Harry Rowohlt - Der Kampf geht weiter

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema, welches 5.698 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Anne.

  • Hallo!


    Ich war heute in der Bücherhandlung und hab das Buch in der Hand gehabt. Kennt das jemand von euch und hat es sogar gelesen?
    Ich finde ja, dass es ein sehr stolzer Preis für ein so dünnes Büchlein ist. Das hat mich dann auch davon abgehalten, es mitzunehmen. Ich persönlich finde diesen Preis sogar schon unverschämt.
    Aber naja....


    Wie ist das Buch denn inhaltlich? Empfehlenswert?


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    Grüße,


    Marypipe

    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()

  • Hi Mary!


    Ich bin Besitzer diese Buches. Gelesen habe ich es noch nicht komplett, aber so an einigen Stellen hin eingelesen. Und ich muss sagen, ich habe mich koestlich amuesiert.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Marypipe"

    Ich war heute in der Bücherhandlung und hab das Buch in der Hand gehabt. Kennt das jemand von euch und hat es sogar gelesen?
    Ich finde ja, dass es ein sehr stolzer Preis für ein so dünnes Büchlein ist. Das hat mich dann auch davon abgehalten, es mitzunehmen. Ich persönlich finde diesen Preis sogar schon unverschämt.


    Wie teuer ist es denn?


    Ich kenne Rowohlt nur als Übersetzer von Sean O'Faolain, wo er ausgezeichnete Arbeit geleistet hat.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Das Buch kostet 22,80 Euro. Und es ist leider nicht gerade sehr dick, sehr groß geschrieben mit viel Platz zwischendrin.
    Es sind in der Tat einfach nur Briefe abgedruckt. Mal längere, mal sehr kurze... Aber recht lustige Briefe und Zuschriften seiner Hörer etc.


    Grüße,


    Marypipe

  • Harry Rowohlt war mir bisher nur als Übersetzer der Pooh-Bücher von A. A. Milne ein Begriff. Durch das Forum bin ich auf dieses wunderbare Buch hier aufmerksam geworden und habe, obwohl ich eigentlich nur ab und an mal einen Brief lesen wollte, nicht lange gefackelt. Ich konnte einfach nicht mehr aufhören, Rowohlts Briefe zu lesen und habe mich ausgesprochen gut unterhalten gefühlt.


    Er hat eine wunderbare Art zu schreiben – direkt, offen und ehrlich. Man merkt, ob er den Adressaten mag oder nicht, ob er während des Schreibens gut drauf war oder eigentlich gar keine Lust hatte. Sogar vermeintliche Nichtigkeiten kann er interessant und witzig verpacken. Es wird einfach nicht langweilig.


    Teilweise habe ich beim Lesen wirklich darüber nachdenken müssen, warum ich man sich im Allgemeinen beim Schreiben von Briefen (oder eben E-Mails) so sehr darum bemüht, besonders sprachlich ausgefeilt zu schreiben. Es geht, wie Harry Rowohlt mir auf 452 Seiten vor Augen geführt hat, auch ganz anders, nämlich viel einfacher. Er macht absolut keinen Unterschied – egal an wen er schreibt. Recht hat er, wir kochen ja schließlich alle nur mit Wasser.


    Die abgedruckten Briefe entstanden zwischen 1966 und 2004. Teilweise tauchen dabei „altbekannte“ Empfänger Jahre später wieder auf und man kann Freundschaften mitverfolgen. Das gilt auch für Rowohlts Ehefrau Ulla, die immer mal wieder erwähnt wird. Das fand ich sehr sympathisch.


    Beim Lesen dieses Buches habe ich etwas getan, was ich sonst sehr sehr selten tue. Ich habe mir einzelne Seiten markiert, die mir besonders gut gefallen haben, weil sie bissig oder witzig oder einfach toll waren. Garantiert werde ich immer wieder zu diesem wirklich tollen Buch greifen und in die wunderbare Briefwelt Harry Rowohlts abtauchen. Absolute Empfehlung, dieses Buch muss man (glaube ich) einfach mögen.


    Meine Wertung: 5ratten + :tipp:

    :leserin: Plichota/ Wolf: Oksa Pollock - Die Unverhoffte<br /><br />SLW - Annabas: 1/10<br />SLW - Seychella: 0/10

  • Zitat

    Der Gang ins Archiv des einstmals als "Wenigschreiber" apostophierten Rowohlt hat es ans Licht gebracht:
    80 Ordner mit durchschnittlich 400 Seiten, macht 32000 Seiten. Womit haben wir es zu tun?


    Mit Briefen! Und was für Briefe.
    Wer gerne in anderer Leute Korrespondenz schnüffelt und dabei viel Lachen möchte, ist mit diesem Buch gut bedient.
    Verleger, Freunde, Autoren, Übersetzer, Leserbriefschreiberund viele andere:
    Ein jeder bekommt eine Antwort von Rowohlt.
    Aber mitunter was für eine!


    Seine Art, Briefe zu schreiben, hat was.
    Ungezwungen, offen, und faszinierend einfach formuliert sind die Briefe Rowohlts.
    Doch wenn man so manchen Satz zum zweiten Mal liest, erkennt man die Spitze dahinter.
    Einfach toll! Man merkt immer, ob er den Adressaten mag, oder eher nicht.


    Als Übersetzer kenne ich ihn nur von seinen einfachen Büchern, sprich den Kinderbücher. :breitgrins:
    Auch Pooh's Corner, seine Kolumne aus der Zeit kannte ich von diesem Buch:


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    aber auch seine Briefe sind sehr lesenswert.


    Die Briefe sind hervorragend ausgewählt, allerdings dürften in den 32000 Seiten des Archivs noch so manche Schätze schlummern.
    Einen zweiten Band gibt es ja schon, aber ich werde noch auf das Taschenbuch warten.


    5ratten:tipp:

  • Das klingt wirklich sehr witzig und interessant. WErde ich mal im Auge behalten.

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane


  • Einen zweiten Band gibt es ja schon, aber ich werde noch auf das Taschenbuch warten.


    Der zweite Band ist auch ganz hervorragend. Allerdings knüpft er zeitlich an den ersten Band an und bringt "nur" eine Auswahl aus den Briefen der Jahre 2005 bis 2009. Die sind natürlich ebenfalls alle ganz köstlich, aber ich hoffe, dass wir aus den vielen, vielen Briefen, die er in den Jahrzehnten zuvor geschrieben hat, noch mal etwas zu sehen bekommen...

  • Mir ist Harry Rowohlt weder als Übersetzer noch als Schauspieler bekannt, aber einige Ausschnitte seiner Lesungen konnte ich auf einem Videoportal genießen. Wobei man hier nicht wirklich von Lesungen sprechen kann, denn ausführlich gelesen wurde in den seltensten Fällen. Stattdessen referierte Harry Rowohlt über alles, was ihm in dem Moment durch den Kopf ging, selbst wenn es nicht zu dem Buch passte, das vor ihm lag.


    Genauso sind seine Briefe. Er schrieb einfach drauflos, gerade so, als würde er mit dem Empfänger direkt sprechen. Oft ging das eigentliche Thema in einem Satz unter und der Rest der Seite wurde mit Belanglosigkeiten und Nebensächlichem gefüllt, das aber mit so viel Humor und Komik, dass selbst Belangloses lesenswert wird. Mitunter fühlte er sich auf den Schlips getreten und wurde dann auch bissig und sehr direkt. Manchmal ist es nicht gleich offensichtlich, aber er konnte auch feinfühlig reagieren. Dabei war egal, mit wem er korrespondierte. Es traf jeden so, wie Harry Rowohlt es als passend erachtete, egal ob Leserbriefschreiberin, öffentliche Persönlichkeit oder Verleger. Auch wenn er unflätige Bemerkungen machte, zog sich durch alle Briefe eine Sprachverliebtheit und Eloquenz, die diese Schriftstücke zu einem kleinen Leckerbissen machen.


    Das Formulieren war seine Berufung, kein Zweifel.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Die volle Punktzahl hätte ich gegeben, wenn wenigstens ein paar Originalbriefe als Foto enthalten wären.

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    Schönen Gruß, Gottes Segen und Rot Front
    Nicht weggeschmissene Briefe



    Das Buch enthält Briefe an und von Harry Rowohlt: Verlegerabkömmling, Übersetzer, Lindenstraßenoriginal und vieles mehr. Obwohl die Reihe der Briefe mit ein paar Exemplaren aus den 1960ern beginnt, stammt die Mehrzahl aus den Jahren zwischen Ende der 1980er und 2004. Es sind professionelle Briefe, zum Beispiel Diskussionen mit Autoren über spezielle Übersetzungsfragen; geschäftliche Briefe, die Lesungen oder Aufträge besprechen; Korrespondenz mit Kritikern oder Bewunderern aller Art oder auch ganz private Briefe, die nur aus Spaß an der Freude geschrieben wurden.


    Sie alle gemeinsam vermitteln ein bestimmtes Bild von Harry Rowohlt, das zumindest nicht dem großen braunen Waldbären meiner ursprünglichen Vorstellung entspricht. In gewissen Angelegenheiten ist er sehr prinzipientreu und er ist ungeduldiger und unduldsamer gegenüber den Fehlern anderer als erwartet und dabei von manchmal beißendem „Humor“, der bis ins Verletzende geht. Er ist aber auch ebenso offen in seinen Sympathiebezeugungen und bereit im Zweifelsfall wieder Frieden zu schließen. Er erscheint mir als sehr komplexer Mensch, der sehr viel mehr ist als seine Etiketten vermuten lassen.


    Ich habe die erste Hälfte des Buches mehr genossen, ich empfand die Briefe dort als vielfältiger und interessanter, habe diesen Teil aber über einen längeren Zeitraum verteilt gelesen, so dass es mir in der zweiten Hälfte vielleicht einfach nur zu viel Rowohlt am Stück war.


    4ratten

  • Die Reihe der 'nicht weggeschmissenen Briefe' von Harry Rowohlt habe ich mir soeben aber mal ganz schnell auf meinen Merkzettel gesetzt, danke! :winken:

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Kann man für ein neues/anderes Buch vom selben Autor nicht auch einen neuen/andern Thread aufmachen? Es könnte ja sein, dass jemand nur das eine oder nur das andere Buch interessiert. Ich finde diese Buchvermantschung etwas unglücklich. Sehr unglücklich.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Sorry, mein Fehler. Ich habe zuerst gemeint, illy hätte Band 2 besprochen.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • illy hat den ersten Band verlinkt und den Titel des zweiten Bandes dazugeschrieben. Ich vermute, sie hat den ersten gelesen.

  • Der Titel des 2. Bandes steht als ein Untertitel auf dem Vorsatzblatt in Band 1.
    Wenn ich vorher gemerkt hätte, dass das identisch ist, hätte ich es weggelassen. Das verwirrt ja kaum. :rollen::breitgrins:

    Einmal editiert, zuletzt von illy ()

  • Harry Rowohlt kannte ich vor diesem Buch ausschließlich als brillanten Übersetzer und wusste, dass er in der Lindenstraße unregelmäßig einen Penner spielte. Und dass er irgendwie mit den Verlags-Rowohlts verwandt war.


    Diese Sammlung von Briefen aus 50 Jahren ist ein kunterbuntes Sammelsurium von Korrespondenz, beginnend mit witzigen Zeichnungen des zehn- oder elfjährigen Harry, die schon von erstaunlich viel politischem Verständnis zeugen und auf eine frühe linke Prägung schließen lassen, die ihn zeitlebens nie verlassen hat. Es finden sich Antworten auf Fanbriefe genauso wie Ablehnungsbriefe an TV-Sender, die ihn in Talkshows einladen wollten, launiges privates Geplänkel wie kratzbürstige Reaktionen auf Ärgernisse (oder Dinge, die HR als solche empfand).


    Wie auch in seinen Übersetzungen zeigt er sich als Meister des Wortschatzes, und er legt häufig treffend den Finger in gesellschaftliche Wunden, klingt aber hin und wieder auch ein bisschen arg selbstverliebt oder überheblich. Bei manchen Briefen ging wohl auch die Pointe an mir vorbei, weil ich Anspielungen nicht verstanden habe oder die Personen nicht einordnen konnte.


    Am meisten Spaß gemacht haben mir seine englischsprachigen Briefwechsel mit Autoren, die er übersetzt hat (und zu denen er gleich noch die deutsche Übertragung mitliefert), denn hier erscheint er nie aufgeblasen, sondern angenehm selbstironisch.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen