Brigitte Riebe - Die Hüterin der Quelle

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema, welches 6.895 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Erendis.

  • Klappentext:


    Bamberg 1626. Der alte Weihbischof versetzt die einst friedliebenden Bürger der Stadt mit seinem Hexenwahn in Angst und Schrecken. Als Marie Sternen die geheimnisvolle Fremde, Ava, um einen Liebeszauber bittet, bricht das Unheil über die beiden Frauen herein. Marie Sternen weiß, dass Veit ihr nie ganz gehören wird. Dennoch heiratet sie den Krippenschnitzer aus Neapel, der nach dem Tod seiner Frau mit den Kindern Simon und Selina in seine Heimatstadt Bamberg zurückkehrte. Als ihre Ehe kinderlos bleibt, hat Marie den Verdacht, dass sich die fast taubstumme Selina darüber freut. Dieses Mädchen ist Marie unheimlich. In ihrer Verzweiflung wendet sie sich an Ava, eine geheimnisvolle, schöne Frau, die in einem Bootshaus wohnt. In Mondnächten schwimmt sie im Fluss - manche Bamberger sagen, sie verwandle sich dabei in ein Otterweibchen. Doch Ava kann Marie nicht helfen - wie auch, sie liebt Veit, heimlich und verzweifelt. Noch ahnt niemand in Bamberg, dass das, was der Stadt widerfahren wird, seinen Anfang nahm in Avas Haus ...


    Die Autorin:
    Brigitte Riebe ist promovierte Historikerin und arbeitete lange Zeit als Verlagslektorin. Ihre bisher größten Erfolge hatte sie mit den historischen Romanen "Palast der blauen Delphine", "Schwarze Frau vom Nil", "Straße der Sterne" und zuletzt "Die sieben Monde des Jakobus". Heute lebt sie mit ihrem Mann in München.


    Meine Meinung:


    Wer ein Buch über Hexenverfolgung mit allen grausigen Details lesen möchte, ist mit diesem Buch sicher falsch beraten. Wer aber die Stimmung dieser Zeit fühlen möchte und gerne in das alltägliche Leben der Menschen damals eintaucht, ist mit diesem Buch sicherlich gut dran.


    Es läßt sich wunderbar lesen und animiert zum ständigen Weiterlesen. Am Anfang werden alle Hauptpersonen in kleinen Unterkapiteln vorgestellt, was auf der einen Seite etwas anstrengend, auf der anderen Seite aber interessant ist und dem Buch etwas Tempo verleiht.


    Mit der Hauptperson Ava wurde ich gleich warm und auch die anderen Personen haben so viel Tiefe, daß ich ihr Schicksal mit großer Spannung verfolgt habe.


    Besonders gut gefallen hat mir das Historische Nachwort am Ende des Buches, in dem noch einmal genau beschrieben ist, was Fiktion und was Wahrheit ist und das auch die Hintergründe der Hexenverfolgungen klarer werden ließ.


    Dieses Buch ist das "etwas andere Buch" zum Thema "Hexen und deren Verfolgung".



    4ratten


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Einmal editiert, zuletzt von Seychella ()

  • @Bianca: Lieben Dank für diese schöne Rezension! Wenn es bald eine Taschenbuchausgabe gibt, werde ich mir das Buch nochmal ganz genau ansehen :breitgrins: Ich habe auch schon eure kleine Leserunde verfolgt, die mich neugierig gemacht hat.

  • Ingroscha
    Ja, das solltest Du wirklich :smile: .


    "Die Hüterin der Quelle" ist auch sicherlich nicht das letzte Buch, das ich von Brigitte lese. So schön recherchierte historische Roman findet man nicht alle Tage. :smile:

  • Huhu,


    na...da verlinke ich doch einfach meine Rezension


    Es ist wirklich ein etwas anderer historischer Roman! :klatschen:


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ich bin gerade mitten in der Lektüre dieses Buches und hätte mal eine Frage an alle, die es schon gelesen haben bzw bei der Leserunde mit dabei waren.


    Während eines Gespräches zwischen Marie und Ava ist einmal die Rede vom "Gläsernen Steg".
    Weiß jemand von euch was damit gemeint ist?


    lieben Gruß
    yanni

  • Ich habe letztens auch "Die Hüterin der Quelle" von Brigitte Riebe gelesen.


    Obwohl ich anfangs etwas Bedenken hatte, weil es um Hexenjagd und -prozesse geht, habe ich mich mit dem Buch sehr wohl gefühlt. Die Autorin behandelt das Thema behutsam, ohne es zu verharmlosen. Sie beschreibt dabei sehr eindringlich, welchen Einfluss die Inquisitoren und Hexenprediger der damaligen Zeit auf die Bevölkerung hatten und wie sie die Menschen aufpeitschten und verunsicherten, um das Denunziantentum zu fördern.


    Vor allem gefiel mir das Buch deswegen so gut, weil die Charaktere der Haupt- und auch der Nebenfiguren sehr genau gezeichnet sind und die Autorin ihre Leser sehr tief in die Gefühlswelt der Protagonisten blicken lässt. Ob der fanatische Hexenprediger, der bodenständige Bierbrauer oder der sensible Krippenschnitzersohn, jede Figur wird liebevoll ausgearbeitet und wächst dem Leser ans Herz.


    Im Mittelpunkt jedoch stehen zwei starke Frauen, die um ihre Liebe kämpfen müssen. Der Gegensatz zwischen der angepassten, bürgerlichen Lebensweise von Marie und der freien, naturnahen und einzelgängerischen Existenz von Ava scheint unüberwindbar, aber nur gemeinsam erreichen sie ihr Ziel.


    Ich fand das Buch jedenfalls sehr kurzweilig, bewegend und flüssig zu lesen, und Brigitte Riebe zählt mittlerweile zum Kreis meiner Lieblingsautoren.
    Für "Die Hüterin der Quelle" gibt es von mir 5ratten


    Viele Grüße
    Miramis

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Brigitte Riebe wollte in ihrem Buch nicht voyeuristische Details über Hexenprozesse beschreiben; ihr ging es vielmehr darum, eine bestimmte Atmosphäre zu generieren und aufzuzeigen, wie schnell Stimmungen durch Agitation umschlagen, aus friedlichem Zusammenleben Misstrauen und Diffamierung werden können - im 17. Jahrhundert wie heute.


    Es ist sehr wohltuend, einen historischen Roman zu lesen, der auf reißerische Effekte verzichtet und sich statt dessen den Figuren und der Geschichte widmet. Wie Simon und Veit ihre Krippenfiguren schnitzen, so sorgfältig modelliert Brigitte Riebe ihre Charaktere. In diesem Roman agieren Menschen, mehr oder weniger charakterstark, mit Schwächen und Lastern, mit Hoffnungen und Enttäuschungen. Es gibt keinen strahlenden Helden und Brigitte Riebe gelingt es sogar, den Hexenjäger als verirrten Menschen darzustellen, mit dem man Mitleid haben kann.


    Die Geschichte ist unspektakulär, wird aber enorm spannend und mitreißend erzählt. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Es lässt sich flüssig lesen - ein intelligenter Schmöker.


    Brigitte Riebes historische Romane heben sich wohltuend ab vom Einheitsbrei. Dies ist erst mein zweites Buch von ihr, aber jetzt schon gehört sich zu meinen Lieblingsautoren.
    Die Hüterin der Quelle ist mein :tipp: für Oktober.


    Von mir gibt es 5ratten

  • Danke für die schönen Rezis.
    Das hört sich alles sehr interessant an. Ich glaube meine Wunschliste ist wieder gewachsen...

  • ich habe das buch nun auch aus.


    ich habe selten eine so unspektakuläre, aber so fesselnd und authentisch wirkende, geschichte gelesen.


    was ich sagen will: alle meine erwartungen ( die ich alle aus diesem board habe ) wurden bei weitem übertroffen.


    der schreibstil passt wunderbar zu der erzählten geschichte, die so schlicht und einfach daher kommt, einen aber durch und durch geht.
    die autorin erklärt wunderbar und einleuchtend wie es zu hexenanschuldigungen kommen konnte, anschaulich und glaubwürdig.
    absolut TOP!


    ich habe auch schon nachschub der autorin in meinem SUB.



    soft

  • Jokers bietet das Buch gerade als Hardcover (Mängelexemplar) für 7,95€ an - und dieses Wochenende versandkostenfrei :zwinker:

    viele Grüße<br />Tirah


  • Jokers bietet das Buch gerade als Hardcover (Mängelexemplar) für 7,95€ an - und dieses Wochenende versandkostenfrei :zwinker:


    Danke für den Tipp! Da schaue ich gleich noch einmal bei jokers vorbei. Ich wollte zwar eigentlich nichts kaufen...


  • Jokers bietet das Buch gerade als Hardcover (Mängelexemplar) für 7,95€ an - und dieses Wochenende versandkostenfrei :zwinker:


    Ich hatte mir das im November bestellt und keinen Mangel gefunden. Manchmal frage ich mich, wo die angekündigten Mängel sind (außer dem Mängelexemplar-Stempel :zwinker: )

  • So ganz kann ich mich meinen Vor-Rezensenten nicht anschließen, vielleicht hab ich aber auch nur etwas ganz anderes erwartet.


    Meine Meinung


    „Die Hüterin der Quelle“ ist eine Mischung aus historisch belegten Ereignissen und Fiktion. Die Hexenverfolgung gab es 1626 tatsächlich und mehrere hundert Menschen vielen dem Hexenwahn bis 1630 zum Opfer. Die Geschichte um Veit Sternen und seine Angehörigen ist allerdings frei erfunden. Ein ausführliches Nachwort der Autorin gibt dazu ausreichend Auskunft.


    Ein typischer „Hexenroman“ mit all seinen Grausamkeiten ist „Die Hüterin der Quelle“ nicht, vielmehr fängt der Roman die Spannungen und Ängste ein, die den Hexenprozessen vorausgingen. Mir persönlich war der gesamte Roman leider ein wenig zu leise, ohne großen Spannungsbogen. Selbst zu den meisten Figuren konnte ich keine Beziehung aufbauen.
    Stellenweise ist mir der Roman viel zu voraussehbar und insgesamt gesehen einfach ohne große Überraschungen.


    Die Figuren sind generell recht farbenfroh gezeichnet, einige mit sehr viel Tiefe, andere ein wenig zu flach, ein wenig mehr Grautöne in den Facetten hätten den Charakteren sicherlich nicht geschadet. Richtig ans Herz gewachsen ist mir leider niemand, dafür waren mir einige aber zumindest sehr sympathisch und ich kann mir gut vorstellen, dass einige von ihnen zu der Zeit gelebt haben könnten.


    Wie schon bei „Straße der Sterne“ habe ich mich vor allem mit den schnellen Szenen- und Perspektivenwechseln schwer getan. Durch das schnelle hin und her Springen zwischen den Figuren, konnte ich leider keine Emotionen aufbauen und so sind mir sogar die tragischeren Szenen nicht wirklich nah gegangen.


    Allerdings lässt sich „Die Hüterin der Quelle“ sehr schnell und angenehm lesen und verspricht leichte und kurzweilige Unterhaltung. Es hat mir einige schöne Lesestunden geschenkt. Erwähnenswert an dieser Stelle ist die sehr angenehme Länge der Kapitel, die bei der gebundenen Ausgabe in der Regel 50 Seiten nicht überschreitet.


    Wirklich gelungen ist Brigitte Riebes Beschreibung der stetig anwachsenden Angst und das aufkommende Misstrauen untereinander, selbst unter langjährigen Freunden. Das Brodeln war deutlich spürbar und ein hat einen kleinen Einblick ermöglicht, wie es in den Menschen damals ausgesehen haben mochte.
    Die Beschreibungen der Krippenschnitzkunst haben mich nicht nur die fertige Krippe sehen, sondern auch das Entstehen miterleben lassen. Sehr interessant fand ich die Einschübe der damaligen Medizin und auch die Behandlungsmethoden bei Gicht.
    Insgesamt ist der Autorin eine sehr authentische und bildhafte Erzählung des damaligen Alltags in Bamberg gelungen.


    Ein ausführliches Nachwort der Autorin und eine schöne Karte von Bamberg rundet den Roman ab und lässt das bibliophile Bücherherz ein wenig höher schlagen.

    Meine Bewertung


    3ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

    Liebe Grüße<br />Melli

  • So, ich schätze, bei mir war es das richtige Buch zur richtigen Zeit. Hier ist meine Rezi:


    Meine Meinung:
    Vor ca. einer Woche glaubte ich mich noch in einem Fantasy-Fieber bzw. einer Histo-Pause und war mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich so viel Lust auf eine Leserunde zu einem historischen Roman hätte. Aber es hat sich wieder einmal voll und ganz gelohnt und mein erstes Buch von Brigitte Riebe hat mich voll überzeugt, so dass alle anderen Bücher der Autorin direkt auf meine Wunschliste gewandert sind.


    Der Einstieg in die Geschichte fiel mir sehr leicht, Ava, eine der Hauptfiguren des Romans, hat auf Anhieb mein Herz erobert, was sich auch bis zum Schluss hin nicht geändert hat. Ich hatte allerdings ein wenig Sorge, dass mich die vielen verschiedenen Perspektiven, die mit jedem Abschnitt wechseln, verwirren könnten, was jedoch nicht der Fall war, zumal sehr schnell die ersten Zusammenhänge zwischen den einzelnen Personen und ihren Geschichten aufgezeigt wurden und sich zum Ende des Buches hin zu einem bunten und lebhaften Gesamtbild zusammengefügt haben.


    Die Geschichte selbst hat mir sehr gut gefallen: eine fiktive Handlung vor einem traurigen, immer wieder schockierenden Kapitel der Geschichte (Hexenverfolgung) mit teilweise historischen Persönlichkeiten, eine Geschichte, die clever gelöst und zusammengefügt wurde, ohne die tatsächliche Historie im Anschluss an den Zeitraum des Romans zu „gefährden“. Es tut gut einen Roman über die Hexenverfolgung zu lesen, ohne dabei Verhöre oder Verbrennungen „live“ miterleben zu müssen, die Hetztiraden und –predigten eines Friedrich Förner reichen vollkommen, um einem die Haare zu Berge stehen zu lassen und Angst zu bekommen.


    Den ein oder anderen mag eine gewisse Vorhersehbarkeit der Geschichte, zu deutliche Anzeichen, Cliffhanger am Ende mancher Kapitel und ein zu konstruiert wirkender Zufall stören, mich stören solche Dinge nicht, solange eine Geschichte gut und fesselnd erzählt wird. Dass ich nun endlich auch mal Erfolg beim Detektivspielen hatte und schnell hinter das Geheimnis des Romans gekommen bin, ist für mich reine Glückssache.


    Das große Plus dieses Buches sind die vielen, toll gezeichneten, spannenden und interessanten Figuren des Buches, auch wenn die ein oder andere vielleicht ein wenig zu eindeutig „gut“ bzw. „böse“ ist. Vor allem die beiden weiblichen Hauptfiguren Marie und Ava haben es mir angetan, zwei starke und zugleich sehr liebevolle, warmherzige Frauen, die für sich, ihre Lieben und Bekannten, ihr Leben, ihre Rechte und die Gerechtigkeit kämpfen, sich kümmern und bemühen und dabei auch Risiken eingehen. Auch die beiden jugendlichen Gegnerinnen des Buches, Kuni, als „Chefin“ der Waisenbande (Die rote Zora und ihre treue Bande lassen grüßen) und Maries Stieftochter, die taube Selina sind mir sehr ans Herz gewachsen. Sie sind so spannend, so normal trotz ihrer besonderen Lebensumstände, schlau, clever, zickig, bockig, rebellisch, aber auch einsam und unabhängig und dadurch einfach unendlich lebendig. Aber was wäre ein Buch ohne tolle Männer, auch wenn der Held, dem die holde Weiblichkeit im Buch zu Füßen liegt, bei mir überhaupt nicht ankam. Aber es gibt auch die positiven männlichen Beispiele, die man einfach lieben muss! Dies alles wird durch sehr intensive und lebendige Dialoge verstärkt, die der Leser hautnah miterleben darf. Wie oft wollte ich in das Buch hineinkriechen und bei den Menschen sein, sie unterstützen, trösten und ihnen helfen!!! Aus diesem „Haufen“ einen besonderen Liebling herauszufiltern war mir nicht möglich, sie hatten irgendwie alle das gewisse Etwas, allerdings gab es auch Nebenfiguren, die überhaupt nicht bei mir haften geblieben sind, aber bei Nebenfiguren ja auch nicht so wesentlich.


    Wenn man sich das Ende des Buches so ansieht, könnte man denken: Friede, Freude, Eierkuchen, aber trotzdem ist es für mich ein offenes Ende, denn sowohl Marie und ihre Familie als auch Ava und ihre Freunde beginnen ein neues Leben und sehen einer ungewissen Zukunft entgegen.


    Ich bin mit dem Buch sehr sehr glücklich und habe eine schöne Geschichte mit sehr lebendigen Figuren lesen dürfen, die durch ein ansprechendes Cover und Layout-Specials wie einem Stadtplan von Bamberg und einem ausführlichen Nachwort der Autorin über die historischen Hintergründe und Wahrheit und Fiktion abgerundet wird.


    Bewertung:
    5ratten


    lg
    kathrin

  • Habe gestern mit dem Buch begonnen und bin nun auf Seite 80 aber irgendwie kann ich mich für dieses Buch noch nicht richtig erwärmen. Der Übergang zu anderen Handlungen ist irgendwie abgehackt und man ist im ersten Moment ziemlich verwirrt. Werde aber noch ein bisschen weiter lesen.

    Liebe Grüße<br /><br />Alisha-Jolie

  • Nachdem dieser Thread ja letztendlich schuld am Kauf des Buches war :breitgrins: hier nun meine Meinung:



    Dieser Roman gehört sicherlich zu meinen Highlights in diesem Jahr.
    Trotz meiner anfänglichen Schwierigkeiten ob der vielen Figuren konnte ich schließlich ganz in die Geschichte eintauchen. Nach dem sich dann auch so langsam aufschlüsselte wie die Figuren miteinander verbunden sind hatte ich auch keine Probleme mehr die vielen Namen auseinander zu halten.


    Die Autorin hält sich nicht mit übertriebenen Beschreibungen von Hexenverbrennung und Folter auf, vielmehr beschreibt sie die Stimmung der damaligen Zeit, die Ängste, Wünsche und Hoffnungen ihrer Figuren, gerade dadurch überzeugt sie mich und ihr Roman bleibt glaubhaft.
    Jeder dieser Figuren ist mir persönlich sind sie sehr ans Herz gewachsen. Gerade auch die negativeren Charaktere gefielen mir gut, der Fanatismus und der Hexenwahn dies alles war damals traurige Realität und die Figuren die ihn repräsentieren sind gut gezeichnet.
    Doch auch Riebes andere Literarischen Gestalten haben keine Weise Weste, sondern genauso ihre Fehler, sie hassen, lieben, betrügen ihre Ehepartner, sind selbstsüchtig und wirken gerade dadurch sehr real.


    Sehr schön ist auch das ausführliche Nachwort der Autorin in der sie nocheinmal auf die geschichtliche Wirklichkeit eingeht und die Historische Karte Bambergs im Einband des Buches.


    Für mich hat die Autorin die damalige Zeit gut eingefangen. Zwar ist "Die Hüterin der Quelle" in erster Linie natürlich ein Roman- aber ein verdammt guter!


    5ratten

  • Wie auch bei Holden war dieser Thread "Schuld", dass ich mir das Buch überhaupt gekauft habe.
    Eigentlich müsste ich mich an dieser Stelle nun bedanken, denn das Buch bereitete mir ein großes Lesevergnügen.


    Brigitte Riebe hat es meisterlich verstanden, Stimmungen und Gefühle zu vermitteln, welche zu den schrecklichen Hexenverbrennungen in der damaligen Zeit geführt haben.
    Am Ende mochte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, so sehr war ich in der Geschichte gefangen.


    Besonders gut hat mir das Nachwort gefallen, in welchem Brigitte Riebe kurz auf Fiktion und Wahrheit der Geschichte eingeht. Allerdings hätte ich mir mehr Informationen über Nürnberg gewünscht, da in dem Roman immer angedeutet wurde, dass Nürnberg mit der Hexenverfolgung anders umging.


    5ratten

  • „Die Hüterin der Quelle“ ist mein dritter Roman von Brigitte Riebe und das Lesen hat sich wieder gelohnt. Allerdings muss ich sagen, dass ich diesmal nicht so schnell in die Geschichte hineingefunden habe wie bei den vorigen Büchern der Autorin. Ich habe mich anfangs etwas schwer getan, mit den Personen warm zu werden, bzw. sie zu verstehen. Entweder konnte ich mich anfangs nicht so gut konzentrieren, und/oder es lag daran, dass die Personen und die Geschehnisse in sehr kurzen Abschnitten vorgestellt wurden und so ziemlich abgehackt durch die Handlung gesprungen wurde. Selbst zu Ava und Marie bekam ich nicht gleich Zugang.


    Dieses ungute Lesegefühl hat sich aber zum Glück bald gelegt und dann konnte ich den Roman kaum noch aus der Hand legen. Plötzlich war ich mitten in Bamberg und erlebte die Freuden, Sorgen und Ängste der Protagonisten mit. Die Figuren lebten regelrecht vor mir auf und ich habe sie deutlich vor mir gesehen und in ihr Innerstes geschaut. Dabei ging mir das kleine mutterlose Mädchen, das einen aus großen traurigen Augen anschaute genauso nah, wie der Hexen verfolgende, gegen seine persönlichen Dämonen kämpfende Pastor, der es aber trotz seiner Schwächen nicht geschafft hat, bei mir echtes Mitleid zu erregen. Eher großen Schrecken darüber, dass aus „persönlichen Gründen“, die eigentlich einer Behandlung bedurften, ein solcher Wahn entstehen konnte, der viele Unschuldige in den Tod schicken sollte.


    Einzig die männliche Person, um die das ganze Drama der Frauen sich drehte, ließ mich ziemlich kalt und sein Schicksal berührte mich seltsamerweise kaum. Er nervte mich manchmal sogar und ich konnte nicht verstehen, was sie alle so an ihm fanden. Ava z. B. hat für mich so gar nicht zu ihm gepasst und ich konnte ihre Zuneigung zu ihm nicht nachempfinden.


    Besonders gut beschrieben empfand ich die Waisenkinder und ihr Leben, das jeden Tag ein neuer Kampf ums Überleben war, den sie im Zusammenhalt am besten bestehen konnten. Und dann dieses zwischenzeitliche Aufatmen und sich mal Fallenlassen können, dass Ava ihnen durch ihre Fürsorge immer wieder geboten hat. Das war sehr berührend beschrieben.


    Eine ganz große Stärke des Romans und das, was die Spannung bis zum Ende oben hielt, war die sich verändernde Atmosphäre. An Handlung ist eigentlich nicht viel passiert, aber die Bedrohung wurde immer größer, die Zunahme der Angst und des Misstrauens unter den Menschen, die eigentlich Nachbarn oder Freunde waren, war immer eindringlicher zu spüren. Die Szenen in der Kirche, in denen der Pastor seinen Hass versprühte, ließ mir einen Kloß im Magen entstehen. So war der Schrecken dieser Zeit der Hexenverfolgung spürbar, ohne eine einzige Hexe auf dem Scheiterhaufen direkt mitzuerleben.


    4ratten

  • Schon seit langem bin ich Fan von Brigitte Riebe und habe auch schon einige Bücher von ihr gelesen. Ich finde, man merkt ihr und ihrer Schreibweise an, dass sie eigentlich Historikern ist und sich mit der Materie mehr als auskennt.


    Was mir von Anfang an sehr positiv aufgefallen ist und worauf ich eingehen muss, bevor ich auf den eigentlichen Inhalt komme, ist unter anderem der Schreibstil. Selten habe ich historische Romane gelesen, in denen in eine moderne, leicht lesbare Sprache so geschickt historische Wörter und Bezeichnungen eingebunden wurden. Am Anfang habe ich hin und wieder noch gestutzt, denn obwohl es Wörter sind, die man durchaus kennt, sind sie im heutigen Sprachgebrauch doch recht ungewöhnlich geworden. (Ich habe das Buch gerade leider nicht zur Hand, sonst würde ich ein Beispiel zitieren...)


    Desweiteren haben mir die historische Karte Bambergs, das historische Nachwort und auch die Literaturliste am Ende sehr gefallen. Meiner Meinung nach ist so etwas bei historischen Romanen ein Muss. Ich zumindest möchte immer sehr gerne wissen, welche Teile eines Romans historisch korrekt sind und welche erfunden. Brigitte Riebe hat Fakt und Fiktion meiner Meinung nach sehr geschickt verbunden, was vor allem in der Figur des Hexenbrenners deutlich wird. Dieser historischen Figur hat die Autorin durch eine dazu erfundene Geschichte sehr viel mehr Persönlichkeit und Tiefe gegeben, was sonst wahrscheinlich unmöglich gewesen wäre.
    Ohne das Nachwort hätte ich fast vergessen, dass zu dieser Zeit nicht nur die Pest teilweise zurückkehrte, Hexen in ganz Deutschland bzw. Europa verbrannt wurden und der Dreißigjährige Krieg tobte. Abgesehen davon gab es auch noch eine sogenannte kleine Eiszeit, die regelmäßig die Ernten zu großen Teilen vernichtete und Hungersnöte verursachte.


    In einigen anderen Rezensionen, die ich bisher gelesen habe, wurde die Kürze der einzelnen Abschnitte und die Menge der handelnden Personen bemängelt. Ich muss sagen, dass mich das eigentlich überhaupt nicht gestört hat, sondern für mich zur Kurzweiligkeit des Buches beigetragen hat. Durch die Sprünge war ich umso gespannter, wie es mit den übrigen Figuren weiterging, dass die Seiten nur so flogen. Viele Personen bin ich außerdem von Nele Neuhaus und George R.R. Martin gewöhnt. :zwinker:


    Besonders gefallen hat mir tatsächlich, dass der Roman so ruhig ist. Zwar hatte ich auch eher mit einem recht brutalen Roman über die Hexenverfolgungen und -verbrennungen gerechnet, war aber positiv davon überrascht, dass es nicht so kam. Brigitte Riebe beschreibt genau das, was mir in anderen historischen Romanen oft fehlt: Den Alltag. So backen Marie Sternen und ihre Haushälterin Früchtebrot in der Weihnachtszeit während ihr Mann Veit Sternen ins Loch muss. Das Leben geht weiter, während all diese schrecklichen Ereignisse geschehen. Es muss.


    Am meisten ans Herz gewachsen ist mir Ava, die Otterfrau. Sie ist wohl die interessanteste Figur im Roman, mit einer schrecklichen Vergangenheit, die ihr sehr viel Tiefe und Charakter gibt. Was sie außerdem so sympathisch machte für mich ist, dass sie trotz ihres großen Freiheitsdranges und ihrem Wunsch nach Unabhängigkeit immer für die Waisenkinder da ist, ihnen hilft und sie unterstützt. Was sie an Veit fand, war auch mir bis zum Schluss nicht ganz klar. Aber andererseits lässt sich Verliebtheit oft nicht rational erklären.


    Obwohl das Tempo allgemein eher ruhig ist, ist die Geschichte doch sehr spannend und nimmt gegen Ende richtg Fahrt auf. So muss es wohl in Wirklichkeit auch gewesen sein mit der Hexenverfolgung. Am Anfang war nur ein Funken, der aber auf immer mehr Menschen übersprang und am Ende loderten die Flammen auf den Scheiterhaufen. In diesem Roman merkt man richtig deutlich, wie die Stimmung in der Stadt immer drückender, angespannter und misstrauischer wird. Dennoch ist die Hemmschwelle recht hoch, wenn es dann um eine tatsächliche Anzeige geht. Es tut gut es einmal so zu lesen, im Gegensatz zu anderen Romanen, wo sich die Bevölkerung regelrecht selbst ausrottet. Andererseits wird gerade in diesem Roman auf erschreckende Weise dargestellt wie eine einzelne Person ihre privaten Probleme nicht bewältigen kann und sie auf die ganze Stadtbevölkerung überträgt.


    "Die Hüterin der Quelle" ist ein außergewöhnlicher Roman, der aus der Masse heraussticht und sehr einfühlsam das Leben mehrerer Menschen im 17. Jahrhundert schildert, die unterschiedlicher kaum sein könnten.


    4ratten

    :kaffee: