Mark Benecke/Lydia Benecke - Aus der Dunkelkammer des Bösen

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    Titel: Aus der Dunkelkammer des Bösen. Neue Berichte von dem bekanntesten Kriminalbiologen der Welt.
    Autoren: Mark und Lydia Benecke


    Allgemein:
    432 S.; Bastei Lübbe, 2012


    Zu den Autoren:
    Mark Benecke: Kriminalist, Kriminalbiologe und Spezialist in forensischer Entomologie (Insektenkunde, er kann also bei einer Leiche aufgrund des Auftretens von bestimmten Larven (z.B.) den Todeszeitpunkt einordnen/bestimmten)
    Lydia Benecke: Therapeutin (die auch mit Straftätern arbeitet), Referentin, Kolumnistin, Psychologische Beraterin von Benecke International Forensic Research & Consulting
    (Quelle: Klappentext)


    Inhalt:
    Das Autorenpaar schlüsselt hier Fragen auf die man sich wohl immer wieder gestellt hat wenn im Fernsehen mal wieder von einem Sexualstraftäter berichtet wird. Als Beispiele dienen ihnen einige der bekanntesten Mörder der Welt. Aber auch Fälle wie der von Frau Kampusch und ihrer jahrelangen Gefangenschaft werden beleuchtet, dabei liegt der Schwerpunkt darauf den Täter zu beleuchten und vor allem auch zu erklären welche Unterschiede es in der Psychologie gibt sie ein zu Ordnen. Das hat auch Auswirkungen auf das Strafmaß und die Frage ob sie Therapie oder Gefängnis erhalten.


    Meine Meinung:
    Ich gebe zu das ich einer dieser Menschen bin die gerne Sendungen schaut in denen alte Mordfälle aufgerollt werden und man auch etwas über die Hintergründe der Täter erfährt. Es hat einen Beigeschmack über einen Mörder zu lesen und selbst behaglich mit einer Tasse Tee im Bett zu sitzen, aber andererseits finde ich es auch gut zu wissen welche Gesellschaftlichen Hintergründe zu solchen Taten führen können, weil ich der Meinung bin das man beide Seiten - die der Opfer (auch wenn sie leider oft zu kurz kommen) aber auch der Täter zu kennen. Unabhängig davon das man oft das Gefühl hat das der Täter mehr Aufmerksamkeit bekommt. Ich finde zum Schutz der Menschen die unter ihm leiden mussten ist das trotzdem gut. Die Trauer von Menschen in die Öffentlichkeit zu zerren fände ich Geschmacklos.


    Mark Beneckes Arbeit dreht sich aber hauptsächlich um die Täter und ihre Taten, insofern ist es auch nicht verwunderlich das er in seinem Buch über sie schreibt. Dabei werden auch verschiedene Begriffe genauer erklärt die man als Normalsterblicher vor allem aus der Sensationspresse hört und die oft nicht ganz korrekt verwendet werden. Durch seine Frau die an diesem Buch mitgeschrieben hat wird die psychologische Ebene stärker mit ein bezogen und sie erklärt dann auch was zum Beispiel ein Psychopath ist, was man unter Narzissmus wirklich versteht und noch einige andere Unterschiede. Gerade diese Erklärungen fand ich sehr interessant weil sie einem einen differenzierteren Blickwinkel verschaffen. Gerade hier wird dann auch deutlich das es eben schon auch wichtig ist zu wissen wie solche Täter zu dem wurden was sie sind um andere Kinder davor zu schützen überhaupt einmal zu Tätern werden zu können, die gesellschaftlichen Mechanismen sind eben durchaus entscheidend was aus uns wird. Was nicht bedeutet das es keine Entscheidungen für oder gegen etwas gibt. Beide Beneckes untermauern ihre Aussagen mit Fallbeispielen die man zum Teil auch im Buch wiederfindet. Dadurch versteht man die Ausführungen auch besser.


    Was ich sehr gut finde ist die Tatsache das beide Autoren nicht versuchen Partei für irgend oder gegen eine Einstellung ein zu nehmen, sie bleiben sachlich und objektiv, was ich mir gerade bei den Themen über bestimmte Mörder nicht einfach finde. Einen leichten Schwerpunkt hat Aus der Dunkelkammer des Bösen (was für ein reisserischer Titel... aber Benecke spielt glaube ich gerne mit seinem Image als Gothic/Black Metal Kriminologe *gg*) Trotzdem wird man auch mit einer Vielzahl anderer Berichte konfrontiert. Der Fall Kampusch wird dabei ebenfalls durchleuchtet, wobei ich da schon den Eindruck hatte der Fall wurde hauptsächlich deshalb aufgenommen wurde weil er bei Interessenten an diesem Fall dafür sorgt das Buch zu kaufen. Aber das ist meine ganz persönlicher Eindruck und kann auch daher kommen das der Fall in den Medien ja extrem ausgeschlachtet wurde und ich froh bin das er nun kaum noch auftaucht. Es gibt ja immer Themen die man dann irgendwann über hat.


    Ja ich finde es interessant einem Menschen in den Kopf zu schauen der Menschen auf eine Weise getötet hat die ich mir gar nicht vorstellen kann und es auch nicht will. Ich möchte verstehen warum jemand dazu fähig ist und wie es überhaupt dazu kommen kann. Da ich mich mit Fachliteratur und den Fachbegriffen allerdings nicht auskenne, stellte dieses Buch eine gute Möglichkeit dar das ganz mal verständlich erklärt zu bekommen. Natürlich ist es auch unterhaltend geschrieben und ein bissl gruselig finde ich es manchmal schon wenn man sich dann wieder bewusst macht das man eben keinen Krimistoff vorgesetzt bekommt sondern die Realität. Und ja durch den Plauderton zuweilen ist es einfach das zu vergessen. Ich habe bei der Lektüre daher immer wieder versucht mich selbst daran zu erinnern. Es ist sehr leicht das Monster von sich weg zu schieben und so zu tun als ob das alles weit weg ist, aber genau das ist es eben nicht. Das waren Menschen die zum Teil mitten in der Gesellschaft lebten und durch die Ausführungen von Lydia Benecke wird einem schnell bewusst wie einfach sie es auch hatten ihre Umwelt zu manipulieren.


    Ein Fall handelt übrigens von Hitlers Schädel der zur Zeit in Moskau im Archiv liegt. Sie war interessant aber für mich als Historikerin zum Teil etwas haarsträubend... manches was hier geschildert wurde hat mir auch klar gemacht das mein Blickwinkel ein Anderer ist^^ (und auch meine Methoden *g*) Er tanzt ein bissl aus der Reihe bietet aber einen ganz guten Einstieg bevor dann die heftigen Fälle aufgerollt werden.


    Ich persönlich nehme viele neue Erkenntnisse mit, aber auch das Bewusstsein das ich mich schon sehr für solche Fälle interessiere so sehr ich das an mir selbst auch ein wenig unheimlich finde. Andererseits interessieren mich jetzt auch Beneckes Vorträge, er ist ja gerne mal auch in Shows wie auf dem ZDF bei Markus Lanz zu sehen und dort kam er mir sympathisch vor.


    Ich bin noch nicht fertig und es werden im weiteren Verlauf dann noch andere Fälle angesprochen. Der Text bezieht sich erstmal auf etwa die Hälfte des Buches. :smile:


  • Da ich mich mit Fachliteratur und den Fachbegriffen allerdings nicht auskenne, stellte dieses Buch eine gute Möglichkeit dar das ganz mal verständlich erklärt zu bekommen.


    Das ist den Beneckes auch wichtig. Sie sitzen ja oft mit den unterschiedlichsten Berufsgruppen zusammen (zB Polizist, Biologe, Rechtsanwalt, Psychologe) und da ist es dann natürlich wichtig, dass alle sich verstehen. Deshalb "üben" sie, verständlich miteineinander zu sprechen :breitgrins:



    Andererseits interessieren mich jetzt auch Beneckes Vorträge, er ist ja gerne mal auch in Shows wie auf dem ZDF bei Markus Lanz zu sehen und dort kam er mir sympathisch vor.


    Die Vorträge kann ich nur dringend empfehlen. Mark und Lydia (die war bisher auch immer dabei) beantworten danach auch immer Fragen, man kann auch Fortbildungsscheine mitbringen, die sie abzeichnen und es ist immer sehr unterhaltsam und interessant. Der nächste Vortrag zu dem ich gehe ist übrigens am 4. Mai in Bad Harzburg, siehe hier.

    Liebe Grüße,<br />Verena<br /><br />&WCF_AMPERSAND"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben?&WCF_AMPERSAND" Gandalf in &WCF_AMPERSAND"Die Gefährten&WCF_AMPERSAND", J.R.R. Tolkien

  • Danke für die vielversprechende und vorallem ausführliche Rezi! Die kam für mich genau richtig! Meine Onleihe hat dieses Buch nämlich neu aufgenommen und ich war mir nicht sicher, ob es was für mich ist, da ich Herrn Benecke nur über seine Fernsehauftritte kenne. Nun ist das Buch doch auf meiner Wunschleseliste gelandet. Ich bin gespannt, wie dein abschließendes Urteil ausfällt.

  • foenig
    Joah irgendwie viel mir dazu viel ein :breitgrins:


    Ich habe das Buch gestern noch fertig gelesen und bin insgesamt wirklich sehr angetan. Auch wenn ich das Kapitel über Nekrophelie hätte ich mir doch lieber erspart. Das war schon sehr eklig, auch wenn ich es gut fand das es nicht ausgespart wurde. Zum Glück wird man da an einigen Stellen darauf hingewiesen wo man weiter lesen kann wenn man die genaueren Einzelheiten nicht erfahren möchte. Manchmal hat mir auch der Rote Faden ein bissl gefehlt. Zwar liegt der Schwerpunkt insgesamt eindeutig auf psychologischen Fragen und warum Täter überhaupt Täter werden, aber zum Beispiel das erste Kapitel über Hitlers Zähne, das passte überhaupt nicht dazu. Auch die unaufgeklärten Mordfälle die geschildert wurden passten da nicht so recht rein. Zwar legt Benecke hier wieder den Schwerpunkt auf sein Vorgehen und nicht so sehr auf die psychologischen Aspekte - was ich gut fand da mich das eigentlich auch sehr interessiert hat, aber so richtig entscheiden kann er sich hier auch nicht. Da wäre ein ganzer Band mit solchen Fällen irgendwie schlüssiger gewesen.
    Aber gut insgesamt betrachtet hat es mich wirklich überzeugt und ich habe grad schon in der Bibliothek nach einem weiteren Buch von Benecke gesucht. Es bietet sich aber durchaus an nur mal ein Kapitel zu lesen, damit man von Mord und Mördern nicht erschlagen wird. Zu dem sollte man das Kapitel über Nekrophelie nicht lesen wenn man grade gegessen hat...


    4ratten

  • Danke für die Rezi :klatschen:


    Ich hab das Buch auch schon hier liegen und muss versuchen, mal Zeit freizuschaufeln.


    Wenn man ihn einmal live erlebt hat, muss man auch den neuen Lesestoff von ihn haben. Rund um die Veröffentlichung des neuen Buches habe ich ihn auch in 2 Talkshows gesehen, in einer mit seiner Frau. Sehr interessant.

  • Hey,
    nachdem das Buch nun sehr lange auf meiner Lesewunschliste stand, lese ich es nun wirklich mal. Ich habe aber erst ungefähr die Hälfte gelesen.


    Mein erster Eindruck:
    Zunächst bin ich doch ein wenig enttäuscht. Ich dachte, dass ich keine Erwartungen an das Buch hätte, weil ich mir auch nicht ganz sicher war auf was ich mich da einlasse. Beim Lesen ist mir aber aufgefallen, dass ich wohl doch ein wenig etwas anderes erwartet habe. Ich bin von einer Mischung von der Analyse von Täterspuren, die zum Täter führen (ähnlich wie in den vielen Krimiserien im Fernsehen) und dann einer psychologischen Einsicht ausgegangen. So ist das Buch aber nicht aufgebaut. Wahrscheinlich liegt es daran, dass die meisten Täter, die in diesem Buch vorkommen, gar nicht so geschnappt wurden. Da habe ich eindeutig zu viele Krimiserien gesehen.
    Das Einstiegskapitel mit Hitlers Zähnen und Schädel kommt meinen Vorstellungen eigentlich am nächsten. Trotzdem empfinde ich es als etwas Fehl am Platz. Es passt thematisch nur am Rande zu den weiteren Fällen.


    Ich lese das Buch übrigens immer nur kapitelweise. Nicht weil es so schlecht geschrieben ist, sondern weil es mir schon ein wenig an die Substanz geht. Es ist schließlich keine ausgedachte Geschichte, bei der ich das Buch weglegen kann und dann mir sage, gut, dass es nur Fantasie ist. Das Bewusstsein, dass diese wirklich unvollstellbaren Taten wirklich geschehen sind und manchmal gar nicht so weit weg von mir, dann wird mir ganz anders...

  • foenig
    Stimmt, das mit den Zähnen fand ich auch nicht so ganz passend. Füllmaterial? -Andererseits wird in dem Band ja auch aufgezeigt welche Bandbreite Beneckes Arbeit umfasst und das gehört natürlich auch dazu.
    Ich hab grad meine eigene abschließende Meinung gelesen und fand das es eigentlich keinen rechten roten Faden gibt.

  • Ich habe zwar schon von Mark und Lydia Benecke und ihrer Arbeit gehört, aber noch nichts von ihnen gelesen. Ich weiß wohl, dass sie auch schon Vorträge auf dem WGT in Leipzig gehalten haben.


    Deine Rezi, HoldenCaulfield, hat das Buch auf meine Wunschliste gebracht. :winken:

    Ich kaufe keine Bücher. Ich adoptiere sie. :hexe:

  • Wer kein Problem mit dem Makaberen hat, sollte auf jeden Fall mal einen seiner Vorträge besuchen, der Mann ist großartig! :winken:


    Das Buch steht übrigens auch noch auf meiner Wunschliste :smile:

    LG Gytha

    “Dieses Haus sei gesegniget”

  • So, nun habe ich das Buch beendet und meine abschließende Meinung entspricht mehr oder weniger auch meinem ersten Eindruck. Der Schreibstil hat mich zunächst ein wenig gestört. Ich habe das Gefühl, dass es sich um die verschriftlichte Form von Vorträgen handelt. Als Hörbuch könnte ich mir das ganze hier besser vorstellen. Besonders das Kapitel über übersinnliche Ermittlungen wäre wohl als Hörbuch recht amüsant gewesen. Benecke bleibt in diesem Kapitel völlig ernst und nimmt auch das Medium ernst. Jedoch liegt das Medium leider so oft falsch, dass es keine Hilfe bei der polizeilichen Arbeit wäre. Ich habe das Kapitel mit einer guten Prise Ironie gelesen und mich gut dabei amüsiert.
    Noch zu erwähnen ist, dass ich die Ebook-Version gelesen habe, was für die Bilder und deren Kommentare keine gute Wahl war. Auf meinen Sony-Reader lässt sich nur die Schriftgröße verändern, aber Abbildungen bleiben immer in der gleichen Größe. Die Bilder selbst waren groß genug, um die Details zu erkennen. Aber die Kommentare zu den Bildern waren dadurch sehr klein und ich musste mir trotz guter Augen sehr viel Mühe geben, um sie zu entziffern. In der Bahn, die bei der Fahrt wackelt, hatte ich aber leider keine Chance. Da die Bilder und die Kommentare jedoch nur ergänzend sind, ist mir wohl nichts wesentliches entgangen.

  • Meine Meinung

    Hitlers Schädel als erster Fall macht die Leser neugierig, auch wenn ich den Fall stellenweise etwas konstruiert fand. Wäre der Rest des Buchs ähnlich gewesen, hätte es mir wahrscheinlich nicht so gut gefallen, wie es das getan hat.


    Man sollte sich von Beneckes Ton nicht täuschen lassen. Der klingt manchmal ein wenig locker, genauso eben, wie ich ihn aus öffentlichen Auftritten kenne. Hinter dem lockeren Ton steckt aber zum einen ein beträchtliches Fachwissen, zum anderen auch ein neutraler Blick auf das Geschehen. Wie schon weiter oben erwähnt wurde: Mark und Lydia Benecke ergreifen keine Partei, sondern beschreibt nur die Ereignisse, die zu den jeweiligen Fällen geführt haben.


    Die Art, wie das Ehepaar gemeinsam an die Fälle herangeht, hat mir gut gefallen. Lydia Benecke geht oft direkt auf das ein, was ihr Mann gerade erklärt hat und lässt ihre Leser so noch einmal einen anderen Blick auf das bereits Gelesene werfen. Dabei haben mir die beiden sehr gut gefallen. Allerdings stimmt ich HoldenCaulfield auch zu, wenn sie sagt

    Ich hab grad meine eigene abschließende Meinung gelesen und fand das es eigentlich keinen rechten roten Faden gibt.

    4ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.