, wer das Buch geschrieben hat.
    Alles in allem muss ich sagen, dass das Buch zum einmaligen Lesen in Ordnung war, ich es aber keinem empfehlen würde es zu lesen, außer ich wäre mir mehr als sicher, dass derjenige auf solche doch eher eigenartigen Romane steht.


    2ratten

  • Meine Meinung:
    Maxwell Sim ist einsam, einsamer als jeder Mensch um herum. Da der Roman aus seiner Sicht erzählt wird, entsteht dieser Eindruck sehr schnell. Er befindet sich in einer Lebenskrise, einschneidende Erlebnisse haben sein Leben komplett auf den Kopf gestellt. Wer würde da nicht grübeln und vielleicht sogar mit einer Depression reagieren? Maxwells Probleme sind auf den ersten Blick harmlos, aber bei genauerem hinsehen erkennt man das er wirklich traurig ist und das diese Traurigkeit tief aus seinem inneren kommt. Ich Glaube fast das man das sogar nur dann wirklich verstehen kann, wenn man selbst so eine Traurigkeit schon einmal gespürt hat. Eine Traurigkeit die keiner erklären kann, am wenigstens man selbst.
    Jonathan Coe schreibt sehr einfühlsam über einen Mann, der irgendwie auf der Suche nach seinem inneren Gleichgewicht ist, aber eigentlich gar nicht weiß wo er überhaupt anfangen soll.


    Letztendlich führt eins Zum anderen und Maxwell befindet sich mitten in seiner eigenen Geschichte. Mir hat diese Geschichte gefallen, der Roman ist ein bissl wie ein Roadmovie aufgezogen. Maxwell begegnet den verschiedensten Menschen und ist doch irgendwie immer allein. Selbst dann wenn er mitten im Getümmel ist. Trotzdem er verändert sich und erkennt das er vielleicht doch nicht so allein ist wie er sich immer wieder gefühlt hat. Ich denke diese Erkenntnis konnte er nur durch diese Reise erlangen. Ohne sie wäre es ihm nicht möglich gewesen. Streckenweise liest es sich dann aber auch fast wie ein Märchen. Da passen dann doch ein paar Dinge zu perfekt zusammen. Natürlich ist das im Rahmen des Romans legitim, aber irgendwie hätte ich mir hi und da etwas mehr Sperrigkeit gewünscht. Das hätte für mich das Ganze etwas runder Erscheinen lassen. Auch das aller letzte Kapitel war irgendwie ein wenig überflüssig. Ich hätte es besser gefunden wenn es nicht dagewesen wäre. Der eigentliche Schluss (für mich) war sehr passend und so hat der Autor für mich doch irgendwie etwas wieder kaputt gemacht. Sein Spiel damit das der Roman Fiktion ist und nur eine in sich eigene Wahrheit hat (ha ha Literaturwissenschaft lässt grüßen ;) ) das weiß man als Leser auch so... :rollen:
    Aber gut, letztendlich mochte ich Maxwell und seine Reise zu sich selbst wie gesagt, vor allem weil er als Figur sehr echt war und der Autor seine psychische Verfassung sehr lebendig wieder gegeben hat. Vielleiht sollte man den Roman nicht unbedingt lesen wenn man solche eher traurigen Figuren nicht mag, aber es ist nicht so als ob der Roman total negativ und ohne Hoffnung endet. Es ist ein Licht am Ende. Auch diese Wandlung gelingt Coe sehr schön.


    Fazit: Zunächst hat man das Gefühl es könnte trauriger gar nicht werden, aber Maxwell Sims Reise ist auch voller Humor und einfach menschlich. Für mich wirklich ein schönes Kleines Dezemberhiglight :)


    4ratten

  • Maxwell Sim könnte man getrost als Loser bezeichnen. Mit 48 hat er Frau und Tochter durch Scheidung verloren und ist kurz davor, aufgrund der Depression, in die ihn die Trennung gestürzt hat, auch noch seinen Job loszuwerden. Die Reise nach Australien, die eigentlich die Aussöhnung mit dem Vater, dem er sich nie wirklich nahe gefühlt hat, zum Ziel hatte, war ebenfalls kein großer Erfolg, und als er nach zwei Monaten Abwesenheit nach Hause zurückkehrt, erwarten ihn in seinem Posteingang zwar über hundert E-Mails, aber dabei handelt es sich nur um Spam.


    Halt - nicht nur: eine einzige Mail ist von einem Menschen, der sowas wie ein Freund ist. Trevor arbeitet bei einem kleinen Unternehmen, das seine innovativen, nachhaltigen, umweltfreundlichen Holzzahnbürsten an den Mann bringen will und gerade eine große Werbeaktion startet, bei der vier Vertreter in die jeweils vier entlegensten Ecken des Vereinigten Königreichs entsandt werden, natürlich mit einer Menge Zahnbürsten im Kofferraum. Wie das Schicksal es will, sucht die Firma noch einen Fahrer - da hat Trevor doch gleich an seinen alten Kumpel Max gedacht.


    Und so macht sich Maxwell Sim auf den Weg und fühlt sich dabei ein bisschen wie der Segler Donald Crowhurst, dessen fehlgeschlagener Versuch, alleine die Welt zu umsegeln, ihn ziemlich fasziniert. Seine einzige Begleiterin auf der langen Fahrt ist dabei Emma, wie er das Navigationssystem seines geliehenen Autos getauft hat, doch unterwegs trifft er einige Menschen wieder, die ihm wichtig sind oder waren, und wird immer wieder mit seiner eigenen Lebensgeschichte konfrontiert, auch mit den Dingen, die er eigentlich schon längst vergessen oder verdrängt hatte.


    Obwohl Maxwell Sim erst einmal wie ein perspektivloser Verlierer erscheint, hat mich seine Geschichte doch ziemlich schnell in ihren Bann gezogen, nicht zuletzt wegen einiger skurriler Erlebnisse, die er auf dem Heimflug von Australien im Flieger hat. Die missglückte Weltumseglung des Donald Crowhurst wird als eigenes kleines Kapitel in die Haupthandlung eingeschoben, wie auch ein paar Ausflüge in Max' Vergangenheit, die jeweils aus der Sicht anderer Figuren erzählt werden. Das bietet angenehme Abwechslung von Max' Tour in Richtung Schottland, die mehr und mehr zum Selbstfindungstrip und zur Auseinandersetzung mit vergangenen Enttäuschungen, Schuldgefühlen und überhaupt seiner eigenen Familienhistorie wird.


    Den Mix aus Maxwells teils wirklich trauriger Geschichte, skurrilen Begebenheiten und kaum verhohlener Kritik an der Geschäfts- und Finanzwelt (das Buch spielt im Wirtschaftskrisenjahr 2009) hat Coe hervorragend hinbekommen. Nur mit dem Ende bin ich nicht so ganz glücklich bzw. noch nicht zu dem Schluss gekommen, ob es nun ein Geniestreich oder eine Enttäuschung oder irgendwas dazwischen ist.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich auch (zumal mich der gleiche Kniff kürzlich schon bei einem anderen Buch geärgert hat ...) Im ersten Moment fand ich es zwar positiv überraschend, aber dann dachte ich mir eher "WTF" :breitgrins:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich kann mich einfach nicht entscheiden, ob mir das Buch nun gefallen hat oder nicht.


    Maxwell scheint der geborene Verlierer zu sein. Freund weg, Frau und Kind weg, Job weg. Der Vater will nichts von ihm wissen und er verarbeitet gerade noch seine Depression. Er lebt in einer Welt, in der Kontaktaufnahme einfach ist, aber er, Maxwell, schafft es trotzdem nicht ein Teil der sozialen Vernetzung zu werden.

    Mich wunderte das bald schon nicht mehr. Nur auf sich fixiert, geht er auf seine Mitmenschen nicht ein. Ob es nun der Mann im Flugzeug ist, dessen Tod er gar nicht registriert, weil er in man könnte schon fast sagen "zu Tode gequatscht" hat; oder Poppy, die es nun wirklich gut mit ihm meint und er alles falsch deutet. Im Verlauf der Geschichte erzählt Maxwell immer mehr Episoden aus seinem Leben, bei denen seine Ichbezogenheit zu Tage kommt.


    Maxwell Sim verkörpert die Menschen, von denen es sicher nicht wenige gibt, die einfach ihr Leben so dahin leben und nicht begreifen, dass man an diesem Leben auch mal arbeiten kann, um geliebt zu werden, um Freunde zu habe, um Freude am Leben zu haben. Interessenlos dümpelt sein Leben vor sich hin, statt zu reden oder gar mal zu handeln, jammert er lieber und sieht sich in Crowhurst widergespiegelt.


    Für alles macht er seinen Vater verantwortlich, aber das kann keine Ausrede für den Rest seines Lebens sein. Sicher ist ein Teil seines Verhaltens auf seinen Vater zurück zu führen und ich fand es gut, dass Coe die Beweggründe des Vaters offen legte.

    Diese eingeschobenen Geschichten lockerten das Buch immer wieder auf und vertieften das Verständnis für die jeweiligen Situationen.

    Maxwells Probleme hatten nichts mit der Wirtschaftskrise zu tun. Ich fand seinen Arbeitgeber sogar sehr entgegenkommend. Sein verkorkstes Leben hat er mit auf die Reise genommen und im Gegensatz zu Crowhurst endete seine wesentlich positiver.


    Die Holzzahnbürsten mit auswechselbarem Kopf und den oft erwähnten Toyota Prius, inklusiver der Promotion-Tour, verbuche als satirischen Seitenhieb Coes auf unsere Öko-Welle, die uns vorgaukelt wie umweltbewusst auch Luxus sein kann, wenn man nicht hinter die Kulissen linst.


    Wenn es der Autor damit belassen hätte, wäre ich zufrieden gewesen. Das letzte Kapitel lässt mich immer noch unschlüssig zurück. So zwischen "Ja, klar, genau so ist es halt mit Romanfiguren" und "Das ist grausam, unmenschlich, jetzt endet es mit dem Titel des Buches".

    Zitat

    Aber die Geschichte ist zu Ende, Max. Einfach so.

    Diese Aussage hat mich echt getroffen. Ich war darüber so entsetzt, desillusioniert, dass ich erst mal keine Lust mehr zu lesen verspürte.


    Sollte mir noch mal ein Buch dieses Autors über den Weg laufen, werde ich es noch mal mit ihm versuchen.