Gerhart Hauptmann - Vor Sonnenuntergang

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    Zuerst ein kurzer Faktencheck: Was ist mir aus Schulzeiten noch bekannt zu Gerhart Hauptmann (also ohne Nachschlagen):


    *Epoche: Naturalismus: (Kunst=Natur-X (Formel von Holz/Schlaf)[1])


    *Mir bekannte Werke:


    -Vor Sonnenaufgang (Schullektüre, 9. oder 10. Klasse)


    - Die Weber, Der Biberpelz, Bahnwärter Thiel, Die Ratten (bekannt durch Referate von Klassenkameraden)


    Nun zu „Vor Sonnenuntergang“:


    Geheimrat Matthias Clausen ist 70 und seit drei Jahren Witwer. Er verliebt sich in die junge Inken und möchte sie heiraten, doch seine Kinder und Schwiegerkinder fürchten um ihr Erbe und wollen ihn mit allen Mitteln von der Heirat abbringen. Letzlich lassen sie ihn entmündigen und das Unheil nimmt seinen Lauf.


    Da ich schon seit über 10 Jahren kein Drama mehr gelesen habe, hat es einige Zeit gedauert, bis ich im Lesefluss war. Dann hat mich die Geschichte aber gepackt und das tragische Ende sehr mitgenommen.


    Wer eine Familie wie Geheimrat Clausen hat, der braucht wirklich keine Feinde mehr:


    Besonders negativ stechen sein Schwiegersohn Erich Klammroth heraus, der sich lieber heute als morgen Clausens Betriebe unter den Nagel reißen möchte, und seine Frau Ottilie, die eindeutig nicht auf der Seite ihres Vaters steht. Und natürlich des Geheimrats Schwiegertochter Paula Clothilde, die sich sogar dazu herabläßt, Inkens Mutter anonyme Droh-Postkarten zu schicken. Aber auch die übrigen Familienmitglieder und sogenannte „Freunde“ Clausens tun ihr Übriges, um den Geheimrat in die Enge zu treiben- Geldgier allerorten. Nur ein alter Freund und sein Privatsekretär stehen auf seiner Seite, doch zum Schluss können auch die nichts mehr ausrichten.


    Im Wikipedia-Artikel zu „Vor Sonnenuntergang“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Vor_Sonnenuntergang) steht folgender Satz:


    „Die Figuren sind in sich nicht die typischen Gegenspieler, sondern handeln in ihren Gesichtspunkten – wie es Hanfeldt [Justizrat, Schulfreund von Clausens Sohn Wolfgang] am Ende des Stücks beteuert – [aus] ihrem Pflichtgefühl heraus.“


    Dieser Deutung kann ich nicht zustimmen: Clausens Familie handelt v.a. aus Geldgier und gerade Hanfeldt lässt sich von Wolfgang für seine Sache einspannen. Natürlich geben die Personen ihre wahren Beweggründe nicht offen zu, aber in den Dialogen und auch an ihren Handlungen sind sie deutlich zu merken.


    —–


    Weiterführende Informationen für Interessierte:


    Gerhart Hauptmann (1862-1946): http://de.wikipedia.org/wiki/Gerhart_Hauptmann


    Naturalismus (~1880-1900): http://de.wikipedia.org/wiki/Naturalismus_%28Literatur%29



    [1] Dass ich diese Formel noch weiß, ist meinem sehr engagierten Deutschlehrer in der Mittelstufe zu verdanken. Er ist auch in nicht unerhebliche Maße „Schuld“ daran, dass ich eine so große Leseratte bin. Und dass in der Schule jahrelang meine Lieblingsaufgabe darin bestand, Gedichte, Dramen und Romanauszüge in aller Ausführlichkeit zu interpretieren und mich auf jede derartige Deutsch-Schulaufgabe zu freuen. Das haben nicht viele meiner Mitschüler verstanden…;-)


    EDIT: Amazonlink eingefügt. LG, Saltanah

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • qantaqa: gern, da weiß ich sogar noch das Beispiel von o.g. Deutschlehrer:


    Formel: Kunst= Natur-X
    X sind die Reproduktionsbedingungen.
    Der Naturalismus wollte ja die Wirklichkeit (also die "Natur") 1:1 abbilden. Das geht aber nicht: wenn z.B. ein Drama abends im Theater aufgeführt wird und die Regieanweisung für einen Aufzug sagt "Spielt bei hellem Sonnenschein", kann da natürlich nicht die Sonne scheinen, sondern nur Glühbirnen.



    Saltanah: sorry, ich war gestern schon etwas müde und habe den Link zu amazon wohl falsch gesetzt oder gar ganz vergessen. Danke fürs Einfügen!

    Einmal editiert, zuletzt von Anja ()

  • Danke schön, das verstehe ich. Und was ist die Konsequenz daraus? Vergrößert sich dann das x? Müsste doch eigentlich, denn je weniger Natur, desto künstlicher.

  • Nein, das X soll möglichst klein gehalten werden, damit die Kunst so nah wie möglich an die Natur herankommt.