02 - Leon und Louise - Seiten 82 bis 175 / Kapitel 7 bis 12

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  • Hier könnt Ihr die Kapitel 7 bis 12 besprechen.

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    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()

  • Diesen Abschnitt habe ich mir gestern abend zu Gemüte geführt und ich weiß gar nicht recht, was ich dazu sagen soll. In dem Angriff, den wir am Ende des ersten Abschnitts miterlebt haben, verlieren sich Léon und Louise aus den Augen. Nun ja, das ist nicht so überraschend. Schnitt. Zehn Jahre später in Paris. Léon ist immer noch ein aufrechter, ehrlicher Mann und inzwischen treusorgender Familienvater, der sich nicht mal von den Stimmungen seiner Frau aus der Ruhe bringen läßt. Und plötzlich tritt Louise wieder auf. Man mag zwar einwenden, das sei zu viel des Zufalls, aber es geht für mich selbst außerhalb des Romankontextes in Ordnung. Es gibt solche Zusammentreffen einfach, die muß man nicht nur erfinden.


    Bemerkenswert fand ich vor allem Yvonnes Reaktion, gerade auch angesichts der Zeit. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein solch geradezu libertäre Einstellung die Regel gewesen sein kann. Sie drängt Léon ja nachgerade zum Seitensprung – frei nach dem Motto: besser mit meiner Erlaubnis, dann ist es vielleicht nicht so interessant und erledigt sich schneller wieder. Diese Überlegung (nicht explizit, sondern wohl eher intuitiv) ist zwar vermutlich richtig, aber zwischen der Erkenntnis und dem Handeln liegt ja doch noch mal einiges. Und damit reiht sich Yvonne in die Reihe der für mich einfach zu perfekten Charaktere ein.


    Danach flachte auch die Erzählung für mich ein wenig ab. Der nächste Sohn wird geboren, im Jahr xy passiert jenes, und noch ein Sohn wird geboren usw. usf. ohne Höhen, ohne Tiefen. Sicher, die meisten Leben sind auch so, aber muß ich darüber einen Roman lesen? Bislang ist das zwar alles netter Plauderton und kann vermutlich unter „Wohlfühlbuch“ laufen, aber mitreißen tut es mich (noch?) nicht.

  • Mir geht es anders, das ist mein erstes Buch von Capus und ich bin sehr angetan von dessen Erzähltalent.
    Ja, die Geschichte plätschert so vor sich hin, aber wie das beschrieben wird, ist einfach wunderbar.
    Ich bin ja sowieso frankophil eingestellt, aber das Buch lässt mich ernsthaft fragen, warum ich von diesem Autor noch nichts gelesen habe!


    Natürlich ist es ein geradezu unglaublicher Zufall, in der Pariser Métro jemanden zufällig zu treffen, den man 10 Jahre nicht gesehen hat. Aber warum nicht?
    Und dass beide dann die gleiche Idee haben, in den Ort am Meer zu fahren, Louise dort seine Nachricht findet - sehr schön, wirklich!


    Yvonne reagiert wirklich sehr vernünftig - ist das nun ein Mangel an Emotionen gegenüber ihrem Mann oder einfach wohlüberlegte Taktik, um ihn zu halten?
    Wobei er ja angeblich nicht einmal mit dem Gedanken spielt, sie zu verlassen.


    Ich kann nicht richtig beschreiben, was mir an diesem Buch so gut gefällt, es sind viele kleine Nebensätze, die sich für mich zu einem sehr charmanten Ganzen zusammenfügen...

    LG, Dani


    **kein Forums-Support per PN - bei Fragen/Problemen bitte im Hilfebereich melden**

  • Hallo zusammen,


    also mag sein, dass ich Alex Capus' grundsätzlich ein bißchen zu milde gestimmt bin, aber mir gefällt das Buch auch nach dem zweiten Abschnitt noch ausgesprochen gut! Mir gefällt beispielsweise der Sprung, den die Erzählung nimmt, hin zur nächsten Begegnung der beiden... Das notwendige, zwischenzeitliche Geschehen wird kurz erläutert und mir dadurch klar, dass Léon sich eigentlich in seinem Rahmen entwickelt. Er ist weiterhin gerecht, aufrichtig und sorgend - eben die etwas erwachsenere Version vom gerade 18jährigen Léon, der am Bahnhof in einem Dorf arbeitet.
    Das Treffen ist natürlich ein Zufall, aber nach fast zehn Jahren in der gleichen Stadt, nur wenige hundert Meter voneinander entfernt, auch wieder nicht. Ganz ehrlich? Ich hatte alleine dieses Jahr schon zwei solcher Begegnungen - eine zuhause in Hamburg und eine in München (nur dass es sich um keine ehemalige Liason gehandelt hat, sondern um eine Kindergartenfreundin und eine ehemalige Mitschülerin). Also das wundert mich jedenfalls nicht. Auch Léons Reaktion ist für mich plausibel: mein Puls würde vermutlich auch rasen und ich würde auch krampfhaft darüber nachdenken, wie ich der Person am allerbesten sofort wieder begegne... :breitgrins: Seine Idee mit dem Zettel in Le Tréport hat mir da ausgesprochen gut gefallen! Léon ist reizend, liebenswert und irgendwie auch auf eine sympathische Art und Weise zurückhaltend romantisch.
    Und dann kommt es zum tatsächlichen Treffen: saucool (entschuldigt!), diese Louise mit ihrem Helm und ihrer Brille im Sportwagen! :herz: Alleine, wie sie ihm auf dem Rückweg nach Paris das Fahren beibringt! :breitgrins: Nein, mal ganz im Ernst: Louise ist und bleibt (davon gehe ich nach der Anfangsszene in Notre Dame einfach mal aus) einfach tough und vor allen Dingen konsequent. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie Léon weniger vermisst hat als er sie. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass sie ebenfalls verheiratet ist und sich auf diese Weise mit dem Ausflug zumindest wieder eine neue, frische Erinnerungsbasis an Léon verschafft...
    Yvonne ist mir nicht unsympathisch, aber ich habe mich an der ein oder anderen Stelle gefragt, ob sie vielleicht eine gespaltene Persönlichkeit haben könnte. Denn so entschieden sie Léon zum Suchen und zum Seitensprung auch nötigt (und es damit abhaken will), so ganz kann ich ihre diese "Stärke" nicht abnehmen - nicht, nach dem Auftritt auf dem Kinderspielplatz nicht unweit der Wohnung der kleinen Familie.
    Eine andere, ketzerische Frage: könnte Louise vielleicht schwanger werden? Könnte dies Léon und Louise erneut wieder zusammenbringen? Und wie würde das ausschauen - denn zusammen kommen sie ja wohl offensichtlich nie, oder?


    Es ist die vielleicht außergewöhnliche Liebesgeschichte zweier vermutlich relativ normaler Menschen zu bewegenden Zeiten. Nichts ungewöhnliches für Alex Capus also. Was die Geschichte für mich bislang ausmacht, ist der Ton und die Art des Erzählens, die mir diese Geschichte so nahebringen.


    Und was ich mich ernsthaft frage: gibt es vielleicht eine Parallele zu Capus' eigener Familie? Immerhin stammt sie aus der Normandie, soweit ich weiß. Ob auf seiner Seite was steht? Ich geh' gleich mal ein bißchen recherchieren...


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Was ich gestern gänzlich vergessen habe, aber ganz abscheulich fand, war die Taktiererei des Bürgermeisters von Saint-Luc! Ja, wir wussten ja bereits von Anfang an, dass er ein Auge auf die kleine Louise geworfen hat, aber sich dem Anstand zuliebe zurückhält - aber dass er Léon und Lousie auf das Heftigste belügt, finde ich echt abscheulich. Der egoistische Blödmann lässt zwei junge Menschen in dem Glauben, der jeweils andere wäre tot, sowas gehört sich einfach ganz und gar nicht. :grmpf:

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Ja, das hat mich auch aufgeregt! Der Bürgermeister war mir zuvor schon nicht sonderlich sympathisch, aber das fand ich auch ziemlich widerlich. Zumal er ja davon eigentlich selbst keinen Vorteil hatte, außer vielleicht der Befriedigung des Wenn-nicht-ich-dann-der-auch-nicht oder so. Das ist charakterlich schwach, aber leider nicht selten.

  • Über den Bürgermeister habe ich mich auch geärgert, denn im Nachhinein hatte er ja auch so nichts mehr von Louise, da hätte er ruhig die Wahrheit sagen können.


    Ich habe mich über die großen Zeitsprünge etwas gewundert, ich hatte mir das etwas anders vorgestellt, hier hatte ich teilweise das Gefühl, ein Leben im Schnelldurchlauf zu begleiten wo nur Lücken aufgefüllt werden und keine Geschichte erzählt wird. Andererseits fand ich es gut, dass nach dem Angriff aus dem ersten Abschnitt kein langes Suchen und Trauern ausgeführt wurde, sondern die Geschehnisse nur kurz in Rückblenden erzählt werden.


    Die zufällige Begegnung der beiden in Paris fand ich auch nicht so unwahrscheinlich, solche Dinge können durchaus vorkommen, auch im realen Leben außerhalb eines Romans. Ihr gemeinsamer Ausflug war dann auch wirklich sehr schön und romantisch, auch wenn Louise darauf drängt, dass sie danach keinen Kontakt mehr haben werden.


    Bei mir kommen die Gefühle zwischen den beiden nicht so richtig an. Ich vermute ja, dass die beiden schon sehr verliebt sind und den anderen über die ganze lange Zeit nie vergessen haben, trotzdem wirkt es von beiden Seiten etwas gleichgültig, Louise ist schroff und abweisend, Léon versucht alles richtig zu machen und sein normales Leben weiterleben. Bei mir als Leser kommen die großen Gefühle da irgendwie nicht rüber.


    Yvonne finde ich auch seltsam. Ich kann zwar nachvollziehen, dass sie Léon dazu drängt, Louise zu suchen und ihm auch den Seitensprung erlaubt, weil sie der ganzen Sache damit den Reiz nehmen kann und sicher sein kann, dass Léon bei ihr bleibt. Andererseits finde ich ihre ganzen Stimmungsschwankungen und ihr gesamtes wechselndes Verhalten sehr komisch. Ich hatte auch das Gefühl, dass Yvonne absichtlich etwas negativ dargestellt wird, so dass man kein Mitleid mit ihr hat, wenn Léon seine Jugendliebe wiederfindet und seine Frau betrügt.

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de


  • Ich hatte auch das Gefühl, dass Yvonne absichtlich etwas negativ dargestellt wird, so dass man kein Mitleid mit ihr hat, wenn Léon seine Jugendliebe wiederfindet und seine Frau betrügt.


    Da bin ich mir nicht sicher, denn bei mir funktioniert das nicht! :zwinker: Yvonne tut mir leid, auch wenn ich Léon im Gegenzug nicht abstrafe. Léon hat sich ja durchaus in seine Frau verliebt - aber er konnte seine erste große Liebe eben nie vergessen. Da er seine Frau darüber nicht im Unklaren gelassen hat (obwohl er ihr sicherlich auch nicht erzählt hat, dass er selbst ein Jahrzeht später noch jeden Tag an Louise denkt), kann man ihm das auch nicht wirklich übel nehmen, oder? Ich denke, Léon und Louise waren beide zu jung um ihr Leben nicht weiterzuleben und sich neu zu verlieben... Interessanter wäre die Frage, wie die beiden reagiert hätten, wenn sie vom Bürgermeister nicht belogen worden wären.
    So tut mir Yvonne leid, weil sie eben die dritte Leidtragende der dreisten Lüge des Bürgermeisters wurde.


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Ich schließe mich dann mal dem allgemeinen Gemotze über den Bürgermeister an. Beim ersten Mal hätte man ja noch hoffen können, dass er es aus Mitgefühl macht, weil ein schnelles Ende im Allgemeinen besser aufgenommen wird als ein Vermisstenstatus, aber Louise dann auch noch so zu belügen... Was für ein Mistkerl.


    Die Beschreibung von Léons Leben hatte ich zwischendurch die Beschreibung des typischen Le Galls durch seinen Enkel im Kopf, ich musste schon etwas grinsen, wie sehr das übereinstimmte. Ich hatte beim Lesen die Daten nicht im Kopf behalten und auch kurz den Gedanken, dass das Mädchen, das Yvonne zur Welt bringt, deswegen kein Junge ist, weil sie nicht von Léon, sondern dem Strandgigolo in Cherbourg ist - ein zurückblättern zeigte mir dann aber, dass da wohl 4 Jahre zwischen lagen. Da zeigt sich dann etwas das Plätschern der Geschichte. Ich höre Capus gerne zu, wie er vor sich hin erzählt, aber ein bisschen Straffung beim Berichten über die Alltäglichkeiten des Lebens, während die Jahre vergehen, hätte das Buch vermutlich schon vertragen können.



    Yvonne finde ich auch seltsam. Ich kann zwar nachvollziehen, dass sie Léon dazu drängt, Louise zu suchen und ihm auch den Seitensprung erlaubt, weil sie der ganzen Sache damit den Reiz nehmen kann und sicher sein kann, dass Léon bei ihr bleibt. Andererseits finde ich ihre ganzen Stimmungsschwankungen und ihr gesamtes wechselndes Verhalten sehr komisch. Ich hatte auch das Gefühl, dass Yvonne absichtlich etwas negativ dargestellt wird, so dass man kein Mitleid mit ihr hat, wenn Léon seine Jugendliebe wiederfindet und seine Frau betrügt.


    Ich weiß auch nicht so recht was ich von Yvonne halten soll. Ich würde nicht so weit gehen zu sagen, dass Capus sie absichtlich negativ darstellt, aber vermutlich muss er zwischendurch klarstellen, dass sie halt nur eine Nebenrolle hat (und Louise nicht das Wasser reichen kann), auch wenn sie viel Raum einnimmt.



    fast vergessen: die Aufzählung, dass man Frauen nicht verstehen kann, fand ich ja dann doch (nach leichtem prinzipiellem Grummeln) cool:

    Zitat

    ...nach 5 Jahren Ehe war ihm bekannt, dass die Seele einer Frau auf geheimnisvolle Weise in Verbindung steht mit [...] dem Fahrplan der französischen Staatsbahnen, eventuell sogar mit den Förderquoten auf den Ölfeldern von Baku ...

    Einmal editiert, zuletzt von illy ()

  • Hallo Ihr Lieben,



    Ich schließe mich dann mal dem allgemeinen Gemotze über den Bürgermeister an. Beim ersten Mal hätte man ja noch hoffen können, dass er es aus Mitgefühl macht, weil ein schnelles Ende im Allgemeinen besser aufgenommen wird als ein Vermisstenstatus, aber Louise dann auch noch so zu belügen... Was für ein Mistkerl.


    :breitgrins: Dem schließe ich mich auch an! Der Bürgermeister ist ja echt ein unmöglicher Mensch! :grmpf: Bei Léon habe ich es auch noch verstanden, da er ihm quasi keine Hoffnungen machen wollte, wie er dann so eiskalt Louise anlügt, hat mich echt geärgert! :grmpf: :rollen:


    Insgesamt finde ich den Schreibstil von Alex Capus echt super und ich fühle mich wirklich rundum wohl mit dem Buch! Kann gar nicht genau beschreiben, wieso, da er ja teilweise über Seiten nicht wirklich viel passiert. Trotz allem finde ich gerade auch die Beschreibungen des Alltäglichen, Léons Arbeit und auch seine Gedanken über die Frauen etc. total spannend und lese das total gerne! :smile:
    Ich muss dabei auch immer an die Beschreibung der LeGall Männer vom Anfang denken, wenn ich so lese, wie das Leben von Léon schon so ein bisschen dahin plätschert und er irgendwie doch so ein bisschen naiv-liebenswürdig bei mir ankommt. Außerdem finde ich es irgendwie trotz allem total süß, dass er Yvonne so offen von Louise erzählt. Da war ich irgendwie ganz schön baff. Für ihn ist wohl wirklich klar, dass er seine Frau nie verlassen wird. Dass er aber gleichzeitig auch keinerlei Hemmungen hat, mit Louise gleich ins Bett zu hüpfen ist irgendwie krass, aber ich kann ihm da nicht einmal böse sein! :gruebel:



    fast vergessen: die Aufzählung, dass man Frauen nicht verstehen kann, fand ich ja dann doch (nach leichtem prinzipiellem Grummeln) cool:


    :breitgrins: Ich fand den Gedanken total lustig! Irgendwo hat er schon recht. Vor allem ist Yvonne ja wirklich nicht so ganz berechenbar, von daher kann man seine Gedanken da wirklich nachvollziehen! :breitgrins:


    Dass Yvonne ihn quasi dazu drängt, sich mit Louise zu treffen und wunder-was-zu-tun, habe ich auch nicht so ganz verstanden. Vielleicht ist das aber wirklich eine gute Taktik, dass sie ihn damit irgendwie doch enger an sich bindet??? Keine Ahnung! Ich könnte das nicht. Aber ich hätte vermutlich auch nie einen Mann geheiratet, der in Gedanken eigentlich immer noch eine andere Frau liebt! :gruebel:


    Das zufällige Treffen von Louise und Léon fand ich gar nicht so weit hergeholt, da das wirklich passieren kann.
    Ich denke aber übrigens nicht, dass Louise auch verheiratet ist. Dafür macht sie mir einen viel zu eigenständigen und auch selbstbewussten Eindruck. Irgendwie glaube ich fast nicht, dass Louise jemals heiraten wird... Aber ich lass mich da noch überraschen.


