Gillian Flynn - Finstere Orte

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 1.179 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von goat.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Originaltitel: Dark Places


    Sie war sieben, als sie in die kalte Nacht hinauslief und sich versteckte. Als ihre Mutter und ihre beiden Schwestern umgebracht wurden. Als ihre Zeugenaussage ihren Bruder für immer hinter Gitter brachte. Jetzt, 24 Jahre später, ist aus Libby Day eine einsame Frau geworden. Doch inzwischen gibt es Leute, die an der Schuld ihres Bruders zweifeln. Libby muss noch einmal ihre Vergangenheit aufrollen: Ihre Erinnerungen bringen sie in Lebensgefahr - so wie damals.


    Libby hatte in ihrer Kindheit ein traumatisches Erlebnis. Ihre beiden Schwestern und ihre Mutter wurden eines Nachts brutal ermordet und ihre Aussage brachte ihren halbwüchsigen großen Bruder Ben als Täter ins Gefängnis. 25 Jahre später ist sie pleite, als eine Art „Fan-Club“, eine Gruppe von Leuten, die sich für außergewöhnliche Morde interessiert, sie dazu bringt, ihre Aussage von damals in Zweifel zu ziehen. Zunächst widerwillig, aber dann von Neugier gepackt, versucht sie herauszufinden, was in der Nacht damals wirklich geschah.


    Die Erzählung wechselt Kapitelweise zwischen dem Heute und dem Tag der Morde, wobei die aktuellen Kapitel aus Libbys Sicht geschrieben sind und die in der Vergangenheit abwechselnd aus Bens Perspektive und der der Mutter der beiden. Auf diese Weise erfährt man als Leser deutlich mehr über die wahren Hintergründe als Libby sich so zusammenreimen kann. Die Auflösung der ganzen Angelegenheit ist in sich generell schlüssig, wirkt aber trotz allem ziemlich konstruiert. Am meisten gestört hat mich eigentlich, dass die Autorin, nachdem in der Heute-Schiene eigentlich die ganze Zeit relativ wenig passiert ist, dann ein actionreiches Finale eingebaut hat, was meiner Meinung nach einfach nicht zum bisherigen Tonfall der Geschichte passte.


    Das Buch wird von der Figur der Libby dominiert, die allerdings ein eher unsympathischer Charakter ist. Libby ist eine vollkommen kaputte Persönlichkeit. Ich bin hin- und hergerissen zwischen Mitleid und dem Gedanken, dass die dusselige Kuh sich ja endlich mal zusammenreißen könnte - sich einen Job suchen beispielsweise. Wenn man sich die Mutter so anschaut, wird meiner Meinung nach allerdings schon deutlich, dass die Disposition zur Depression wohl auch in der Familie liegt – Libbys eigenes Urteil, dass ihre Familie nicht so ganz normal ist, kann man da leider nur zustimmen. Das Ende ist dann in gewisser Weise versöhnlich, ein Schritt in die Normalität für alle Beteiligten.


    Der Klappentext, aufgrund dessen ich das Buch lesen wollte, verspricht mehr Action als das Buch hält. Das muss ja nicht schlecht sein, in diesem Fall war mir aber die ganze Geschichte einfach zu negativ, als dass mir das Buch so wirklich hätte gefallen können. So gibt es trotz einiger interessanter Bestandteile nur eine mittelmäßige Note.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Die Autorin scheint ein Faible für kaputte Typen zu haben, die Hauptfigur in "Cry Baby" war auch ganz schön "mitgenommen" - so wie sie dargestellt war, wurde mir das auch manchmal zuviel.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Meine Meinung:


    24 Jahre nachdem Libby Day ihren eigenen Bruder mit ihrer Aussage ins Gefängnis gebracht hat, muss Libby sich wieder mit der Vergangenheit auseinandersetzen. Geldsorgen und ihr Leben, welches völlig aus den Fugen geraten ist, zwingen sie dazu. Zum ersten Mal kommen ihr Zweifel, ob ihr Bruder zu Recht im Gefängnis sitzt, denn schließlich hat sie die Morde nur mit angehört und nicht gesehen.
    Auf eigene Faust beginnt sie Nachforschungen anzustellen und gerät bald darauf in Gefahr.


    Hervorheben möchte ich das tolle Cover, was wirklich ausgezeichnet zum Buch passt. Zu sehen ist eine dunkle Tür mit einem Vorhängeschloss. Sowohl das Vorhängeschloss als auch der Name der Autorin und der Titel des Buches lässt sich mit den Fingern ertasten. Aber nun meine Meinung zum Buch:


    Stellenweise habe ich mich mit "Finstere Orte" etwas schwergetan, weil mir Libby gleich auf Anhieb unsympathisch war. Das hat sich im Verlauf der Geschichte leider nicht geändert. Da es im Buch immer wieder Rückblenden gibt, die ein paar Tage vor der Tat und am Tattag selber spielen, lernt der Leser nach und nach Libbys Familie kennen. Oft habe ich das Verhalten von Libbys Mutter gegenüber ihren Kindern nicht ganz nachvollziehen könnnen. Der Verfall dieser Familie hat mich stark berührt und auch fassungslos gemacht. Ich hatte beim Lesen permanent ein beklemmendes und bedrückendes Gefühl.
    Auch die anderen Figuren haben mich eher abgeschreckt, als dass ich mit ihnen fühlen konnte. Vielleicht war das von der Autorin ja auch so beabsichtigt.


    Trotz einiger Längen konnte ich das Buch nicht zur Seite legen. Ich musste unbedingt wissen, ob Ben nun tatsächlich der Mörder war oder nicht. Auch wenn die Spannung stellenweise etwas gelitten hat, so hat Gillian Flynn zum Ende hin nochmal sämtliche Geschütze aufgefahren, die nötig waren, um das Genre Thriller zu rechtfertigen. Von mir gibt es vier Ratten.


    4ratten

    Wer lesen will, der liest, und jedes Buch wird gefunden von dem, der es sucht.<br />(Eduard Engel)