Neal Stephenson - Quicksilver

Es gibt 69 Antworten in diesem Thema, welches 19.393 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Yklamyley.

  • Hi!


    Hier meine Rezi zu «Quicksilver», dem ersten Band der dreiteiligen Barock-Trilogie von Neal Stephenson.


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    Zum Inhalt:
    «Quicksilver» spielt in den Jahren 1661 bis 1689 (und ein bisschen in 1713) und erzählt die Geschichte so unterschiedlicher Leute wie des Sklavenmädchens Eliza, des Vagabunden Jack oder des Forschers Daniel Waterhouse.
    Jack, den die Syphilis plagt, und Eliza schlagen sich von Wien bis Holland durch. Auf ihrer Reise treffen sie auf den Mathematiker Gottfried Leibniz, der Eliza nicht nur das binäre Zahlensystem sondern auch jede Menge über Wirtschaft beibringt, was sie schliesslich erfolgreich in die niederländische Finanzwelt einsteigen lässt.
    Daniel Waterhouse hingegen ist ein Studienkollege von Isaac Newton und später Mitglied der «Royal Society», wo er mit einem anderen Genie des 17. Jahrhunderts, Robert Hooke, allerlei naturwissenschaftliche Experimente durchführt. Dass Waterhouses Leben nicht unbedingt in geordneten Bahnen verläuft, verdankt er unter anderem seinem exzentrischen Vater Drake, der so lange an die Apokalypse im Jahr 1666 glaubt, bis er von König Charles II. mitsamt seinem Haus in die Luft gesprengt wird.


    Meine Meinung:
    Der letzte Satz der Inhaltswiedergabe deutet es an: Das Buch ist kein historischer Roman im üblichen Sinne. Manchmal fragt man sich echt, was Neal Stephenson wohl zum Frühstück geraucht hat, bevor er sich wieder an seinen Computer gesetzt hat um weiterzuschreiben. Manche Dinge sind einfach zu fantastisch, als das sie wirklich hätten passieren können. Oder über die ganze Geschichte hinweg gesehen zu unrealistisch, wie beispielsweise Elizas Entwicklung. Ich will hier nicht zu viel über den Inhalt verraten, aber eine Wandlung von einer Sklavin zu einer Adligen ist auch mit viel gutem Willen kaum zu glauben. Vor allem dann nicht, wenn man den Schilderungen des strengen Hofprotokolls von Louis XIV. (ja, auch der kommt vor) glauben will. Da passt so einiges nicht zusammen.
    Dann kommen wir zu Daniel Waterhouse: Im Nachhinein habe ich das Gefühl, dass der in der Geschichte nur vorkommt, um dumm rumzustehen und das Leben von Hooke, Newton und dem Londoner Adel zu beobachten. Obwohl er eine Hauptperson ist, spielt er eigentlich keine Rolle. Sowas habe ich auch noch nicht erlebt, das ist doch gewöhnungsbedürftig.
    Weiter mit Jack Shaftoe, dem Vagabunden, der Eliza rettet: Wohl mein Lieblingscharakter unter den vielen, die im Buch vorkommen. Er geniesst das Leben und hat sehr viel (Galgen-)Humor. Den muss man einfach gern haben!
    Das Buch als ganzes weist doch einige Längen auf und wenn man bedenkt, dass es erst Teil 1 einer Trilogie ist, muss man sich doch überlegen, ob man sich das noch zweimal antun will. Aber irgendwie muss man fast, denn der Schluss von «Quicksilver» schliesst die Geschichte noch nicht ab. Es gibt zwar keinen brutalen Cliffhanger, aber so richtig «rund» ist die Sache noch nicht.
    Vermutlich werde ich mir Band 2 und 3 aber antun. Einfach, weil «Quicksilver» trotz aller Kritik meinerseits auch seine sehr guten Seiten hat: Minutiöse Schilderungen der Lebensumstände im Westeuropa des 17. Jahrhunderts (ich habe noch nie etwas Vergleichbares gelesen) und sehr sehr viel Humor. Ich musste manches mal lachen bei der Lektüre und habe das Buch am Ende zwar mit einem «Endlich fertig!», aber auch mit einem gewissen Bedauern zugeschlagen.


    4ratten gibt es von mir.


    Gruss


    Alfa Romea


    Noch eine Anmerkung: Ich habe das Buch auf Englisch gelesen und bin streckenweise fast verzweifelt darob. Die Sprache, die Stephenson benutzt, ist alles andere als leicht und über 900 anstrengende Seiten kann man sich schon mal fragen, was man hier eigentlich macht.

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()

  • :klatschen::klatschen::klatschen::klatschen: Danke für die Rezi, Alfa !!! Toll, darauf habe ich schon lange gewartet, weil das Buch auf meinem Wunschzettel ist! Wollte ich mir schon an Weihnachten holen.
    Aber jetzt wirds demnächst gekauft!


    Grüße,


    Marypipe

  • Huhu,


    auf das Buch bin ich auch schon ewig scharf! :klatschen:


    Aber sagt mal...sollen wir das nicht lieber in den SF-Bereich verschieben? Ich fände es dort irgendwie passender *grübel*


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Zitat von "nimue"

    Aber sagt mal...sollen wir das nicht lieber in den SF-Bereich verschieben? Ich fände es dort irgendwie passender *grübel*


    :entsetzt::entsetzt::entsetzt:
    Hä? Was? Nicht im Ernst... Wie kommst du den darauf?


    Historischer Roman ist vielleicht nicht 100-prozentig korrekt, aber SF? Nö.


    Wenn du es nicht hier drin lassen willst, kannst du es ja zu "Übrige Belletristik" verschieben... (Obwohl ich mir natürlich schon etwas überlegt habe, als ich es hier einstellte :zwinker: )


    Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.


  • hahaha hahaha hahaha

  • Hallo Alfa,


    obwohl ich noch laaaange nicht mit "Quicksilver" fertig bin, habe ich Deine Rezi schon mal gelesen. Ich kämpfe mittlerweile auf Seite 288 und schwanke im Moment zwischen "Buch ganz weglegen", "Quicksilver-Pause einlegen" oder "will doch wissen, wie es weitergeht". Wobei ich mich gerade frage, was eigentlich weitergehen soll. :rollen:


    Deiner Rezi entnehme ich jedenfalls, dass Daniel Waterhouse Rolle die gleiche bleiben wird, die er bis jetzt inne hatte. Irgendwie habe ich es schon befürchtet.


    Vielleicht komme ich auch nur nicht "rein", weil ich so wenig Zeit zu lesen haben im Moment. Ich denke aber, ich werde mich doch noch durchkämpfen.


    Wenn ich bedenke, wie sehr ich mich drauf gefreut habe (vielleicht zu arg), dann bin ich aber schon jetzt ein klein wenig enttäuscht.
    Aber nach 288 Seiten soll das nicht mein abschließendes Urteil sein.


    Viele Grüße

    Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom Nachdenken über das Gelesene.
    <br />(Carl Hilty)

  • Hi Skywalkerin!


    Halt noch durch, der zweite Teil (King of Vagabonds) mit Jack Shaftoe wird wenigstens lustig...


    Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Das sind natürlich Aussichten!


    Ich finde aber auch, dass Quicksilver schon einige Passagen hat, die mir das eine oder andere Schmunzeln entlocken.


    Dann widme ich mich jetzt mal wieder dem guten Daniel Waterhouse...


    Viele Grüße

    Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom Nachdenken über das Gelesene.
    <br />(Carl Hilty)

  • So, nun habe ich nach 4 Wochen endgültig aufgegeben. Nicht gerade leichten Herzens, aber doch wirklich erleichtert, dass ich das Buch weggelegt habe und es mich nicht immer vorwurfsvoll anstarrt - und das hat es meistens getan, denn mit großer Freude habe ich mich nicht gerade drangemacht.


    Dass das Buch geschichtlich sehr interessant ist, möchte ich gar nicht bestreiten. Gerade was @Alfa auch geschrieben hat bezüglich der äußerst genauen Beschreibung der Lebensumstände damals, trifft absolut zu. Und es war auch interessant, über die Geschichte und Entstehung der Naturwissenschaften zu lesen, allerdings haben mich dabei die langatmigen Ausuferungen tödlich gelangweilt und mir die verrückten Geschichten dazwischen vermiest.
    Das hat dann auch der teils herrliche Humor nicht mehr wettmachen können.


    Es liegt zwar noch nicht bei den ganz abgeschriebenen Büchern, aber ich glaube nicht, dass ich mich für die restlichen Seiten noch einmal aufraffen kann.


    Jedenfalls bin ich froh, dass ich das Buch wenigstens geschenkt bekommen habe. Ich glaube, die stolzen 29 Euro hätten mich im Nachhinein geärgert.


    Viele Grüße

    Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom Nachdenken über das Gelesene.
    <br />(Carl Hilty)

  • [quote author=Wendy, ursprünglich im Thread "Eure neuesten Bücher"]Ich hab mir übrigens Teil 1 der Trilogie gekauft, auch mit "deinen" Covern, nur halt als TB - war auch so teuer genug, aber für das schöne Cover hat es sich gelohnt. :breitgrins:[/quote]


    Das hatte ich zunächst auch. Es ist mir aber beim ersten Lesen schon auseinandergefallen (es ist einfach zu dick als TB) und deshalb bin ich dann für Teil 2 und 3 aufs HC umgeschwenkt.
    Lustiges Detail am Rande: Ich habe Teil 1 und 3 als TB, mit passendem Cover. Aber: Die Formate sind unterschiedlich. Teil 1 ist von Arrwo und misst in der Höhe 20 cm. Teil 3 ist von Heinmann (London) und misst 23,5 cm (gleiche Höhe wie die HC vom selben Verlag). Falls du also eines Tages Schwierigkeiten haben solltest, Teil 3 aufzutreiben --> bei mir werden Sie geholfen! :breitgrins:


    [quote author=Wendy]Stellt sich nur noch die Frage, wann ich zum Lesen komme.[/quote]


    Na, hoffentlich bald :zwinker: Bin gespannt auf weiter Meinungen. Du liest ja auch sehr viel auf Englisch, ich bin gespannt, als wie "schwierig" du Stephensons Sprache einordnest. Mein Lesetempo ist jedenfalls ganz schön zusammengesackt, seit ich die Barocktrilogie lese. Aber egal, für mich ist jede Seite ein Genuss, da darfs ruhig etwas länger dauern :zwinker:


    Liebe Grüsse


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

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  • [quote author=Wendy]Stellt sich nur noch die Frage, wann ich zum Lesen komme.


    Na, hoffentlich bald :zwinker: Bin gespannt auf weiter Meinungen. Du liest ja auch sehr viel auf Englisch, ich bin gespannt, als wie "schwierig" du Stephensons Sprache einordnest. Mein Lesetempo ist jedenfalls ganz schön zusammengesackt, seit ich die Barocktrilogie lese. Aber egal, für mich ist jede Seite ein Genuss, da darfs ruhig etwas länger dauern :zwinker:[/quote]


    Ich hab ganz am Anfang die Danksagung gelesen und da dachte ich mir schon "Uff!" - Neal Stephenson scheint wirklich schwierig zu schreiben. Wenn das das ganze Buch lang so geht, sehe ich mich schon wieder ein Jahr dran lesen. :breitgrins: :redface: Aber du hast mir im Forum wirklich solche Lust auf die Bücher gemacht, dass ich einfach zuschlagen musste.


    Wenn die Paperbacks verschiedene Formate haben, hasse ich das total. :grmpf: Bei mir ist das bei den Bartimäus Büchern so. Ein kleines TB, ein großes TB und ein Hardcover, das zumindest so hoch ist wie das große TB. Das aber alles vom selben Verlag. :spinnen: Die spinnen, die Verlage. :vogelzeigen:

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • [quote author=Wendy]Ich hab ganz am Anfang die Danksagung gelesen und da dachte ich mir schon "Uff!" - Neal Stephenson scheint wirklich schwierig zu schreiben. Wenn das das ganze Buch lang so geht, sehe ich mich schon wieder ein Jahr dran lesen. :breitgrins: :redface: [/quote]


    Ich habe mir die "Acknowledgments" auch grad nochmal durchgelesen. Ja, das geht das ganze Buch (und die zwei folgenden) so weiter. Plus die ganzen "Fachausdrücke", die man im 17./18. Jahrhundert brauchte, plus militärische und nautische Ausdrücke (larboard und starboar für links und rechts). Das Buch braucht echt Zeit, aber meiner Meinung lohnt es sich. Und wenn ich zwei Monate brauche, um durch "The Confusion" zu kommen, dann brauch ich halt zwei Monate...


    Ich habe noch nie etwas Vergleichbares gelesen und Stephenson Stil sagt mir sehr zu. Kritisieren kann man, wie Skywalkerin die "langatmigen Ausschweifungen". Aber genau die machen für mich zu einem guten Teil den Charme der Bücher aus. Aber ich gebe gerne zu, dass sie wohl nicht jedermanns Sache sind.


    [quote author=Wendy]Aber du hast mir im Forum wirklich solche Lust auf die Bücher gemacht, dass ich einfach zuschlagen musste.[/quote]


    :redface: :breitgrins:


    Liebe Grüsse


    Alfa Romea

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  • Hallo,


    bei amazon.de gibt es alle 3 Teile in 2 "Taschenbuchausgaben".
    Broschiert: 13,90 ; Taschenbuch: 11,95


    Da ich gelesen habe das es beim lesen auseinanderfällt meine Frage: Welche der beiden Versionen ist qualitativ besser? Weiß das jemand?


    lg Stefan

  • Hi Teufel!


    Kannst du mir bitte mal die Amazon-Links raussuchen? Dann kann ich evtl auch mehr dazu sagen :smile:


    LG


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Hi Teufel!


    Danke für die Links! Ich war nur etwas verwirrt, weil du geschrieben hast 3 Teile in 2 Taschenbuchausgaben. Das erste Buch "Quicksilver" ist nämlich selber nochmal in drei Bücher gegliedert und da war ich nicht sicher, ob der Verlag das Ganze jetzt irgendwie aufgedröselt hat :smile:


    Das Problem ist ein grundsätzliches: 900 Seiten kann man nicht vernünftig zu einem Taschenbuch binden. Es werden also beide Ausgaben nicht sehr stabil sein. Meine Empfehlung: Kauf dir auf Verdacht erstmal nur eines der Bücher, am besten sogar als HC (ich weiss, ist teuer). Wenn dir der Roman gefällt, wirst du dir wahrscheinlich die nächsten beiden Ausgaben als HC kaufen wollen, da der Re-Read in dem Falle schon fast vorprogrammiert wäre.
    Und wenns dir nicht gefällt: Auf der E-Bucht oder bei den Bookcrossern wirst du es sicher los :zwinker:


    Liebe Grüsse


    Alfa Romea


    PS: Ich verziehe mich gleich mit Teil 3 aufs Sofa. Habe rund die Hälfte gelesen bis jetzt. Einfach nur :herz: :herz: :herz:

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Also ich probier mal die günstigere Ausgabe.


    Falls es das lesen wirklich nicht halbwegs überlebt, kann ich mir wenn es mir gefällt noch immer das HC kaufen.


    lg Stefan

  • Hallo Teufel,


    ich habe heute Quicksilver als TB in einem Second Hand-Laden gesehen. War zwar sehr zerlesen mit den unvermeidbaren Knicken im Buchrücken, aber auseinanderfallen tat es nicht.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo,


    weiß jemand was sinnvoller ist:


    Quicksilver (danach Confusion und System of the World) zuerst lesen oder Cryptonomicon zuerst lesen.


    Zweiteres hat er zuerst geschrieben, soll aber nicht wirklich zum Verständniss nötig sein.


    lg Stefan

  • Hi Teufel!


    Es ist völlig unerheblich, ob du zuerst die Barock-Trilogie oder Cryptonomicon liest. Die Bücher haben inhaltlich nichts miteinander zu tun. Lediglich die Nachnamen der Charaktere (vor allem Waterhouse, Shaftoe und von Hacklheber) sind dieselben, weshalb man davon ausgehen kann, dass in Cryptonomicon mehr oder minder direkte Nachfahren der Protagonisten der Barock-Trilogie am Werke sind.
    Und dann gibt es noch Enoch Root, der in beiden Werken vorkommt. Da er Alchimist ist, darf man davon ausgehen, dass er wohl den Stein der Weisen gefunden hat und ewig lebt. Der Junge ist so populär, dass er es sogar zu einem eigenen Wikipedia-Eintrag gebracht hat. Und eine andere Website widmet sich dem Phänomen.


    Liebe Grüsse


    Alfa Romea, Spezialistin :zwinker:


    PS: Ich bin mit Teil 3 bald durch und überlege mir ernsthaft, nachher gleich wieder von vorne anzufangen... :rollen: Ein Re-read der Trilogie ist vorprogrammiert :breitgrins:

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.