William Shakespeare – Romeo und Julia

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 43.817 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Gytha.

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    Inhalt: Dieser ist wahrscheinlich mehr oder weniger hinlänglich bekannt, aber trotzdem eine kurze Zusammenfassung. In Verona liegen die Familien Montague und Capulet in Fehde, ohne das der Grund bekannt wäre. Die Sprößlinge der beiden Häuser verlieben sich auf den ersten Blick ineinander und werden heimlich von einem mit Romeo befreundeten Mönch getraut. Die Lage spitzt sich zu, als Tybalt aus dem Hause Capulet in einem Streit Mercutio, einen Verwandten des Fürsten, ersticht und Romeo seinen Freund rächt, indem er kurzerhand Tybalt zum Tode befördert. Dafür wird er verbannt. Capulet überlegt sich unterdessen, seine Tochter Julia mit einem Verwandten des Fürsten, Graf Paris, zu verheiraten. Der Mönch will dem jungen Paar helfen, gibt Julia einen Trank, der sie in einen todesähnlichen Schlaf fallen läßt und schickt gleichzeitig nach Romeo, damit dieser seine Frau aus der Familiengruft holen und mit ihr verschwinden soll. Der Plan mißlingt wegen verschiedener widriger Umstände. Vor dem Grab geraten Romeo und Paris aneinander, Paris bleibt tot zurück. Romeo hat sich aus Mantua ein schnell wirkendes Gift mitgebracht und in Unkenntnis des nur vorgetäuschten Todes schüttet er dieses an Julias „Grab“ in sich hinein, kurz bevor diese wieder zu sich kommt. Als Julia ihren Geliebten tot neben sich liegen sieht, ersticht sie sich selbst mit seinem Dolch. Die kurz darauf eintreffenden Familien sowie der Fürst erfahren vom Mönch die Zusammenhänge, die Familien schreiten endlich zur Versöhnung.



    Meine Meinung: So weit, so gut. Ich habe das Stück noch nie auf der Bühne gesehen, aber trotzdem natürlich hier und da irgendwelche Bruchstücke mitbekommen, das bleibt bei einem solchen Werk vermutlich nicht aus. Daher waren mir zwar die Details der Handlung und Verstrickungen nicht geläufig, aber der grobe Rahmen. Ehrlich gesagt: Ich hätte es vielleicht besser im Theater ansehen als lesen sollen. An sich macht mir das Lesen von Dramen nichts aus, ich tue das gelegentlich sogar recht gerne, aber hier war es einfach nicht mein Stück. Trotz der vielen Anmerkungen, die mich auf zweifellos hochinteressante Aspekte und Querbezüge innerhalb des Stückes aufmerksam gemacht haben (wenn sie nicht gerade die abweichende Wortverwendung zwischen modernem und Shakespearschem Englisch behandelten), bleibt es für mich vor allem ein Werk, in dem zwei Jugendliche (von Julia wird gesagt, sie sei 14, für Romeo wird – glaube ich – kein Alter genannt, aber er benimmt sich kaum älter als 15 :rollen: ) ihren Pubertätsschmerz ausleben. Bevor jetzt entsetzte Aufschreie kommen: Ja, ich weiß, ich vereinfache hier bestimmt ganz furchtbar, aber das war für mich wirklich der am stärksten hervortretende Aspekt und in einer solch übersteigerten Art kann ich mit derartigem Verhalten schlicht gar nichts anfangen. Ständig augenrollend vor der Lektüre zu sitzen vermittelt nicht gerade ein gutes Lesegefühl.


    Interessant fand ich durchaus, die verschiedenen Sprachebenen zu verfolgen, die Shakespeare hier je nach Personen verwendet, wobei ich zugebe, daß mir ohne die Anmerkungen die ganzen sexuellen Anspielungen entgangen wären. Vielleicht hat der Anmerkende hier auch übertrieben, das kann ich nicht beurteilen. Witze, die ich aber nur mit Erläuterung verstehe, sind irgendwie auch nicht mehr richtig komisch, daher konnte ich auch aus den Plänkeleien kein besonderes Vergnügen ziehen. Alles in allem war es zwar sicher keine verschwendete Lesezeit, immerhin kenne ich jetzt wenigstens das ganze Stück, aber bis zum nächsten Shakespeare gönne ich mir doch erst einmal eine größere Pause. Eine Bewertung fällt mir unter diesen Umständen etwas schwer, ich bleibe daher mal bei einer indifferenten mittleren Wertung von


    3ratten


    Schönen Gruß
    Aldawen

  • Ach, Aldawen... danke für die schöne Zusammenfassung. Ich habe das Stück letztes Jahr gelesen und es hat mir ebenfalls nicht gefallen.



    Ehrlich gesagt: Ich hätte es vielleicht besser im Theater ansehen als lesen sollen.


    Das dachte ich mir auch. Ich bin froh, ging es nicht nur mir so mit diesem Werk. Mein nächster Shakespeare wird auch auf sich warten lassen... (Ich habe vor Jahren mal MacBeth gelesen - das hat mir besser gefallen als Romeo und Julia.)

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • [quote author=Aldawen] ... bleibt es für mich vor allem ein Werk, in dem zwei Jugendliche (von Julia wird gesagt, sie sei 14, für Romeo wird – glaube ich – kein Alter genannt, aber er benimmt sich kaum älter als 15 :rollen: ) ihren Pubertätsschmerz ausleben. Bevor jetzt entsetzte Aufschreie kommen: Ja, ich weiß, ich vereinfache hier bestimmt ganz furchtbar ... [/quote]


    Die Sorge ist grundlos. Obwohl viele Leute es aus unerfindlichen Gründen für DIE tragische Liebesromanze der Weltliteratur halten, ist das Stück eine Teenagertragödie. Julia ist so um die 12/13 Jahre alt und Romeo ca. 14/15. Und so führen sie sich auch auf. Shakespeare wird nicht umsonst als einer der Begründer der Psychologie betrachtet. Das lamoryante, überzogene, nervige Verhalten der beiden Protagonisten entspricht der gestalterischen Absicht des Autors. So what... :breitgrins:
    .

  • Ich glaube vieles bei diesem Werk steht und fällt mit der Ausgabe. Ich habe es vor vielen Jahren auch einmal (noch dazu in Üebrsetzung) fast ohne Annotationen gelesen und fand die Geschichte mäßig bis schlecht kopiert (der Plot ist na nun mal bei Ovid abgekupfert und der ist sprachlich ohnehin eine eigene Liga). Vor ein paar Monaten habe ich aber den Text in der Arden Shakespeare Ausgabe gelesen und fand ihn deutlich erhellender und auch besser - wenn ich auch mehr bei den Annotationen zu lesen hatte als beim reinen Text. Dort ist auch Arthur Brookes Übersetzung abgedruckt, die ich ebenfalls sehr lesenswert fand.

  • Puh, ich dachte immer, nur ich hätte ein Problem mit der Geschichte gehabt. Wollte schon immer nicht darüber sprechen, weil ich dachte, wenn man schon DIE Liebesgeschichte nicht hervorragend fand, ist man literarisch ungebildet!


    Ich fand das Verhalten der beiden unreif, was dem Alter entsprach, was ich allerdings nicht lesen wollte. Ich hatte mir irgendwie mehr Tiefgang erhofft.
    Vielleicht lese ich das Stück irgendwann und finde es gut, aber momentan ist das leider nicht der Fall.

  • Ich bin mit meiner Aversion nicht alleine... Wer hätte das gedacht! Ich fand den Gedanken, an das was sie tun von Anfang an irgendwie kindisch, aber das darf man doch nicht laut aussprechen. Irgendwann habe ich die Geschichte gelesen und fand... nichts Besonderes. Weder war ich berührt, noch sonst irgendwie emotional dabei. Schlussendlich sind sie beide tot und ich frage mich, warum.

    //Grösser ist doof//

  • Ich muss Shakespeare mal ein wenig verteidigen (tut mir leid, aber das liegt in meiner Natur :breitgrins:).


    Ich kann sehr gut verstehen, wenn Leute die Geschichte nicht ganz so spannend finden und das Verhalten von Romeo und Julia als kindisch und naiv empfinden. Aber ich denke auch, dass das ein Problem unserer Zeit ist und im 16. Jahrhundert einfach anders gewirkt hat. Es geht sehr viel weniger um das direkte Verhalten der beiden, sondern um die Frage inwiefern die ganze Tragödie vom Schicksal bestimmt ist und in wie weit sie ihrem einen Willen folgen. Sie sind ja nicht umsonst Shakespeares "star-crossed lovers" und Romeo der "fortune's fool". Gerade in der Renaissance, in der man zwar im groben noch an die große Daseinskette glaubt, in der alles vorbestimmt und festgelegt ist, sich aber auch schon herauskristallisiert, dass der Mensch eben doch nicht grundsätzlich determiniert ist (Shakespeare ist selbst ein gutes Beispiel für jemanden, der sich hochgearbeitet hat), sondern auch Chancen in der Gesellschaft hat. Das und vieles mehr macht das Stück für mich so lesenswert: das Wechselspiel zwischen Tragödie und den low comedy-Sequenzen; das heimliche Einflechten eines Sonetts in der Kennenlernszene; Julias Gedanken über die Aussagekraft und Essenz von Sprache, die schon fast poststrukturalistisch daherkommen... ach, ich könnte ewig weiterschreiben, aber ich lass es mal. :breitgrins: Immerhin war Romeo und Julia auch damals nicht gerade Shakespeares beliebtestes Werk. Ich denke aber trotzdem, dass es unterschätzt wird.

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Meine Meinung
    Ich gebe zu, ich war erleichtert, als ich die vorherigen Postings gelesen habe. Ich konnte mit Romeo und Julia auch nicht viel anfangen (sorry, Mrs. Dalloway). Zwei Teenager verlieben sich ineinander und machen eine Dummheit. Das kommt wahrscheinlich jeden Tag vor. Gut, die wenigsten von ihnen nehmen sich das Leben, aber ansonsten ist an der Geschichte nichts Besonderes. Einzig die Sprache und die Zeit, in der sie geschrieben wurde, machen Romeo und Julia zu einem Klassiker. Da stellt sich mir die Frage, welche gerade aktuellen Bücher, mit denen ich nichts anfangen kann, irgendwann den Titel "Klassiker" tragen.
    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ein Problem ist sicher, dass vieles heute nicht mehr die Brisanz hat, die früher vorhanden war.


    Beispiele:
    Selbstmord (bis ins 20. Jahrhundert aus religlöser Sicht eine Todsünde und ein Verstoß gegen das 5. Gebot. Bei Selbstmord wurde Person gewöhnlich das christliche Begräbnis verweigert. (Heute hat Religion nicht mehr diesen Stellenwert.)


    Kinder widersetzen den Wünschen den Eltern, bis in 20. Jahrhundert ein schwerer Verstoß. (Absoluter Gehorsam gegen den Vater) Nicht zufällig wird in vielen Werken Widerstand gegen Eltern / Vater durch deren Tod vermieden oder das, was die Eltern fordern, ist moralisch so eine Zumutung, damit der Widerstand von Tochter / Sohn als etwas, was entschuldigt werden kann, gesehen wird.


    Familie als wesentliche Konstante der Gesellschaft, nicht nur Eltern-Kinder, sondern auch die ganze nähere Verwandtschaft, der Bruch mit der Familie bzw. der Verlust der Familienbindung macht eine Person zum "Outcast", daher können Sippeninteressen wie eben eine Fehde, so unsinnig sie sein mag, nicht einfach übersehen werden. (Keineswegsfalls somit selbstverständlich, dass Julia nach dem Tod ihres Cousins durch Romeo weiter zu diesem steht.)


    Romeo und Julia heiraten heimlich, ehe es ins Bett geht. (Aus heutiger Sicht unnötiges Detail, bis ins 20. Jahrhundert dagegen für die Qualität der Beziehung entscheidend. Eine ernst zunehmende und seriöse Liebesbeziehung, die in eine dauerhafte Bindung überführt wird.


    ....

  • Ich stelle mich hier mal auf die Pro-Seite....
    Also zum einen gefällt mir Romeo und Julia sprachlich unglaublich gut, wobei das bei den meisten Werken Shakespeares der Fall ist.
    Inhaltlich konnte ich damit mehr anfangen als mit King Lear beispielsweise. Ja, natürlich ist ihr Verhalten an manchen Stellen etwas kindlich, aber ich finde den Gedanken des Vorherbestimmtseins, der in der elisabethanischen Zeit so wichtig war, interessant. Die beiden versuchen, gegen ihr Schicksal aufzubegehren und nehmen dafür einiges in Kauf. Klar, ihr Weg ist nicht der Intelligenteste. Aber uns werden da zwei verzweifelte Kinder/Teenager präsentiert, die um jeden Preis zusammen sein wollen.


    Ich habe Romeo und Julia bisher so um die 3/4 Mal gelesen und werde es definitiv noch ein paar Mal tun.

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    OA: 1597
    OT: Romeo and Juliet
    120 Seiten
    ISBN: 978-3423124812


    Inhalt:
    Dieses Stück schildert die Geschichte zweier junger Liebender, die verfeindeten Familien angehören und ist wohl die bekannteste Liebesgeschichte der Welt.


    Eigene Meinung:
    Wer kennt nicht die Namen Romeo und Julia in Verbindung mit einer tragischen Liebe. Nun, auch mir waren dieses Namen wohl bekannt, schon oft hatte ich von der berühmten Balkonszene gehört und bevor ich auch nur mit der Lektüre begann, wusste ich schon wie sie endet. Dies gehört mittlerweile zum Allgemeinwissen. Nichts desto Trotz hat es mir sehr viel Spaß gemacht, diese dramatische Geschichte jetzt komplett zu lesen und zu hören, wie sich Romeo und Julia ihre Liebe erklären, ihre Verzweiflung mitzuerleben und sie zu begleiten bis hin, zu ihrem tragischen Ende.
    Anders als bei den anderen Dramen Shakespeare fehlen hier die richtigen Bösewichte und auch die Dialoge sind eher langsam und nicht sehr gewitzt, aber dennoch ist es eine schöne Geschichte, die nicht umsonst viele Herzen bewegt hat.
    Mir hat es gefallen. Die Liebe, das Mitgefühl eines Einzelnen und das Aufzeigen der Sinnlosigkeit von generationenübergreifenden Streitigkeiten. Wie immer ist Shakespeare in seinen, den Stücken zu Grunde liegenden Themen, weitgehend zeitlos und aktuell.


    4ratten

  • Das Tolle an Stück ist doch gerade, dass man es so verschieden interpretieren kann, das ist mir allerdings auch erst so richtig aufgefallen, nachdem ich immer wieder ganz unterschiedliche Umsetzungen gesehen habe :zwinker: Eine der älteren Verfilmungen war z.B. sehr romantisch, da habe ich am Ende sogar geheult, die witzigen Szenen sind mir völlig entgangen, weil es so dramatisch war...dann die Baz Luhrmann-Verfilmung, schnell wie ein Video-Clip bei den Streitereien oder Wortgefechten, poetisch in den Szenen zwischen Romeo und Julia, keine Heulerei am Ende, weil hier die Fehde und das unweigerliche Ende in ein ganz anderes Licht gesetzt werden und vor ein paar Jahren habe ich es im Theater gesehen, mit einem unüberlegten, arroganten, Julia unter Druck setzenden Romeo, sie herrlich naiv und er ein flatterhafter, am Ende sich selbst bemitleidender Bengel. Alle 3 Umsetzungen völlig Unterschiedlich und trotzdem Shakespeare.
    Einfach grandios! Ich wüsste zu gern, ob das Shakespeares Absicht gewesen ist...

    LG Gytha

    “Dieses Haus sei gesegniget”