Dieter Moor - Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht

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    Klappentext:
    Freunde und Bekannte sind fassungslos, als Dieter Moor und seine Frau Sonja eröffnen, dass sie ihr Haus in der Schweizer Postkartenidylle verkauft haben, um nach Brandenburg zu ziehen. Im Dörfchen Amerika möchten sie ihren Traum vom eigenen Bauernhof verwirklichen. Tatsächlich sind die neue Heimat, die neuen Nachbarn und das neue Leben für allerlei ungeahnte Herausforderungen, komische Missgeschicke und skurrile Situationen gut. Warum Dieter Moor dennoch sein Herz an Land und Leute verloren hat - davon erzählt er in diesem Buch. Eine charmante und witzige Liebeserklärung an eine verkannte Region.


    Meine Meinung:
    "Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht" ist für mich ein Buch, in dessen Handlung ich mich sofort wohlgefühlt habe. Land und Leute werden von dem Auto sehr liebevoll und mit einem Augenzwinkern beschrieben, ohne dabei alles ins Lächerliche zu ziehen. Es ist nicht schwer herauszulesen, dass die Moors sich in ihrer neuen Heimat pudelwohl fühlen.


    Die Person, die vom Autor am meisten auf die Schippe genommen wird, ist er selbst. Immer wieder führt er witzige Dispute mit seinem inneren "kleinen Schweizer": dieser mokiert sich über so Dinge, wie die etwas ungenauen Terminangaben (der Bauer von nebenan kommt "zu Mittach", was schlussendlich irgendwann zwischen 16 und 17 Uhr zu sein scheint :breitgrins:) bzw. immer in Sorge ist, was die Anderen über einen denken könnten.


    Gut gefallen hat mir, dass der Autor beinahe alle Charaktere, die in dem Buch eine Rolle spielen, ausgiebig vorstellt und auch deren Geschichte erzählt.


    Da ich vor über 4 Jahren ebenfalls in ein 500-Seelen-Dorf gezogen bin (aus einer Stadt mit über 100.000 Einwohnern), konnte ich viele Aspekte aus dem Buch sehr gut nachvollziehen - dadurch ist es für mich ziemlich glaubhaft.


    Von mir bekommt das Buch 5ratten und ich freue mich schon auf die Fortsetzung, die Mitte nächsten Jahren herauskommen soll.

    Liebe Grüße

    Karin

  • Weil die Arbeit sie häufig nach Berlin führt, entschließen sich Sonja und Dieter Moor schweren Herzens, ihren liebevoll aufgebauten Bauernhof in der Schweiz aufzugeben und sich in Brandenburg etwas Neues zu suchen (zum Entsetzen vieler Freunde, die sich fragen, wieso man ausgerechnet dorthin ziehen sollte, von wo viele Einheimische nur zu gerne abhauen).


    Nach etlichen Fehlschlägen verkündet Sonja eines Tages jubelnd, die perfekte Bleibe gefunden zu haben. Dieter verlässt sich darauf, dass sie eine gute Wahl treffen wird, und stimmt unbesehen dem Kauf zu. Als er dann mit vollgepacktem Transportanhänger vor dem neuen Heim in einem winzigen brandenburgischen Kaff, das ausgerechnet Amerika heißt, anhält, ist er allerdings einigermaßen entsetzt. Ein hässliches Haus mit einem gefängnisartigen Hoftor mit heruntergekommenen Nebengebäuden, und die Vormieter sind entgegen der Abmachung auch noch nicht komplett ausgezogen.


    Nach dem ersten Schrecken und dem Abmarsch der Vorbesitzer lässt er sich jedoch von Sonjas unbändigem Optimismus anstecken und ist trotz aller Hindernisse bereit, das Beste draus zu machen. Manchmal ist das leichter gesagt als getan, wenn etwa der Fuchs seinen Tribut fordert, auf einem Feld in der Nähe eine lärmige Technoparty stattfindet oder auch, wenn sich Waltraut vom Dorfladen beharrlich weigert, Frischmilch ins Sortiment aufzunehmen. Aber schließlich sind die Moors irgendwann tatsächlich auf dem besten Wege, echte "Amerikaner" zu werden, die auch von der heimischen Bevölkerung anerkannt sind.


    Dieter Moor trifft in diesem autobiographisch gefärbten Buch genau den richtigen Erzählton zwischen Humor, Ernsthaftigkeit und geradezu poetischen Naturschilderungen.


    Mit viel Selbstironie nimmt er den "kleinen Schweizer" auf die Schippe, seinen inneren peniblen Bedenkenträger, der sich immer dann zu Wort meldet, wenn gerade mal wieder etwas schiefläuft und Gelassenheit gefordert wäre. Auch bei der Schilderung von Land und Leuten schlägt er humorvolle Töne an, begegnet den Dorfbewohnern trotz aller Skurrilitäten dabei aber sympathischerweise immer mit viel Respekt. Dass die teilweise wirklich schrägen Figuren hier nicht zur dorfdeppigen Lachnummer verkommen, rechne ich Moor hoch an, und auch seine Einstellung zur Natur und Tierhaltung gefällt mir sehr.


    Das Abenteuer "Biohof in Brandenburg" vom ersten vorsichtigen Beäugen der Örtlichkeiten bis hin zu der Feststellung, wie gut man sich inzwischen integriert hat, begleiten zu können, hat mir großen Spaß gemacht und mich auf charmante Art häufig zum Lachen gebracht (was schon etwas heißen will, denn viele "lustige" Bücher sind mir zu platt oder gewollt auf witzig gebürstet).


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen