Andrej Kurkow - Picknick auf dem Eis

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 6.251 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von knödelchen.

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    Der ukrainische Journalist Viktor hat schon ewig nichts mehr veröffentlicht, da kommt ihm das Angebot einer Zeitung gerade recht, vorab Nachrufe auf bekannte Persönlichkeiten abzufassen, die dann bei Bedarf eingesetzt werden können.


    Wenige Wochen später stirbt der erste Politiker, und auf einmal häufen sich die Todesfälle von Viktors "Kandidaten". Er merkt, dass jemand in seiner Wohnung herumschnüffelt und zieht schließlich für einige Monate weg, wobei er auch die Tochter eines Bekannten in Obhut nimmt, da dieser Gefahr für das Mädchen befürchtet.


    Eins vorweg: der Kriminalfall an sich ist nichts Besonderes, löst sich für mich nicht einmal richtig auf.


    Aber die Atmosphäre gefällt mir, Viktors Betrachtungen über den Umgang mit der kleinen Sonja, seine nicht richtig definierte Beziehung zu ihrem Kindermädchen - und nicht zuletzt sein außergewöhnliches Haustier, der ewig traurige Pinguin Mischa, den Viktor zu sich genommen hat, als viele Zootiere in Kiew wegen akuten Geldmangels weggegeben werden mussten.


    Ziemlich krass fand ich allerdings einen Handlungsstrang:


    Zitat von "Spoiler"

    Mischa der Pinguin hat, wie sich herausstellt, einen schweren Herzfehler und braucht eine Transplantation. Da wird ihm ein Kinderherz eingesetzt, das ohne Viktors Wissen auf sicherlich illegalem Wege "besorgt" wurde. :entsetzt


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Hallo


    Habe das Buch vor gut 2 Jahren gelesen und muss Valentine Recht geben. Ich selbst empfand es gar nicht als Krimi, eher war es für mich ein Buch mit einigen sehr netten Ideen ("Kreuzchen" oder auch Micha) in dem mir auch die Atmosphäre im Ganzen sehr gut gefallen hat.
    Ein bisschen Melancholie, es wirkt als ob nie so recht die Sonne scheinen würde und alles in einem leichten Grauschleier untergeht. Gute Charaktere und ein Ende das jeden Pinguin glücklich machen würde :smile:
    Hab im Übrigen auch schon Teil II Pinguine frieren nicht auf dem Schreibtisch liegen.


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    N™

  • Oh, da subt bei mir schon ziemlich lange, aber hört sich ja ganz gut an, sollte ich vielleicht auf die SLW-Liste packen.


    lg
    Arjuna



    @ Ntm :winken: Danke fürs Thread-hoch-holen, gar nicht gesehen dass dazu einer existiert

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh

  • und ich bin gespannt wenn ich zum Lesen komme :breitgrins:


    lg
    Arjuna

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh

  • Ich habe Picknick auf dem Eis vor gut 1,5 Jahren gelesen. Es hat mir sehr gut gefallen, leicht melancholisch und sehr ruhig (dabei aber auch "schräg") erzählt.
    Allerdings hätte ich es nicht der Rubrik Krimi/Thriller zugeordnet, sondern eher unter Belletristik gesucht, da die Todesfälle nicht im Vordergrund stehen.


    Teil 2 subt auch schon in meinem Regal.

    Einmal editiert, zuletzt von Papyrus ()

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    Autor: Andrej Kurkow
    Titel: Picknick auf dem Eis
    Originaltitel: Smert’ postoronnego
    Aus dem Russischen übersetzt von Christa Vogel


    Inhalt (Klappentext):


    Als Tagträumer hat es Viktor schwer im Kiew der Neureichen und der Mafia: Ohne Geld und ohne Freundin lebt er mit dem Pinguin Mischa und schreibt unvollendete Romane für die Schublade. Doch eines Tage bietet ihm der Chefredakteur einer großen Zeitung eine gutbezahlte Stelle an: Viktor soll Nekrologe über berühmte Leute verfassen, die allerdings noch gar nicht gestorben sind. Wie jeder Autor möchte Viktor seine Texte auch veröffentlich sehen, doch erweisen sich die VIPs als äußerst zählebig. Bei einem Glas Wodka erzählt er dem Freund seines Chefs davon. Als Viktor ein paar Tage später die Zeitung aufschlägt, sieht er, dass sein Wunsch beängstigend schnell in Erfüllung gegangen ist.


    Meinung:


    "Picknick auf dem Eis" spielt im Kiew der 1990er Jahre. Nach dem Zerfall der Sowjetunion befindet sich die Ukraine politisch und wirtschaftlich in einem turbulenten Umbruchprozess. Die Bevölkerung leidet unter den Folgen einer galoppierenden Inflation, selbst die Grundversorgung mit Nahrungsmitteln und Medikamenten kann nicht mehr sichergestellt werden kann. Gewalt, Korruption und organisierte Kriminalität gehören zum Alltag.


    Unter diesen Umständen ist ein Menschenleben ist nicht viel wert. Und so kommt es, dass in diesem Buch haufenweise bestochen, betrogen und gemordet wird, ohne dass sich so recht jemand dafür zu interessieren scheint. Wenn auf der Straße Pflastersteine fliegen oder Schüsse knallen, geht man eben nichts ans Fenster. Wenn ein Mensch von einer Tretmine zerfetzt wird, ist das kein Grund zur Beunruhigung. 118 ermordete VIPs sind bestenfalls einer flüchtigen Erwähnung wert. Denn schließlich: wer in der Ukraine zu Macht und Reichtum gekommen ist, kann das nur durch unlautere Methoden erreicht haben. Da wird’s dann schon nicht den Falschen getroffen haben. Und hat nicht jeder einzelne schon mehr als genug damit zu tun, sein eigenes Überleben zu sichern?


    Und so kümmert sich auch der Schriftsteller Viktor nicht allzusehr um die Machenschaften seiner Auftraggeber. Er verfasst die nachgefragten Nekrologe und sichert damit seinen Lebensunterhalt. Auch nachdem die in seinen Nachrufen genannten Personen nach und nach auf oft mysteriöse Art und Weise das Zeitliche segnen, bleibt er passiv. Die "Planwirtschaft des Todes", deren Handlanger er geworden ist, blendet er aus.


    Die ganze Geschichte mutet surreal und vollkommen überzogen an. Schwarzhumorig und skurril. Allerdings bin ich mir nicht sicher, wo hier die Grenzen zwischen Realität und Fiktion zu ziehen sind. Leider fürchte ich, dass sich viel mehr Wahrheit in diesem Buch widerspiegelt, als man vielleicht zunächst annimmt. Und darum kann ich mich den oftmals zu lesenden Bewertungen wie "hinreißend leicht" (Die Welt) nicht anschließen. Die Geschichte ist ungewöhnlich und schräg, "leicht" oder witzig fand ich sie nicht wirklich. Eher ernüchternd und deprimierend.


    Und daran ändert dann auch der Pinguin Mischa nichts. Eher im Gegenteil. Denn Mischa ist ständig traurig und herzkrank obendrein. Und damit fast schon so etwas wie ein alter ego Viktors. Beide sind einsam, jeder auf seine Weise. Und an einer Stelle sagt Viktor dann auch: "Der Pinguin bin ich."


    Bewertung:


    3ratten plus :marypipeshalbeprivatmaus:

    Einmal editiert, zuletzt von earnshaw ()

  • Kurzbeschreibung
    siehe oben :zwinker:


    Meine Eindrücke
    Der Kiewer Zoo löst sich zwangsläufig auf und verschenkt seine Tiere an wohlmeinende Mitbürger. Der einsame Viktor nimmt sich des Pinguins Mischa an, nimmt ihn mit in seine kleine Wohnung und füttert ihn fortan mit tiefgefrorenem Fisch. Als Schriftsteller ist Viktor wenig erfolgreich und nur ein Zufall birgt eines Tages eine sichere Einkommensquelle: Das Schreiben von ungewöhnlichen Nachrufen, nämlich für Leute, die eigentlich quicklebendig sind. Viktor denkt wenig über die merkwürdige Arbeit nach, obwohl er sehr schnell Andeutungen über deren finstere Auftraggeber erhält. Selbst der Chefredakteur scheint mehr Marionette als Handelnder zu sein, aber Viktor macht weiter.


    Nach einem seltsamen Zwischenfall kümmert sich Viktor um Sonja, Tochter eines Bekannten, die auf geheimnisvolle Weise mit Geld versorgt wird. Er engagiert Nina als Kindermädchen und die drei werden zu einer Art Familie. Während Viktor Sonja immerhin zu mögen scheint, bleibt er bei Nina stets auf Distanz - Einsamkeit und Melancholie sind im Buch Programm.


    Ein bisschen ratlos bin ich nach der Lektüre des Buches immer noch. Der Eindruck kam auf (und setzt sich nun irgendwie fest), dass Kurkow auf eine phantastisch anmutende Art der ukrainischen Gesellschaft einen Spiegel vorhalten wollte: Illegale Machenschaften, die mit illegalen Machenschaften bekämpft werden - und damit das nicht sofort auffällt, bekommt die Hauptperson einen Pinguin als Wohnungsgenossen. Oder wie soll ich das sonst verstehen? Den Auftritt des Pinguins werde ich wohl nicht begreifen, weil die Geschichte insgesamt keineswegs so surreal ist, wie es der Pinguin vermuten lässt und da die Geschichte umgekehrt so sehr real ist, empfand ich den Pinguin als "Darsteller" deplatziert. Den Anteil an den doch vergebenen zwei Ratten haben die Atmosphäre insgesamt, die Idee der Nekrologe und der Aufbau der Geschichte geliefert.


    2ratten



    P.S.:
    Mich würde übrigens interessieren, was der Originaltitel Smert’ postoronnego wörtlich übersetzt bedeutet. :winken:

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Bettina



    Mich würde übrigens interessieren, was der Originaltitel Smert postoronnego wörtlich übersetzt bedeutet. :winken:


    Kein Problem: Der Tod eines Fremden. Smertj - der Tod (im Russischen ist der Tod übrigens weiblich :zwinker: ), postoronnij - Fremder, Unbekannter, Unbefugter.


    Das Buch habe ich nicht gelesen, interessiert mich so gar nicht. Meine Mutter hat es gelesen und meinte, es wäre unterdurchschnittlich. Es steht in meinem Regal, aber ich möchte es bei der nächstbesten Gelegenheit loswerden.


    ***
    Aeria

  • :winken: Danke Aeria!


    Der Titel ergibt nach der Lektüre des Buchs einen guten Sinn. Der deutsche Titel passte kaum, den fand ich erst ganz am Ende ganz in Ordnung. Ich fand dann nämlich, dass er doppeldeutig sein kann: Picknick auf dem Eis geht nur solange gut, wie das Eis stabil ist. Im Frühling taut alles und im Buch gerät die Welt von Viktor ausgerechnet mit dem Beginn des Tauwetters in Schieflage.


    Mich hat das Buch auch nicht überzeugt. Es war gut zu lesen, ich fand die Stimmung gut, aber für eine mittelprächtige Bewertung hat es nicht ganz gereicht. Wenn Du mich fragst, brauchst Du das Buch auch weiterhin nicht anrühren :breitgrins:

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Oh, bin ganz überrascht, dass dieses Buch bei vielen nicht so gut ankam! Ich habe es gelesen, als ich eine zeitlang in Kiev war und ich konnte die Stimmung in dem Buch gut mit meiner Umgebung verknüpfen. Dieses etwas passive, melancholische "es ist halt so, man kann eh nix ändern" Viele Beschreibungen und Anekdoten kamen mir bekannt und ich dachte ständig "genau so ist es!" Ich kann mir aber auch vorstellen, dass ich ohne meinen Aufenthalt dort das Buch auch als überzogen abgetan hätte bzw. mir viele Gegebenheiten (ich sage nur: Joghurt!) gar nicht aufgefallen wären.


    5ratten


    Für mich ein tolles Buch trotz den blöden Covers, aber der Pinguin reißt es wieder raus. Ich habe erst durch diesen Thread erfahren, dass es noch einen zweiten Teil gibt- den werde ich mir baldmöglichst besorgen!!!

    :leserin: <br />John Updike - Terrorist<br />M. Lewycka - A short history of Tractors in Ukrainian<br />Bobby Henderson - Das Evangelium des Fliegenden Spaghettimonsters<br />M. Crichton - Next<br />Steffen Möller - Viva Poloni

  • Meine Meinung


    Ein bisschen ratlos bin ich nach der Lektüre des Buches immer noch.


    So geht es mir auch. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, was ich mit dem Buch wirklich anfangen soll. Es war zwar angenehm zu lesen, aber ob ich es wirklich verstanden habe, kann ich nicht sagen. Die Geschichte plätscherte ohne große Höhen oder Tiefen vor sich hin. Sie hätte noch weitergehen können, aber auch schon viel früher zu Ende sein können, für mich hätte es wenig ausgemacht.


    Mich hat die Passivität nicht nur von Viktor, sondern von den meisten Leuten, die ich in dem Buch getroffen habe, gestört. Dinge passierten einfach, ohne dass man versuchte, etwas zu ändern. Nur Sonja wirkte auf mich lebendig, aber auch sie war für ein Kind eigentlich zu ruhig. Einmal habe ich mir allerdings Sorgen um sie gemacht:


    Picknick auf dem Eis hat leider keinen tieferen Eindruck hinterlassen. Es war nett zu lesen, aber ich bin mir sicher, dass ich mich in ein paar Wochen außer an den Titel an nichts mehr erinnnern kann. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass die Geschichte ganz anders wirkt, wenn man den Schauplatz und die Menschen kennt.
    3ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Es war nett zu lesen, aber ich bin mir sicher, dass ich mich in ein paar Wochen außer an den Titel an nichts mehr erinnnern kann.


    Hm, ich hab das Buch vor einigen Jahren gelesen und kann mich tatsächlich nur noch an den Titel erinnern :rollen:. Ich habe es aber auch nicht als negative Leseerfahrung im Gedächnis.
    Vielleicht sollte ich es nochmal lesen. Zu meinem P-Jahr würde es passen und der zweite Teil steht sogar noch ungelesen im Regal...

    :lesen: Anthony Powell - The Kindly Ones <br /><br />Mein SUB<br />Meine [URL=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/32348.msg763362.html#msg763362]Listen

  • knödelchen: solange du dich nicht negativ an das Buch erinnerst, ist es doch nicht schlimm. Schlechte Bücher bleiben bei mir oft viel besser "haften" :rollen:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • knödelchen: solange du dich nicht negativ an das Buch erinnerst, ist es doch nicht schlimm. Schlechte Bücher bleiben bei mir oft viel besser "haften" :rollen:


    Es stimmt schon, dass schlechte Leseerlebnisse eher im Gedächnis bleiben, genauso wie besonders gute, und die mittelmäßigen oder neutralen am schnellsten vergessen werden. Aber dass ich mich an überhaupt nichts erinnern kann, hat mich dann doch etwas schockiert :rollen:.
    Aber wie gesagt, einfach ein Grund, "Picknick auf dem Eis"nochmal zu lesen :zwinker:

    :lesen: Anthony Powell - The Kindly Ones <br /><br />Mein SUB<br />Meine [URL=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/32348.msg763362.html#msg763362]Listen

  • Ich habe die ersten 100 Seiten gelesen und bis jetzt gefällt es mir sehr gut, auch wenn ich die Geschichte nicht wirklich als Krimi empfinde. Die Stimmung ist sehr gut gemacht und obwohl das Buch in Kiew spielt, erinnert es mich an die russische Literatur. Bisher stört mich auch die Passivität nicht, ich finde eher, dass es zur Lebenshaltung der Stadt gehört. Zuerst denkt man an sich selber, dann kommen die anderen.

    //Grösser ist doof//

  • Inhalt:


    Wirklich erfolgreich ist Viktor nicht: Er möchte zwar schreiben, schafft es aber nie, ein Buch zu beenden. Doch dann nimmt sich eine Zeitung seiner an und nutzt Viktors Talent. Von nun an darf er Nekrologe über Berühmtheiten schreiben. Die sind zwar noch nicht tot, aber Viktor hinterfragt das alles nicht. Er lebt ein gemütliches Leben mit seinem Pinguin Mischa. Aber mehr und mehr verändert sich Viktors Leben durch seine Schreiberei...


    Meine Meinung:


    "Picknick auf dem Eis" von Andrej Kurkow war ein Weihnachtsgeschenk und ich bin froh, dass ich das Buch noch während der Wintermonate gelesen habe. Denn da passt es perfekt hin. Nicht nur vom Setting her, sondern auch bezüglich der Stimmung im Buch.


    Es ist eine ruhige Geschichte, die Kurkow erzählt. Wer einen Krimi erwartet oder grosse Dramatik, der sollte zu einem anderen Buch greifen. Vor allem zu Beginn ist Viktor ein sehr passiver Held. Er lebt im Kiew der 90er, einer korrupten Stadt, die zerfällt. Genauso zeigen sich auch die Bewohner. Sie nehmen die Stadt so, wie sie ist. Unsereiner mag sich fragen, wieso man nicht reagiert, wenn es zu Gewalt kommt, aber in dieser Stadt zu dieser Zeit war das Alltag. Nichts, worüber man sich Gedanken macht.


    Deshalb dauert es auch sehr lange, bis Viktor beginnt, alles zu hinterfragen. Für mich war es spannend, die langsame Charakterentwicklung zu beobachten. Mitzubekommen, wie Viktor mehr und mehr erwacht. Wie er eine Beziehung zum Mädchen Sonja aufbaut, auf das er aufpassen muss. Wie er sich mehr und mehr für Pinguine zu interessieren beginnt und Freunde findet.


    Es ist eine kalte Geschichte in einer kalten Stadt, aber Viktor ist ein Mensch mit einer grossen Wärme im Herzen, die er aber nicht so recht zu zeigen vermag. Mir ging mehr und mehr das Herz auf, während auch ich mich fragte, was da im Hintergrund eigentlich vor sich geht.


    So ganz klärt sich das auch nie, aber als Teil der Geschichte ist das auch nicht so wichtig.


    Es ist ein besonderes Buch. Eines von jenen, die nicht jedermanns Lesegeschmack treffen. Manche werden mit falschen Erwartungen an die Geschichte herangehen, manche werden mit Viktors Art nicht klar kommen. Ich finde das alles verständlich. Weswegen ich froh bin, dass ich keine Ahnung hatte, worauf ich mich einliess, als ich mit dem Lesen begann.


    Stellte sich heraus, dass das Buch genau zu meinem Lesegeschmack passt. Es ist speziell, anders, aussergewöhnlich. Leicht melancholisch, gemixt mit einem guten Schuss Wodka.


    Fazit:


    Eine interessante Geschichte, die ich nicht vorhersehen konnte. Wie ein Bach fliesst die Geschichte dahin, bis sie einen packt und umherwirbelt. Kurkow kann wunderbar Stimmung erschaffen. Sie ergreift einen und lässt einen teilhaben am Kiew von 1995.


    Plus: Ein Pinguin spielt mit!


    4ratten

    //Grösser ist doof//

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    Inhalt:
    Viktor lebt mit seinem Pinguin Mischa im Kiew der 90er Jahre. Eigentlich möchte er einen Roman schreiben, aber sein Geld verdient er mit dem Verfassen von Nachrufen. Die meist berühmten Persönlichkeiten sind allerdings quicklebendig - noch. Auch als einer nach dem anderen ums Leben kommt und der Pinguin Mischa für die Beerdigungen gebucht wird, hinterfragt Viktor die seltsamen Begebenheiten nicht. Bis er seinen eigenen Nachruf zu lesen bekommt...


    Meine Meinung:
    Am Anfang tat ich mich mit Viktor´s Einstellung schwer. Er bekommt einen ungewöhnlichen Job, muss plötzlich auf ein kleines Mädchen aufpassen und auf Anraten seines Chefs sogar eine Weile aus Kiew verschwinden - der Sache auf den Grund gehen will er aber eigentlich nicht. Klar ist es seltsam, dass manchmal morgens Briefe auf dem Küchentisch liegen, die Wohnungstür aber verschlossen ist. Wenn aber Geld im Umschlag steckt, wozu lange darüber nachdenken?
    Mit der Zeit habe ich mich aber an diese Art gewöhnt, die vielleicht einfach das Leben in der Ukraine nach dem Zerfall der Sowjetunion beschreibt. Jeder muss sehen, wo er bleibt und jeder nimmt mit, was er kriegen kann. Moralische Aspekte treten dabei in den Hintergrund.
    Auch wenn manche Handlungsstränge mir schon kalte Schauer über den Rücken gejagt haben

    und die Figuren allesamt einsam und verloren wirken, hat mir das Buch mit seiner Unaufgeregtheit und seinen manchmal skurrilen Einfällen auch beim zweiten Lesen gefallen. Das erste Mal habe ich "Picknick auf dem Eis" 1999 gelesen, allerdings damals leider noch ohne Bewertung.


    Jetzt vergebe ich 4ratten

    :lesen: Anthony Powell - The Kindly Ones <br /><br />Mein SUB<br />Meine [URL=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/32348.msg763362.html#msg763362]Listen