Irene Pepperberg - Alex & Me. How a Scientist and a Parrot Discovered a World...

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 3.766 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Susan.

  • [size=11pt]Irene Pepperberg – Alex & Me. How a Scientist and a Parrot Discovered a Hidden World of Animal Intelligence – and Formed a Deep Bond in the Process[/size]
    2008
    (dt. Alex und ich. Die einzigartige Freundschaft zwischen einer Harvard-Forscherin und dem schlausten Vogel der Welt, 2009)


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    Ein Wellensittich war der erste Vogel, den Irene Pepperberg im Alter von vier Jahren bekam, und er weckte ihre Leidenschaft und das Interesse an diesen Tieren und war der Auslöser dafür, dass sie sich nicht nur zu ihrem Privatvergnügen damit beschäftigte. Ihre berufliche Karriere nahm allerdings einen anderen Anfang. Bereits sehr jung begann Irene mit einem Chemiestudium, aber nach dem Abschluss ließen sie mangelnde Berufsaussichten einen anderen Weg in Richtung Biologie einschlagen. Sie beschloss, sich mit der Kommunikationsfähigkeit von Vögeln zu beschäftigen. Alex, ein afrikanischer Graupapagei, kam im Alter von einem Jahr zu Irene, und ihre Studien zeigten schon bald kleine Erfolge.


    Obwohl das Gehirn eines Graupapageien nur etwa die Größe einer Walnuss hat, vermag er Farben, Formen, Materialien und Mengen zu unterscheiden, und durch Besonderheiten im Stimmapparat ist er in der Lage, Laute zu bilden und sich verbal mitzuteilen, und zwar ganz bewusst und nicht nur als Nachahmung. Durch jahrelanges Training und besondere Trainingsmethoden gelang es Irene und ihren Mitarbeitern, ungeahnte Fähigkeiten bei Alex freizusetzen. Ebenso lange dauerte es, bis diese Erfolge von Experten international zur Kenntnis genommen und als Pionierleistung auf dem Gebiet der Kommunikation mit Tieren anerkannt wurden.


    Irene Pepperberg erzählt in ihrem Buch von ihrem ständigen Kampf um finanzielle Zuschüsse und die Anerkennung ihrer Leistungen in Fachkreisen, aber im Mittelpunkt stehen ihre Forschungen, die Trainingsmethoden und der Alltag mit Alex. Papageien lieben und brauchen ständige Aufmerksamkeit, um ihr Potential zu entfalten, und Alex stand gerne im Mittelpunkt. Durch die tägliche intensive Arbeit erlangte er nach Einschätzung von Fachleuten geistige Fähigkeiten vom Niveau eines fünfjährigen Kindes. Seine Sprachfertigkeiten waren ebenfalls sehr ausgeprägt. Sein Sprachschatz betrug etwa 200 Wörter, die er bewusst einsetzen konnte, und weitere 300 Worte, deren Sinn er verstand. In späteren Jahren löste er laut Pepperberg auch leichte Additionsaufgaben, was aber von Wissenschaftlern bezweifelt wird.


    Alex starb 2007 überraschend mit 31 Jahren, einem für einen Graupapagei verhältnismäßig jungen Alter. Seine letzten Worte waren: „You be good. I love you.”


    Alex auf Youtube


    5ratten

  • Habe das Buch auch gelesen und war hin und her gerissen.
    Einerseits erzääääählt Pepperberg ihre Lebensgeschichte.
    Chronologisch.
    Das ist oft etwas langweilig und man fängt an zu blättern.


    Andererseits fehlt mir ein bisschen in der Rückschau die kritische Betrachtung:
    Der Vogel wird erst alleine gehalten, darf sich oft nicht ausruhen, wird zum Weiter- und Richitgmachen, gerade vor Kameras gedrängt.


    Eine berührende Szene, als sie ihn isoliert (in einen leeren Raum) bringt, weil er wiederholt etwas falsch sagt, und er dann aus dem Raum die richtige Antwort ruft, verbunden mit "I am sorry"!
    Überlegungen, dass dies vielleicht zu viel für den Vogel war und er etwas mehr Abwechslung gebraucht hätte, dass sich durch die ersten falschen Antworten auch Überforerung oder Langeweile hätten zeigen können, finden leider nicht statt.


    Zwar tut Frau Pepperberg alles Mögliche für ihren Alex, denkt auch an ihn, aber scheinbar selten über ihn nach, nimmt eigentlich nie seine Perspektive ein (allein im Labor, muss "arbeiten", um Aufmerksamkeit zu bekommen, wird gedrängt, schneller, besser zu werden, wenig Flugraum usw.
    ICh hatte das GEfühl. dass Durchbrüche wie das Buchstabieren, zwar von den Forschern untereinander gewürdigt wurden, aber dem Vogel dazu kein ausreichendes Feeback gegeben wurde.
    Die Freude, die man hat, wenn das Haustier kreaitv wird, teilt man diesem doch mit, dann wird es noch kreativer.


    Mir stellte sich auch die Frage, warum denn kein Weibchen dazu kommen konnte (artgerecht und "statistisch" vielleicht interessant - wäre der Spracherwerb da anders verlaufen? Zumindest in den Anfängen des Experiments doch sicher eine legitime Frage!).


    Viele der beschriebenen Szenen, die man teils auch auf youtube noch sehen kann, machten mich eher traurig, die wiederholten "want a nut"-Ausrufe z.B., die Versuche des Vogels, "witzig" zu sein, die ignoriert wurden.
    Ein Vogel mit sehr wenig Freizeit.
    Wenn man heute mit Vögeln, auch Graupapageien, clickert, soll man das nur 5 Minuten tun, und dann ein paar Stunden Pause machen, den Vogel nicht überfordern.
    Diese Vorgaben wurden bei Alex scheinbar, dem Buch zufolge, gnadenlos überschritten.
    Für mich liest es sich stellenweise wie ein Auf und Ab von Überforderung (lange "Arbeitszeiten", wenig "Freizeitangeboten" und "Freizeiten" sowie "Urlaub") und Unterforderung (bei Demonstrationen endlose Wiederholung, das Ganze auch noch - für den Vogel - unerklärterweise ohne Belohnung).


    Ich habe schon Interesse, auch mal das "wissenschaftliche" Buch dazu, "The Alex Studies" zu lesen.
    Sicher hat das Experiemnt auf jeden Fall auch die Sicht auf Heimvögel & ihre Intelligenz, damit auch den Umgang mit ihnen, verändert und verbessert.
    Schade dann, wenn man liest, dass der Vorreiter wenige "Papageienrechte" hatte, also wenige seiner Ansprüche an ein Papageienleben, wie echter Partner (Weibchen),viel Freiflug und Abwechslung, sowie Freizeiten hatte.
    Washoe, die Schimpansin, die zur gleichen Zeit "unterrichtet" wurde, hatte da deutlich mehr, wenn auch erst später mit Partnern, dafür aber richtigen (Männchen, Gruppe, später durfte sie Mutter werden).


    (Quelle Roger Fouts: Next of kin)

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    Wäre das nicht auch bei Alex interessant gewesen, ob er seine erlernte Sprache an seine Nachkommen weitergegeben hätte?
    Es hätte sein Leben bestimmt erfüllter gemacht, eine Partnerin und die Möglichkeit, "Papa" zu werden, zu bekommen.


    LG von
    Susan

  • Hallo Susan,


    ich hatte nie einen Graupapagei und kenne auch nur einen, den frühere Bekannte von mir besaßen. Er war auch ein Einzeltier und brauchte tagsüber ständig Beschäftigung und die Aufmerksamkeit seiner Besitzer. Wenn er nicht aktiv sein konnte, wurde er manchmal richtiggehend aggressiv. Damals ist mir klar geworden, dass Papageien nur im Doppelpack gehalten werden sollten.


    In Pepperbergs Buch wurde beschrieben, dass Alex sich gerne in den Mittelpunkt setzte und Aufmerksamkeit forderte oder dass es Zeiten gab, in denen er die Mitarbeit verweigerte und man ihn dann auch in Ruhe ließ. Kann man nicht davon ausgehen, dass er sich ständig verweigert hätte, wenn ihn die "Arbeit" überfordert hätte? Stattdessen ist er einer von wenigen Papageien, deren Potenzial richtig zum Vorschein kam. Wenn Irene Pepperberg den Vogel so wenig artgerecht gehalten hätte, wären sicher die Tierschützer auf die Barrikaden gegangen. Alex hatte noch zwei "Kollegen", ab wann sie allerdings dazukamen, weiß ich nicht mehr. Bezüglich des Freifluges gebe ich dir recht, davon war wirklich sehr wenig die Rede.


    Grüße
    Doris

  • Hallo Doris,
    das waren ja noch andere Zeiten, als Einzelhaltung etc noch eher akzeptiert war.
    Die beiden anderen, Warren und Griffin, kamen erst in den 90ern hinzu, glaube ich (oder Warren sogar noch später).


    Alex hatte ja wenig Möglichkeit zur absoluten Verweigerung, weil alles von den Menschen abhing: Futter/ Leckerlis (die Belohnungsnüsse), Kommunikation und Beschäftigung.
    Er *musste* sich ja irgendwie ausleben, so weit es möglich war, und das war sehr von der Kooperation der Menschen abhängig.


    Ich verstehe auch, dass es eine andere Zeit war, das man HEUTE vieles anders sieht, was man damals noch nicht wusste/ bedachte.


    Allerdings fand ich beim Lesen des Buches, dass es Szenen gab, in denen der Vogel regelrecht um Aufmerksamkeit gebettelt hat, aber ignoriert wurde.
    Ich empfand das so, als ob man ein kleines Kind alleine unterrichtet, und immer, wenn es mal einen alterstypischen Spaß macht, wortlos den Raum verlässt, bis es sich wieder "benimmt".
    Bei Interesse schau mal dieses Video an.
    Dort erzählt jemand auch davon, dass seine Vögel genauso mit ihm kommunizieren, ohne geplantes Training, ohne Privilegienentzug wie Alleinelassen.


    LG von
    Susan


  • Alex hatte ja wenig Möglichkeit zur absoluten Verweigerung, weil alles von den Menschen abhing


    Geht das nicht fast allen Haustieren so?



    Ich verstehe auch, dass es eine andere Zeit war, das man HEUTE vieles anders sieht, was man damals noch nicht wusste/ bedachte.


    Absolut richtig. Aber man verdankt nicht zuletzt Leuten wie Irene Pepperberg, dass das Verständnis gegenüber dem Verhalten von Tieren zunimmt. Sie war auf diesem Gebiet eine Pionierin, musste quasi bei Null anfangen und hat im Lauf der Zeit auch dazugelernt.


    Danke für den Tipp mit dem Video! Ann Castro war mir bislang nur von den Clickerbüchern ein Begriff. Als durchschnittliche Lebenserwartung von Graupapageien, die als Haustiere gehalten werden, gibt sie eine Spanne von 10 - 15 Jahren an. Da liegt Alex mit seinen 31 Jahren deutlich darüber, was für Pepperbergs Haltungsmethoden spricht. Leider stoppt der Videoclip schon nach 6 von angegebenen 14 Minuten, aber ich habe entdeckt, dass es auf Youtube auch noch etwas von Ann Castro zu sehen gibt.


    Das Clickertraining finde ich faszinierend, auch für andere Tiere. Weißt du, wie lange es das schon gibt?


    Grüße
    Doris

  • Hallo Doris,
    für das Clickertraining bin ich Hobby-Expertin.
    Habe da sogar einen Blog drüber laufen. :zwinker:


    Das Clickertraining leitet sich ja von der operanten Konditionierung nach Skinner ab, der so in den 30er Jahren des 20. Jhd. mit dem Lernverhalten der Tiere bei der operanten Konditioiung experiementiert hat.


    Die erste große Anwendung Richtung Clickertraining fand meines Wissens in den 60er Jahren im Sea Life Park auf Hawaii statt:
    Ein interessanter Bericht findet sich in Karen Pryor: "Lads before the wind. Diary of a dolphin trainer"


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    Dort wird ein sehr interessantes Verhalten zweier Delfine angesprochen, auf das meines Wissens später nur noch selten und spärlich eingegangen wurde:
    Nachdem man mit den Delfinen regulär "geclickert" hatte - damals hieß das ja noch nicht so - wollte Frau Pryor ein Experiment machen.
    Sie nahm Fleckendelfine, die vorher regelmäßig trainiert worden waren, ließ sie - einzeln - zu den Showzeiten wie gewohnt ins Showbecken, und gab dann keinen Befehl.
    Alles, was die Delfine neu machten, sollte "geclickt" (gepfiffen) werden.
    Am ersten Tag warf sich Malia , eine der Delfine, seitlich ins Wasser, ein Zeichen von Ärger.
    Das wurde geclickt.
    Dann wurde nach und nach alles geclickt, das neu war (nicht in den vorherigen Shows gezeigt worden war), bis sie alle natürlichen und erlernten Verhaltensweisen gezeigt hatte.
    Danach war länger Zeit wieder Flaute, aber dann wurde Malia richtig kreaitv:
    Sie hatte sich scheinbar nachts in ihrem kleinen Schlafbecken etwas ausgedacht, war morgens ganz aufgeregt und schwamm dann im Showbecken sofort sehr schnell mehrere Runden, drehte sich auf den Rücken und glitt "ohne Hände", wie Karen Pryor es ausdrückte, durchs Becken.
    Danach war der Bann gebrochen und sie dachte sich zahlreiche neue Varianten aus.
    Die andere Schülerin, mit der so etwas gemacht wurde, Hou, auch ein (wildgefangener) Fleckendelfin wie Malia, nahm an dem gleichen Experiment teil, konnte sich auch etwas Neues ausdenken, aber nicht so kreativ wie Malia.
    Das Ganze lief unter dem Namen "Creative prpoise experiment"; davon gibt es m.W. noch Videos im Netz oder auf der Reaching the animal mind-Seite.


    Später wurden wieder normale Shows gegeben, ohne Kreativität.
    Beide Delfine zeigten aber immer wieder neue (Malia) oder in dem Experiment erlernte Verhaltensweisen.


    Einmal hatte eine Tierpflegerin beide Tiere, die ihre Schlafbecken links und rechts von dem großen Showbecken hatten, vertauscht.
    Während Malia viele teils virtuose Kunsttücke konnte, hatte Hou in langem Training vor allem eines gelernt:
    Eine Kappe über den Augen zu tragen und so "blind", nur mit Hilfe ihres Sonars, drei Ringe vom Beckenboden zu holen.
    An diesem Tag klappte nichts:
    Malia sprang statt drei Meter nur einen Meter hoch, vertauschte die Übungen / brachte die Kommandos durcheinander, Hous Kappe fiel mehrfach ab, sie brachte sie aber immer wieder, und statt alle Ringe am Beckenboden zu sammeln, brachte sie sie einzeln rauf.
    Die Trainerin konnte das den Zuschauern nicht erklären, und meinte, auch Delfine hätten wohl mal einen schlechten Tag.
    Erst nach der Show entdeckte sie, dass man die Delfine in die jeweils falschen Schlafbecken gebracht hatte.
    Beide Delfine hatten die Übungen des jeweils anderen nur durch Zuschauen beim Training und in der Show gelernt, und wohl gemerkt, dass nun die Übungen des jeweils anderen abgerufen worden waren.

    Interessante Bücher zum Clickertraining sind:

    Karen Pryor: Reaching the animal mind/ Die Seele der Tiere erreichen


    mit einer interessanten Begleitseite (z.B- chapter 4: Fainting fish-Video)


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    und


    Karen Pryor: On behavior


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    Eine Fundgrube an Informationen rund um das Thema ist auch Karen Pryors Seite:
    Karen Pryor Clickertaining, dort vor allem die Videos - z.B. "An abused muel responds to clicker training".
    Die Seite ist vollständig nach kostenloser Registrierung einsehbar; man wird auch nicht zu gespammt. :zwinker:


    Ein tolles Buch zum Training mit (auch widerspenstigen) Hunden ist:
    Jane Killion: When pigs fly! Training success with impossible dogs :zwinker:


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    LG von
    Susan

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