Catherynne M. Valente - Palimpsest

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 1.805 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Lykantrophin.

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    Anm.: bisher nur auf Englisch


    Inhalt
    Der ist nicht leicht zu beschreiben, daher zitiere ich mal den Klappentext (meine Übersetzung):


    Zwischen Leben und Tod, zwischen Wachen und Schlafen, eine Haltestelle hinter dem Ende der Welt liegt die Stadt Palimpsest. Dorthin zu gelangen ist ein Wunder, ein Mysterium, ein Geschenk und ein Fluch - eine Reise, die nur jenen erlaubt ist, die schon immer daran geglaubt haben, daß es noch eine andere Welt gibt als die, die unsere Augen sehen können. Diejenigen, die das Schicksal dorthin gebracht hat, sind für immer gezeichnet durch eine Karte der wundersamen Stadt, die nach einer orgasmischen Nacht in ihre Haut tätowiert ist.


    Vier Reisende kommen in dieses Königreich der Geisterzüge, Löwen-Priester, lebenden Kanji (jap. Schriftzeichen) und Flüssen aus Sahne: Oleg, ein Schlosser aus New York; die Imkerin November; Ludovico, ein Buchbinder seltener Bücher; und die junge Frau aus Japan Sei. Jeder von ihnen hat etwas wichtiges verloren - eine Frau, eine Schwester, eine Richtung im Leben - und was sie in Palimpsest finden werden ist mehr, als sie sich jemals vorstellen konnten.

    Man könnte noch so viel mehr über das Buch sagen - oder auch gar nichts, denn es anders als alles, was ich jemals gelesen habe. Eine Warnung nur ist nötig: dies ist eindeutig ein "erwachsenes Buch", wer Anstoß an explizit (und teilweise drastischen) sexuellen Inhalten nimmt, sollte dieses Buch eher meiden. Es ist aber keine Pornographie: der Liebesakt mit anderen Palimpsest-Reisenden, der allein Zugang zur Stadt verschafft, ist für die einen Lust, für die anderen Leid, aber niemals obszön.


    Meine Meinung
    Ein Buch wie ein Opium-Rausch mitten in einem Basar aus Tausend-und-einer-Nacht, wie ein schwerer, süßer Gewürzwein. Diese Buch lebt durch seine Sprache, durch die überbordende, sinnliche Phantasie, die aus einem süßen Fiebertraum zu stammen scheint. Die Handlung ist nicht nebensächlich, aber ist rätselhaft, voll von dunkler Symbolik und endet für viele zu früh, als wenn sie vor einem Tor zu einer noch weiteren und wundersameren Welt stehen bleibt.


    Wie bereits gesagt, dieses Buch ist anders, als alles, was ich bisher gelesen habe. Wer empfänglich ist für das Rätselhafte, überbordend Sinnliche dieser Sprache, der wird süchtig werden danach. Andere werden ratlos und vielleicht sogar abgestoßen zurückbleiben. Ich werde es sicher noch öfter lesen, auch wenn ich vielleicht selbst nach 10 mal Lesen nicht wissen werde, worum es wirklich geht.


    Ach ja, auch die Ausstattung des Buches ist erwähnenswert. Abgesehen davon, das das Papier des engl. Taschenbuches wie gewohnt billig ist, ist die Typographie ganz exquisit. Und durch das Titelbild bin ich überhaupt erst auf das Buch aufmerksam geworden.


    5ratten


    Liebe Grüße


    Morwen

    "What we remember is all the home we need."

    Roberet Holdstock, Avilion


    Mein SuB: Link<br />Mein Goodreads-Account

  • Danke für diese Rezi Morwen!


    Mir geht es wie dir: Das Cover hat das Buch auf meine Wunschliste katapultiert!


    Und durch deine Rezi wird es da auch auf jeden Fall bleiben und noch dazu fett markiert! :zwinker:

    Auch ungelebtes Leben<br />geht zu Ende<br />- Erich Fried

  • Palimpsest, so heißt die Stadt, in der man seine Nächte verbringt, wenn man einschläft, nachdem man Sex mit einem anderen Besucher dieser Traumwelt hatte. Erkennen können diese Menschen sich an dem Mal, einer Tätowierung, die auf ihrem Körper nach dem ersten Besuch entsteht und an einen Streckenplan erinnert.

    Vier Personen, durch einen „gemeinsamen“ Besuch bei einer Wahrsagerin miteinander verbunden, sind die Hauptfiguren dieses Romans und jede auf ihre Weise gefangen genommen von dieser anderen Welt.


    Ich würde Catherynne M. Valente wirklich gerne mögen, aber das ist schon mein zweiter misslungener Versuch, das zweite Buch, mit dem ich nicht wirklich warm geworden bin. Sprachlich bin ich begeistert, ich fand es eine tolle Idee, wie sie nebenbei auf ihre Fairyland-Reihe um September verweist, die Streckenpläne würde ich zu gerne sehen, Züge als Wesen darzustellen, die ein eigenes Leben führen ist toll, aber bei all der Buntheit fehlt es mir an Wärme. Ich sehe durchaus die Faszination dieser anderen, vollkommen phantastischen, vor Ideen überbordenden Welt, aber ich mag niemanden dort gut genug leiden, dass mich sein oder ihr Schicksal interessieren würde.


    Ich glaube, ich würde das Buch gerne Fans von China Miévilles Perdido Street Station empfehlen, welches ich aus ähnlichen Gründen zwar interessant, aber nicht „gut“ fand.


    3ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

  • Hallo illy und Morwen ( & natürlich alle anderen Mitleser),


    ich bin innerhalb von wenigen Tagen bis zur Mitte von "Palimpsest" vorgedrungen und ich bin nach anfänglicher Begeisterung wegen der wahnsinnig kreativen und sinnesberauschenden Sprache zwiegespalten. Einerseits gefällt mir diese Sprache, die Valente verwendet, sehr gut und ich möchte nur wegen der Sprache weiterlesen. Aber ich muss sagen, die Sprache von Catherynne M. Valente ist mir manchmal zu überbordend. Ich habe vor einigen Jahren aufgrund einer Empfehlung hier im Forum "The Bloody Chamber" von Angela Carter gelesen und muss ehrlich zugeben, dass mir Carters Schreibstil besser gefällt als der von Valente; Carter schreibt wie ein dichter Moosteppich über den man mit nackten Füßen läuft und in den man man liebsten versinken würde. Valente schreibt manchmal wie spitze Eiskristalle und Glasscherben unter den Füßen, viel zu hell blitzend und verwirrend.

    Auch die Charaktere sind mir sympathisch und ihre Beweggründe, weshalb sie (zunächst aus Zufall) in Palimpsest landen, auch nachvollziehen.

    Andererseits ist mir unter all den sprachlichen Schönheiten der Handlungsverlauf zu vorhersehbar.


    Ich melde mich noch einmal, wenn ich "Palimpsest" beendet habe. :winken:

    Einmal editiert, zuletzt von Lykantrophin ()

  • Ich habe "Palimpsest" bisher noch nicht beendet, bin aber knapp 120 Seiten vor dem Ende.

    Ich revidiere meinen Eindruck bezüglich der Handlung, kurz nach der Hälfte des Buches sind tatsächlich sehr viele Dinge passiert, welche die Handlung vorangetrieben haben. Nun lese ich also auch wegen der psychologisch spannenden Handlung. Es scheint, als ob sich die vier Hauptcharaktere bald treffen könnten oder ihre Verlorengeglaubten wiederfinden würden (oder teilweise schon wiedergefunden haben).

    Die Sprache ist nach wie vor berauschend bzw. manchmal auf eine fast zärtliche Weise brutal.


    Ich melde mich noch einmal. :)

  • So, ich habe "Palimpsest" nun beendet und ich bin etwas enttäuscht, dass das Buch so offen endet.

    Nicht alle meiner Fragen wurden beanwortet, aber eine solche Sprache, wie Valente wie benutzt, habe ich noch nie genossen. Es ist wie eine Traum, in einer fremdartigen Traumwelt.


    Ich bin unentschlossen, wie ich "Palimpsest" bewerten soll.


    4ratten (weil ich denke, dass sich Valente noch steigern kann).