Ray Bradbury - Something Wicked This Way Comes/Das Böse kommt auf leisen Sohlen

Es gibt 29 Antworten in diesem Thema, welches 6.837 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Vor allem in den ersten zwei Dritteln ein sehr schöner, fein konstruierter Roman, der den Horror ganz langsam aufbaut, fällt der Schluss dann ab: Zu belehrend, zu simpel. Mehr dazu in meinem Blog-Eintrag von heute (Vorsicht: Manche könnten in meiner Meinung zum Schluss einen Spoiler sehen, obwohl ich nichts Konkretes von der Handlung und dem Ende verrate!)

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

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    Will und Jim sind 13 - das ist das „Jungs-Alter“, voller Freundschaft und Abenteuer. Als eines Herbst-Tages ein Zirkus in die Stadt kommt, wird ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt und ihr Leben ist in Gefahr. Denn das ist kein normaler Zirkus, er ist voller dunkler Geheimnisse und die Verlockungen bergen Gefahren in sich.


    Die meisten Figuren hadern mit ihrem Alter, die beiden Hauptfiguren wären manchmal schon gern erwachsener, der Vater des einen fühlt sich zu alt, um ein guter Vater zu sein, ihre Lehrerin wäre auch gerne noch einmal jung - diese Unzufriedenheit nutzen die Zirkusbesitzer für ihren Seelenfang. Gerade am Anfang ist die Stimmung wunderbar bedrohlich, das ungute Gefühl macht sich langsam bemerkbar und das Misstrauen wächst immer weiter. Das Ende ist mir vielleicht etwas einfach gelöst, zu märchenhaft, aber insgesamt hat mir die Geschichte schon gut gefallen.


    Sprachlich hätte ich einige der „Wortschwall-Beschreibungen“ allerdings gerne im Original gelesen, auch wenn ich jetzt keine Schwächen in der Übersetzung wahrgenommen habe.


    Dann hätte ich aber nicht meine sehr schön illustrierte Ausgabe mit zahlreichen Zeichnungen von Reinhard Kleist lesen können, die, wenn man den Zeichner mag, schon den zusätzlichen Euro wert ist.


    4ratten

  • Sprachlich hätte ich einige der „Wortschwall-Beschreibungen“ allerdings gerne im Original gelesen, auch wenn ich jetzt keine Schwächen in der Übersetzung wahrgenommen habe.

    Ich kenne die Übersetzung nicht, aber der englische "O-Ton" hat sich trotz sehr wortreicher, blümeranter Ausdrucksweise ganz hervorragend lesen lassen. Mein Kopfkino ist bei solchen Sätzen zur Höchstform aufgelaufen:


    "The train itself appeared, link by link, engine, coal-car, and numerous and numbered all-asleep-and-slumbering-dreamfilled cars that followed the firefly-sparked churn, chant, drowsy autumn hearthfire roar. Hellfires flushed the stunned hills. Even at this remote view, one imagined men with buffalo-haunched arms shoveling black meteor falls of coal into the open boilers of the engine."


    I just survive any way I can

    No guru, no method, no pension plan

  • Ich kenne die Übersetzung nicht, aber der englische "O-Ton" hat sich trotz sehr wortreicher, blümeranter Ausdrucksweise ganz hervorragend lesen lassen. Mein Kopfkino ist bei solchen Sätzen zur Höchstform aufgelaufen:


    "The train itself appeared, link by link, engine, coal-car, and numerous and numbered all-asleep-and-slumbering-dreamfilled cars that followed the firefly-sparked churn, chant, drowsy autumn hearthfire roar. Hellfires flushed the stunned hills. Even at this remote view, one imagined men with buffalo-haunched arms shoveling black meteor falls of coal into the open boilers of the engine."


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    Das klingt genau so "perfekt zum laut / vorlesen" geeignet, wie ich es mir vorgestellt habe. :five:

  • Das klingt genau so "perfekt zum laut / vorlesen" geeignet, wie ich es mir vorgestellt habe. :five:

    Stimmt, da kann man beim Vorlesen sämtliche Register ziehen

    I just survive any way I can

    No guru, no method, no pension plan

  • illy: eine Ausgabe mit Kleist-Illustrationen ist ein sehr gutes Argument für die deutsche Version (wobei ich das Original wundervoll fand).

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Valentine

    Hat den Titel des Themas von „Ray Bradbury: Something Wicked This Way Comes/Das Böse kommt auf leisen Sohlen“ zu „Ray Bradbury - Something Wicked This Way Comes/Das Böse kommt auf leisen Sohlen“ geändert.
  • Meine Meinung

    Something wicked this way comes hat mir von der ersten Seite an gut gefallen. Die Art, wie die Spannung aufgebaut wird und aus einer scheinbar harmlosen Sache etwas Gefährliches wird, hat mich in ihren Bann gezogen. Anfangs wirkt der Zirkus noch normal, aber Will und Jim merken schnell, dass sich hinter der bunten Fassade etwas Unheimliches verbirgt. Aber was es genau ist, erkennen sie (fast) zu spät.


    Ray Bradbury spielt in seinem Buch mit den Ängsten seiner Protagonisten. Die beiden Jungen haben Angst, den jeweils anderen zu verlieren. Wills Vater glaubt, seinem Sohn nicht genug zu sein, weil er sich zu alt fühlt. Diese Ängste lähmen, auch weil jeder glaubt, alleine mit seiner Angst zu sein. Erst als sie ihre Ängste offen aussprechen, können sie sich ihnen und der Bedrohung stellen.

    Das Ende ist mir vielleicht etwas einfach gelöst, zu märchenhaft, aber insgesamt hat mir die Geschichte schon gut gefallen.

    Das stimmt. Die Handlung ist so kompliziert aufgebaut, dass ihr ein so einfaches Ende nicht gerecht wird.

    4ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.