Will Lavender - Tödlicher Gehorsam

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    Originaltitel: Obedience


    Als ich angefangen habe, „Tödlicher Gehorsam“ zu lesen, habe ich mit einem ganz gewöhnlichen Thriller im Studentenmilieu gerechnet. Das Buch entpuppte sich aber als deutlich komplexer als erwartet, eigentlich hat Lavender so ziemlich alle meine Erwartungen geschickt unterlaufen.


    Der Logikkurs von Professor Williams verspricht um einiges interessanter zu werden als der nur aus Auswendiglernen bestehende Parallelkurs. Die Aufgabe von Williams Studenten ist es, einen fiktiven Entführungsfall durch logische Schlussfolgerungen zu lösen und dem entführten Mädchen so das Leben zu retten. Doch einige der Studenten entdecken Parallelen zu einem, vor Jahren wirklich verschwundenen, Mädchen und bald ist nicht mehr klar, was Fiktion und was Wahrheit ist.


    Lavender konzentriert sich auf drei Studenten aus dem Kurs, das ist zwar verständlich, aber dass der Autor überhaupt keinen Grund dafür liefert, warum er die anderen Kursmitglieder so völlig ignoriert, gefiel mir nicht ganz so gut. Er hätte wenigstens einen Halbsatz fallen lassen können, dass ihnen der Kurs egal ist und sie keine Zeit und Lust haben, sich mehr als für ein Bestehen notwendig zu engagieren. Das Verschwimmen von Realität und Inszenierung hat mir hingegen sehr gut gefallen, und auch wenn wenig offensichtlich Spannendes passiert und eigentlich klar ist, dass man durch die Lösung des Falls niemanden retten kann, ist man als Leser gefesselt. Man versucht, die unterschiedlichen Spuren entsprechend zu klassifizieren und sucht mit den Studenten nach der Wahrheit. Dabei ist die ganze Zeit hindurch nicht klar, was jetzt wirkliche Eigenleistung der Studenten ist und in wie weit ihre Erkenntnisse manipuliert sind. Lösen sie tatsächlich einen Fall oder folgen sie nur einer geschickt gelegten Spur und erfüllen genau irgendwelche Erwartungen – und wenn ja, wessen, wer ist alles in die Geschichte involviert, wer nur zufälliger Mitspieler und auf welcher Seite steht eigentlich ihr Professor?


    Lavender spielt mit seinen Lesern genauso geschickt wie Williams mit seinen Studenten und so ist man am Ende, wenn alles aufgedeckt wird, trotz aller Vermutungen durchaus überrascht von der Komplexität der Verstrickungen. „Tödlicher Gehorsam“ war interessant und kein 08/15-Thriller und hat mich ein paar Stunden lang sehr gut unterhalten. Nur der Titel gefällt mir nicht, Gehorsam setzt Befehle voraus und hier waren keine direkten Anweisungen am Werk, sondern nur geschickte Manipulation.


    4ratten