"Klassische" schwedische Krimis - Sammelthread

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  • In letzter Zeit habe ich einige alte schwedische Krimis aus der Zeit vor Sjöwall/Wahlöö gelesen. Diese folgen weitgehend dem typischen Whodunnit-Muster à la Agatha Christie. Da die meisten von ihnen nie ins Deutsche übersetzt wurden, will ich sie hier in einem Sammelthread vorstellen.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Kjerstin Göransson-Ljungman - 27 sekundmeter, snö (27 Meter/Sekunde, Schnee)



    Eine Gruppe von Skifahrern wird durch einen Schneesturm in einer Hütte in den nordschwedischen Bergen festgehalten. Eigentlich kein Problem, denn sie haben genug Essensvorräte um besseres Wetter abwarten zu können. Nur dass am nächsten Morgen einer von ihnen nicht aufsteht - kein Wunder, denn ihm steckt ein Messer im Rücken!
    Es ist klar, dass einer unter ihnen der Mörder sein muss. Selbstmord ist ausgeschlossen, ein Unfall auch und von draußen kann niemand in die Hütte eingedrungen sein, das beweisen die fehlenden Spuren im Schnee...


    Nun ja, für den ersten modernen schwedischen Krimi ist dieses Buch aus dem Jahr 1939 vielleicht nicht schlecht - als erster Gehversuch. Im Vorwort heißt es, man sei bis dahin der Meinung gewesen, im heimatlichen Schweden könne man keine spannenden Krimis ansiedeln, dass dieses und die nachfolgenden Bücher der Autorin aber das Gegenteil bewiesen hätten.
    Furchtbar spannend war das Buch nun nicht. Die klassische Situation der von der Außenwelt abgeschnittenen Gruppe zusammengewürfelter Menschen unter denen sich ein Mörder befindet, bietet jede Menge Gelegenheit für psychischen Stress, der sich hier aber erst gegen Ende bemerkbar macht (dann aber auch richtig). Nach Auffinden der Leiche hingegen bricht erst mal nicht etwa Chaos oder Panik aus, sondern alle halten ruhig und besonnen immer schön abwechselnd Reden und erklären, was sie während der Nacht um welche Uhrzeit getan hatten und erinnerten sich auch sehr deutlich daran, ob sie unter einer Tür einen Lichtschein wahrgenommen hatten oder nicht.
    An der relativen Ruhe, die das Buch in den ersten beiden Dritteln ausstrahlte, änderten auch die völlig überzogenen hysterischen Ausbrüche einer der Frauen nichts. Sie ärgerten mich besonders, weil eben diese Figur als wenig feminines Mannweib geschildert worden war, das trainierter war und die Strapazen des anstrengenden Weges zur Hütte besser überstanden hatte als einige der Männer. Nun musste wohl bewiesen werden, dass eine Frau vielleicht körperlich einem Mann überlegen sein kann, aber ihre Psyche doch immer zerbrechlicher bleiben wird. :sauer:
    Meiner Lesespannung tat auch die Tatsache Abbruch, dass mir auf Seite 71 (von 200) klar wurde, wer der Mörder war und ich danach nie wirklich ins Zweifeln geriet, auch wenn so gut wie jeder ein Motiv hatte und Göransson-Ljungman sich gegen Ende noch eine wirklich geschickte Verwicklung einfallen lies, die mir so noch nicht begegnet war.


    Nicht wirklich schlecht, aber auch weit entfernt von gut.


    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

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  • Maria Lang - Ofärd i huset bor ("Unheil im Hause wohnt")


    Maria Lang war das Pseudonym, unter dem Dagmar Lange über 40 Jahre hinweg Krimis schrieb und viel dazu beitrug, das Krimigenre in Schweden populär zu machen. Dieses Buch war ihr elfter und erschien 1959.


    In einem in den 1880ern gebauten, pompösen Haus in Östermalm, der schicksten Wohngegend in Stockholm, leben die verschiedensten Leute aus unterschiedlichen sozialen Schichten. Da sind z. B. die Besitzerin des Hauses, eine vermögende Witwe mit Sohn, zwei Lehrer, das Portierspaar und eine Sängerin und zudem gibt es dort einen Frisiersalon und ein Rechtsanwaltsbüro, in dem das Unheil ganz klein beginnt: Dort wird eingebrochen. Nur kurz darauf wird eine Leiche gefunden und die Polizei alarmiert.
    Praktischerweise ist der ermittelnde Detektiv, Christer Wijk, schon mit dem Haus vertraut, da er mit einer der Bewohnerinnen ein Techtelmechtel hat. Eigentlich gehört er ja zur Staatlichen Mordkommission und der Fall müsste von der Stockholmer Polizei bearbeitet werden, aber da die Stockholmer total überlastet sind, darf er dran.
    Nachdem die Möglichkeit eines Selbstmordes ausgeschlossen wurde, was passenderweise in einem Kapitel mit dem eindeutigen Titel "Es war Mord!" geschieht, muss Wijk herausfinden, was wirklich geschehen ist.


    Ich war anfangs angenehm überrascht von dem Buch. Schreibtechnisch ist es von guter Qualität, aber besonders spannend finde ich den Einblick in das Stockholmer Leben vor gut 50 Jahren. Das war einige Zeit vor der Du-Reform, man ist also noch "herr X" und "fru Y", die Standesunterschiede sind noch deutlicher als heutzutage (ich möchte wirklich nicht behaupten, sie existierten nicht mehr, aber im Vergleich...), man ist sich des Unterschiedes zwischen "folk und folk" sehr wohl bewusst und lässt es deutlich raushängen, dass man was besseres ist und das Verhältnis zwischen den Geschlechtern...


    Der Krimi war nicht schlecht, aber auch nicht richtig gut. Ein gut geschriebener und aufgebauter klassischer "Verschlossenes-Zimmer"-Krimi mit sehr begrenztem Personal. Selbstverständlich waren alle Hausbewohner verdächtig mit Ausnahme des wirklichen Mörders, was die Ursache dafür war, dass ich schon recht früh besagte Person verdächtigte. Lang hat mir bewiesen, dass sie schreiben konnte und einige gelungene Szenen lassen es mich bedauern, dass sie keine gehaltvollere Literatur verfasst hat. Das Zeug dazu hatte sie, will mir scheinen.


    Der in seinem Satzbau ungewöhnliche Titel entpuppte sich als Zitat. Wagner, die Walküre. Sieglinde singt im 1. Akt in einer amüsanten und vermutlich sehr treffenden Beschreibung einer typischen Opernpremiere:

    Zitat

    Nicht bringst du Unheil dahin,
    wo Unheil im Hause wohnt!


    Insgesamt vergebe ich für ein paar unterhaltsame Stunden
    3ratten

    Wir sind irre, also lesen wir!

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Schöne Idee, vielen Dank Saltanah! :winken:

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie

  • H.-K. Rönblom - Skratta, Pajazzo ("Lache, Bajazzo")


    In einem kleinen, irgendwo in den schwedischen Wäldern um eine Glashütte herum entstandenen Ort herrscht Unruhe unter der Bevölkerung. Es ist bekannt, dass die Glashütte seit einigen Jahren mit Verlust produziert, und dass daher eine Änderung dringend nötig ist, wenn sie - und damit der Ort selbst - überleben soll. So erwarten alle gespannt die Ankunft der 3 Besitzer, der Kinder des Gründers. Diese kommen aber nicht allein, sondern in Gesellschaft einer Ministerialdirektorin, die, so wird nach und nach bekannt, die im Auftrag des Staates die den größten Teil des Jahres sowieso leer stehende Villa der Besitzer kaufen und in ein Heim für schwer erziehbare Jugendliche umwandeln will. Mit dem Ertrag aus dem Verkauf der Villa soll die Umstellung der Produktion von hochwertigem (aber zu teurem) handgeblasenem Glas zu billigem Pressglas finanziert werden.


    So stellt es sich zumindest Mackenzie Lesser vor, der sich als versierter Geschäftsmann als einziger der Geschwister um die Leitung der Glashütte kümmert. Seine Geschwister brauchen als Mitbesitzer nur ihre Zustimmung zu seinen Entscheidungen zu geben und tun dies normalerweise auch unbesehen, aber diesmal erheben sie doch Einspruch. Margaret hält es für ein Unding, dass ihr Elternhaus verkauft werden soll und der ehemalige Opernsänger Augustin, der anfangs sein Einverständnis gegeben hatte, nimmt dies zurück als er erfährt, dass die Ministerialdirektorin ausgerechnet eine ehemalige Flamme ist.


    Es sieht also für Mackenzies Pläne schlecht aus, als etwas Unvorhergesehenes geschieht: Augustin bricht plötzlich zusammen und stirbt. Vermutlich ein Herzinfarkt, aber ein anwesender Arzt ist sich nicht ganz sicher und hält eine Obduktion für angebracht. Das sorgt natürlich für helle Aufregung in der Bevölkerung und sofort kommt das Gerücht auf, Augustin wäre vergiftet worden. Hauptverdächtiger ist der Butler, der ihm kurz zuvor ein Glas Sherry gereicht hatte. Besagter Butler wendet sich an den im Ort Urlaub machenden Hobbydetektiv Paul Kennet, um diesen unangenehmen Verdacht loszuwerden, denn die Gerüchteküche nimmt keine Rücksicht darauf, dass die Obduktion als Todesursache einen anaphylaktischen Schock - also eine extreme allergische Reaktion - feststellt. Augustin wurde vergiftet, davon ist man fest überzeugt, und das natürlich mit Arsen, das in der Glasproduktion kiloweise benötigt wird.


    Dieser 1959 erschienene schwedische Krimi ist der erste aus Rönbloms Feder, den ich lese, wird aber sicher nicht der letzte bleiben. Er hat mich von Anfang an positiv überrascht: Rönblom erzählt eine zwar nicht super spannende, aber doch interessante Geschichte in einer reinen Sprache mit sehr viel Humor, wobei er einen klaren Blick für die Schwächen seiner Mitmenschen zeigt, diese aber mit Mitgefühl schildert. Den Personen werden zwar die krimiüblichen Rollen zugewiesen, sie bekommen aber doch genug Persönlichkeit, um sie lebendig werden zu lassen.


    Seinen weitgehend klassischen Whodunnit lässt er vor dem Hintergrund einer bisher statischen, jetzt aber doch Veränderungen unterworfene Gesellschaft spielen, ohne dass dieser Hintergrund einen zu großen Raum einnimmt. Das moderne Schweden hält langsam auch in diesem schwedischen Hintertupfingen Einzug, was von den Einwohnern zwar misstrauisch beäugt, dessen Notwendigkeit aber doch eingesehen wird. Das ist als unbeabsichtigtes Zeitdokument interessant zu lesen und bot mir damit eine feine Dreingabe.


    Nicht ganz zufrieden bin ich damit, wie Rönblom das namensgebende Motiv des tragischen Clowns, des Bajazzo aus der Oper von Leoncavallo (die Paraderolle des verstorbenen Opernsängers), in den Krimi einwebt. Gerade in der Auflösung wird das Motiv doch etwas überstrapaziert und lässt das Buch so mit einem leichten Dämpfer schließen. Insgesamt ist es aber doch für
    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus: gut.

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  • Aurora Ljungstedt - Hastfordska vapnet ("Das Hastford'sche Wappen")


    Eine deutsche Übersetzung existiert nicht, eine englische ist vor einigen Jahren in Kanada unter dem Titel "The Hastfordian Escutcheon" (ISBN 978-1552466483) erschienen.


    Der Erzähler Onkel Benjamin (der auch in weiteren Romanen Ljungstedts figuriert) erzählt eine Episode aus seinem Arbeitsleben als Richter. Er hatte kaum seine erste Arbeitsstelle in Jämtland (Nordschweden) angetreten, als er mit einem Mordfall konfrontiert wird: Die Leiche des Freiherrn Hastford wird auf dem Friedhof auf dem Grab seiner Frau gefunden. Offensichtlich wurde er ermordet. Hastford war erst am Tag zuvor in Begleitung seines treuen Kammerdieners Balduin auf dem seit Urzeiten seinem Geschlecht gehörenden Gutshof angekommen, auf dem sein fünfjähriger Sohn nach dem Tod der Mutter in der Obhut einer Amme erzogen wird. Nun wollte er den Sohn zu sich nach Stockholm holen. wozu es aber nicht mehr kam.


    Des Mordes verdächtigt wird ein Handelsreisender, der am Tag zuvor auf dem Hof aufgetaucht war, aber nur vom kleinen Hugo Hastford gesehen worden war. Dieser Handelsreisende ist nun verdächtigerweise mitsamt seiner kleinen Tochter, die mit ihren goldenen Locken auf Hugo so einen großen Eindruck gemacht hatte, spurlos verschwunden.


    Zwar fallen dem Richter einige Ungereimtheiten auf, aber eine Lösung kann er nicht finden. Erst knapp 20 Jahre später kommt Bewegung in den ungelösten Mordfall, als ein Halstuch des Barons im Kleiderschrank des Kammerdieners gefunden wird. Gleichzeitig hat sich Hugo in eine nicht standesgemäße junge Frau mit prachtvollen goldenen Locken verliebt und will die Verlobung mit seiner Kusine auflösen...


    Laut Nachwort handelt es sich bei diesem Buch aus dem Jahr 1870 um den ersten Whodunnit der schwedischen Literaturgeschichte. Grund genug für mich, es mir auszuleihen. Als Krimi gesehen ist es nicht gerade überragend. Das laut Klappentext "geschickt angelegte Mordrätsel" mit seiner "unerwarteten Auflösung" schrie ebenjene Auflösung einer erfahrenen Krimileserin von Anfang an ins Gesicht. Ob allerdings die damaligen Leser, Neulinge auf dem Gebiet, diese ebenso schnell erraten konnten, kann ich nicht beurteilen.


    Gefallen haben mir die naturgemäß etwas altmodische Ausdrucksweise und die Darstellung des damaligen Weltanschauung, wobei das neumodische Denken des jungen Barons, der nicht l'änger bereit ist, sein persönliches Glück der Aufrechterhaltung eines alten Adelsgeschlechtes unterzuordnen, für eine frische Brise sorgten. Insgesamt fühlte ich mich angenehm unterhalten.


    3ratten

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  • Stieg Trenter - Farlig fåfängaCover


    Nach einigen Jahren intensiver, erfolgreicher Arbeit will der junge Fotograf Harry Friberg im Mai 1944 in Stockholm Urlaub machen. Zufällig trifft er in einem Restaurant einen früheren Schulkameraden. Paul Groth ist Künstler, hat gerade seine erste Ausstellung und diese erweist sich als voller Erfolg. Die Kunstwelt ist hingerissen von und reißt sich um seine Bilder.


    Eine Woche später wird Friberg von Groth zu einem Abendessen in dessen Haus, gelegen am Hang des Fåfängan, eines Aussichtsberges in Stockholm, eingeladen. Leicht ist es nicht, im Dunkeln das Haus zu finden und als Friberg durch die Finsternis irrt, erlebt er sonderbare Dinge. Ein plötzlich verschwundener Wacholderstrauch, mysteriöse Geräusche und eine brennende Streichholzschachtel, die ihm ins Gesicht geworfen wird, sind nur einige davon.


    Im Haus selbst setzen sich die sonderbaren Ereignisse fort. Unangenehme Spannung unter den Gästen, ein mysteriöser Besucher, mit dem sich Groth in seinem Atelier prügelt, Unheil verheißende Aussprüche des Malers, der gerade als man sich zu Tisch setzen will, das Haus unvermittelt verlässt. Dann ein Schrei!


    Der Leiche des Malers wird übel zugerichtet gefunden. Offensichtlich war er durch ein Loch in einer Mauer 15 Meter in die Tiefe gestürzt. Aber wieso? Unfall? Unwahrscheinlich. Selbstmord? Noch unwahrscheinlicher. Hat ihn etwa jemand geschubst? Oder ist er über die zwischen zwei Bäumen gespannte Leine gestolpert, die am nächsten Tag gefunden wird? Wer hat diese dann gespannt?


    Die Polizei ermittelt, unterstützt von Fotograf Friberg. Einige Verdächtige gibt es, aber die meisten haben ein Alibi und auch die Motive sind nicht unbedingt überzeugend und so zieht sich die Tätersuche einige Wochen lang hin, bis es plötzlich zu weiteren Mordversuchen kommt...



    Dieser 1944 erschienene Roman ist der 3. aus Trenters Feder und zugleich der erste einer langen Reihe mit Harry Friberg als Erzähler. Mich konnte er nicht recht überzeugen. Bei diesem typischen "Puzzlekrimi" (="Whodunit") passten alle Teilchen perfekt - zu perfekt - zusammen, was eher eindimensionale Figurenzeichnung mit sich führte. Auch die Darstellung des Handlungsortes ließ zu wünschen übrig. Zwar erwähnte Trenter Stockholmer Straßen und Gebäude, so dass ich mir immer gut vorstellen konnte, wo sich die Protagonisten gerade aufhielten, aber eine richtige Atmosphäre kam nicht auf. Positiv hingegen war die Auflösung, die mit einer echten Überraschung - trotz von mir kurz vor Ende identifiziertem Täter - aufwartete.


    Sprachlich war das Buch gute Hausmannskost ohne größere Überraschungen. Über einige Druckfehler musste ich mich ärgern. Weitere Werke aus Trenters Feder brauche ich nicht unbedingt lesen.


    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

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  • Torsten Sandberg - Gåtan på Granliden ("Das Rätsel von Granliden"; 1935) Cover


    Der in der Lösung von kniffligen Kriminalfällen nicht unerfahrene Zeitungsredakteur Stellan Werne reist mit einem Freund (sprich Watson-Ersatz) in das Pensionat Granliden, gelegen in den dunklen Wäldern von Värmland. Dort war vor einigen Wochen ein grausiger Mord geschehen - einem der Gäste wurde brutal der Schädel eingeschlagen -, der von der Polizei bisher nicht gelöst werden konnte. Werne fühlt sich berufen, eigene Nachforschungen anzustellen.


    Schon bald werden ihm lokale Sagen erzählt, vor allem die vom in der Nachbarschaft wohnenden Riesen, der vor Jahrhunderten die drei Ehemänner der von ihm begehrten Tochter des Hauses Granliden erschlagen hatte. Nun, so sagt man, geht er wieder um und treibt sein finsteres Unwesen. Einige Leute aus der Nachbarschaft hatten des Nachts eine riesenhafte Gestalt gesehen und waren entsetzt vor ihr geflohen. An die Existenz des Riesen glaubt Werne natürlich nicht, aber der Fund von Stiefelabdrücken der Größe 60-80 lässt ihn doch stutzen.


    Und dass jemand mordet - ein zweiter Mord geschieht kurz nach Wernes Ankunft - steht außer Frage. Nur wer kann es sein? Die Polizei tippt auf einen Landstreicher, aber die Morde müssen von jemandem mit Lokalkenntnis verübt worden sein. Unter den Gästen bietet sich ein in den USA erfolgreicher Boxer als Verdächtiger an; nur weiß jede erfahrene Krimileserin, dass er es deshalb nicht sein kann. Und die richtig erfahrene Krimileserin (sprich Saltanah :zwinker: ) ahnt die wahre Identität des Mörders schon vor dem in der Hälfte des Buches auftretenden Durchgang aller potentiellen Täter, in der er, der wahre Mörder, natürlich fehlt.


    Trotzdem bin ich mit dem Kriminalfall zufrieden, denn Sandberg "versteckt" den Mörder geschickt ganz auffällig im Vordergrund. Das ist geschickt gemacht, und wer weniger krimierfahren ist, dürfte ihn nicht erraten können. Zudem hat Sandberg einen flüssigen, geschickten Stil, und es gelingt ihm scheinbar mühelos, eine dichte Atmosphäre aufzubauen. Gerade seine Naturbeschreibungen sind gelungen und Natur gibt es dort in der "Wildnis", weit ab von der Hektik des modernen Lebens, reichlich.


    Ich vergebe angenehm überraschte
    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

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