Maarten ´t Hart: Der Schneeflockenbaum
Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
Inhalt:
Vom ersten Tag an war seine Mutter mißtrauisch gewesen gegenüber der "dürrren Mißgeburt", wie sie seinen Freund Jouri noch immer nannte. Als Sohn eines Kollaborateurs hatte Jouri in den Niederlanden der fünfziger Jahre wahrhaftig nicht viel zu lachen, genausowenig wie der Erzähler selbst, der mit seinem eigensinnigen Humor und seinen Darmwinden Mitschüler und Lehrer gleichermaßen quälte. Als sich eines Tages die kleine Ria Dons tapfer an seine Seite stellt und ihm, gegen Bezahlung von fünf Cent, sogar erlaubt, sie zu küssen, ist das der Beginn einer schmerzlichen und lebenslangen Erfahrung - denn Jouri zerreißt das zarte Band der Zuneigung und spannt ihm ungerührt die Freundin aus.
Meine Meinung:
Das Buch liest sich sehr schön flüssig und hat eine wunderbare Atmosphäre. Es beginnt sehr kurzweilig und mit einer guten Portion makabren Humors. Maarten ´t Hart versteht es sehr gut, wie schon in etlichen seiner anderen Bücher, Geschichten zu erzählen die das Leben schreibt. Und zwar insbesondere kuriose Geschichten, bis hin zum Makabren. Der Ich-Erzähler, dessen Name übrigens im ganzen Buch nicht genannt wird, nimmt Gespräche mit seiner Mutter zum Anlaß, sich an seine Kindheit und speziell an seine Freundschaft mit Jouri zu erinnern. Eine besondere Rolle spielt dabei sein Eindruck, daß Jouri ihm jedes Mädchen und jede Frau ausspannt, mit der der Erzähler sich anfreundet. Dabei werden immer wieder die unterschiedlichen Sichtweisen des Erzählers, seiner Mutter und auch die von Jouri deutlich.
Der Leser verfolgt den Erzähler und Jouri über viele Jahre ihres Lebens. In der Kindheit sind beide sehr eng befreundet, später haben sie relativ viel Abstand zueinander. In der zweiten Hälfte des Buches treten ernstere Töne zutage, es geht nicht mehr so humorvoll zu wie am Beginn. Das Leben des Erzählers wird durchzogen von der Liebe zur klassischen Musik (die kaum jemand seiner Familienangehörigen und Freunde teilt und versteht), und eine große Rolle spielen immer wieder Pflanzen, Tiere und Naturschilderungen. Beides typisch für ´t Harts Bücher (der ja selbst Biologe ist).
Als schockierend und nicht zur Person des Erzählers passend empfand ich die Ansichten des Erzählers zum Thema Kinderkriegen. Seine Meinung ist ziemlich extrem und kommt vor allem völlig aus heiterem Himmel, sie ist nicht begründet durch seine bisherigen Lebenserfahrungen, für den Leser also unverständlich.
Mir gefällt die einfache, aber treffende Weise, auf die ´t Hart Menschen und Ereignisse schildert, und die typisch niederländische Atmosphäre des Buches (Landschaft, Pflanzen/Tiere, Fahrradfahren, Bezüge auf historische Ereignisse). Alles in allem fühlte ich mich bestens unterhalten, allerdings fehlte mir gerade am Ende des Buches ein wenig der Tiefgang. Andere Bücher von ´t Hart haben mir zwar besser gefallen, trotzdem ist dieses durchaus lesenwert.