Karen Duve - Anständig essen. Ein Selbstversuch

Es gibt 147 Antworten in diesem Thema, welches 29.718 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Jaqui.


  • Der Geschmack ist übrigens für mich nicht das entscheidende Moment für den Griff nach Fleisch, es ist vielmehr die Konsistenz die Fleischgerichte so anders macht als vegetarische Gerichte.


    Ein Wort: Seitan


    Da kommt die Konsistenz dem toten Stück Fleisch schon arg nahe... Ich mach immer Seitanbratwürste - schön scharf... *G*

    [center]If I could go back in time, wouldn&#39;t change a damn thing in my life. Love the dumb things we do when we&#39;re young, but the best is yet to come...<br />[/center]

  • Seitan ist Weizengluten, dass man mit Wasser und Gewürzen zu einem Teig zusammenmischt und dann kocht. Man kann damit 1000 verschiedene Sachen machen - Bratwürste, Schnitzel, Braten...

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  • Ich finde schon, dass marinierter Tofu, scharf angebraten, in der Konsistenz gedämpftem oder gebratenem Hühnerfleisch gleicht.
    Als einziges ärgert mich dabei, dass ich den Tofu nicht im Stück braten kann, weil die Marinade sonst nicht durch zieht.


    Meine erste Tofumarinade war:
    Senf,
    Öl,
    getrocknete Chillischote,
    Zitronensaft und
    abgeriebene Zitronenschale,


    das Ganze ca. 3 Stunden mariniert, und das schmeckte recht lecker.


    LG von
    Susan

  • Nach Jonathan Safran Foers "Tiere Essen" gibt es nun auch ein Buch aus Deutschland, das sich mit mit diesem Thema auseinandersetzt. Karen Duves Herangehensweise ist allerdings ganz anders. "Tiere Essen" liefert hauptsächlich gut recherchierte Informationen zur Massentierhaltung, Karen Duve plaudert lieber übr ihr eigenes Leben.


    In einem Selbstversuch ernährte sie sich jeweils zwei Monate lang nur von Bio-Produkten, dann vegetarisch, vegan und am Ende sogar fruktarisch. An ihren Erlebnissen und Erfahrungen lässt sie den Leser in ihrem Buch teilhaben. Es geht allerdings nicht annähernd nur um ihr Essverhalten. Viel Platz nehmen auch Episoden aus ihrem Privatleben ein, sie erzählt von ihren Haustieren, ihrer Mitbewohnerin, die den Anstoß zu diesem Experiment gab und auch von ihrer Familie, die meist wenig Verständnis aufbringt.


    Das Buch ist durchaus unterhaltsam geschrieben, liest sich über weite Strecken mehr wie ein Roman, liefert aber trotzdem viele interessante Informationen über unser Essen. Viele Menschen machen sich leider keine Gedanken darüber, wo das Schnitzel herkommt, das mittags auf dem Teller liegt. Vielleicht kann Karen Duves Buch da einige Denkanstöße liefern.


    Mir waren viele Dinge schon bekannt, die in "Anständig essen" thematisiert werden. Über Massentierhaltung hatte ich mich vorher schon eingehend informiert, interessant fand ich deshalb hauptsächlich die Kapitel über vegane Ernährung. Ein komplettes Kapitel ist zum Beispiel dem Verzehr von Milch gewidmet, die möglicherweise gar nicht so gesund für uns ist, wie man uns gerne einreden möchte. Eigentlich war mir auch klar, dass Kühe nicht freiwillig von ihren Kälbern getrennt werden und uns Milch liefern und auch die Hühner (sogar Bio-Hühner) nicht glücklich auf der Wiese stehen und hin und wieder ein Ei legen. Man muss das aber nochmal in aller Deutlichkeit gesagt bekommen, um seine Gewohnheiten und seine Ernährung vielleicht einmal kritisch zu betrachten und zu überdenken.


    Für mich ist "Anständig essen" ein wichtiges Buch, das zwar für Leser, die sich mit dem Thema schon beschäftigt haben, nicht viel Neues liefern kann, vielen anderen aber in einem nicht belehrenden oder moralisierenden Ton die Augen öffnen kann. Mir persönlich war es gerade am Anfang des Buches zu viel Geplauder und zu wenig Information, deshalb 4ratten

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Ich habe dieses Buch jetzt auch begonnen als Leihexemplar aus der Bibliothek und bin mir bisher nicht ganz einig, was ich von diesem Buch halten soll.
    Karen Duve hat einen durchaus witzigen Ton drauf, um ein ernstes und wichtiges Thema zu erklären , was ich gut finde. Ich habe auch schon einige sehr interessante Denkansätze gefunden, aber je weiter ich in diesem Buch komme, umso ärgerlicher werde ich... aber mal gucken, wie sich das weiter entwickelt...



    ( "DISCLAIMER": das ist nur meine private Meinung über das Buch und den Inhalt, soweit ich bisher gelesen habe, geht nicht darum, jemanden anzufeinden)


  • Ich hoffe, ich spoilere jetzt nicht zu doll


    Ich glaube, bei einem Buch wie diesem brauchen wir nicht zu spoilern. Da weiß man doch ohnehin schon vorher, dass der Gärtner Schlächter der Mörder ist. :zwinker:



    mich ärgert es z.B, dass sie am Beginn ihrer veganen Phase so eine Gutmensch-Attitüde entwickelt, auf einer Grillparty den nervigen Oberlehrer gibt und dann noch anfängt, ihre halbe Wohnung auszuräumen ( 'Ledereinbände von antiquarischen Büchern'), was ich als absolute Ressourcenverschwendung empfinde... Finde ich sehr umsympathisch, muss ich sagen...


    Findest Du, dass Karen Duve eine "Gutmenschen-Attitüde" an den Tag legt? Ich hab's genau andersherum empfunden, denn mit viel Selbstironie betont sie doch immer wieder, dass ihr durchaus bewusst ist, welch' schwacher Mensch sie ist und wie schwer es ihr fällt, einigermaßen anständig zu essen und zu leben. Von daher liegt es ihr fern, sich moralisch über Fleischesser zu stellen. Ihre Freundin Jiminy Grille fand ich da schon nerviger. :breitgrins:


    Und was die Entsorgung von Lederprodukten während ihrer veganen Phase betrifft: Was bleibt ihr denn anderes übrig, wenn sie dabei auf alle tierischen Produkte verzichten will? Alles andere wäre unglaubwürdig. :zwinker:

  • Hallo MasOss,


    mir geht es da tatsächlich genau anders herum. Ich fand Jiminy nicht so nervig, wie ich Karen Duwe zum Teil empfinde :-). Und gerade weil sie durchaus auch beschreibt, dass sie zweifelt oder sich manchmal nicht sicher ist, finde ich es heuchlerisch, dass sie sich dann aufspielt, als wäre sie jetzt der Weltenretter ... aber wie gesagt, alles persönliche Meinungen und nicht böse gemeint ...


    Nichtsdestotrotz gibt einem das Buch schon zu denken...

    Grüße


    delia_01

  • Bin jetzt gerade fast am Ende von Karen Duves veganer Phase und kann schon sagen, dass ich "Anständig essen" großartig finde:


    Glücklicherweise bleibt Duve auch bei diesem Buch ihrem lakonischen Stil treu und sorgt durch manche ironische Brechung dafür, dass das Thema nie ins Kitschige abdriftet.


    Was ich sympathisch finde, ist, dass Karen Duve ihr Buch in einer sehr persönlichen und auch selbstkritischen Weise geschrieben hat. Und, dass sie keine Angst hatte (weder im Buch noch bei Ereignissen, die im Buch geschildert werden), laut ihre Meinung zu sagen, was "unseren" Fleischkonsum betrifft.


    Genial finde ich auch ihre "radikalen"* Gedankengänge, z.B. zu Lobbyismus in der Politik, der Tatsache, dass Tierquälerei einerseits als Störung im menschlichen Sozialverhalten gilt, andererseits aber geduldet oder sogar gefördert wird usw.usf.


    *(Radikal in Anführungszeichen, weil Duve eigentlich nur logisch schlussfolgert und somit die Wahrheit ausspricht; was bei solchen Themen allerdings oft als radikal im negativen Sinne aufgefasst wird, weil andernfalls der Einzelne nachdenken müsste, was er selbst mit dem Ganzen zu tun hat.)


    Mein Fazit:
    Auch, wenn ich gerade beim Thema "Essen und Moral" (nicht nur) von persönlichen Erfahrungen her sehr pessimistisch bin, hoffe ich, dass "Anständig essen", schon allein deswegen, weil es sehr viele Menschen erreicht hat, doch den einen oder anderen dazu ermuntern kann, vegetarisch zu leben.
    :tipp:

  • Hat zufällig jemand das HB?
    Ich hatte es, hab es mir auf den IPod gezogen und wollte nun hören und hab dabei festgestellt, dass ein paar Dateien nicht richtig laufen... :(

    LG, Dani


    **kein Forums-Support per PN - bei Fragen/Problemen bitte im Hilfebereich melden**

  • Karin Duve - Anstädnig essen (Hörbuch)


    Ich habe mir den Titel auf audible geladen und habe die ersten beiden Phasen schon gehört. Für mich, die sich noch nicht so intensiv mit Tierhaltung und Essgewohnheiten beschäftigt hat, ist es ein wirklich interessantes Buch.


    Ich habe den Thread gerade noch einmal quergelesen und viele interessante Diskussionen entdeckt. Schmunzeln mußte ich über die Sachbuch Einordnungen. Da ich es als Hörbuch gekauft habe, hätte sich mir die Frage nicht gestellt, schon nach den ersten Sätzen war klar - sehr persönlicher Erfahrungsbericht.


    Schön fand ich, wie sie die Schwierigkeiten beschrieben hat, v.a. am Anfang sich auf die verschiedenen bewußten Ernährungsweisen einzustellen und was für mentale aber auch organisatorische und finanzielle Belastungen dahinterstehen.


    Auch die Diskussionen zum Thema "Tiere töten" möchte ich kurz Anreißen um mein Empfinden darzustellen. Ich bin gerade Mitten in der veganen Phase und das Thema "alles Tierische muss raus" bringt mich zu der Erkenntnis, dass ich wohl herzlos sein muss. Mir ist schon bewußt, dass für Fleisch oder Fisch auf meinem Teller Tiere sterben und ich denke auch nicht, dass man dies 100% ändern sollte bzw. könnte. Leben und Tod gehören auch in der Natur zusammen, denn nicht jedes Tier ist Veganer. Auch wenn wir als Mensch die Grausamkeiten in der Tierhaltung unterbinden müssen, steht fest. Aber kein Tier mehr anrühren, ich weiß nicht. In den letzten Abschnitten kam auch einiges an "künstlichen Ersatzstoffen" ins Gespräch und genau hier sehe ich das Problem, denn zuviel Synthetik ist ja auch keine Lösung.


    Nun gut, ich werde zum Abschluss nochmal berichten.


    Viele Grüße
    schokotimmi

  • Auch die Diskussionen zum Thema "Tiere töten" möchte ich kurz Anreißen um mein Empfinden darzustellen. Ich bin gerade Mitten in der veganen Phase und das Thema "alles Tierische muss raus" bringt mich zu der Erkenntnis, dass ich wohl herzlos sein muss. Mir ist schon bewußt, dass für Fleisch oder Fisch auf meinem Teller Tiere sterben und ich denke auch nicht, dass man dies 100% ändern sollte bzw. könnte. Leben und Tod gehören auch in der Natur zusammen, denn nicht jedes Tier ist Veganer. Auch wenn wir als Mensch die Grausamkeiten in der Tierhaltung unterbinden müssen, steht fest. Aber kein Tier mehr anrühren, ich weiß nicht. In den letzten Abschnitten kam auch einiges an "künstlichen Ersatzstoffen" ins Gespräch und genau hier sehe ich das Problem, denn zuviel Synthetik ist ja auch keine Lösung.


    Genau das ist der Punkt, weshalb ich mit diesem strengen Veganismus nichts anfangen kann. Ich habe neulich die Webseite eines Veganer-Paares gefunden. Sie betreiben so was wie einen Schutzhof für Tiere (wobei sie es anders nennen - der Begriff tierisch passt ja auch nicht zum Veganismus. Man muss es tierlich nennen usw.). Sie haben Pferde und verurteilen natürlich das Reiten. Kann ich ansatzweise nachvollziehen, aber es gibt nunmal auch Pferde, die brauchen Arbeit, weil sie sonst einen psychischen Knacks nur auf der Weide bekommen. Was mich erschüttert hat: Sie haben Schafe (gerettet), die logischerweise geschoren werden müssen. Dies sei ein Akt der Grausamkeit und die Wolle wird danach verbrannt und nicht verwendet.


    Da muss ich sagen: Mit dieser Wolle könnte man das Leid anderer Tiere vielleicht mindern, denn würde man diese Wolle in Umlauf bringen, dann müsste anderswo vielleicht ein Schaf weniger gehalten werden. Oder auch Bienen: Diesen Tieren wird viel Zwang angetan. Umso mehr Grund ist es doch, diese Imker zu unterstützen, die ihre Bienen natürlich halten. Da könnte ich nun endlos weitermachen. Eier von natürlich gehaltenen Hühnern werden von Veganern übrigens auch weggeworfen. Das kann ich absolut nicht nachvollziehen.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ich glaube, das von Nimue gebrachte Beispiel zeigt mal wieder, das es ,egal in welcher Sache, die Extreme sind, die etwas komisch erscheinen lassen.

  • Hallo,


    @Nimue: Danke für deine Beispiele, denn das sind genau die Dinge, die auch ich nicht nachvollziehen kann. Meine Eltern und Großeltern haben schon seit ich denken kann 8-10 Hühner. Diese haben einen für mein Verständnis ausreichend großen Auslauf (den sie nicht mal vollständig "nutzen"), einen Stall in den sie sich eigentlich immer freiwillig Abends zurückziehen und sie legen Eier. Ab und zu will ein Huhn mal brühten und das wird je nach Situation auch zugelassen. In der Regel liegen die Eier aber immer nur in den Nestern und kein Huhn oder Hahn interessiert sich mehr dafür. Warum sollte ich bzw unsere Familie diese Eier nicht essen. Gekauft haben wir seit Jahren keine...
    Klar auch wir haben einen Nutzen davon, denn neben Körnern fressen diese Hühner auch Speisereste aber ich habe noch nie nie nie das Gefühl gehabt, ich tue diesen Hühner ein Leid an.
    Die Autorin selbst hält ja auch Hühner und genau an dieser Stelle komme ich nicht weiter, ich verstehe nicht warum sie ihre Eier nicht isst...


    Was mich besonders an ihren Kommentaren zur Zeit ärgert sind Situationen wo sie rüberbringt man müsse die Tiere nicht nur vor dem Menschen und dessen Haltungsmethoden schützen, sondern man müsse sie auch vor der Natur schützen. Hühner vor dem Fuchs, Rehe vor dem Bären, Mäuse vor Katzen und und und. Na hallo, warum sollte man das tun - immerhin ist die Natur in den meisten Fällen ein ausgeklügeltes System mit Nahrungskette. Menschen sind grausam und unachtsam und vernichten damit ohne jede Gefühlsregung ihre Lebensgrundlage, aber warum "Fressen und gefressen werden" der Natur verurteilen. Das sind meiner Meinung nach 2 verschiedene Paar Schuhe. Genau wie man die Naturgesetzmäßigkeiten nicht auf moralisches Handeln des Mensch anwenden kann, sollte man es meiner Meinung nach umgekehrt nicht tun.


    Delia_01 hatte von Arroganz und Oberlehrer Attitüden gesprochen und ich muss sagen, das empfinde ich auch manchmal so, nicht so extrem aber sie bringt in dieser Form keinen dazu seine Ansichten zu ändern oder ernsthaft darüber nachzudenken. Bei mir ziehen diese Abschnitte überhaupt nicht. Ich bin da ganz ehrlich auch egoistisch, aber ich lasse mir nun mal nicht in jeder Situation (wie bei den genannten Parties) den Spaß verderben. Ein Familientreffen zu schmeißen weil man immer wieder überheblich, belehrend und anklagend das eine Thema umkreist finde ich unangebracht und v.a. den Eltern gegenüber beleidigend. Hätte sie doch mal ein Familienessen für alle veranstaltet, wo doch zumindest bei den Kinder Interesse geweckt war - immer nur sticheln und anklagen hilft doch auch nicht weiter... (aber vllt. kommt so was ja noch, bin ja noch nicht durch).


    Bin jedenfalls in "vegane Phase extrem", interessant zu hören ist es trotz kleiner "Meinungsverschiedenheiten" zur Ansicht der Autorin.


    Viele Grüße
    schokotimmi

  • Hallo,


    ich habe das Hörbuch jetzt beendet und ich muss sagen, schön dass die Frutatierer-Phase recht kurz gehalten war. Mein Gefühl, sie hat sich selbst dabei sehr unwohl gefühlt und war froh, als es vorbei war.
    Ihr Resumee und die Wahrhaftigkeit mit der sie ihren weiteren Weg beschreibt fand ich gelungen. Immerhin ist sie ehrlich und schon bewußt, dass man sich der einen oder anderen "Sünde" nicht entziehen kann.


    Was ich aus dem Buch mitnehme, nun die Anfänge waren sehr gut und haben auch mich mal zum Nachdenken gebracht. Ich hab gleich mal einen tollen Biosupermarkt gefunden, achte noch mehr auf die Zusammenstellung unseres Familienspeiseplans und werde mich mit dem einen oder anderen Thema intensiver beschäftigen.


    Trotzdem fand ich Karens Ansicht zu Tieren manchmal etwas widersprüchlich, aber vllt. versteh ich sie auch nur falsch. Der Jagd und damit Wildfleisch kann sie sich kein abschließendes Urteil abringen, aber wenn ihre Katze Mäuse fängt, was ja nur natürlich ist, bekommt sie einen riesen Anfall. Diese Logik erschließt sich mir nicht.


    Trotzdem ein sehr interessanter Bericht, auch wenn Frau Duve nicht ganz auf meiner Wellenlänge zu liegen scheint. Aber ich bin ja auch keine "Supergrille". :redface:


    3ratten


    Viele Grüße
    schokotimmi

  • Nachdem ich das Buch nochmals gelesen habe, bleibe ich bei meiner Meinung von Mai 2011 (s.o.). Aber mit einer kleinen Einschränkung: vom Schluss war ich enttäuscht. Besser gesagt, von Duves Vorhaben und ihren Begründungen dafür. Nicht alle VeganerInnen haben "für den Rest [ihres] Lebens wahnsinnig schlechte Laune und das Gefühl, ständig verzichten zu müssen."


    Nicht falsch verstehen: als ihre persönliche Entscheidung muss ich das natürlich akzeptieren, aber ich hätte mir etwas anderes erhofft, gerade, weil sie für das Buch so vieles über Tierrechte recherchiert hat.

  • Finde ich jetzt auch seltsam. Ich fühle mich als Veganerin besser als jemals zuvor. Ich hatte selten so viel Energie und bin extrem gut gelaunt. Ich kann mir absolut nicht vorstellen, jemals wieder Tier zu konsumieren (dafür weiß ich auch inzwischen zu viel - und bei Duve sollte es doch eigentlich ähnlich sein)

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

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    "Manchmal wünschte ich, ein Hackbraten wäre wieder ein Hackbraten, ein Grillfest ein großes Vergnügen, und ich könnte in eine Bratwurst beißen, ohne dass dafür an finsteren Orten wochen- und monatelang gelitten wird."


    Im Dezember 2009 beschließt die Schriftstellerin Karen Duve, ihren Fleischkonsum einzustellen und verschiedene fleischlose Ernährungsweisen auszuprobieren. Auslöser ist ihre Untermieterin, eine überzeugte Vegetarierin, die Karen ständig darauf hinweist, dass Tiere leiden müssen, weil Karen unbedingt ihre Hähnchenpfanne essen möchte. Im Januar 2010 beginnt sie, vorerst Bio-Produkte zu kaufen, die tier- und umweltfreundlich erzeugt wurden.


    An dieser Stelle bin ich jetzt. Einen ersten Eindruck konnte ich mir noch nicht wirklich verschaffen. Eine Frau, die einerseits ohne zu überlegen tierische Massenprodukte kauft und andererseits Unmengen von Geld in die Versorgung ihres krebskranken Hundes steckt, kann man nicht ohne weiteres in eine bestimmte Schublade stecken. Ich bin mir auch nicht sicher, ob statt dem Thema Vegetarismus für sie nicht unbewusst mehr das nächste zu schreibende Buch im Vordergrund steht. Immerhin erklärt sie selbst schon im ersten Kapitel, dass sie über ihre Erlebnisse als Buch herausgeben wird. Negativ fällt auf, dass sie ständig Schleichwerbung betreibt.


    Sprachlich lässt es zu wünschen übrig. Da Frau Duve schon einige Romane geschrieben hatte, hatte ich etwas anderes erwartet als diese simple und teils flapsige Sprache. Aber gut, es handelt sich nicht um einen Roman und Sachbuchcharakter hat es auch nicht. Von daher ist es wohl akzeptabel. Ich werde mich daran gewöhnen.

  • Januar, der Bio-Monat. Fleisch ist noch erlaubt, muss aber ebenfalls Bio sein. Karen Duve isst sich quer durchs Sortiment und versucht, schmackhafte Produkte zu finden, die erschwinglich sind. Einen Schwerpunkt nimmt in diesem Kapitel die Überlegung ein, aus welchen Gründen sich der Mensch, der sich genetisch nicht sehr vom Affen unterscheidet, dazu aufschwingt, andere Lebewesen zu essen. Außerdem beschäftigt sie sich mit der Haltung von Schlachttieren und was von der Politik dagegen getan wird. Schön, dass sie auch über den Tellerrand hinausschaut und sich nicht nur mit den Auswirkungen der Nahrungsumstellung beschäftigt.


    Aber diese Sprache! Manche Dinge werden so beschreiben, dass es klingt, als würde sie sich darüber lächerlich machen, was ihre Ernsthaftigkeit gegenüber dem Projekt sehr in Frage stellt.

  • Die Bio-Zeit ist nun vorbei. Einige wertvolle Erkenntnisse sind geblieben, nämlich dass Tiere, die zu Bio-Fleisch verarbeitet werden, nicht immer besser gehalten werden, Bio meistens teurer, aber nicht immer besser ist und die Ökobilanz manchmal sogar schlechter aussieht als bei den Nicht-Bio-Erzeugnissen. Darauf geht sie in einem der späteren Kapitel noch einmal kurz ein.


    Das 5. Kapitel sehe ich als einen sehr wichtigen, grundlegenden Abschnitt im Buch. Hier geht es um die Fähigkeit, Mitgefühl zu empfinden und dies über das eigene Wohlbefinden zu stellen. Man muss nur willens sein. Auf Seite 92 findet sich ein zutreffender Satz: "Wenn wir dazu bereit sind [...] können wir sogar über jemanden, den es gar nicht gibt, über die erfundene Figur in einem Roman, Tränen vergießen." Dazu werden ihr bestimmt viele Leser beipflichten. Wobei sich manche diese Leser anschließend an den Tisch setzen, um gedankenlos ihr Schweineschnitzel zu genießen. Man muss sich also in erster Linie darüber klar werden, dass Mitgefühl alleine nicht ausreicht.


    Auch im 6. Kapitel (immer noch vegetarisch) gleich zu Beginn ein ein wichtiger Satz: "Es kann doch nicht der Sinn der vegetarischen Küche sein, gebratene Tierteile aus Pflanzen nachzubasteln." Genauso wenig sollte man versuchen, Sojaprodukten einen fleischähnlichen Geschmack zu verleihen. Tofu schmeckt nun mal anders. Damit wird man keinen ausgemachten Fleischesser vom Gegenteil überzeugen. (Kommt daher vielleicht der Begriff "eingefleischt"? :zwinker:) Wenn ich meinen Golf rot lackiere, wird er deshalb auch nicht gleich zum Ferrari.


    Diese letzten Kapitel waren verhältnismäßig sachlich gehalten und erscheinen dabei gleich viel ernsthafter. Aufgelockert wird der Inhalt durch regelmäßige kurze Episoden, die Karen Duve mit ihren Tieren oder ihrer Mitbewohnerin Jiminy erlebt. Jiminy ist eine Bekannte, die sich überwiegend vegetarisch ernährt und mit ihren Kommentaren über Massenfleischerzeugung Karen Duve darauf brachte, sich auch als Vegetarierin zu versuchen. Ihre Gespräche über dieses Thema sind teilweise sehr erheiternd.