Jean Carrière - Der Sperber von Maheux

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    (gelesen habe ich die 2. Ausgabe (ohne Bild))
    Originaltitel: L'Épervier de Maheux



    Keinen Strom, kein fließendes Wasser und an den meisten Tagen des Jahres besteht das Essen aus Kastanien. Vielleicht mal ein Stück Ziegenkäse oder etwas Brot und wenn das Jagdglück einem hold war auch Fleisch – aber meist nur ein winziger Vogel. So sieht das Leben auf dem abgelegenen Bergbauernhof der Reilhans irgendwo in den Cevennen aus. Doch für Samuel-Joseph, den jüngeren der beiden Söhne ergibt sich 1948 nach einem Unfall die Chance diesem Leben zu entkommen, das schon seine Mutter vor der Zeit altern ließ.


    Für sein Buch „Der Sperber von Maheux“ erhielt Jean Carrière den Prix Goncourt, den renommiertesten französischen Literaturpreis. Ein Grund für die Auszeichnung war sicherlich der Stil, ich empfand „Der Sperber von Maheux“ in sprachlicher Hinsicht als ungewöhnlich für einen Franzosen. Normalerweise hatte ich bei französischen Autoren bisher immer den Eindruck, dass sie recht kurze Sätze benutzen und die Sprache sehr direkt ist. Carrière hingegen schwelgt geradezu in Beschreibungen. Dass passt dazu, dass er, meiner Meinung nach, gar keine Geschichte erzählt, sondern nur ein Bild beschreibt. Wenn das Mitglied der Familie, was er sich als Hauptfigur auserkoren hatte, beschrieben war und nichts mehr hergab, wechselt er flugs zum Nächsten, um ihn ebenso umfassend darzustellen. Und natürlich beschreibt er die Umgebung: Auch ohne jemals einen Blick auf die ärmlichen Hütten in einem abgelegenen Cevennental geworfen zu haben, kann man sich alles ganz genau vorstellen. Das macht das Buch allerdings auch etwas deprimierend, denn Glück kann man sich in dieser Umgebung nicht vorstellen und wer die Landschaft bewundert, gibt sich gleich als dummer Städter zu erkennen, der sich lächerlich macht, wenn er für einen abgelegenen Hof mit schlechtem Land Geld bezahlen will. Doch auch diese gewinnbringende Zukunft liegt noch in der Ferne, denn das Buch spielt zum größten Teil bis ca. Mitte der 1950er Jahre und da waren Touristen noch rar gesät.


    Man darf keine zusammenhängende Geschichte erwarten, doch wenn man sich auf die stimmungsvollen Beschreibungen einlässt, bekommt ein genaues und leider sehr realistisch wirkendes Bild des deprimierenden Lebens auf einem einsamen und armseligen Gehöft und wie dieses Leben die Bewohner prägen kann. Meine Ausgabe enthält übrigens noch ein Nachwort mit Vergleichen zu Gegenden in Deutschland („badische Sibirien“) und der neuen Nähe zur lokalen Heimat, das ich trotz seines Alters (1980) ziemlich interessant fand.)


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus: