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Romane über Heinrich VIII. und seine Zeit gibt es wie Sand am Meer, doch dieses Buch war für mich das erste, in dem Thomas Cromwell im Mittelpunkt stand. Geboren als Sohn eines Schmieds, der ihn misshandelte, ging er schon früh ins Ausland, bereiste insbesondere Flandern und Italien und wurde ein erfolgreicher Kaufmann. Nach seiner Rückkehr nach England begann sein politischer Aufstieg, der ihn schließlich in verschiedene Ämter am Hof Heinrichs führte. Der Handwerkerssohn aus einfachen Verhältnissen ist ein versierter Strippenzieher hinter den Kulissen und versteht es, sich geschickt aus diversen Quellen Informationen zu beschaffen. Als Heinrich sich von seiner ersten Frau scheiden lassen will, um Anne Boleyn zu ehelichen, und dies zur Zerreißprobe für sein Königreich wird, ist Cromwell einer seiner wichtigsten Berater ...
Die Handlung dieses von Personen und Ereignissen geradezu überquellenden Romans lässt sich kaum in wenigen Worten zusammenfassen. Wir lernen Cromwell als gequälten kleinen Jungen kennen und treffen ihn danach erst wieder, als er, erwachsen und reich an Auslandserfahrung, wieder in die Heimat zurückkehrt, eine Familie gründet und allmählich Gefallen an der Politik findet. Es sind bewegte Zeiten, nicht nur aufgrund der Geschehnisse am Hof und der internationalen Verwicklungen, sondern auch wegen immer wieder auftretender Seuchen und des aufkommenden Protestantismus, der noch als Ketzerei gilt und erbarmungslos verfolgt wird.
In einer Fülle kleiner, sehr eindringlich geschilderter Szenen und Dialoge wird das London um 1530 mit seinen Sinneseindrücken, Ereignissen und Personen eindrucksvoll zum Leben erweckt. Es ist kein genreüblicher "flutschfreudiger" Historienschmöker, sondern ein Buch, das einiges an Konzentration erfordert, zumal gelegentlich die Zeitebenen verschwimmen und die Tatsache, dass 80% der Männer Thomas zu heißen scheinen, den Überblick nicht direkt erleichtert. Mantel drückt sich sehr eloquent und manchmal recht eigenwillig aus, so wird Cromwell beispielsweise fast immer nur als "er" bezeichnet. An teils recht bissigem Humor fehlt es nicht, und einige Passagen lassen sich auch gut als Kritik an heutigen politischen Verhältnissen lesen.
Uneingeschränkt empfehlen würde ich das Buch nur Lesern, die schon mit der Geschichte der Tudors vertraut sind. Vieles wird nur angerissen oder als Anspielung eingebaut, so dass Hintergrundwissen dem Verständnis nur dienlich sein kann. Ansonsten ist Nachschlagen angesagt, um "Wolf Hall" wirklich würdigen zu können. Es ist ein "anderer" historischer Roman, den ich wohl auch aufgrund akuten Lesezeitmangels etwas anstrengend fand, mit viel Zeit und Muße zum Dranbleiben aber eine durchaus lohnende Lektüre.
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