Friedrich Nietzsche - Also sprach Zarathustra

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  • Friedrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra


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    Friedrich Nietzsche ist der Künstler unter den Philosophen, ein wilder und umstrittener Denker. Kein Werk bringt das besser zum Ausdruck als sein Zarathustra. Zarathustra, das ist ein Weiser, ein Prophet. Nach zehn Jahren Einsamkeit steigt er von seinem Berg hinunter zu den Menschen, um sie den „Übermenschen zu lehren“. Das tut er mit Innbrunst und Pathos, doch leider kapiert keiner, worauf er hinaus will. Er wird ausgelacht, was ihn allerdings nicht davon abhält, weiterhin Reden zu halten – zu seinen Anhängern oder zu sich selbst.


    Der Plot des vierteiligen Buches ist fast nicht nennenswert. Was physisch geschieht, ist nicht viel mehr als ein Rahmen für die zahlreichen Reden Zarathustras. Kaum jemand anderes als er selbst kommt je zu Wort, alles ist auf ihn konzentriert. Wer von Zarathustra zurückhaltende und bescheidene Worte erwartet, der wird enttäuscht werden. Dieser Weise nimmt kein Blatt vor den Mund: Er verachtet die gewöhnlichen Menschen, verkündet den Tod Gottes und verflucht die klassischen Tugendlehren.


    Nietzsches Sprache ist übertrieben bildhaft und pathetisch, kaum ein Satz kommt ohne überschwängliche Metapher aus. Das dürfte einigen sauer aufstossen, da es den Lesefluss merklich bremst. Der Text ist so dunkel und bedeutungsschwanger, dass er sich nicht zur leichten Lektüre eignet. Hin und wieder jedoch schimmert das dichterische Genie Nietzsches klar durch: Es gibt Sätze im Zarathustra, in die könnte man sich glatt verlieben. Das Buch ist eine düster schimmernde Schatzkammer, aus der jeder selbst das herausgreifen muss, was zu ihm spricht. Ganz im Sinne Zarathustras, der sich für kompromisslose Individualität ausspricht und mit blinden Mitläufern nichts anfangen kann.


    Viele Gedanken von Zarathustra haben einen bitteren Nachgeschmack, allen voran sein Ideal des „Übermenschen“. Trotzdem ist die Leidenschaft und Wildheit dieses Buches noch heute faszinierend. Ob man es mag, oder nicht.


    5ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Mani ()

  • Vielleicht bin ich da etwas zu westlich-unromantisch gehäkelt, aber mir lag gerade der hochfahrende Gestus in Nietzsches Texten - und besonders im Zarathustra - mächtig auf den Nerven. Viele Jahre nach der Zarathustra-Lektüre ließ mich eine Bemerkung in Cees Nootebooms "Allerseelen" grinsen - der hatte das offenbar genauso empfunden:


    Zitat

    Das wenige, das Arthur Daane von Nietzsche gelesen hatte, war ihm in Erinnerung geblieben als eine Art Orkangeheul, mit dem eine sich überschlagende Stimme vom Gipfel eines Berges den namenlosen Knechten unten zuschrie, dass sie nichts taugten, um dann plötzlich in ein einsames und unverstandenes Gejammer überzugehen.


    Das drückt recht genau aus, wie fremd mir N. im allgemeinen sowie im Zarathustra im besonderen immer blieb.


  • Vielleicht bin ich da etwas zu westlich-unromantisch gehäkelt, aber mir lag gerade der hochfahrende Gestus in Nietzsches Texten - und besonders im Zarathustra - mächtig auf den Nerven.


    Wie gesagt: Das kann ich gut nachvollziehen. Mich nervte der Text teilweise auch.
    Es ist halt die Frage, wie man mit diesem Gestus umgeht bzw. wie man ihn bewertet.
    Der Stil ist arrogant und hochtrabend, aber er passt zur Botschaft, die Nietzsche rüberbringen will.
    (Sinnverlust, radikale Individualität, intensives Leben, kraftvolles Umschaffen der Welt, Menschenhass, usw.)
    Ich glaube, Nietzsche arbeitete sehr bewusst mit dieser abschreckender Polemik. Er wollte der Unverstandene sein.
    Aber das ist wahrscheinlich keine akzeptable Entschuldigung, oder? ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Mani ()

  • Meine Meinung

    Ich habe beim Lesen von Also sprach Zarathustra ähnlich empfunden wie Arthur Daane in Allerseelen. Da schreit jemand die Leute an, ohne sich wirklich darum zu kümmern, wie die Botschaft bei ihnen ankommt und ob sie sich diese Botschaft auch zu Herzen nehmen. Die ist nicht einmal schlecht, aber wenn jemand mit mir so reden würde, würde ich ihn wahrscheinlich stehen lassen.


    Da ich aber im Buch angeschrien wurde, habe ich weitergelesen. Ich war überrascht, wie viel vom Gelesenen ich schon kannte und wie viel mir trotz des Stils gefallen hat. Trotzdem: einfach war die Lektüre nicht.

    3ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.