Paolo Roversi - Die linke Hand des Teufels

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    1. Band der Enrico-Radeschi-Reihe


    Inhalt
    Der Journalist Enrico Radeschi kann seinen Urlaub einfach nicht genießen. Kaum ist er in seinem ehemaligen Heimatdorf Capo di Ponte Emilia angekommen, um den Kater seiner Eltern zu hüten und etwas auszuspannen, wird dort in einem Briefkasten eine abgeschlagene Hand gefunden. Natürlich bekommt auch Enricos Chef Calzolari davon Wind und er setzt Radeschi sofort als seinen Informanten vor Ort ein. Doch noch weiß niemand, wem die Hand gehört oder an wen sie verschickt wurde. Denn das Haus, das zu dem Briefkasten gehört, steht schon seit Jahren leer.
    Gleichzeitig ereignet sich in Mailand ein Mord. Eine junge Frau wird tot und ohne Schlüpfer in einem Park gefunden. Gleichzeitig verschwindet der Besitzer eines japanischen Sushi-Restaurants. Der diensthabende Ispettore Sebastiani tritt auf der Stelle und ruft seinen Freund Enrico Radeschi zur Hilfe.


    Meine Meinung
    Mit diesem Krimi kann man nicht viel falsch machen. Er liest sich angenehm, die Charaktere sind vielfältig und die Handlung ist nicht zu durchsichtig. Das Buch liefert genau das, was es soll: gute, leichte Unterhaltung, nicht mehr und nicht weniger. Eigentlich gibt es zu diesem Krimi auch nicht mehr zu sagen, aber ich versuche trotzdem noch, ein paar Eindrücke wiederzugeben.


    Auf der positiven Seite steht die Handlung. Man weiß nicht von der ersten Seite an, wer der Mörder ist und auch über das Motiv bleibt man lange im Unklaren. Dadurch weiß man auch nie so genau, ob die zwei Fälle nun zusammenhängen oder jeder für sich steht. Auch die Auflösungen sind gelungen, wobei ich den einen Teil als eher lustig empfand und den anderen als sehr bedrückend. Manche Details hingen mir zwar etwas zu viel vom Zufall ab, aber was solls. Ich glaube sogar, dass diese übertriebenen Zufälle durchaus beabsichtigt waren, um der ganzen Geschichte noch ein bisschen Würze zu verleihen.
    Überhaupt ist die Sprache eher lustig gehalten, was mich durchaus zu einigen Schmunzlern anregte. Enrico Radeschi und seine Kumpanen nehmen sich selbst nicht so ernst, was zwar ein wenig von der Spannung wegnimmt, aber durchweg gute Laune verbreitet.


    Auf der eher negativen Seite sehe ich die Gestaltung der Charaktere oder vielmehr der fehlende Tiefgang. Eigentlich konnte ich mit keiner Person wirklich mitfiebern, weil sie einfach zu oberflächlich beschrieben wurden. Sogar als Enrico Radeschi eine ziemlich niederschmetternde Entdeckung macht, konnte ich kein Mitleid empfinden und seine Reaktion darauf fand ich kindisch und übertrieben. Ich hatte ständig das Gefühl, dass ich einen Band mitten aus der Reihe lese und deswegen die Personen nicht eingeführt wurden. Aber nein, es ist der erste Teil und die Personen haben einfach wenig Tiefgang.
    Verwirrend fand ich die vielen Namen und Bezeichnungen der Leute. Der Comandante der Carabinieri ist zugleich der Maresciallo und zugleich Giorgio Boskovic. Den Vicequestore findet man wahlweise unter dem Namen Sebastiani, Ispettore oder Loris. Dann gibt es da noch jede Menge Rizzitanos, Mascarantis, Sciaccitanos und Piccininis. Wenn jede Person einen Namen und eine Bezeichnung hat, komme ich damit klar, aber wenn alles irgendwie und ohne Hinweise auf Verknüpfungen durcheinanderpurzelt, verwirrt mich das doch etwas.


    Fazit: Netter Krimi für Zwischendurch, aber man hat auch nichts verpasst, wenn man es nicht kennt.
    3ratten

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

    Einmal editiert, zuletzt von mondy ()

  • Das Buch durfte ich auch lesen - hab es nicht direkt gewonnen, aber anschließend geborgt bekommen :)


    Meine Meinung zu dem Buch:
    Zum Glück hab ich das Buch nicht bei Vorablesen gewonnen, sondern nur geborgt bekommen. So musste ich mich nicht durchquälen, sondern konnte mit gutem Gewissen das Buch zur Seite legen. Dieser italienische Krimi hat einen Preis bekommen – ich frag mich nur wofür. Die Personen waren skurril – mir etwas zu skurril und die Story wirkte zu konstruiert. Schade, dabei hab ich dank Donna Leon bisher immer eine gute Meinung von italienischen Krimis gehabt.


    :flop:

  • Zum Inhalt:


    Capo di Ponte Emilia, ein kleines Dorf in Norditalien. Hier passiert eigentlich nicht viel, das Leben der örtlichen Carabinieri verläuft eher ruhig. Bis zum dem Tag, an dem der Briefträger des Ortes beim Austragen der Post auf eine abgehackte Hand stößt! Und kurz darauf wird einer der Bewohner des örtlichen Altenheims umgebracht. War die Hand eine Warnung? Von wem und warum?


    Enrico Radeschi, eigentlich Journalist in Mailand, befindet sich gerade zufällig in seinem Heimatort und fängt ebenfalls Ermittlungen an.


    Und dann wiederholt sich das Ganze anscheinend, eine weitere Hand wird gefunden, ein weiterer alter Mann umgebracht… Was hatten die beiden gemeinsam?


    Gleichzeitig geschehen in Mailand mehrere Verbrechen, eine junge Frau wird tot und vergraben in einem Park gefunden, der Inhaber eines Sushi-Ladens verschwindet spurlos… hängen diese Fälle zusammen? Auch hier ist Radeschi mit von der Partie, da er ja normalerweise in Mailand lebt und arbeitet.




    Meine Meinung:


    Kein bluttriefender Thriller, sondern ein solider Krimi der leiseren Töne mit italienischem Charme. Die Charaktere sind interessant und sympathisch, das Tempo der Geschichte eher bedächtig, aber deswegen ist das Buch trotzdem nicht langatmig oder gar langweilig.


    Die verschiedenen Handlungsstränge sind meiner Meinung nach nicht allzu geschickt verknüpft, aber irgendwie fügt sich doch alles halbwegs zusammen.


    Dass es sich hier um den ersten Band einer neuen Serie handelt, freut mich, denn ich würde doch gerne weitere Bücher des Autors lesen!


    3ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

    LG, Dani


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  • Meine Eindrücke
    Auf dem Dorf passiert nie was, deshalb ist Enrico Radeschi auch lieber in Mailand für die Reportagen über sämtliche spannenden Dinge des Lebens zuständig. Doch kaum hat er Urlaub, findet man just in seinem Heimatort Capo die Ponte Emilia eine abgehackte Hand in der Post. Urlaub hin oder her, der Chefredakteur weiß, wen er vor Ort hat und lässt Radeschi recherchieren. Dank seiner zahlreichen Bekanntschaften hat der Journalist recht schnell einen aufsehenerregenden Artikel beisammen. Als wäre das nicht genug, wird er schon bald nach Mailand zurückbeordert: Dort hat er in Gestalt des stellvertretenden Polizeipräsidenten Sebastiani einen sehr guten Freund, der ihn für eigene Ermittlungen einspannen will. In Mailand wurde eine junge Frau tot in einem Park gefunden und ein Restaurantbesitzer ist verschwunden. Und so pendelt Radeschi zwischen zwei Fällen und zwei Städten hin und her.


    Flüssig geschrieben ist der Roman und er "flutschte" mir in einem Tag durch die Finger. Für einen richtig guten Krimi aber fand ich es zu hektisch. Radeschi jagt zwischen Capo und Mailand hin und her, mal pfeift ihn der Chefredaktuer wohin, mal Sebastiani. Da muss man auch als Leser dran bleiben, was nicht immer sofort funktioniert. Als wäre der Krimi nicht genug, macht Radeschis Freundin in seiner Abwesenheit Faxen. Hinzu kam, dass italienische Titel und Namen munter vermischt wurden, aber der im italienischen Polizeiwesen unbewanderte Leser eine Zeit brauchen dürfte, um herauszufinden, dass zum Beispiel der Comandante Boskovic gleichzeitig der Mareschiallo, oder kurz Marescià, ist - es hat auch mich ein paar Seiten gekostet.


    Insgesamt bot sich ein rasch durchlebtes Abenteuer, das - gespickt mit chaotischem Ablauf - nicht allzu arg hängen bleiben wird. Für mich eine nette Unterhaltung nebenher, geüwrzt mit interessanten Informationen zur italienischen Geschichte im zweiten Weltkrieg, aber ein Muss wird die Serie nicht unbedingt.


    Der Roman liest sich, als wäre er zwar der erste Radeschi-Krimi, der ins Deutsche übersetzt wurde, aber als wäre er bereits der zweite oder dritte einer Serie. Es gibt Bezüge zu Radeschis Vorgeschichte, in der er zum Beispiel bei einer Schießerei das Leben gerettet bekam und wie er einer Betrügerin das Handwerk legte. Das wäre interessant zu wissen.


    2ratten



    P.S. Ein Blick bei der krimicouch verrät, dass es in der Tat noch einen Radeschi-Krimi namens Blue Tango gibt, der wahrscheinlich die Handlung enthält, die ich in einem Vorgängerband vermutete.

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Meine persönliche Meinung:


    Dieser Roman ist der Auftakt einer Reihe um den jungen Journalisten Enrico Rovereschi, der in Mailand wohnt, für den Corriere della sera schreibt und befreundet ist mit dem dortigen Vicequestore Loris Sebastiani, der Rovereschi manchmal als Sachverständigen in Computerproblemen um Hilfe bittet.
    Rovereschi ist in Campo die Ponte Emilia aufgewachsen, wo der Haupterzählstrang des Romans spielt. Er muss während des Urlaubs im Haus seiner Eltern die Katze füttern. In der Wohnung nebenan ist der Maresciallo Boskovic eingezogen, der sich ein Gürteltier namens Gatsby als Haustier hält, und in der Kaserne der Carabinieri mit dem etwas schwerfällligen Brigadiere Rizzitano zusammenarbeitet. Diese Konstellation gibt immer wieder Raum für humorvolle Situationen.


    In Mailand wird eine weibliche Leiche gefunden, Vicequestore Sebastiani zieht Rovereschi hinzu, der dafür mehrmals zwischen Mailand und Campo di Ponte hin und her fahren muss. Dieser Handlungsstrang plätschert so dahin und zieht sich ziemlich in die Länge und es will nicht wirklich klar werden, wozu er überhaupt führen soll. Seine Auflösung wirkt auf mich leider etwas aufgesetzt und simpel.
    Dieser langatmige Zwischenteil ließ mich einerseits etwas irritiert zurück, andererseits passt genau das zu der langen Hitzeperiode, die das Leben allgemein langsamer und träger macht.


    Die Ermittlungen der Morde an zwei alten Männern in Campo die Ponte, denen als Warnung abgehackte Hände in den Briefkasten gelegt wurden, führen zeitlich weit zurück, in ein düsteres Kapitel in Norditalien, in die Zeit der Repubblica di Saló, um 1943, wo Benito Mussolini Staatschef war und eine italienische SS gebildet hat, die Partisanen und Zivilbevölkerung blutig bekämpft hat. Am 25.4.1945 kam es zu einem Aufstand der Nationalen Befreiungsfront der Partisanen Norditaliens. Während diesen Unruhen versteckten sich SS Angehörige, wechselten das Hemd, und kamen, nachdem sich die Wogen geglättet hatten mit dem rote Halstuch der Partisanen zurück, um sich eine neue Identität aufzubauen.


    Ich musste mich etwas in die historischen Hintergründe einlesen, bis ich alles verstehen konnte, finde aber, dass sich das durchwegs gelohnt hat.


    Mir hat sehr gut gefallen, wie der Autor die sommerliche Stimmung rüberbringen kann. Die Figuren sind alle sehr detailreich, liebevoll schrullig gezeichnet. Die südliche Leichtigkeit kommt ebenso wenig zu kurz wie die Vorliebe für gute Küche. Ich fühlte mich bei diesem Roman mehrheitlich gut unterhalten und habe etwas erfahren über ein mir bisher unbekanntes Kapitel europäischer Geschichte.


    Was ich etwas gewöhnungsbedürftig finde, ist die Tatsache, dass die Hauptpersonen alle Männer sind. Wenn Frauen vorkommen, sind sie entweder tot, weinen, wischen Tische ab, oder sie sind im Bett mit einem Kerl. - Machos eben, wie es das Klischee der Männerwelt in Italien so will.


    Etwas störend fand die Verwirrung um den Namen Mayer und Mayher, deren Schreibweise sich in einem „h“ unterscheiden und nicht in einem „y“. Ebenso stört mich, dass in der Inhaltsangabe im Buch steht, die abgehackte Hand wäre in einem Päckchen im Briefkasten gelegen und dessen Umschlag wäre mit Rudolph Mayer adressiert gewesen. Die Hand lag jedoch offen im Briefkasten und der Brief wurde erst vom Postboten zugestellt, sonst wären ja die abgehackten Hände nie gefunden worden. Aber dafür kann der Autor ja nichts, die Inhaltsangabe wurde vermutlich im Rahmen der Übersetzung verfasst.


    Insgesamt ist das ein Krimi, der sicher seine Schwächen hat, aber ich denke als Erstlingswerk kann er sich durchaus sehen lassen. Ich bin sicher, dass die entwickelten Hauptpersonen, die bezaubernde Landschaft und die eigenwilligen Haustiere eine gute Ausgangslage darstellen, für weitere Krimis um Enrico Radeschi.

    Ich vergebe 3ratten