    Ich hoffe nur, dass es im Laufe des Buches nicht auf die komplette Dreiecksgeschichte hinaus laufen wird. Dann tut mir Yvonne schon leid. Sie hatte jetzt zwar auch einen Seitensprung - und in meinen Augen hat sie sich den auch verdient :zunge: - aber die ganze Zeit mit Louise konkurrieren zu müssen, ist kein Spaß! :rollen:


    Auf jeden Fall hält jetzt der Krieg erstmal Einzug und ich bin gespannt, wie sie den überleben. Die Beschreibung der Behörde, wo akribisch alle Unterlagen zu Ausländern gesammelt worden sind, hat mir ja echt einen Schauer über den Rücken gejagt! Hoffentlich ist da wirklich alles vernichtet. :entsetzt:


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Noch habe ich nicht alle Kapitel aus diesem Abschnitt und lese Eure Beiträge lieber daher noch nicht. Außer dem groben Raster ist in diesem Buch für meine Begriffe noch lange nicht alles vorhersehbar.


    Dafür habe ich einen ganz nachhaltigen Eindruck von wenigen Szenen mitgenommen. Die eine ist, dass Léon ziemlich intensiv nach Louise fragt und unter dem Verlust leidet. Die andere ist, als er sie wiedererkennt. Da greift wieder so ein Schutz, finde ich: "Sie kann es eigentlich gar nicht sein" - dabei wette ich Stein und Bein darauf, dass man Menschen, die einen lange begleitet haben oder die einem sehr wichtig waren, sehr wohl eindeutig wiedererkennt.


    Schleunigst wieder zurück zum Buch, damit ich in Euren Kommentaren schmökern kann.

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  • Ich reihe mich in das Gemecker über den Bürgermeister ein. Mit emotionaler Intelligenz war er ja noch nie gesegnet und hier setzt er einen drauf. Wie kann man in einer Zeit voller Leid jemandem noch absichtlich so weh tun?


    Zehn Jahre vergehen und die beiden wissen nichts voneinander. Was mich überrascht, ist die Wiederbegegnung ab dem Treffen im Café. Geht man da so spartanisch miteinander um? Sie erzählen sich vieles, aber es klingt auch an, dass sie absichtlich vieles weglassen. Beide wollen an diesem Tag offensichtlich nur die körperliche Liebe wiederbeleben und sonst nichts. Andere Beweggründe kann ich da beim besten Willen nicht ausmachen. Die beiden beweisen ihrer jeweils ersten großen Liebe sozusagen körperlich, dass sie überlebt haben. Mehr wird nicht gewünscht und nicht gewollt.


    Das kann ich zwar so akzeptieren, aber irgendwie verwundert es mich doch. Womit ich gar nicht gerechnet hatte, war, dass dann wieder zehn Jahre Funkstille ist. Bis die Deutschen in Paris einmarschieren Davon werde ich ja im dritten Teil lesen. Mit dieser Pause hatte ich wirklich nicht gerechnet; ich hatte stillschweigend auf Grund des Klappentextes angenommen, dass die beiden in Kontakt bleiben.


    Über Yvonnes Stimmungen habe ich mich gar nicht so sehr gewundert. Schwangerschaften und Kinder können ziemlich viel anrichten. Was mich verbflüffte, war eher die kalte Art, mit der sie Léon zur Suche nach Louise drängte.
    Auf die Lösung, dass ein erlaubter Seitensprung schnell an Reiz verliert, wäre ich gar nicht gekommen. :gruebel:

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  • Der Bürgermeister ist wirklich ein Ar....... und nicht mal ein "gezuckertes", wie sich Louise über andere einmal ausgedrückt hat.


    Mit der von euch vielfach angesprochenen Taktik Yvonnes geht es mir wie Bettina, darauf bin ich im ersten Moment gar nicht gekommen. Für mich verhielt es sich in Kapitel 9 eher so, dass Léon beträchtlich an Sympathie eingebüßt hat, während Yvonne für mich dazugewann. Natürlich, ihre Stärke und Nüchternheit, die sie in dieser Situation an den Tag legt und Léon beinahe dazu nötigt, nach Louise zu suchen, kann nicht 100% echt sein, doch es erschien mir fast so, als hätte sie sich damit abgefunden, denn was soll sie schon großartig dagegen tun. Sie konstatiert Léon ein Pflichtgefühl, was ihre Ehe betrifft und so scheint es auch zu sein, denn verlassen wird er sie nicht, da bin ich mir beinahe sicher und auch aus ihren Dialogen geht hervor, dass es vor allem die Normen sind, die ihn in der Ehe zu halten scheinen (wenn er z.B. sagt, dass er bei ihr bleibt, weil er eben ihr Mann und sie seine Frau ist, wenn ich es noch richtig in Erinnerung habe).
    Zunächst scheint es also, als könne Yvonne sich mit der Situation abfinden und ich habe auch nicht den Eindruck gehabt, dass ihr Charakter negativ geschildert wird.


    Durcheinandergebracht wird meine Meinung dann wieder, als Yvonne selbst eine kurze Affaire hat, die ihr ein schlechtes Gewissen macht. Sie ist nicht perfekt und sie schämt sich dafür. Aber schämt sie sich nur aufgrund der Normen und Werte?
    Letztendlich glaube ich, sie liebt Léon, denn auch wenn sie zuerst abweisend und kühl ist (kein Sex mehr), so hält das doch nicht lange an.
    Ich mag Yvonne und empfinde Mitleid für sie.


    Die schnelle Abhandlung der Geschehnisse zwischen den großen Zeitsprüngen tut der Geschichte in meinen Augen keinen Abbruch. Zum einen ist es realistisch, dass ein Leben nicht immer unbedingt in jeder Sekunde aufregend verläuft und zum anderen bildet es einen Kontrast zu den detaillierteren Schilderungen im Aufeinandertreffen mit Louise.

    :leserin: Ozzy Osbourne - I Am Ozzy<br /><br /><br /><br />Never trust anything that can think for itself, if you can&#39;t see where it keeps its brain

  • Beendet habe ich diesen Leseabschnitt bereits vorgestern, und ich wusste dann schon nicht so recht, was ich dazu schreiben soll. So gerne ich lese, was Capus mir präsentiert, so wenig bleibenden Eindruck scheint es zu hinterlassen, und erstaunlich ist auch, dass ich bisher noch nicht den Drang verspürt habe, weiterzulesen. Ich finde während des Lesens zu wenig, mit dem ich mich längerfristig beschäftigen kann oder das mich emotional anspricht/ mitreißt/ ärgert. Ja, der Bürgermeister hat sich daneben benommen, so what? Es ist mir ebenso gleichgültig wie die zerdückten Erdbeertörtchen, leider. Handlung und Protagonisten dümpeln im gepflegten Mittelmaß.


    Wenn ich mir anschaue, wie viele Kommentare es zur Wahrscheinlichkeit des zufälligen Zusammentreffens von Léon und Louise und dem Verhalten des Bürgermeisters gibt, fällt mir um so mehr auf, wie wenig Substanz, sprich: Diskussionsstoff uns von Capus angeboten wird. Selbst Yvonnes wenig nachvollziehbares Verhalten und Léons zweifelhafte Moralvorstellung erscheinen belanglos innerhalb der Geschichte.


    Versteht mich nicht falsch, ich lese das Buch wie gesagt wirklich gerne, aber ein schöner Erzählstil ist eben nicht alles ...



    Was mich überrascht, ist die Wiederbegegnung ab dem Treffen im Café. Geht man da so spartanisch miteinander um? [...] Die beiden beweisen ihrer jeweils ersten großen Liebe sozusagen körperlich, dass sie überlebt haben. Mehr wird nicht gewünscht und nicht gewollt.


    Das hat mich auch verwundert, besonders weil ihre Beziehung zueinander und Léons Erinnerungen an Louise für mich bisher so geschildert wurden, dass der körperliche Aspekt eher eine untergeordnete Rolle gespielt hat. So, als hätten die beiden im jeweils anderen den fehlenden Gegenpart gefunden. Aber wahrscheinlich hätte die Geschichte nicht funktioniert, wenn ihre Beziehung auf Freundschaft oder Seelenverwandtschaft hinausgelaufen wäre, wo wäre denn da der Skandal? ;)

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Das hat mich auch verwundert, besonders weil ihre Beziehung zueinander und Léons Erinnerungen an Louise für mich bisher so geschildert wurden, dass der körperliche Aspekt eher eine untergeordnete Rolle gespielt hat. So, als hätten die beiden im jeweils anderen den fehlenden Gegenpart gefunden. Aber wahrscheinlich hätte die Geschichte nicht funktioniert, wenn ihre Beziehung auf Freundschaft oder Seelenverwandtschaft hinausgelaufen wäre, wo wäre denn da der Skandal? ;)


    Der Skandal setzt ohnehin erst nach 10 Jahren ein :zwinker: Wobei nach wie vor eigentlich nicht die Rede davon sein kann, dass sich da ein Paar über Jahrzehnte die Liebe "gegen alle Konventionen" bewahrt. Die beiden sind doch zu distanziert für solch heroische Ankündigungen.


    Als die beiden noch Teenis waren, konzentrierte sich ihr Zusammensein im Wesentlich wirklich auf diese Seelenverwandtschaft, da hast Du Recht, Breña. Sie reden ewig und die Themen gehen ihnen nie aus. Ein Angriff von 1918 ändert das alles?


    Léon ist für mich noch in gewisser Weise repräsentativ. Er versucht, so normal wie möglich zu leben und die Sucht nach Louise zu unterdrücken - soweit das wirklich eine Sucht ist. Dafür ist er mir in der Summe zu beherrscht. Ich nehme an, dass sehr viele Menschen aus Angst vor den anderen, sich selbst und einfach wegen Erziehung und Status quo vergleichbar handeln würden. Louise scheint mir eher ein Mensch, der gegen die Konventionen geht. Aber womöglich nicht mit Léon alleine, sonst würde sie ihn nicht auf Distanz halten.

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  • Letztendlich glaube ich, sie liebt Léon, denn auch wenn sie zuerst abweisend und kühl ist (kein Sex mehr), so hält das doch nicht lange an.
    Ich mag Yvonne und empfinde Mitleid für sie.


    Hm, Mitleid habe ich auch mit Yvonne, wenngleich ich Léon nicht wirklich für sein Verhalten verurteile. Ich frage mich allen Ernstes, was ich an seiner Stelle getan hätte... Louise war und ist Léons große Liebe - daraus macht er nicht wirklich einen Hehl - und er wurde vom Bürgermeister Saint-Lucs böse belogen und dadurch zehn Jahre in einem komplett falschen Glauben gelassen. Dass er sich - in solch jungem Alter - trotzdem verliebt und verheiratet hat, kann man ihm nicht wirklich vorwerfen. Naja, und als er Louise völlig unverhofft in der U-Bahn entdeckt, brechen alte, stetig dagewesene Gefühle in ihm hoch... Letztlich ist er so fair und ehrlich, seiner Frau Yvonne von der Begegnung und der Suche zu berichten. Bis dahin ist alles für mich nachvollziehbar und ehrlich. Dann passiert das für mich eigentlich Unglaubliche: Yvonne nötigt ihn geradezu, Louise weiter zu suchen. Vermutlich ist es so, wie wir es einschätzen - Yvonne hat wohl kalkuliert und ist zu dem Schluß gekommen, dass sie Léon so am besten halten kann... Oder?
    Und letzten Endes ist zwischen den beiden auch etwas, denn Yvonne liebt ihren Mann und der liebt sie - wenn vielleicht auch anders als seine erste große Liebe. Aber die Kinder und die gemeinsamen Jahre sind sicherlich auch ein Pfund.




    Beendet habe ich diesen Leseabschnitt bereits vorgestern, und ich wusste dann schon nicht so recht, was ich dazu schreiben soll. So gerne ich lese, was Capus mir präsentiert, so wenig bleibenden Eindruck scheint es zu hinterlassen, und erstaunlich ist auch, dass ich bisher noch nicht den Drang verspürt habe, weiterzulesen. Ich finde während des Lesens zu wenig, mit dem ich mich längerfristig beschäftigen kann oder das mich emotional anspricht/ mitreißt/ ärgert. Ja, der Bürgermeister hat sich daneben benommen, so what? Es ist mir ebenso gleichgültig wie die zerdückten Erdbeertörtchen, leider. Handlung und Protagonisten dümpeln im gepflegten Mittelmaß.


    Ja, es geht mir inzwischen auch ein bißchen so. Den dritten Abschnitt habe ich am Donnerstag gelesen und vorhin ist mir eingefallen, dass ich dazu noch keinen Eindruck verfasst habe - auch weil es mir durchaus ein wenig schwer fällt, über das Gelesene zu berichten. Inzwischen bin ich noch ein wenig ratloser, weil ich jetzt erst noch die Handlung rekapitulieren muss. :rollen: Letztlich trifft Deine Aussage zu - mir fehtl auch etwas, dass mich längerfristig beschäftigt! Mich spricht die Geschichte vor allem wegen des Erzählstils an, mir gefallen auch die Personen, um die sich die Geschichte strickt und ich ärgere mich über den Bürgermeister, schmunzle über so manche Szene während der Trauerfeier, wundere mich über Yvonnes Reaktion und mir läuft ein kalter Schauer den Rücken hinunter, wenn ich die eingestreuten Kriegspassagen lese. Und ja, ich fiebere auch durchaus mit Léon und Louise, aber das war's. Die einzige Entwicklung im Roman, die mich über die Lektüre hinaus beschäftigt hat, ist die, als Yvonne ihren Mann zur Suche nach Louise drängt. Da habe ich mir tatsächlich überlegt, ob das realistisch ist.


    Nun gut, prinzipiell muss ein Buch nicht zwangsweise auch neben der Lektüre in einem 'arbeiten', aber bei Alex Capus habe ich das erwartet. Mal schauen, was wir alle zum Ende sagen. :zwinker:


    Zitat

    Versteht mich nicht falsch, ich lese das Buch wie gesagt wirklich gerne, aber ein schöner Erzählstil ist eben nicht alles ...


    Da bin ich (leider) ganz Deiner Meinung!


    So, und nun schreibe ich endlich was zum dritten Abschnitt. :winken:


    Liebe Grüße von dubh

    Liebe Grüße

    Tabea


  • Wobei nach wie vor eigentlich nicht die Rede davon sein kann, dass sich da ein Paar über Jahrzehnte die Liebe "gegen alle Konventionen" bewahrt. Die beiden sind doch zu distanziert für solch heroische Ankündigungen.


    :lachen: Gut, dass ich diese großspurige Ankündigung erst jetzt (bewusst) gelesen habe und zuerst etwas irritiert war, wo Du sowas bloß her hast. Stimmt, ich halte es auch nicht für eine große Tat, sich seiner ersten Liebe zu erinnern. Und sie für einen Ausbruch aus dem Alltag zu nutzen, um dann wieder weiterzumachen wie bisher.


    Was mir nun doch noch dazu eingefallen ist:
    Für mich hat Léons Umgang mit seinen Erinnerungen an Louise etwas von Flucht aus dem Alltag. Andere Menschen erinnern sich an einen bestimmten Urlaub oder träumen von einem noch nicht bereisten Ort, in allen Fällen wird aber das Erträumte verklärt. Die Beziehung von Léon und Louise wurde beendet, bevor die beiden an einen Punkt kamen, an dem nicht nur die Sonne der Frischverliebten scheint. Vielleicht ist also ihr distanzierter und zeitlich begrenzter Umgang miteinander (mal wieder) ein Schutzmechanismus gegen die Realität, die früher oder später über beide hereinbrechen muss? Diese Realität (er)lebt Léon schließlich mit Yvonne, in seinem Traum um Louise hat sie keinen Platz, und anders herum möchte sich Louise wahrscheinlich ebenso ihr Idealbild von Léon bewahren.



    Nun gut, prinzipiell muss ein Buch nicht zwangsweise auch neben der Lektüre in einem 'arbeiten', aber bei Alex Capus habe ich das erwartet. Mal schauen, was wir alle zum Ende sagen. :zwinker:


    Genau, man hat schließlich Erwartungen an einen Autor, die er gefälligst zu erfüllen hat! ;) Wenn das so weitergeht, sehe ich mich schon an der Rezi verzweifeln. :rollen:

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges