Ian McEwan - Abbitte

Es gibt 99 Antworten in diesem Thema, welches 32.098 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

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    Huhu,


    hier eines meiner Lieblingsbücher:


    Abbitte von Ian McEwan


    Klappentext


    Am heißesten Tag im Sommer 1935 wird die dreizehnjährige Briony Tallis im Landhaus ihrer Familie Zeuge eines eigenartigen Geschehens. In der Schwüle des Tages sind alle wie verwandelt: Was treibt die ältere Schwester mit Robbie Turner am Brunnen, was in einer dunklen Ecke der Bibliothek? Und wie ist jenes Wort in dem Brief zu verstehen, den sie nicht öffnen sollte? Mit Briony geht die Phantasie durch. Noch am selben Abend ist das Leben aller Beteiligten für immer verändert...


    ------------


    Meine Meinung


    Die 13 jährige Briony, früher ein aufgeschlossenes, lebendiges Mädchen, ist nun eher introvertiert. Sie lebt in ihrer eigenen Fantasiewelt, beobachtet die Menschen in ihrem Umfeld und möchte diese Erfahrungen später in einem Roman zum Ausdruck bringen. Als sie an einem Sommertag den nicht für sie bestimmten Brief liest und gleich im Anschluß darauf ein Verbrechen geschieht, ist es Briony, die mit ihrer Fantasie Menschen ins Unglück stürzt.


    Normalerweise ist es für mich eher ein Gütesiegel, wenn Marcel Reich-Ranicki ein Buch nicht empfiehlt. Von "Abbitte" jedoch war der Literaturpapst so begeistert, dass ich den Roman eine ganze Weile vor mir hergeschoben habe. Deshalb hat es mich auch sehr überrascht, wie flüssig Ian McEwans Werk zu lesen war, wie wunderbar dieser Autor erzählen kann. Brionys Schicksal und das ihrer Familie wird in Kapiteln erzählt, die einige Jahre vor Ausbruch des 2. Weltkrieges, währenddessen und mehrere Jahrzehnte danach spielen. Doch jedes Kapitel ist einer bestimmten Person gewidmet, bezieht sich nicht nur auf Briony, sondern beleuchtet das Leben anderer Betroffener.


    Hatte ich erst mit dem Buch begonnen, verlor ich mich in der wunderbaren Sprache, in der spannenden Erzählung. "Abbitte" ist jedem zu empfehlen, der einen anspruchsvollen und dennoch flüssig geschriebenen Roman lesen möchte.


    5ratten


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()

  • Auch hier unterschreibe ich komplett.


    Ein ganz besonderes Buch mit einem Schluss, der eher Fragen aufwirft als beantwortet


    McEwan bringt unglaublich viel Atmosphäre herüber, die Kriegsschilderungen sind erschreckend real, die heißen Sommertage zuvor glaubt man förmlich zu spüren.


    Und es ist ein Buch über die Macht von Vermutungen und Beschuldigungen und zeigt, wie bloßes Hörensagen zu schlimmen Vorwürfen und zerstörten Beziehungen führen kann.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • Hallo,


    danke für den begeisterten Tipp! :blume:
    Na, dann muss ich es wohl bald lesen!!
    Ich mag Ian McEwan sehr, habe aber lange nichts mehr von ihm gelesen.
    Vor vielen Jahren las ich "Zementgarten", inzwischen wohl auch verfilmt,
    das ist eins meiner Lieblingsbücher! Auch da geht es um Jugendliche und ich finde, es gelingt McEwan ganz besonders gut, sich in die Gefühlswelt dieser Altersgruppe hineinzudenken.


    HG
    finsbury

  • finsbury: "Liebeswahn" hat mir auch sehr gut gefallen, der "Zementgarten" subbt noch. "Amsterdam" fand ich ebenfalls erste Sahne.


    "Unschuldige" ist auch gut, beinhaltet aber eine SEHR eklige Szene :kotz:


    Ich bin auch sehr gespannt auf "Saturday", das neueste, das wohl im Licht der Terroranschläge in London noch mal eine ganz neue Bedeutung bekommt.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hallole!


    Abbitte ist wirklich ein starkes Buch. Danach habe ich noch Amsterdam gelesen, was mir aber im Gegensatz zu Valentine gar nicht gefallen hat :sauer: Um den Zementgarten schleiche ich schon länger herum, trau' mich aber noch nicht so richig.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Zitat von "Kirsten"

    Danach habe ich noch Amsterdam gelesen, was mir aber im Gegensatz zu Valentine gar nicht gefallen hat :sauer:


    "Amsterdam" fand ich ziemlich genial. Die eine Szene, in der der Protagonist dem Orchester zuhört, wie es eines seiner komponierten Stücke probt, war soooo schön, und der Schluss erschreckend, aber originell.


    Kann aber durchaus verstehen, wenn jemand das Buch nicht so gefällt.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Neben "Abbitte" und "Der Zementgarten" habe ich "Ein Kind zur Zeit" von McEwan gelesen. Ein sehr gutes Buch (wie die andern auch), aber schwer verdaulich:


    Ein Kind verschwindet während eines Einkaufsbummel der Eltern. Das Buch erzählt, wie Vater und Mutter reagieren, wie ihr Leben nach und nach kaputt geht.


    Kein Buch, um sich den Abend zu verschönern.


    Violetta

  • Violetta: Das ist ja der Alptraum einer jeden Mutter!! Das muss ich mir unbedingt besorgen, danke für den Tipp!!

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Huch, was man beim Stöbern so alles entdeckt!


    "Abbitte" War auch für mich ein ganz besonderes Buch.


    Vor kurzem habe ich erfahren, dass es demnächst verfilmt wird, vom Team der neuen Pride-and-Prejudice-Adaption und mit Keira Knightley in der Rolle der erwachsenen Briony.* Naja, ich bin ja nicht so ein Fan von ihr... :rollen:
    ...aber anschauen werde ich es mir trotzdem!


    lg, adia


    *Edit: Laut imdb spielt sie Cecilia.

  • Hallo,


    ich habe Abbitte im Zuge des SUB-Listenwettbewerbs vor einigen Tagen beendet. Hier ist nun meine Meinung.



    Ich hatte tatsächlich ein wenig Angst vor diesem Roman. Hoch gelobt von Elke Heidenreich und Marcel Reich-Ranicki befürtete ich, ein hochintelligentes Buch ohne jede Spannung zu lesen. Ich wurde zum Glück vom Gegenteil überzeugt.
    Abbitte handelt maßgeblich davon, was eine Lüge im Leben diverser Personen anrichten kann. In jedem der drei Teile des Buchs tritt ein anderer Aspekt in den Vordergrund. So springt die Perspektive im ersten Teil von Kapitel zu Kapitel zu verschiedenen Personen. Dies ermöglicht einen tiefen Einblick in die Gedanken und Gefühle der Protagonisten. Der zweite Teil handelt ausschließlich vom Betroffenen der Lüge, allerdings nachdem einige Zeit vergangen ist. Im dritten Teil dann, inzwischen liegen die Ereignisse 5 Jahre zurück, wird der Leser in den Alltag von Briony (die bereits im Klappentext erwähnt ist) entführt.


    Meine Meinung:
    Man ist ganz benommen von der unglaublichen Sprachgewalt dieses Romans, sobald man ihn beendet hat. Ian Mc Ewan versteht es so wunderbar, Bilder im Kopf des Lesers hervorzurufen. Ich war von der ersten Seite an gefesselt und wurde förmlich gezwungen, weiterzulesen. Obwohl die Handlung nicht gerade vor Ereignissen und Spannung überquillt, ist man von den Personen unglaublich fasziniert. Ich konnte mich sehr gut in Briony hineinversetzen, gerade als sie ihre Fantasien immer wieder ausschmückt und neu überdenkt. Die kindliche Freude, als ihr viele Jahre älterer Bruder endlich nach Hause kehrt und die Frustration und Enttäuschung, als die geplante Überraschung zu seiner Begrüßung zu scheitern droht. Gerade während des zweiten Teils des Buchs musste ich es ab und an beiseite legen und das Gelesene noch einmal überdenken.


    Einen kleinen Abzug erhält Abbite von mir für das Ende. Da ich nichts verraten möchte, bleibt dies ohne weitere Kommentare so stehen.


    Fazit:
    Ein wunderschöner, melancholischer, nachdenklicher und berührender Roman den man unbedingt gelesen haben sollte.



    5ratten


    Viele Grüße,
    Muertia

    :lesen: Rebecca Gablé - Der dunkle Thron<br />SuB: 6 (+16 bereits bestellte Bücher, um den SuB mal ein wenig aufzuwerten)

  • Muertia:
    Gerade das Ende fand ich besonders bewegend. Da ist mir echt alles aus dem Gesicht gefallen...


    Ein Happy End ist es natürlich nicht. Aber wäre das bei so einem Thema denn glaubhaft gewesen?


    lg, adia

  • Ich habe das Buch auch vor einiger Zeit gelesen und habe es auch als sehr eindringliches, bewegendes Buch in Erinnerung behalten. Wie zerstörend eine kindliche Lüge sein kann. Ein rollender Stein, der nicht aufgehalten wird, und dabei das Leben der Menschen dramatisch verändert. Ich konnte auch nicht aufhören zu lesen, obwohl ich am Anfang noch nicht wusste, was ich von dem Buch halten sollte. Am Ende habe ich dann noch lange darüber nachgedacht.

  • @adia
    Vielleicht hast du recht. Ein anderes Ende wäre weniger glaubhaft gewesen. Dennoch hätte ich es mir ein wenig anders gewünscht :redface:

    :lesen: Rebecca Gablé - Der dunkle Thron<br />SuB: 6 (+16 bereits bestellte Bücher, um den SuB mal ein wenig aufzuwerten)

  • Ich habe das Buch gerade zu Ende gelesen und bin wieder einmal begeistert über die Schreibkunst McEwans.
    Allerdings: am Anfang kam ich überhaupt nicht in das Buch rein (ca. 80 Seiten !!), weil ich keine Einstellung zum ersten Thema fand, dieser mißglückten Theatervorstellung. Am Ende wird einem dann klar, das alles stimmig ist und so sein muß.
    Das Ende ist eigentümlich, läßt vieles offen...., aber der eigenen Phantasie auch viel Raum.


    Erstaunlich finde ich an McEwan, daß er mit jedem Buch eine andere Atmosphäre schaffen kann und dadurch nicht langweilig wird.

  • Ich halte Ian McEwan auch für einen der ganz Großen.
    Anfangs hat mich die Handlung wenig interessiert, aber sein wunderbarer Stil hat mich ins Buch hineingezogen...


    ...und dann war "Abbitte" mein Highlight des Jahres.


    Vorsicht! Wenn man ein paar Tage Ian McEwan gelesen hat, erträgt man für eine Weile nichts banal geschriebenes mehr.
    Man geht ja auch nicht nach einem Sterne-Lokal ein paar Stunden später in einen Schnellimbiß. :zwinker:

    Wissen verwandelt Fragen in Antworten; <br />Weisheit verwandelt Antworten in Fragen.

  • Valentine,


    magst du bitte in deinem Beitrag oben spoilern, was für eine Frage sich der Leser am Schluß stellt?
    Das finde ich jetzt ärgerlich, dass ich die jetzt kenne... habe das Buch noch nicht gelesen... und genau, wenn ich mir Sachen unbedingt NICHT merken will, bleiben sie gerade hängen. :grmpf:


    lieben Gruß anyway!
    melu

    :schmetterling: <br /><br />Wer zu lange in sich geht, kommt auf der anderen Seite wieder heraus.

  • Oh, abgesehen davon: dank an euch alle für eure Meinungen zum Buch! :klatschen: Meine Buchhändlerin hat es mir gestern schwer ans Herz gelegt und wenn es hier auch so durchweg positiv besprochen wird, kann ich ja nicht anders, als es mir bald zu holen :zwinker:

    :schmetterling: <br /><br />Wer zu lange in sich geht, kommt auf der anderen Seite wieder heraus.

  • Danke :five: ich hoffe ja, dass das selige Vergessen meine Erinnerung demnächst sanft überkommt :zwinker: dann ist die Spannung wieder ungetrübt! (also nicht Spannung, du weißt schon.. )


    lieben Gruß!
    melu

    :schmetterling: <br /><br />Wer zu lange in sich geht, kommt auf der anderen Seite wieder heraus.

  • Ich habe das Buch gerade fertig gelesen und bin noch einigermaßen verwirrt über den Schluss.



    Im Großen und Ganzen war ich beeindruckt von diesem Buch. Der schlichte und schöne Stil ist ein Genuss und hat mich über den Anfang hinweggetröstet, als ich einige Schwierigkeiten hatte, in das Buch reinzukommen. Als ich mich aber erst einmal warm gelesen hatte, konnte ich fast nicht mehr aufhören. Besonders gefallen hat mir das Kapitel von Briony im Alter von 18 Jahren, als ihr so richtig bewusst war, was sie angerichtet hat. Über das Schlusskapitel muss ich mir noch in Ruhe Gedanken machen. Da es für mich etwas widersprüchlich formuliert ist, zerbreche ich mir momentan noch den Kopf, was denn nun wirklich Fakt ist. Erst hatte ich den Gedanken, dass McEwan das ganz bewusst so formuliert hat, aber außer mir scheint es jede/r hier verstanden zu haben :redface:.


    Grüße
    Doris