Tracy Chevalier - Der Kuss des Einhorns

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 5.270 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Ende Juni hatte ich dieses Buch für eine Leserunde vorgeschlagen - leider ohne grossen Erfolg. Mittlerweile habe ich den Roman gelesen und auch eine kurze Rezension verfasst. Daher nun für alle, die das Buch vielleicht kaufen möchten oder überhaupt wissen wollen, worum es geht, eine kleine Zusammenfassung (den Klappentext gibt's unter Buchvorschläge):


    À Mon Seul Désir


    Tracy Checalier hat es mit „Der Kuss des Einhorns“ tatsächlich geschafft, ihren Erfolgsroman „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ zu übertreffen.
    In diesem Fall geht es um sechs Wandteppiche, die der Maler Nicolas des Innocents für den Hofbeamten Jean Le Viste entwirft. Dabei verliebt er sich in dessen Tochter Claude; sie und einige andere weibliche Figuren des Romans werden auf den Teppichen, die die Verführung/Zähmung eines Einhorns darstellen, für die Ewigkeit festgehalten (Die Teppiche hängen heute im Pariser Musée National du Moyen Áge; als ausklappbare Bilder sind sie im Buch enthalten).
    Der Roman handelt also von der Entstehung einer Wandteppichserie, von einer unglücklichen Liebe, von der Arbeit eines Malers und einer Wirkerfamilie, von den unterschiedlichen Lebensumständen unterschiedlicher Frauen, ihren Wünschen und Sehnsüchten und dem Leben an sich, dass in einer Ständegesellschaft manche Dinge unmöglich macht, aber manchmal auch unverhofft Glück bringt.
    Neben den Informationen und Eindrücken, die man über die Pariser und Brüsseler Lebensumstände im ausgehenden 15. Jahrhundert erlangt, ist vor allem der Schreibstil der Autorin hervorzuheben.
    Der Roman gliedert sich in fünf Teile; jedes Kapitel wird aus der Sicht einer Romanfigur erzählt. Es ist also eine Ich-Erzählung, wobei der Verlauf der Geschichte immer wieder aus einer anderen Perspektive dargestellt wird. Gleichzeitig ist alles in sich schlüssig und rund, liest sich leicht und verständlich. Hervorragend! :klatschen:


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    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()

  • Hallo!



    Ich habe dass Buch gestern und heute gelesen.
    Alles in allem bin ich ein wenig enttäuscht.
    Mir war das Ganze zu hastig erzählt. Oft hätte ich mir gewünscht ein wenig tiefer in das Geschehen hineinzukommen. Aber die Zeitsprünge waren sehr groß und durch den Wechsel zwischen den Figuren (den ich im Grunde eigentlich ganz schön fand) hatte ich zusätzlich das Gefühl immer wieder etwas zu verpassen.
    "Wenn Engel fallen" von der gleichen Autorin hat mir besser gefallen.
    Trotzdem keins chlechtes Buch, aber eben nicht so gut wie ich es erwartet hätte.


    Der folgende Text könnte Spoiler enthalten, also schreibe ich ihn in weiß (zum lesen markieren).


    Zitat

    Unglückliche Liebe... Ich weiß nicht ob die beiden sich wirklich lieben. Es wirkt so als ginge es eher um Lust und den Reiz des Verbotenen.
    Claude ist unreif und begierig darauf ihre ersten Erfahrungen mit Männernzu machen. Da kommt dieser Maler der ihr schöne Augen macht, auch nicht übel aussieht und den ihre Eltern bestimmt nicht billigen würden.
    Nicholas ist ja ohnehin ein Weiberheld. Und auch wenn er sagt, daß er an sie denken muß und daß er sie liebt, hatte ich nicht das Gefühl, daß das wirklich Liebe war.
    Die einzige bei der ich das Gefühl hatte, daß sie Gefühle für Niocholas hatte war die blinde Tochter des Webers.
    Ich weiß nicht ob das beabsichtigt war, aber ich hatte nicht das Gefühl eine Liebesgeschichte zu lesen. Was mich allerdings auch nicht gestört hat.


    Liebe Grüße, Pandora

  • Nachdem ich das Buch auf einem Wühltisch fand, habe ich mich auch gleich voller Freude darüber her gemacht. Leider wurde ich enttäuscht.


    Ich ging wohl auch mit den falschen Erwartungen ran, ich dachte es sei ein historischer Roman, dabei handelt es sich eher um einen Liebesroman. Damit hätte ich zwar grundsätzlich auch kein Problem, die lese ich auch immer wieder mal gerne. Aber weder Nicolas noch Claude sind mir wirklich sympathisch.
    Nach ca. 100 Seiten habe ich aufgegeben.

  • Beschreibung:


    Paris 1490: Der Maler Nicolas des Innocents erhält den Auftrag, sechs prächtige Wandteppiche für den Hofbeamten Jean Le Viste zu entwerfen. Doch anstelle der ursprünglich geplanten Schlachtzenen setzt sich die Hausherrin mit ihrem Wunsch durch: Die Zähmung eines Einhorns durch eine Jungfrau soll künftig die Wände der neureichen Le Vistes schmücken. Dabei verliebt sich der Künstler in die Tochter seines Auftraggebers und nutzt die Gelegenheit, seine Gefühle für die schöne Claude in den Tapisseien zu verewigen. Um die unstandesgemäßige Verbindung zu verhindern, wird Claude ins Kloster geschikt, Nicolas muß nach Brüssel reisen, wo die Wandteppiche in zweijähriger Arbeit fertiggestellt werden - eine harte Probe für die junge Liebe...



    Diese Geschichte ist meiner Meinung nach mindestens genauso gut wie Tracy Chevaliers Bestseller "Das Mädchen mit dem Perlenohrring". Was mir besonders gut gefiel war das jedes Kapitel von einem anderen Protagonisten in der Ichform erzählt wurde. Die kleine Liebesgeschichte zwischen Nicolas und Claude wird in den Hintergrund gestellt so das das Buch keinesfalls kitschig wird. Meisterhaft erzählt sie den Unterschied des Adels und der Arbeiterklasse und man bekommt einen Einblick in das Geschäft der Wirkergilde. Vorne und hinten im Buch sind die Tapisserien in Farbe abgebildet so das man sich ein Bild der damaligen Kunst machen kann. Ein sehr gelungener Roman.



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    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.


  • Ich habe beide Threads zusammengeführt.

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • Das war das erste Buch, das ich von Tracy Chevalier gelesen hatte.
    Eigentlich wollte ich das Buch damals nicht so wirklich kaufen...aber ich brauchte noch ein bissi Lesestoff für den langen Flug nach Australien.
    Schließlich hab ichs doch mitgenommen, ausm Bauchgefühl raus, und habs nicht bereut.
    Hab es bestimmt schon 4 mal gelesen und ich finds einfach schööön...
    Das Buch lässt sich sehr flüssig lesen und toll fand ich auch, das aus verschiedenen Perspektiven erzählt wurde...

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

  • Ich fand dieses Buch auch sehr schön. Obwohl ich eine Ratte weniger als dem Buch "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" geben würde.
    Die verschiedenen Perspektiven der Erzähler und die Einblicke in das Leben der Teppichwirker waren super. Mal etwas anderes als die bekannten Geschichten um Heiler oder Maler.
    In meiner Ausgabe war auch ein Klappbild von den Wandteppichen und ich konnte die beschriebenen Stellen ansehen und mir gut vorstellen.


    Lg
    Germa :kaffee:

  • Klappentext im Buch:
    Paris 1490: Der Maler Nicolas des Innocents erhält den Auftrag, sechs prächtige Wandteppiche für den Hofbeamten Jean Le Viste zu entwerfen. Doch anstelle der ursprünglich geplanten Schlachtszenen setzt sich die Hausherrin mit ihrem Wunsch durch: Die Zähmung eines Einhorns durch eine Jungfrau soll künftig die Wände der neureichen Le Vistes schmücken. Dabei verliebt sich der Künstler in die Tochter seines Auftraggebers und nutzt die Gelegenheit, seine Gefühle für die schöne Claude in den Tapisserien zu verewigen. Um die unstandesgemäße Verbindung zu verhindern, wird Claude ins Kloster geschickt, Nicolas muss nach Brüssel reisen, wo die Wandteppiche in zweijähriger Arbeit fertiggestellt werden - eine harte Probe für die junge Liebe...
    Die Dame mit dem Einhorn, jene berühmte Serie von sechs gewirkten Teppichen, fasziniert durch ihre Schönheit und Rätselhaftigkeit von jeher den Betrachter. Tracy Chevalier geht der Geschichte ihrer Entstehung nach – zaubert ein wahres Fest der Sinne vor unsren Augen.


    Mein Eindruck:
    Ich muss sagen, dass ich mich am Anfang etwas schwer getan habe, was aber vor allem daran lag, dass mir die ersten beiden Hauptprotagonisten sehr unsympathisch waren. Vor allem der Maler, der beim Anblick einer schönen Frau gleich daran denkt, sie zu pflügen und natürlich jede Frau pflügen kann, die ihm gefällt, denn er bekommt sie alle. Also dieses „pflügen“ hat mich sehr genervt. Claude, die Tochter seines Auftraggebers, hatte er dann auch gleich dafür im Visier und ihr Verhalten im Laufe der Geschichte trug nicht dazu bei, dass ich sie mochte.


    Doch der Klappentext ist etwas irreführend, denn es geht gar nicht nur um diese beiden Personen. Bedingt durch die Arbeit an den Teppichen muss Nicolas nach Brüssel und Claude wird ins Kloster verbannt und sie werden getrennt. In Brüssel lernen wir mit Nicolas die Wirkerfamilie kennen, die seine Vorlagen zu der Teppichserie verarbeitet. Auf längere Zeit wird der Schwerpunkt der Geschichte auf das Zusammenleben mit dieser Familie gelegt. Dort beeindrucken den Maler wieder die Frauen, besonders zur blinden Tochter Aliénor fühlt er sich hingezogen. Gleichzeitig versucht er aber auch, Claude wieder zu sehen, die sich ihrerseits nicht damit abfinden will, bis zu ihrer standesgemäßen Hochzeit eingesperrt zu sein.


    Meine Abneigung Nicolas gegenüber legte sich im Laufe der Geschichte etwas bzw. störte mich nicht mehr, denn es ging mir nicht um ihn und seine Frauengeschichten, sondern um die Frauen und ihre Sehnsüchte und Gefühle. Und das sind nicht nur Claude und Aliénor, sondern auch deren Mütter. Auch wenn ich Nicolas mit der Zeit etwas besser leiden konnte, da auch an ihm die Geschehnisse nicht spurlos vorübergegangen sind, und er seine Gedanken und Gefühle zu den vier Frauen liebevoll in den Wandteppichen verarbeitete, ist es das Leben der Frauen in den verschiedenen Ständen, das mich berührte. Denn trotz der unterschiedlichen Lebensumstände in denen sie leben, sind sie verbunden durch ihre jeweils vorgegebenen Zwänge, ihre unerfüllten Lieben und Sehnsüchte, ihre Wünsche ans Leben und wie sie damit umgehen oder auch sich fügen.


    Und damit komme ich zur Erzählweise, die genau dies sehr gut vermittelt. Das Buch ist in Ich-Erzählform geschrieben und wechselt von Kapitel zu Kapitel die Perspektive. So kommen zu der Handlung die verschiedenen Personen selbst zu Wort und die Geschehnisse werden so vom Leser nicht einseitig betrachtet. Zusätzlich zu den vier Frauen und dem Maler kommen dabei auch noch der Wirker (Aliénors Vater) und ein Mitarbeiter der Wirkerfamilie als Ich-Erzähler vor. So viele Perspektivwechsel hatte ich bisher noch in keiner Geschichte gelesen. Mir hat es hier sehr gut gefallen, machte es die Emotionen der Beteiligten doch gut deutlich.


    Im ersten Moment nicht so gut fand ich die größeren Zeitsprünge gegen Ende des Buches. Wie es den Protagonisten am Ende ergangen ist, wurde sehr abgehackt vermittelt, da hätte ich gerne mehr gelesen. Jetzt, einen Tag später empfinde ich das nicht mehr ganz so negativ, denn es ist eigentlich unwichtig. Die Momentaufnahmen und wo jeder am Ende steht sind deutlich genug. Längere Passagen z. B. über Claudes Aufenthalt im Kloster, will ich im Nachhinein gar nicht mehr unbedingt wissen.


    Erwähnen möchte ich noch, die interessanten Beschreibungen über die anstrengende Arbeit der Wirkerfamilie und deren Lebensumstände Ende des 15. Jahrhunderts. Sehr detailreich wurde die Entstehung der Teppichserie dargestellt, so dass man das Gefühl hatte, die Wolle selbst zu spüren.


    Eine schöne Geschichte über ein reales Kunstwerk, bei der man das Gefühl hat, dass dies tatsächlich so hätte entstehen können.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Ich ging an das Buch ohne viele Erwartungen.
    Und mir gefiel es an sich ganz gut.


    Die wechselnden Erzählperspektiven haben mir überraschend gut gefallen. Man hat einen guten Überblick über die Gedanken der Leute bekommen. Das gefiel mir - ich mag Ich-Erzähler eh sehr gerne, da ich mich dann besser in die Leute hineinversetzen kann. Allerdings fehlt mir dann der Rundumblick - aber durch diese Variante hatte ich beides. :)
    Die Geschichte war okay. Durch den Stil las es sich flüssig und so wurde es nicht schwierig und auch eigentlich nicht langweilig. Mir persönlich war das Wirken ein wenig zu viel erklärt, weil ich mir da nichts drunter vorstellen kann. Aber andere Leute würden dies durchaus positiv bewerten.
    Wirklich historisch fand ich die Geschichte jetzt auch nicht - es ist halt eine Liebesgeschichte zu einer früheren Zeit. Mehr aber auch nicht.
    Im Gegensatz zu den anderen konnte ich gut mit den Charakteren warm werden. Vor allen Dingen mit Nicholas, der mir am Ende auch richtig sympathsich war. Am Anfang vielleicht nicht, aber auch er entwickelt sich und letztendlich seh ich ihn nicht als einen an, der nur seinem Trieb nachgeht. Er ist halt ein Mann - aber er nimmt sich keine Frau, wenn sie es nicht auch will.
    Mit Claude war es was Schwieriger, aber auch sie mochte ich am Ende.


    So gibt es von mir


    3ratten

  • Der junge, etwas ungestüme Maler Nicolas erhält einen großen Auftrag: der wohlhabende Jean Le Viste möchte sein Domizil mit prächtigen Wandteppichen schmücken, und Nicolas soll die Entwürfe hierfür liefern, einen Bilderzyklus, der nicht die üblichen Schlachtenszenen zeigen soll, sondern ein mythisches Einhorn und eine edle Dame in verschiedenen Szenen. Am Rande der Vorgespräche lernt Nicolas Le Vistes Tochter Claude kennen und ist auf der Stelle hingerissen, doch natürlich weiß er, dass die Standesgrenzen eine Liaison nicht erlauben.


    Die Ausführung der Wirkarbeiten liegt dann in den Händen einer flämischen Wirkersfamilie, denn für Le Viste kommen hier nur die besten Handwerkskünstler in Frage. In der Werkstatt von Georges arbeiten nicht nur der Chef, sein Sohn und seine Angestellten, sondern auch seine Frau und seine Tochter Aliénor bringen ihre Talente mit ein, wenn die Zeit drängt - was die Wirkergilde jedoch nie erfahren darf, da die Mitarbeit von Frauen bei Strafe verboten ist. Zusätzlich sorgt sich Georges um Aliénors Zukunft, da ihre Chancen auf dem Heiratsmarkt wegen eines Handicaps nicht wirklich gut stehen.


    Das Besondere dieses historischen Romans ist die Erzählperspektive: der Ich-Erzähler wechselt in jedem Kapitel, so dass wir die Geschehnisse aus der Sicht diverser Protagonisten erleben. Diese zahlreichen verschiedenen Blickwinkel sind interessant zu lesen, machen es aber zunächst etwas schwierig, den Personen wirklich näherzukommen. Die Charakterisierungen gehen generell nur selten stärker in die Tiefe, allzu viele Klischees habe ich aber zum Glück nicht festgestellt. Stilistisch ist das Buch nicht wahnsinnig anspruchsvoll, bietet aber gute Unterhaltung für ein oder zwei faule Nachmittage.


    Die Entstehungsgeschichte der sechs Wandteppiche, die tatsächlich existieren, ist historisch nicht belegt, doch das Bild, das Tracy Chevalier hier entwirft, hat mich durchaus überzeugt. Besonders die Einblicke in die Arbeitsweise der Wirker fand ich sehr aufschlussreich. Ich hatte mir nie Gedanken gemacht, was für eine Knochenarbeit das gewesen sein muss.


    Sehr schönes Extra der gebundenen Ausgabe sind die ausklappbaren Abbildungen der Wandteppiche, so dass sich während des Lesens die Details der einzelnen Motive direkt begutachten lassen. Genervt hat mich allerdings mal wieder der schmalzige deutsche Titel. Im Original heißt es schlicht "The Lady and the Unicorn" - "Die Dame und das Einhorn".


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen