Lew Tolstoi - Anna Karenina: Teil 1

Es gibt 110 Antworten in diesem Thema, welches 20.786 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kiba.

  • Oh nein, jetzt habe ich über eine Stunde an einem Beitrag geschrieben, nur um festzustellen, dass ich nicht mehr eingeloggt war. :wand:


    Jedenfalls hallo allerseits,
    es freut mich, dass ich nicht die einzige bin, die vergleichsweise langsam vorankommt. :winken:


    Habe gestern Teil 1 beendet und bislang gefällt mir der Roman sehr gut. Ich finde es vorallem toll, dass Tolstoj sich Zeit für die Charakterisierung der Figuren nimmt und auf ihre Gefühlswelt eingeht.


    Hätte es zwar nicht gedacht, da sie mich bei meinem ersten Leseversuch eher genervt hat, aber derzeit ist Kitty meine Lieblingsfigur. Hauptsächlich, weil sie noch viel Raum für Entwicklung hat und ihre Geschichte für mich am meisten Spannung bietet. (Wie Annas endet, weiß ich aufgrund einer Verfilmung).


    Anna kann ich noch schlecht einschätzen. Beispielsweise war mir nicht ganz klar, ob sie Dolly gegenüber aufrichtig war, als sie ihr zur Versöhnung riet, oder lediglich ihrem Bruder helfen wollte. (Schließlich war es eine Lüge, dass er sie noch liebt...)

    Was den Männercast angeht, so haben die meisten ihre Sympathiepunkte bei mir verspielt.
    Oblonskij ist mir zu wankelmütig: Sei es, dass er Lewin nach nur einem Tag vergisst und Wronskijs Seite einnimmt, oder sich über den Unfall am Bahnsteig erst bestürzt zeigt, nur um Minuten später den neuesten Tratsch auszutauschen.
    Jedenfalls hoffe ich auf weitere Einblicke in sein Familienleben, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass der Seitensprung keinerlei Spuren hinterlässt.


    An Lewin zu kritteln ist nicht so leicht, schließlich ist er durch und durch ehrenhaft. Einzig seine maßlose Verehrung gegenüber Kitty finde ich übertrieben, aber Liebe macht ja bekanntlich blind. Es würde mich schon interessieren, was das für Sünden sind, die er begangen haben soll. :breitgrins:
    Die Beschreibung seinens Lebens auf dem Land hat mich ziemlich gelangweilt (liegt wohl daran, dass mir teilweise das Vokabular fehlt) und ich frage mich, ob Kitty, die sich als Stadtmädchen ja gerne amüsiert, auf dem Dorf glücklich werden könnte.


    Nun zu Wronskij. :zwinker:
    Ich habe das Gefühl, dass Anna seinetwegen noch viel leiden wird. Er scheint mir ein typischer Draufgänger zu sein, der nur auf Spaß aus ist, ohne an die Konsequenzen zu denken. Zeigt sich ja schön in seiner Unterteilung der Menschen in zwei Kategorien im allerletzten Kapitel.
    Zwar wird er von Anna gleichfalls fasziniert sein, aber ich denke ein gewisser Eroberungswille spielt mit hinein. Die Tatsache, dass er sich Lewin gegenüber als Sieger fühlt, ohne tiefergehendes Interesse an Kitty zu haben, unterstreicht diesen Charakterzug. Oder seine unangenehme Aufdringlichkeit, als Anna von ihrem Mann abgeholt wird. Aber ich lasse mich gern eines Besseren belehren.
    Was Anna angeht, so glaube, ich, dass sie in Wronskij eine willkommene Abwechslung sieht, auch wenn sie sich (noch) sträubt.


    Zu Karenin kann ich noch nicht viel sagen, aber er kommt angenehm rüber. Interessant fand ich seine Äußerung, dass Eifersucht für beide Parteien erniedrigend sei und er sich nicht auf dieses Niveau begeben werde - bin gespannt, ob er im weiteren Verlauf dabei bleibt.


    Kiba: du weißt nicht zufällig, welchen englischen Roman Anna im Zug liest?
    Wegen Semstvo wollte ich ebenfalls nachfragen, habe jetzt aber nachgegoogelt. ;D

    Einmal editiert, zuletzt von Lioba ()

  • Ich habe auch gestern noch den ersten Teil zu Ende gebracht.


    Lioba,
    was Annas Buch im Zug betrifft, gibt es in meinem Verzeichnis nur eine Erklärung zur Baronetswürde.


    Zu Karenins poetisches Buch gibt es noch einen Hinweis.


    Ansonsten ist es recht interessant, was dem Verlag eine Erklärung wert war und was nicht.


    Wieviel ein Pud wiegt, findet man nicht. Aber über Noah steht dort: Legendäre Gestalt aus dem Alten Testament; angeblich soll er wegen seiner außergewöhnlichen Frömmigkeit mit seiner Familie und etlichen Tieren die Sintflut in einer Arche überlebt haben.
    Da merkt man, dass es eine "ostdeutsche" Ausgabe ist. :smile:

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • :winken:


    Es geht zwar sehr langsam voran, aber ich bin noch dabei.


    Gestern Abend habe ich das Abendessen von Ljewin, Wronski, Kitty, Gräfin Northstone und deren Eltern gelesen, wobei mir Ljewin nach der Ablehnung seines Antrags Leid tat. Ich bin gespannt, ob Kitty tatsächlich dem Wunsch ihrer Mutter folgt und sich endgültig für Wronski entschieden hat und ob sich der Streit zwischen Stepan und seiner Frau noch einmal schlichten lässt.


    Bisher bin ich erstaunt, dass sich der Roman so leicht lesen lässt (wenn ich denn mal Zeit habe), die einzigen Stolpersteine sind für mich die doch sehr langen und ungewohnten Namen. Anna Karenina ist noch nicht aufgetaucht, aber solange dürfte es nicht mehr dauern.


    Ansonsten habe ich hin und her überlegt, ob ich erst den 1. Teil beenden soll, ohne eure Beiträge zu lesen oder ob ich parallel lesen soll. Da ich über den Inhalt keine Kenntnis habe und die Spannung aufrecht erhalten möchte, werde ich versuchen die nächsten Tage den 1. Teil zu beenden und dann auch hier nachlesen.

    :winken: Rose<br /><br />:lesen:

  • So, auch ich habe nun endlich den ersten Teil beendet. :redface:


    Obwohl ich nichts an dem Buch auszusetzen habe und ich sogar neugierig auf die nächsten Ereignisse bin, können mich solche Gesellschaftsromane nur schwer fesseln. Daher lese ich sie meist nur nebenbei und gerate dann in dieses Schneckentempo!


    Ich bin mir noch nicht so sicher, ob ich Anna mag. Man wird sehr neugierig auf sie gemacht, weil sie so lange gar nicht persönlich auftaucht. Aber noch kann ich ihr Verhalten gegenüber Dolly gar nicht einschätzen. Wahrscheinlich ist es für Dollys Seelenleben besser ihrem Mann zu verzeihen und zu hoffen, dass so etwas nicht mehr vorkommt oder sie ihn wenigstens nicht mehr dabei erwischt. Aber hat Anna mit diesen Gedanken gehandelt oder eher um ihren Bruder zu helfen?
    Ich bin neugierig, wie sich die Angelegenheit mit Vronsky weiterentwickeln wird. Dass sich dort etwas weiterentwickeln wird, da bin ich mir sicher. Außerdem habt ihr auch schon so etwas angedeutet. :zwinker:


    Levin:
    Ich mag ihn, auch wenn er auf dem ersten Blick ein wenig langweilig erscheint. Ich weiß nicht, ob ich für ihn hoffen soll, dass Kitty ihre Liebe für ihn doch noch entdeckt oder ob er nicht vielleicht doch noch eine passendere Frau für ihn findet.


    Kitty:
    Achja... Momentan ist sie mir noch zu viel Kind und zu wenig Erwachsene, was aber aufgrund ihres Alters völlig entschuldbar ist.


    Hauptsächlich, weil sie noch viel Raum für Entwicklung hat und ihre Geschichte für mich am meisten Spannung bietet. (Wie Annas endet, weiß ich aufgrund einer Verfilmung).


    Stimmt darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Kitty muss ja nicht das kleine naive Mädchen bleiben. Jetzt hast du mich neugierig gemacht, wie sie sich wohl nach dem Ball und Vronskys Abreise verhalten wird.



    Bisher bin ich erstaunt, dass sich der Roman so leicht lesen lässt (wenn ich denn mal Zeit habe), die einzigen Stolpersteine sind für mich die doch sehr langen und ungewohnten Namen.


    Ich habe mir das Lesen auch anstrengender vorgestellt. Ich lese den Roman auf englisch und dank meines Ebookreaders kann ich mir unbekannte Worte schnell nachschauen. Die langen für mich schwierigen Namen überlese ich meist. Ich schaue, wie der Name anfängt, ordne ihn ein und weiter geht es. Noch funktioniert die Methode, weil die Namen alle anders anfangen, aber ich habe keine Ahnung, ob ich damit bis zum Ende gut durchkomme.



    Ansonsten habe ich hin und her überlegt, ob ich erst den 1. Teil beenden soll, ohne eure Beiträge zu lesen oder ob ich parallel lesen soll. Da ich über den Inhalt keine Kenntnis habe und die Spannung aufrecht erhalten möchte, werde ich versuchen die nächsten Tage den 1. Teil zu beenden und dann auch hier nachlesen.


    Das war auch meine Überlegung und wie du lesen wirst, habe ich auch erst den Abschnitt beendet und danach hier hereingeschaut. Das ist halt der Nachteil des Schneckentempolesens... Aber wie du siehst kommentiere ich deinen Beitrag ja auch noch. :zwinker:

  • Bin ich froh, dass ihr auch noch nicht so weit seit.
    Ich genieße zwar jedes Mal, wenn ich das Buch zur Hand nehme, jede Seite. Aber bei mir macht sich wirklich schlimm bemerkbar, wie sehr ich inzwischen an meinem Kobo hänge. Bei dünnen Büchern fällt der Unterschied nicht so stark auf, aber Anna Karenina ist doch ein dicker Brocken. Und ich will mir kein ebook runterladen, weil ich meine Übersetzung ganz toll finde.


    Aber jetzt zum Buch:
    Dass Kitty auf diesem Ball sofort bemerkt, dass etwas nicht stimmt, finde ich schon überzeugend. Gerade wenn man verliebt ist - oder sich verliebt glaubt - sieht man doch jede noch so kleine Gefühlsregung im Gesicht des Angebeteten. Wenn der dann eine andere so ansieht, als wäre gerade die Sonne aufgegangen, bricht einem schon mal das Herz.
    Anna scheint sich da ja ordentlich zurückhalten zu wollen, obwohl sie auch eindeutig von Vronsky fasziniert ist.


    Kitty und Levin tun mir demnach beide nur leid. Levin, weil er so unliebsam abgewiesen wurde - obwohl Kitty ihn möglicherweise liebt - und Kitty, weil sie all ihre Hoffnung in Vronksy gesteckt hat, der bestenfalls ein wankelmütiger Liebhaber ist.


    Was mich total fasziniert ist, dass nach knapp 100 Seiten sämtliche Charaktere so lebendig wirken! Vielleicht ist es das, was mich an Klassikern reizt. Da sitzt wirklich jedes Wort, da springen einem die Charaktere von der Seite entgegen. Ich lese zwar nebenbei noch allerlei andere Bücher, möchte Anna Karenina aber mit euch wirklich in einem Rutsch durchlesen. :zwinker:

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  • Was mich total fasziniert ist, dass nach knapp 100 Seiten sämtliche Charaktere so lebendig wirken! Vielleicht ist es das, was mich an Klassikern reizt. Da sitzt wirklich jedes Wort, da springen einem die Charaktere von der Seite entgegen. Ich lese zwar nebenbei noch allerlei andere Bücher, möchte Anna Karenina aber mit euch wirklich in einem Rutsch durchlesen. :zwinker:


    Das finde ich auch. Die Charaktere sind so real, dass sie beinahe greifbar sind. Über 900 - 1000 Seiten wachsen sie einem richtig ans Herz und man lernt sie kennen, mit all ihren Stärken und Schwächen.
    Ich versuchte, nebenher noch andere Titel zu lesen, doch es klappte fast gar nicht. Nicht nur, weil Anna mich so einnahm, sondern auch, weil mir in den anderen Büchern dieses Facettenreichtum fehlte. Die Charaktere schienen mir platt und gesichtslos, weil die anderen Autoren den Vergleich zu Tolstoi einfach verblassten.

    //Grösser ist doof//

  • Hallo!


    Die Säteinsteigerin meldet sich endlich zu Wort :redface:


    Über 900 - 1000 Seiten wachsen sie einem richtig ans Herz und man lernt sie kennen, mit all ihren Stärken und Schwächen.


    Bist Du etwa schon fertig (Mann, ich bin wirklich meilenweit hintendran :entsetzt:) Für mich ist jeder Charakter direkt nach dem Auftauchen so präsent, als ob das Buch nur von ihm alleine handeln würde. Jeder wird so lebendig beschrieben, dass neben ihm fast kein Platz mehr ist. In den meisten Szenen in diesem Teil kommen auch nur wenig Leute vor. Das gefällt mir sehr gut, so kann ich mich auf jeden Einzelnen gleich stark konzentrieren und ihn unter die Lupe nehmen.


    Ich versuchte, nebenher noch andere Titel zu lesen, doch es klappte fast gar nicht. Nicht nur, weil Anna mich so einnahm, sondern auch, weil mir in den anderen Büchern dieses Facettenreichtum fehlte.


    Bei mir ist es genau umgekehrt. Ich lese in kleinen Etappen und nehme zwischendurch immer wieder ein anderes Buch zur Hand. Anna Karenina ist für mich eine sehr intensive Lektüre, da muss ich ab und zu Pause machen und die Geschichte quasi aus der Ferne betrachten.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Bei mir ist es genau umgekehrt. Ich lese in kleinen Etappen und nehme zwischendurch immer wieder ein anderes Buch zur Hand. Anna Karenina ist für mich eine sehr intensive Lektüre, da muss ich ab und zu Pause machen und die Geschichte quasi aus der Ferne betrachten.


    Liebe Grüße
    Kirsten


    Ich lese Anna Karenina auch eher nebenbei und zwischendurch immer wieder andere Bücher. Man kommt dadurch aber überhaupt nicht raus und der Einstieg fällt mir eigentlich immer leicht.

  • Ich habe gestern den 1. Teil beendet und obwohl ich immer mal längere Pausen zwischen den einzelnen Leseeinheiten hatte, habe ich ohne Probleme wieder in die Geschichte rein gefunden.


    Stiwa ist mir bisher nicht wirklich sympathischer geworden, aber die schnelle Versöhnung mit Dolly kam überraschend. Anna muss wirklich etwas einmaliges an sich haben, wenn sie dergleichen zustande bringen kann. :zwinker: Über Anna selbst konnte ich mir bisher kein richtiges Urteil bilden, ich finde etwas widersprüchlich.


    Lewin tat mir Leid als sein Antrag abgelehnt wurde. Ich denke, mit ihm hätte Kitty deutlich weniger Kummer als mit Wronski. Mit ihrem Vater als "Kuppler" wäre sie sicher besser dran, aber der scheint bezüglich der Partnerwahl für die Tochter bei seiner Frau keinerlei Mitspracherecht zu haben. Als Weichei würde eich Lewin auch nicht bezeichnen, vielmehr kommt er mir einfach schüchtern und sicher gegenüber Kitty vor.
    Wie es mit Wronski und Anna weitergeht bleibt spannend. Das Anna keine Liebesheirat geschlossen hatte, ist ersichtlich und sie scheint sich durchaus zu Wronski hingezogen zu fühlen.


    Über schwierigen Namen lese ich meist hinweg, allerdings weiß ich trotzdem immer wer wer ist. Überhaupt wirken die Figuren sehr lebendig.


    Mich wird der Roman sicher noch einige zeit begleiten, da ich zwischendurch ebenfalls zu anderen Büchern greife :smile:

    :winken: Rose<br /><br />:lesen:


  • Bei mir ist es genau umgekehrt. Ich lese in kleinen Etappen und nehme zwischendurch immer wieder ein anderes Buch zur Hand. Anna Karenina ist für mich eine sehr intensive Lektüre, da muss ich ab und zu Pause machen und die Geschichte quasi aus der Ferne betrachten.


    Geht mir genau so. Ich werde auch noch eine Weile an dem Buch haben, ich beginne morgen mit dem vierten Teil :winken: .

  • Ich habe heute (endlich) den 4. Teil angefangen. Schön, dass ich nicht die einzige bin, die so lahm mit diesem Buch ist. :zwinker:

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.