Volker Kutscher - Goldstein

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  • Volker Kutscher – Goldstein

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    OA: 2011
    573 Seiten
    ISBN: 978-3462042382


    Inhalt
    Raths dritter Fall ist ein harter Brocken: Abe Goldstein, jüdischer Gangster aus Brooklyn, mischt Berlin auf.
    Berlin 1931: Die Wirtschaftskrise verschärft sich, die Auseinandersetzungen zwischen SA und Rotfront werden gewalttätig, unter den Ringvereinen tobt ein Machtkampf und Gereon Rath bekommt den Auftrag, den US-Gangster Abraham "Abe" Goldstein zu beschatten. Aus einer Gefälligkeit für das Bureau of Investigation wird ein tödlicher Wettlauf.
    Es beginnt im KaDeWe. Alexandra, genannt Alex, und Benny, beide obdachlose Gelegenheitsdiebe, lassen sich im prächtigsten Konsumtempel der Stadt einschließen, um Schmuck und Uhren zu erbeuten. Doch was bei Tietz und Karstadt noch ein Kinderspiel war, geht nun fürchterlich schief. Am Ende kann Alex knapp entkommen, muss aber mit ansehen, wie Benny von der Balustrade stürzt - und dass ein Schupo daran beteiligt war. Von da an wird sie gejagt.
    (Quelle: Amazon)


    Eigene Meinung
    Neugierig machte mich der Krimi auf Grund von Zeit und Ort. Berlin der dreißiger Jahre als Schauplatz für Kriminalgeschichten zu wählen, fand ich interessant und das hat sich auch beim lesen des Buches bestätigt. Die Szenerie ist ungewohnt und die Zeit macht die Ermittlungen für die Kommissare mit unseren heutigen Erfahrungen, viel intensiver. Es gibt keine Internetrecherchen, kein schnelles Handytelefonat. Informationen zu bekommen bedeutet viel Zeit zu investieren und viel Lauferei. Es ist schwieriger einen Gangster zu verfolgen und somit auch viel spannender. Die politische Lage der damaligen Zeit ist nicht Hauptcharakter des Buches, aber sie spielt eine Rolle und scheint immer wieder durch. Dieser Krimi vermittelt ein sehr gutes Bild, der damaligen Zeit und des Lebens der Menschen in Berlin. Dieses Buch hat dadurch eine ganz besondere Atmosphäre.
    Die Protagonisten sind glaubwürdig, denn es sind keine Supermänner. Sie haben Ehrgeiz, sie sind die Guten, aber sie haben ihre Fehler und sie mach auch welche. Sie sind Menschen, die so hätten gelebt haben können. Die „Bösen“ sind jedoch versteckt und entpuppen sich erst nach und nach, manche erst ganz am Ende des Buches. Der Autor führt den Leser immer wieder an der Nase lang um ihn dann mit einer völlig unerwarteten Wendung zu erstaunen. Gut für die Geschichte, denn nichts ist vorhersehbar und alles möglich. So bleibt die Spannung erhalten bis zum Schluss und man ist schon traurig, sich von dem ein oder anderen Protagonisten verabschieden zu müssen, aber man hofft auch auf ein Wiedersehen, bzw. Wiederlesen.


    3ratten


    Tina

  • Inhalt
    Berlin 1931: Das Straßenmädchen Alex und ihr Freund Benny haben eine neue Geldquelle entdeckt und lassen sich in Kaufhäusern einschließen, um dort für ihren Hehler Wertgegenstände mitgehen zu lassen. Ihre letzte Aktion im KaDeWe geht leider völlig schief, es gibt Tote und es sieht dabei so aus, als wären unter den Polizisten einige, die nicht sauber sind und Alex ist auf der Flucht. Haben vielleicht auch die konkurrierenden Ringvereine ihre Finger im Spiel, unter denen gerade ein erbitterter und tödlicher Machtkampf läuft? Und spielen vielleicht auch die immer gewalttätigeren Kämpfe zwischen SA und Rotfront eine Rolle? Gleichzeitig kommt die Information herein, dass der jüdische US-Gangster Abraham „Abe“ Goldstein in Berlin eingetroffen ist. Warum ist er in der Stadt? Was hat er damit zu tun? Ihn zu beobachten wird Gereon Raths Aufgabe, die er eher ungern übernimmt, scheint sie doch nach anfänglichen Schwierigkeiten eher langweilig zu werden. Aber ehe Gereon es sich versieht, spitzen sich die Ereignisse zu.


    Meine Meinung
    Dies ist der dritte Fall mit Kommissar Gereon Rath und auch ihn habe ich wieder mit Begeisterung gelesen. Schon die Atmosphäre des damaligen Berlins wieder hautnah mitzuerleben, macht die Lektüre für mich wieder zu einem besonderen Lesevergnügen. Der Autor schafft es auch hier wieder, durch die detailreichen Beschreibungen der Umgebung und der handelnden Personen, mir die Stimmung und die besondere Situation kurz vor dem Zweiten Weltkrieg greifbar zu machen. Toll sind dabei auch die mit der Handlung verknüpften realen historischen Vorgänge, die dieses Bild noch realistischer machen. Mit unseren jetzigen Kenntnissen verfolgt man mit einem ganz seltsamen Gefühl das Aufkommen der rechten Strömungen, die von der Bevölkerung noch als eher lästig aufgenommen werden, besonders da deren Kämpfe mit den Kommunisten immer gewalttätiger werden. Man möchte ihnen zurufen: „Nehmt euch in Acht, nehmt das vor allen Dingen ernst und tut etwas dagegen“. Muss dann aber irgendwie hilflos mitansehen, wie die Protagonisten in einen baldigen Krieg steuern, der für sie überhaupt kein Thema ist. Man stellt sich dann oft die Frage, was wird aus ihnen und ihren Plänen werden?


    Denn wir erleben ihren Alltag und das bedeutet für Gereon zum einen Polizeiarbeit, die auch hier wieder sehr interessant zu lesen ist. Viele Spuren, viele Fährten und immer wieder neue Wendungen machen das Miträtseln zu einem großen Vergnügen und halten die Spannung für mich immer oben. Zum anderen bedeutet es für ihn ein kompliziertes Privatleben, das er auch hier wieder schwer in den Griff bekommt. Er ist aber auch ein schwieriger Charakter, den man öfter einmal gerne schütteln möchte. Trotzdem mag ich ihn sehr und gerade seine nicht immer so astreinen Ermittlungsmethoden, seine Geheimniskrämerei, seine unbeliebten Alleingänge und seine illegalen Verbindungen führen doch immer zu einem Ziel, nämlich Gerechtigkeit. Dies muss hier nun auch einmal seine Freundin Charly erkennen, die damit diesmal eigene Erfahrungen macht und zum ersten Mal in Bezug auf die Polizeiarbeit Verständnis für Gereon aufbringen kann. Ob es für die beiden eigensinnigen Personen irgendwann mal ein Happy End geben wird? Ich freue mich jedenfalls schon auf den nächsten Fall!


    Die handelnden Personen sind vielschichtig und realistisch dargestellt, so dass ich oft das Gefühl habe, sie hätten wirklich existiert. Ihr Schicksal lässt mich nicht kalt, so auch Alex das Straßenmädchen, das für mich auch ein sehr starker Charakter hier in der Geschichte war. Sogar Gereons Hund hatte Persönlichkeit. Ein atmosphärischer Krimi, der, wie ich finde, verfilmt werden sollte!


    Ein klitzekleiner Abzug, da mir Gereon manchmal etwas zu begriffsstutzig war :zwinker:


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Einmal editiert, zuletzt von Heimfinderin ()

  • Meine Eindrücke:


    Gereon Raths neuer Auftrag könnte langweiliger nicht sein: Der US-amerikanische Gangster Abraham Goldstein besucht Berlin und als reine Vorsichtsmaßnahme soll er von Rath überwacht werden. Herausforderungen sehen anders aus. Viel lieber würde Rath bei den Ermittlungen mitmischen, als zum Beispiel Mitglieder der beiden Ringvereine Berolina und Nordpiraten spurlos verschwinden. Tragisch geht zugleich auch ein Einbruch im KaDeWe aus, bei dem einer der Einbrecher ums Leben kommt und die Einsatztruppe der Polizei hinterher in Bedrängnis kommt. Denn am Tod des Einbrecher ist möglicherweise ein Polizist Schuld. Die Partnerin des Einbrechers, Alex, kann zwar flüchten, spürt aber, dass ihr eben jener Polizist auf den Fersen ist und keine Zeugen gebrauchen kann.


    Im dritten Band um Gereon Rath muss ausgerechnet die Hauptperson zumindest zeitweilig in der zweiten Reihe stehen; die spanndenden Sachen finden ohne ihn statt, weil er mit einem Kollegen abwechselnd in Goldsteins Hotel die Stühle platt sitzt. Ein unerwarteter Einstieg, der aber zumindest für den Leser einen gewissen Humor mit sich bringt: Goldstein ist von der Beschattung zwar nicht begeistert, macht sich (und mir) aber einen Spaß daraus, Rath mit seinem Job zu foppen. Auch die Arbeit seiner Freundin Charly bekommt Gereon Rath nur mit halbem Ohr mit, seit die beiden von einem Urlaub gereizt statt erholt zurückgekehrt sind. Eher halbherzig hilft er Charly, als ihr eine Straßengöre während des Verhörs abhaut und Charly sie auf Biegen und Brechen finden will.


    Für meine Begriffe hält die Serie weiter ihr hohes Niveau - sie entführt sehr atmosphärisch in das Berlin der 1930er und liefert zugleich spannenden Krimistoff. Diese Kombination möchte ich schon nicht mehr missen und unbewusst werde ich das eine oder andere Buch aus dieser Zeit sicher an den Rath'schen Fällen messen.
    Gut eingebunden ist die historische Entwicklung. Die latente Ausländer- und speziell Judenfeindlichkeit nimmt zu, doch die meisten Bürger glauben nach wie vor, dass das Phänomen vorübergehend ist. Sie sind mit Arbeit oder der Suche danach beschäftigt, vergnügen sich nachts, wenn das Geld dazu da ist und leben ein Berliner Leben, das vom heutigen gar nicht so weit entfernt scheint. Mit dem Wissen, wie es in den kommenden Jahren weitergeht, liest sich diese historische Krimiserie besonders spannend. Unwillkürlich fragt man sich schon hin und wieder, bei welchen Strömungen heute besonders Augenmerk angebracht wäre.


    Volker Kutscher fügt sein komplexes Puzzle Stück für Stück zusammen und lässt trotz jeder kleinen Lösung für die Endzusammensetzung noch genügend Möglichkeiten offen. Ob Einzelfälle überhaupt zusammenhängen und wenn ja, wie, bleibt lange Zeit vage und spannend. Ich hoffe, dass die eine oder andere Person aus diesem Buch in späteren Bänden noch einmal zum Zuge kommt; sowohl auf der guten als auch der schlechten Seite gibt es Personen, deren Werdegang interessante Möglichkeiten böte. Leider müssen wir zum jetzigen Zeitpunkt nach Kutschers Angaben fast noch ein Jahr warten, bis Band 4 erscheint, der 1932 spielen wird. Für Gereon Rath lohnt sich das Warten auf alle Fälle.


    5ratten und :tipp: ist es sowieso!

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Moin


    Ich habe mich durch das Buch einwenig durchkämpfen müssen. Entsprechend war ich schon enttäuscht. Im Nachhinein betrachtet, war die Story garnicht mal so schlecht. Man kann sogar von einem Krimi mit "Niveau" reden. Einiges blieb jedoch unschlüssig. Die schnelle Trennung von seiner Lebensgefährtin, der holprige Abschied von Goldstein. Letztendlich war das Buch eine gelungene Fortführung der ersten beiden Werke: meines ERachtens zog es sich jedoch einwenig.


    Schliesslich muss man wohl zur Erkenntnis kommen, dass es eine Fortsetzung geben wird. Hat es da nicht noch jemand auf Rath abgesehen? Was wird mit seiner Lebensgefährtin? Taucht Goldstein nochmal auf und was wird aus dem jungen Mädel, bzw. der eigentlichen vermeintichen Haupttäterin? Viele Fragen, die man noch klären könnte.


    Fazit: wer die ersten beiden Bücher gelesen hat, sollte sich auch das dritte antun. Ich gebe diesmal (noch)


    4ratten

    Opa Pittschikowski aus dem Ruhrrevier, kennt die Blauen Knappen schon seit 1904 - niemals tat er fehlen, nur einmal war er krank - Oma tat er quälen wenn er schon morgens sang:<br /><br />Ob ich verroste und ver

  • „Goldstein“ ist der Name eines amerikanischen Profikillers, dem bisher allerdings nie etwas nachzuweisen war. Nun ist er in Berlin und Kriminalkommissar Gereon Rath ist zu seiner Überwachung abgestellt, die deutsche Polizei will sichergehen, dass er in Berlin keine Verbrechen begeht. Zur gleichen Zeit stirbt ein jugendlicher Dieb nach einem Einbruch ins KaDeWe. Die Komplizin flieht und die ganze Angelegenheit scheint sich zu einem Polizeiskandal auszuweiten, in dessen Aufdeckung auch Charlotte Ritter, Raths Freundin, eine wichtige Rolle spielt. Natürlich verschweigt sie die dazugehörigen Geheimnisse auch vor Rath, der ihr wiederum seine Unterweltkontakte vorenthält – die Beziehung der beiden steht also nicht nur aus privaten Gründen so manches Mal auf dem Prüfstein.


    Ich glaube nicht, dass ich „Goldstein“ überhaupt begonnen hätte, wenn das Buch nicht schon bei mir gelegen hätte, so genervt war ich nach dem zweiten Band der Reihe nämlich von ihrer Hauptfigur. Gereon Raths Überheblichkeit war mir so etwas von zuwider, dass ich trotz der interessanten Umgebung, in der die Romane spielten, nichts mehr von ihm lesen mochte. Aber wo das Buch schon einmal hier war, wollte ich ihm eine letzte Chance geben und es zumindest beginnen. Und – oh Wunder – Rath hat sich gewandelt. Der Autor hat zwischen Band 2 und 3 etwas über ein Jahr in Gereon Raths Leben vergehen lassen und für eine Charakteränderung gesorgt. Natürlich ist er kein völlig anderer geworden, das wäre unrealistisch gewesen, aber seine unerträgliche Arroganz hat sich gemindert.


    Neben dem bekannten Pärchen Charly und Gereon nimmt die flüchtige Diebin, die obdachlose Alex, eine wichtige Rolle ein. Durch sie bekommt man einen Blick auf ein anderes, roheres und härteres Berlin. Die Beschreibung der Straßenkinder damals, unterscheidet sich meiner Meinung nach noch nicht einmal sonderlich von aktuellen Berichten über Straßenkinder /ausgerissene Jugendliche. Manche Dinge ändern sich längst nicht so sehr, wie man vermuten würde.


    Goldstein, der Titelgeber des Romans entwickelt sich ebenfalls sehr interessant und gewinnt im Verlauf der Geschichte immer mehr an Profil und auch an Sympathie. Seine jüdisch-amerikanische Herkunft lässt ihn dabei so manches an der politischen Lage Deutschlands anders wahrnehmen. Während in den ersten Bänden Rechte und Linke gleichermaßen radikalisiert und wenig akzeptiert dargestellt wurden, gewinnen die Nazis nun immer mehr an Präsenz. Als Leser ist einem natürlich bewusst, wie das enden wird und man möchte die Figuren, die die Gefahr einer Machtübernahme nicht sehen, so manches Mal warnen, dass das keine Außenseitertruppe ist, die auch schnell wieder verschwinden wird.


    Nach diesem Band finde ich es doch tatsächlich schade, dass bislang noch keine weitere Fortsetzung erschienen ist.


    4ratten

  • Inhalt: Der amerikanische Gangster und vermutliche Aufragskiller Abraham Goldstein kommt nach Berlin und Kommissar Rath wird darauf angesetzt Goldstein zu beschatten, damit dieser keinen Mord begehen kann.
    Gleichzeitig kommt bei einem Einbruch ein Junge zu Tode und wie seine Komplizin gesehen hat, ist einer der Polizisten Schuld an seinem Tod und vermutlich war diese Tat auch Absicht. Neben diesen Vorfällen gibt es zudem Bandenkämpfe in Berlin, sowohl zwischen den Berliner Ringvereinen, wie auch den Kommunisten, Sozialdemokraten und Nationalsozialisten.
    In allen diesen Problembereichen müssen Rath und seine Kollegen ermitteln und auch Charly, Raths Freundin, wird durch ihre Tätigkeit als Juristin in diese Ermittlungen verwickelt, denn sie trifft zufällig auf einen der Beteiligten. Raths größtes Problem ist jedoch Goldstein, denn der ist weniger leicht zu bewachen, als zunächst erhofft.


    Meinung: Die Zeit zwischen den Weltkriegen wird durch die Geschichte richtig lebendig. Neben den vielen technischen Unterschieden zur heutigen Zeit, sind insbesondere die Einstellungen und Meinungen der damaligen Zeit richtig gut herausgearbeitet. Man kann zum Beispiel den Respekt vor der Polizei sowie das Unverständnis für alleinlebende und in ehemals männlichen Berufen arbeitende Frauen geradezu greifen.
    Ein wenig verwundert hart mich jedoch, wie dumm an manchen Stellen die Polizisten wirken, da ihnen sowohl Verdächtige, als auch Zeugen einfach weglaufen und sie oft auf naheliegende Schlüsse nicht kommen. Insbesondere der Protagonist Rath verhält sich oft eigentümlich und schafft es oft nicht wirklich Schlussfolgerungen aus seinen Beobachtungen zu ziehen. Der am logischsten und durchdachtesten agierende Charakter ist eindeutig Goldstein, der auch sehr facettenreich vom Autor gezeichnet wurde und daher etwas sehr plastisches und realistisches hat.
    Zudem werden ein paar persönliche Probleme der Charaktere angesprochen, die nie wirklich gelöst werden, sondern manchmal eher einfach wegzufallen scheinen, wodurch unter anderem auch das Ende sehr offen wirkt und man manche Lösungen vermisst. Da es sich jedoch um eine Reihe handelt, ist zu hoffen, dass diese Lösungen in anderen Teilen noch nachfolgen.
    Alles in allem handelt es sich bei "Goldstein" jedoch um einen soliden Krimi, der vor allen Dingen die Atmosphäre der Zeit sehr gut aufgreift und einen spannenden Fall bietet, bei dem jedoch die Bösen eindeutig klüger wirken, als die Polizei.


    3ratten

  • Ich habe diesen dritten Band nach dem vierten Band ("Die Akte Vaterland") gelesen. Dadurch wußte ich zwar schon, um was es ungefähr in dem Buch geht, aber das hat der Spannung und dem Lesevergnügen keinen Abbruch getan.


    Da ich nun alle vier Bände um Gereon Rath gelesen habe, kann ich sagen, daß mir Rath trotz seiner manchmal etwas schwierigen Art ans Herz gewachsen ist. Er ist kein strahlender Held, sondern ein Mensch mit Ecken und Kanten. Ein guter Ermittler, aber privat stehen ihm seine Sprachlosigkeit und Eifersucht öfters im Wege. Und auch beruflich bringen ihn seine Alleingänge immer wieder in Schwierigkeiten.


    Die Handlung ist recht vielschichtig und umfasst mehrere Handlungsstränge, die schlußendlich alle miteinander verbunden sind. Sowohl Goldstein als auch das Schicksal von Alex haben mir sehr gut gefallen, weil die Charaktere wieder gewohnt facettenreich beschrieben waren. Ja, ich muß sagen, mir hat Goldstein mit kleinem Abstand bisher am besten von den vier Büchern gefallen.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Liebe Grüße

    Karin

  • Gereon Rath ist mal wieder nicht gerade begeistert von seinem Job. Statt in einer Mordsache zu ermitteln, langweilt er sich auf einem schicken Hotelflur, wo er ein Auge auf den US-Gangsterboss Abe Goldstein haben soll, der zu seinen Berliner Wurzeln zurückgekehrt ist. Warum, weiß keiner so recht, also soll er vorsichtshalber observiert werden.


    Währenddessen haben Raths Kollegen einiges zu tun: ein jugendlicher Einbrecher ist am KaDeWe unter seltsamen Umständen zu Tode gekommen, die Rolle der Polizei dabei ist bestenfalls unklar. Ein Unbekannter hat einen SA-Mann am Rande eines Parks erschossen, und es sieht nicht nach den anno 1931 leider üblichen Auseinandersetzungen zwischen Kommunisten und Nazis aus. Und auch in der Berliner Unterwelt geht es rund, wo sich rivalisierende kriminelle Vereinigungen erbittert bekämpfen und die ersten Todesopfer zu beklagen sind.


    Charlotte Ritter, deren Beziehung zu Gereon immer noch stürmischen Aufs und Abs unterworfen ist, versucht sich inzwischen einer jungen Frau von der Straße anzunehmen und ahnt nicht, welche Kreise das ziehen wird.


    Auch in diesem Band gilt wieder das Motto "Es ist kompliziert", egal ob zwischenmenschlich oder bei den Ermittlungen. Der Fall oder vielmehr die ineinander verschlungenen Fälle, die im Mittelpunkt stehen, sind vielschichtig und geprägt von der politischen Großwetterlage mit dem Aufkommen der Nazis. SA-Aufmärsche sind bereits an der Tagesordnung in Berlin, das Klima ist explosiv, Antisemitismus salonfähig, was auch Abe Goldstein spürt, der zwar kein praktizierender Jude mehr, aber in der jüdischen Tradition großgeworden ist.


    Wie der ins Gesamtbild zwischen den kriminellen "Ringvereinen", SA-Schlägern, jugendlichen Herumtreibern und internen Verstrickungen bei der Polizei passt, scheint zunächst genauso rätselhaft wie die Frage, wie diverse andere Dinge miteinander in Zusammenhang stehen - doch wer bereit ist, sich auf eine Vielzahl an Figuren, Schauplätzen, Milieus und Motiven einzulassen, wird mit einer komplexen und hochspannenden Lektüre vor der faszinierenden Kulisse des Molochs Berlin belohnt.


    Für mich immer noch eine der besten deutschen Krimiserien, nicht zuletzt wegen der oft ambivalenten Charaktere und der authentisch wirkenden Darstellung der Zeit, in der sie leben.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Band 2 - "Goldstein" steht auch noch auf meiner Leseliste - eure Rezensionen lassen das nochmal deutlich werden, die Reihe bald mal weiterzulesen!

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Ich weiß das ich irgendeinen Gereon Rath Roman ausgelassen hatte. Ich glaube das müsste dann dieser Band hier sein.
    Bei meinem Re-read kommt das nicht in Frage :lachen: ich glaube ich hatte keine Lust auf das Gangstermilleu. Aber immerhin wird es nun auch wieder politischer ;) Freu mich schon drauf, aber mein Liebling ist tatsächlich bisher Band 4 Die Akte Vaterland.

  • Nix wie ran - da geht es um einiges mehr als "nur" das Gangstermilieu ;) Viel Spaß damit!

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Valentine

    Ich hab zumindest angefangen, weiß aber nun wieder, warum ich diesen Band bisher ausgelassen hatte. Ich hab den Anfang definitiv schon mal gelesen, fand diesen Punkt aber zäh und hatte das Gefühl, die Geschichte kommt nicht so richtig voran. So geht es mir dem Anfang grade immer noch ein bisschen. Aber ich hab mal die Hoffnung das sich das bald geben wird. :)

  • Valentine

    Ich hab zumindest angefangen, weiß aber nun wieder, warum ich diesen Band bisher ausgelassen hatte. Ich hab den Anfang definitiv schon mal gelesen, fand diesen Punkt aber zäh und hatte das Gefühl, die Geschichte kommt nicht so richtig voran. So geht es mir dem Anfang grade immer noch ein bisschen. Aber ich hab mal die Hoffnung das sich das bald geben wird. :)

    Das Buch wird wirklich spannend und hat einen krassen Showdown. ;)

    :lesen:





  • Valentine

    Ich hab zumindest angefangen, weiß aber nun wieder, warum ich diesen Band bisher ausgelassen hatte. Ich hab den Anfang definitiv schon mal gelesen, fand diesen Punkt aber zäh und hatte das Gefühl, die Geschichte kommt nicht so richtig voran. So geht es mir dem Anfang grade immer noch ein bisschen. Aber ich hab mal die Hoffnung das sich das bald geben wird. :)

    Ich hab jetzt tatsächlich wegen dem Anfang ewig gebraucht, bis ich weiter gehört habe... Erst jetzt habe ich das endlich geändert. Zum Glück konnte ich das diesmal einfach überspringen. Und jetzt klappt es wieder. Ist halt einfach eine Lieblingsreihe. Aber ich gebe zu, ich freu mich vor allem auf "Die Akte Vaterland", das ist halt einfach mein persönlicher Lieblingsband. Zum Glück kommt der schon als Nächstes :elch:

  • Aber ich gebe zu, ich freu mich vor allem auf "Die Akte Vaterland", das ist halt einfach mein persönlicher Lieblingsband.

    Den habe ich ja kürzlich ausgelesen, war bisher auch mein Highlight in der Reihe!

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Und jetzt hab ich einfach vom Hörbuch aufs Buch gewechselt. Ich hab einfach gemerkt, das es wohl zum Teil auch für mich als Hörbuch irgendwie nicht funktioniert hat. Keine Ahnung warum, die Lesung ist super und Band 1 und 2 hab ich ja auch so wieder konsumiert. Aber das selbst lesen passt hier dann wohl besser. Jetzt werd ich es auch definitiv beenden. Vor allem Goldstein als Figur gefällt mir sehr. Irgendwie komm ich mit dem Erzähstrang um Charly und Alex nicht so gut zurecht. Hoffe das wird noch einigermaßen schlüssig zusammengesponnen, bisher interessiert mich der Teil einfach nicht so sonderlich.

  • Also ich habe das Buch jetzt gelesen und mir hat es richtig gut gefallen. Aber ich habe auch einen Fabile für Romane, in denen aus der Verbrecherperspektive erzählt wird und das nicht nur im Negativen. :saint: Da kam ich hier natürlich schon bei der ersten Szene voll auf meine Kosten.

  • Avila

    Och so an sich mag ich auch gerne die Verbrecherperspektive, da hätte ich mir persönlich aber noch mehr Goldstein gewünscht. Mit der Figur der Alex dagegen kann ich einfach nicht sonderlich viel anfangen.

    Und irgendwie nervt mich das hin und her mit Gereon und Charly...