Molière - Der eingebildete Kranke

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    Der eingebildete Kranke
    Molière


    Zum Inhalt:
    Der Herr Argan, zum zweiten Mal verheiratet und wohlhabender Vater zweier Töchter, ist schwer krank. Denkt er.
    Die meisten Leute in seinem Umfeld jedoch versuchen ihm, mehr oder weniger behutsam, klarzumachen, dass viel seines Leidens nicht so schlimm, nicht vorhanden, dass er ein "eingebildeter Kranke" ist.
    Seine Frau und Ärzte sind die einzigen, die ihn verstehen und scheinbar zu ihm halten, dem Leser wird bald klar, weswegen eigentlich.
    Eine Liebesbeziehung, ein zukünftiger Schwiegersohn, dessen Vater und Testamentsverträge machen das Chaos im Hause Argan dann komplett.


    Meine Meinung:
    Das unterhaltsamste und beste an "Der eingebildete Kranke" ist für mich das Dienstmädchen Toinette. Die weibliche Hauptfigur versucht nämlich mit viel Geschick, Fantasie und Einfallsreichtum den "Kranken" über seinen wahren Gesundheitszustand aufzuklären; sie allein ist die treibende Figur in Molières Stück und ganz ohne sie wäre es wohl nicht halb so gut.
    Hinzu kommt, dass Molières Sprache, die Dialoge und vor allem die Wortgefechte zwischen Argan und Toinette wundervoll elegant, leichtfüßig und spritzig sind.
    Aber auch Argan, sein Bruder, seine Frau, Apotheker und Ärzte sind sehr fein gezeichnet, nicht so schablonenhaft, wie man es am Anfang vielleicht meinen könnte.


    Das, bzw. die Einzige, die mir überhaupt nicht passt hat, ist Angelique, ältere Tochter Argans. Zu untätig und schwärmerisch finde ich ihre Liebe zu Cleante, einem jungen Mann, sodass Angelique ohne Toinette anscheinend überhaupt keinen eigenen Satz herausbringen kann.
    Sie ist so auch der Grund, dass ich einen Leseratte von einem sehr schönen Stück abziehe.


    4ratten

    Ein Zimmer ohne Bücher ist wie ein Körper ohne Seele ~ Marcus Tullius Cicero

    Einmal editiert, zuletzt von Theresa ()

  • Eine ganz interessante und skurrile Randbemerkung: "Der eingebildete Kranke" sollte in bitterer Ironie sein letztes Stück bleiben und die Hauptrolle des eingebildet Kranken seine letzte Rolle. Bei der vierten Aufführung am 17. Februar 1673 erlitt er einen Schwächeanfall und starb wenig später in seiner nahe gelegenen Wohnung.


    Gelernt aus dem Spiel "Welt der Bücher" :breitgrins:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Der eingebildete Kranke liest sich schnell weg und auch die Handlung legt ein gutes Tempo vor! Es wird nicht langweilig, die Dialoge sind pfiffig und man kommt sich vor, als würde man wie beim Tennis den Kopf von einer Person zur anderen wenden.


    An einigen Stellen musste ich herzhaft lachen. Schon alleine der Beginn, als Argan seine Behandlungen des letzten mit denen des vorherigen Monats vergleicht und als Grund für sein verschlimmertes Befinden die geringere Anzahl an Behandlungen ansieht, lädt zum Schmunzeln ein, sind es doch eindeutig zu viele.
    Und ganz besonders das Hausmädchen Toinette sorgt für wunderbare Bemerkungen. Ihr Sarkasmus entgeht Argan meistens, ist aber umso amüsanter.


    Was die Sprache betrifft, so würde ich niemals erraten, dass Der eingebildete Kranke bereits vor so vielen Jahren geschrieben wurde. Man benötigt keine Zeit hineinzufinden, die Sprache unterscheidet sich minimal von der heute Geschriebenen, finde ich.


    Interessant fand ich auch das Einbinden Molières selbst in das Stück.
    Auch die Kritik – etwa an der übermäßigen Inanspruchnahme oder an der Ausnutzung der Ärzte – wird hier verpackt in leichte Unterhaltung vepackt; wohl der beste Weg, um Zuschauer anzulocken und dennoch die Botschaft zu vermitteln.


    4ratten

    Es geschah kurz nach Anbruch des neuen Jahres, zu einem Zeitpunkt,

    als die violetten und gelben Blüten der Mimosenbäume rings um die Ambulanz

    aufgesprungen waren und ganz Missing in Vanilleduft gehüllt war.


    Abraham Verghese – Rückkehr nach Missing

  • Der eingebildete Kranke von Moliere lässt sich mal schnell zwischendurch lesen. Es ist wirklich lustig geschrieben, mit sehr viel Wortwitz. Am besten gefallen hat mir das Hausmädchen Toinette. Sie lässt sich nichts gefallen und ist auch gern zu einem Wortgefecht mit dem Hausherrn Argan bereit.

    Dieser zählt in der ersten Szene seine Behandlungen auf und vergleicht sie mit dem Vormonat. Nur um dann festzustellen, dass er klarerweise nicht gesund werden kann, wenn die Anzahl abnimmt.


    Seine Tochter Angelique allerdings konnte mich nicht überzeugen. Ihre Liebe zu einem jungen Mann, den sie gerade mal ein paar Mal gesehen hat, hat mich erstaunt.


    Insgesamt aber ein Stück, dass durchaus lesenswert ist.


    4ratten